Das Frankenbad mit seinem umfassenden Platz liegt im Westen der Bonner Nordstadt umgeben von Häuserzeilen aus dem beginnenden 20. Jahrhundert. Es umfasst mit der Grünflächengestaltung und dem umliegenden Platz ein leicht trapezförmiges Grundstück zwischen Adolfstraße, Vorgebirgsstraße, Hochstadenring und der Straße Am Frankenbad.
Geschichte des Platzes: Von Zirkussen, Kirmessen und politischen Aufmärschen Schon Anfang des 20. Jahrhunderts war der heutige Frankenbadplatz ein wesentlicher Teil des Lebens im Bonner Norden. Damals (von 1901 bis 1922) hieß er noch Adolfplatz, benannt nach Prinz Adolf zu Schaumburg-Lippe. Um den Platz herum wurden auf der ehemals agrarwirtschaftlich genutzten Fläche die oben genannten Straßen angelegt. Nur die Fläche in nördlicher Richtung (heute Hochstadenring) blieb damals unbebaut.
Ab dem Jahr 1901 entschied sich die Stadtverwaltung, in Hinblick auf Freizeit, Erholung und Aufenthalt, den Platz zu gestalten. Am 20. September 1901 bewilligte die Stadtverordnetenversammlung 12.000 Reichsmark für die „Einebnung, Bekießung und Bepflanzung des Platzes“ (Bredenbeck 2013). Nach einem Gestaltungsplan aus dem Jahr 1911 sollten nach allen Seiten mindestens zwei-, maximal dreireihige Baumbepflanzungen mit Rasenflächen, Sträuchern und Blumen angelegt werden. Die Eingänge zur Adolf- und Ringstraße sollten gärtnerisch gestaltet werden. Das Einrichten eines Kinderspielplatzes und das Installieren von Sitzgelegenheiten und Toiletten sollten die Bedürfnisse der Bewohner*innen stillen. Um das Jahr 1903 wurde der Adolfplatz als Zirkusplatz genutzt. Die Fläche war groß genug, um auch sehr große Zirkusse mit deren Zelten zu beherbergen. Nicht nur Zirkusse, auch Jahrmärkte, Kirmessen und andere Großveranstaltungen wurden bis zum Zweiten Weltkrieg auf dem Platz abgehalten. Er fungierte sogar schon ab 1910 als von der Stadt explizit ausgewiesener Spielplatz für den sich damals neu etablierenden Fußballsport.
Bis zum Zweiten Weltkrieg wurde diese Nutzung des Frankenplatzes beibehalten, bis neue Veranstaltungen abgehalten wurden. Das NS-Regime und die antifaschistische Bewegung nutzten den Platz für politische Machtdemonstrationen. 1940 wurde auf dem Platz ein öffentlicher Luftschutzraum eingerichtet. Zwei Jahre später ließen die NS-Organisatoren von Kriegsgefangenen ein Löschwasserbassin errichten. Nach Kriegsende wurde der Frankenplatz wieder für Kirmessen, Zirkusse und Weihnachtsmärkte genutzt. Jedoch vernachlässigte man ihn mit der Zeit und ließ ihn nach und nach verkommen. Die fortschreitende Verwahrlosung des Geländes animierte verschiedene Stadtplaner zu unterschiedlichen Nutzungskonzepten. Eines davon beinhaltete den Bau eines Schwimmbads, welches architektonisch wie auch städtebaulich den Platz und den umliegenden Stadtteil aufwerten sollte.
Die Geburtsstunde des Frankenbads Das wachsende Bedürfnis nach Schwimmkultur nach dem Zweiten Weltkrieg brachte eine große Nachfrage an öffentlichen Schwimmbädern mit sich. Das damals einzige Hallenbad Bonns, das Viktoriabad, konnte den wachsenden Zahlen der Schwimmbadbesucher*innen der 1950er Jahre nicht mehr nachkommen. Die ersten Schritte zum Bau eines neuen Hallenbads wurden am 15. August 1958 gewagt. Damals schrieb die Stadt Bonn einen Wettbewerb aus, an welchem sich alle freiberuflichen Architekten des Stadt- und Landkreises beteiligen konnten. 18 Entwürfe gingen damals ein, von welchen sechs nominiert wurden. Die Wahl fiel auf den Bonner Architekten Hans Spoelgen. Dieser belegte zwar nur den zweiten Platz, wurde jedoch dennoch mit dem Entwurf für das Frankenbad beauftragt.
