Der auch Kölnplatz oder „Kölle-Platz“ genannte Jahn-Sportplatz in der Bonner Nordstadt bestand wohl schon zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Der Jahnplatz galt stets als der „Platz der kleinen Vereine“. Ab 1966 wurde die Sportstätte mit dem 1970 eingeweihten Sportpark Nord überbaut.
Der Jahn-Sportplatz auf historischen Karten Das später für den Jahnplatz genutzte Areal zeigt sich in den zwischen 1836 und 1850 erarbeiteten Karten der Preußischen Uraufnahme westlich des Rheindorfer Bachs noch gänzlich unbebaut. In der zwischen 1891 und 1912 erarbeiteten Preußischen Neuaufnahme lässt sich das Sportgelände dann bereits deutlich ausmachen, es wird jedoch in den Karten nicht gesondert benannt. Historische Stadtpläne von Bonn weisen die Sportstätte dann 1926 und 1930 als „Spiel-Platz“ bzw. „Jahn-Platz“ aus (landkartenarchiv.de und Abb.). Auch das auf 1930 datierte Luftbild im Bonner Online-Stadtplan lässt den Platz deutlich erkennen (stadtplan.bonn.de). Erst in den topographischen Karten TK 1936-1945 wird das Gelände dann als „Sportpl.“ benannt, wo es als umzäunte oder ummauerte Fläche von gut 60.000 Quadratmeter Größe mit Zuwegung von der Kölnstraße aus eingezeichnet ist (vgl. Kartenansicht).
Zur Nutzungsgeschichte des Jahn-Platzes Vermutlich auch, weil der Jahnplatz im Laufe seines Bestehens von keinem der „größeren“ Bonner Sportvereine dauerhaft genutzt wurde, liegen eher spärliche Nachrichten zu dessen Geschichte und seiner Nutzung vor. Ausschnittweise beleuchten jedoch zahlreiche Zeitungsartikel des Bonner General-Anzeigers (GA) die vielfältige Nutzung der offenbar wegen ihrer Lage an der Kölnstraße auch Kölnplatz oder „Kölle-Platz“ genannten Sportanlagen durch Bonner Vereine für zahlreiche Sportarten (nachfolgend genannte Artikel alle aus der Sammlung Klaus Rick). Zum 20. Mai 1927 berichtet der GA von einem „Gauwerbeschießen“ des Gau Mittelrhein des Deutschen Kartells für Jagd- und Sportschießen mit Einzel- und Mannschaftskämpfen am 22. Mai 1927 „auf dem Städt. Spielplatz (Jahnplatz)“ und von den wenige Wochen später vom 26. Juni bis 3. Juli 1927 vom Ortsverband für Leibesübungen Bonn ausgerichteten „Vaterländischen Festspiele 1927“, bei denen Schlagball- und Handballspiele auf dem Jahnplatz bzw, Kölnplatz ausgerichtet wurden (GA vom 25. Juni 1927). Zum 8./9. September 1928 richtete der Bonner Reitclub e.V. auf dem „Jahnplatz (Spielplatz an der Kölnstraße)“ ein „Großes Reit, Spring-, u. Fahr-Turnier“ aus, das offenbar im Folgejahr am 1./2. Juni als „Großes Reit- u. Spring-Turnier“ des Bonner Reitclub e.V., Reit- und Fahrverein „auf dem Sportplatz an der Kölnstraße (Jahnplatz)“ eine Wiederholung fand (GA vom 6. September 1928 und vom 31. Mai 1929). In den folgenden Jahren finden sich u.a. Berichte zu Handballspielen der Bonner Ortsgruppen der Reichsbanner-Schutzsportabteilungen, die als „Reichsbanner-Schutzsport“ des politischen Wehrverbands während der Weimarer Republik auf dem Jahnplatz stattfanden (GA vom 8. April 1930), zu Leichtathletikwettbewerben („Turnen, Sport und Spiel“, GA vom 4. September 1930), zu „Rugby in Bonn“ (GA vom 1. Oktober 1932) und zu Schlagball-Meisterschaftsspielen (GA vom 17. Juni 1933).
In Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg befanden sich auf dem Jahnplatz drei Fußballfelder nebeneinander. Auf diesen spielten die Jugendmannschaften der Bonner Vereine, darunter die Tura, Fußball und hier wurden auch die Jugendspiele der Bonner Schulen (Fußball und Leichtathletik) ausgetragen (Hinweis Herr Rick, vgl. stadtplan.bonn.de, Luftbilder 1930-1962). Offenbar war es jedoch in der Nachkriegzeit um den baulichen Zustand des Jahnplatzes nicht zum Besten bestellt: 1950 findet sich eine über einen Leserbrief an den General-Anzeiger geäußerte Beschwerde über den „Rumpelplatz“, die mit deutlichen Worten anmerkt „... es ist eine Schande, in welchem Zustand sich jetzt der Jahnplatz befindet. Man soll nicht von Geldmangel reden. In 14 Tagen könne der Platz wieder in Ordnung sein und die Stadtverwaltung wäre des Dankes der 'Nordstädter' gewiss.“ (Leserbrief von F.B., Römerstraße, „Jahnplatz eine 'Schande'“, GA vom 26. März 1950). Nach Auskunft des Fußballklub Rhenania sei jedoch zumindest bereits „seit Monaten ... neben dem städtischen Wohnhaus am Eingang zum Jahnplatz vom Amt für Jugendpflege und Leibesübungen ein Umkleideraum eingerichtet“ („Umkleidemöglichkeit vorhanden“, GA vom 8. Februar 1950). Auch gab es seinerzeit Befürchtungen, dass die den Platz traditionell nutzenden „kleineren“ Vereine zugunsten des großen Bonner Fußball Vereins weichen müssten, wie aus einer Aussprache zwischen den Sportvereinen und der Stadtverwaltung berichtet wird („Jahnplatz gehört den 'Kleinen'“, GA vom 17. November 1950). Hintergrund dieser Sorgen war die damalige Diskussion über eine notwendige neue Heimspielstätte des BFV: „Da der BFV in absehbarer Zeit seinen Sportplatz an der Friedrich-Ebert-Allee aufgeben muss ... wird es höchste Zeit, daß die Stadt eine Entscheidung fällt, zumal der Vorstand des BFV bereits einen Architekten mit der Planung zur Umgestaltung des Jahnplatzes beautragt hat. Neben einer Hauptkampfbahn ist eine Trainingsplatz, der sich auch zur Austragung von Spielen eignet, vorgesehen. Mit der Überlassung des Jahnplatzes an den BFV dürfte aber den Sportvereinen, die dort bisher spielten, unter Umständen jede sportliche Betätigungsmöglichkeit genommen werden.“. Die Diskussionen mündeten schließlich im Ausbau der damaligen Gronau-Kampfbahn zu einem städtischen Sportzentrum, das auch dem BFV und dessen Nachfolger Bonner SC bis zum Abriss 1989 als Heimspielstätte diente. Als Vorteil für diesen Standort im Bonner Süden wurde auch die Möglichkeit angeführt, den Wassersport auf dem Rhein in die Vorhaben einbeziehen zu können („Gronaustadion - Bonner Sportzentrum“, GA vom 9. November 1950).
Im Jahr 1966 - ein Teil des Jahnplatz-Geländes wurde bereits als Mülldeponie genutzt - erfolgte der Beschluss, den vormaligen Jahn-Sportplatz zum Bonner Sportpark Nord auszubauen. Dieser entstand zwischen 1967 und 1970 und ersetzt seit seiner Einweihung die dem Bund für den Ausbau des Parlaments- und Regierungsviertels zur Bebauung überlassenen Sportanlagen in der Gronau.
Fußball und Siedlungsentwicklung, das Geldspiel Tennis und die Kölner Sportheroen im Hoch- und Spätmittelalter. In: Siedlungsforschung. Archäologie - Geschichte - Geographie 35 (Wiederabdruck in Michael Embach (Hrsg.), Spätlese, 2021, S. 321-337), S. 161-177. Bonn.
Kösters, Ferdinand (2004)
Das Spiel, das aus der Steppe kam... Hundert Jahre Fußball in Bonn. Die Geschichte des Bonner Sportclub 01/04. Meckenheim.
Nöller, Eberhard (1999)
Der Bonner Tennis- und Hockey-Verein: Seine Geschichte 1903-1999. Bonn. Online verfügbar: BTHV 1903-1999, abgerufen am 07.02.2022
Skrentny, Werner (2001)
Das große Buch der deutschen Fussballstadien. S. 30-32, Göttingen.
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