Im Januar 1960 startete der Bau des neuen Hallenbads. Es dauerte bis ins Frühjahr 1963, bis der Rohbau zum Großteil fertiggestellt war und mit der Gestaltung der Außen- und Gartenanlagen begonnen werden konnte. Hierfür wurde der Landschafts- und Gartenarchitekt Heinrich Raderschall engagiert. Raderschall war damals für die Grünflächen und Gartengestaltung der Stadt Bonn verantwortlich und feierte später auch internationale Erfolge bei der Internationalen Gartenausstellung in Hamburg 1963 und der Weltausstellung 1967 in Montreal. Am 22. Juni 1963 konnte schließlich die Einweihung des Bades gefeiert werden.
Den Ambitionen, der neuen Bundeshauptstadt Bonn spektakuläre, architektonische Akzente zu verleihen, war es gerschuldet, dass der Bau des Frankenbades seiner Zeit 8,5 Millionen D-Mark verschlang. Der Bund verstand das Bad als Prestigeobjekt und verflocht es verbal mit der vier Jahre zuvor errichteten „Bühne der Bonner Republik“ – der Beethovenhalle.
Die Architektur des Bäderkomplexes Dass Hans Spoelgen mit dem Bau des Bades beauftragt wurde, lag an seinem überzeugenden Konzept einer effizienten Ausnutzung der Baufläche und der Einbeziehung der umliegenden Bebauung. Spoelgen plante die kleinbürgerlich geprägte Nordstadt stärker mit der Innenstadt zu verbinden. Hierfür nutzte der Architekt die vorgelagerte Platzanlage zur Adolfstraße, welche auch zur Freizeitgestaltung einlud, um eine Verbindung zwischen dem Bäderkomplex und der Bonner Nordstadt zu schaffen. Der Bäderkomplex im Bungalowstil besteht aus zwei Gebäudeteilen. In dem hohen, rechteckigen Teil befinden sich die Schwimmbecken und Tribünen. Den niedrigeren, dreiflügeligen Gebäudetrakt teilten sich Foyer und die Umkleideräume. Die beiden Gebäudeteile umrahmen einen Innenhof, welcher, wie auch die Außenanlage, von Heinrich Raderschall gestaltet wurde. Imposant präsentiert sich die Eingangsfassade. Fast 60 Meter lang dominiert die 15-achsige Fensterfront mit ihren schmalen, vom Boden bis zur Decke gezogenen Fenstern das äußere Erscheinungsbild des Gebäudes. Die vordere Außenfassade des Hallenbades wird eingefasst von glattem, dunkelgrünem Serpentin. Gleiches wiederholt sich im Inneren des Foyers. Hierdurch wird ein Durchblick von außen bis in den Innenhof geschaffen. Das Foyer präsentiert sich dank der durchgehenden Fensterfront des Innenhofes als langgestreckter, lichtdurchfluteter Raum. Rechts auf einer erhöhten Position des Foyers befand sich die ehemalige Milchbar, deren Zugang so angelegt war, dass diese frei zugänglich und auch von den nicht badenden Anwohner*innen und Gästen besucht werden konnte.
Das eigentliche Herzstück des Gebäudekomplexes war die Schwimmhalle, ein kubistischer Baukörper mit zwei Fensterseiten. Typisch für die Bauweise der 1960er Jahre ist das markante Schmetterlingsdach – eine Umkehrung des klassischen Satteldachs. Die zwei einander zugeneigten Dachflächen sind V-Förmig miteinander verbunden. Auch die Seiten der Schwimmhalle sind mit grünem Serpentin verkleidet und folgen dem V-förmigen Auf- und Absteigen der Dachkonstruktion. Das Innere der Schwimmhalle ist mit einem Mehrzweckbecken (25 × 12,5 m), Sprungturm (1 m, 3 m, 5 m) und einem Sportbecken (25 × 15 m) gestaltet. Die Zuschauertribünen zieren die Westwand. Sechs mit Marmor verkleidete Säulen trennen die beiden Becken räumlich und stützen die nach innen geneigten Dachhälften. Auch hier ermöglicht die große Glasfassade einen Blick in den begrünten Innenhof.
Die Außenanlagen Man beauftragte Heinrich Raderschall den Innenhof sowie den Außenbereich des Frankenbads zu gestalten. Ziel war es, das Schwimmbadgebäude über die Gestaltung der innenliegenden und der es umgebenden Fläche sinnvoll mit der städtebaulichen Umgebung in Bezug zu setzen. Auf der Westseite wurde eine Rasenfläche mit einer lichten Baumreihe angelegt. Auf der Nordseite ist eine dichtere Baum- und Buschbepflanzung zu finden, die den Blick auf die sich auf der ganzen Breite erstreckenden Parkplätze kaschieren soll. Auf der schmaleren Südseite geht der bestehende Gehwegbelag in ein quadratisch, diagonal verlegtes Natursteinpflaster über. Jedes Quadrat, bestehend aus Waschbetonplatten, wird von einem Band aus dunkelgrauen Bodenplatten gerahmt. Der großzügige Platz vor dem Haupteingang besticht durch seine Bepflanzung und das auffällige Raster der Bodenplatten. Das diagonal verlaufende Pflaster entwickelt eine zunehmende Dynamik welche die Besucher*innen zum Eingang leiten soll. Der trapezförmige Vorplatz wird ebenfalls durch regelmäßig gepflanzte Bäume zur Straße hin abgeschottet. Heimisches Gehölz, Blumen und Stauden begrünten ursprünglich in rechteckigen Beeten die Hauptfassade und kleine Inseln auf dem Platz. Gegenüber dem Eingang dienen vier große, kantige schwarze Sitzkuben aus Basaltlava als Sitzgelegenheiten. Imposantestes Objekt der Platzgestaltung war der in ein Rasenbeet gesetzte Brunnen, eine große flache Schale, aus welcher eine bis zu zehn Meter hohe Wasserfontäne schießen konnte. Die auf dem Vorplatz eingesetzten Gestaltungsmittel werden im Inneren des Baukomplexes vom circa 30 x 36 m großen Atrium aufgegriffen. Die flächendeckende Bodenrasterung aus großen Quadraten sowie die angelegten Beete führen die Gestaltungsidee Raderschalls fort. Die Besucher*innen werden durch ein Wasserbecken geführt, welches von einem Brunnenbassin mit Springstrahlen gespeist wird. Als angenehmer Kontrast zu den harten Kanten und Ecken der Gesamtarchitektur treten vier Wasserspiele in Form von glatten, glänzenden Natursteinkugeln in Erscheinung. Ruhebänke, welche das Atrium säumen, vervollständigen den Erholungsraumcharakter. Die Stadtwerke beschrieben den Innenhof des Bades wie folgt: „[…] eine Demonstration der Geborgenheit […], eine Geste der Abwehr gegen den Lärm der Straße.“ (Derda u. Kittel 2014)
Bindeglied zwischen Peripherie, Innenstadt und Grünfläche Der Bau des Frankenbads kann als überaus gelungenes Beispiel städtebaulicher Einbindungen herangezogen werden. Auf der Seite Adolfstraße offenbart das Frankenbad seinen innerstädtisch-sozialen Charakter. Die niedrige Dreiflügelanlage wurde dezent nach Westen zurückversetzt, womit ehemalige Eigenschaften des Platzes erhalten bleiben. Der Vorplatz dient als Bindeglied zwischen zeitgenössischer und Vorkriegsarchitektur. Er wertet den ehemaligen peripheren Stadtbezirk merklich auf. Eine hohe Materialwertigkeit und -ästhetik unterstreicht die gewollte Aufwertung des Quartiers. Naturstein und polierter Marmor als Schmuckelemente werten die Architektur merklich auf. Der damalige Dezernent und Werkleiter der Stadtwerke Bonn, Alfred Hüwel, beschrieb die bauliche Intension mit den Worten:
„Bei der Bestimmung der Baustoffe, Materialien, technischen und sonstigen Einrichtungen haben wir an die Güte und Dauerhaftigkeit die größten Anforderungen gestellt, um die späteren Unterhaltungskosten möglichst niedrig zu halten.“ (Derda u. Kittel 2014)
Die schmuckvollen Waschbetonplatten des Frankenbadplatzes reichen bis zum Bürgersteig und ersetzen diesen somit auf der Fläche des Vorplatzes. Die Passant*innen überqueren zwangsläufig die Außenanlage mit repräsentativem Blick auf das Hallenbad. Beete und Sitzgelegenheiten fügen dem Raum sinnvoll Ruhe- und Bewegungszonen hinzu.
Heutiger Zustand von Bad und Platz Die stolze Ästhetik der 1960er Jahre ist heute verflogen. Die Bausubstanz des Gebäudekomplexes befindet sich noch immer nahezu im Originalzustand. Die Grundstruktur wie auch die Raumaufteilung sind erhalten geblieben. Lediglich die Milchbar ist nicht mehr in Betrieb. Anders verhält es sich mit dem Atrium. Für Besucher*innen ist der Innenhof schon lange nicht mehr zugänglich. Seiner Funktion vollständig beraubt, wurde die Gestaltung des Hofes durch Nichtnutzung konserviert. Die Wasserspiele spielen nicht mehr, die Becken sind leer. Die Beete wuchern ungepflegt über ihre ursprünglichen Begrenzungen heraus. Dennoch sind die grundlegenden Strukturen und Gestaltungselemente nach wie vor erkennbar.
Nicht konserviert werden konnte der Außenbereich, welcher durch die intensive Nutzung von Anwohner*innen und Passanten*innen einem steten Nutzungswandel unterliegt. Die Rasenfläche auf der Westseite ist, um der wachsenden Nachfrage an Parkplätzen gerecht zu werden, einer Fläche aus Rasengittersteinen gewichen. Das Errichten eines Kinderspielplatzes gegenüber dem Eingang und eines Basketballplatzes aus rotem Tartan veränderte den Charakter der Platzanlage signifikant. Die Rasterung des Bodens ist nur noch in Teilen abzulesen, da im Laufe der Zeit an Stelle der hellen Waschbetonplatten dunkle Steinplatten verlegt wurden. Die freistehenden Hochbeete wie auch die Rasenfläche mit dem markanten Schalenbrunnen wurden entfernt, dafür ein ebenerdiges, planes Wasserspiel mit 22 sich gegenüberliegenden Bogenfontänen installiert. Die Sitzkuben wurden sinnlos umgestellt und eine nicht vorgesehene Randsteinbepflanzung eingesetzt.
Wertvoller sozialer Treffpunkt und Kulturraum In den vergangenen Jahren kam es immer wieder zu Bürgerentscheiden bezüglich geplanter Nutzungsänderungen des Frankenbades bzw. des Frankenbadplatzes. Der erste Bürgerentscheid der Stadt Bonn überhaupt beschäftigte sich mit dem neuen Bäderkonzept der Stadt. Die Quintessenz, welche daraus gezogen werden kann, ist, dass die Bewohner*innen der Altstadt ihren Frankenbadplatz behalten möchten. Obwohl die damalige Ästhetik des Bades und des Platzes seit geraumer Zeit verflogen ist, so zählen ihn viele Bewohner*innen der Bonner Altstadt liebevoll zu ihren Lieblingsorten. Die Attraktivität des Platzes liegt heute in dessen Lebendigkeit. Der Frankenbadplatz ist zum Dreh- und Angelpunkt der Bonner Altstadtkultur geworden. Hier wird gelacht, diskutiert, musiziert, getanzt und das eine oder andere Kaltgetränk genossen. An lauen Sommerabenden ist es schwierig, selbst auf dem blanken Waschbetonboden ein freies Plätzchen zu finden. Friedlich koexistieren alle Besucher*innen symbiotisch mit ihren Nächsten. Kinder spielen in den Fontänen des Wasserspiels oder auf dem Spielplatz, Jugendliche liefern sich eine Partie Basketball, Eltern lesen Zeitung oder genießen eine Tasse Café und irgendwo erklingt eine Gitarre. Alle sind willkommen, ob jung oder alt, ob arm oder reich, ob Bonner*in oder nicht. Diese sozio- und multikulturelle Mischung verleiht dem Frankenbadplatz sein besonderes Flair von Weltoffenheit, Toleranz und Alternativität.
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