Die Kurt-Schumacher-Straße, früher Drachenfelsstraße, wurde zusammen mit der Heinrich-Brüning-Straße, ehemals Petersbergstraße, um 1906 als eine Art der Stadterweiterung von Bonn jenseits der mittelalterlichen Befestigung auf den Freiflächen zwischen Bonn und Bad Godesberg neu angelegt. Nach vertraglicher Absicherung im August 1906 (18.8.1906; Sonntag 1998) sowohl mit den Eigentümern A. Keller, Fabrikbesitzer aus Siegfeld bei Siegburg, und der Witwe des Geheimen Kommerzienrates Scheidt aus Kettwig bei Mülheim an der Ruhr als auch mit den Architekten bzw. Unternehmern, Rolffs und Scheidgen über die Anlage der Villenkolonie „Gronau“ leitete die Stadt Bonn noch im selben Jahr den Ausbau der Straßen ein.
Zwischen 1906 bis 1922 entstand hier in bevorzugter Wohnlage parallel zum Rhein mit Blick auf den Fluss und das Siebengebirge eine Reihe aufwändiger Villenbauten, größtenteils nach Entwürfen des Bonner Regierungsbaumeisters Julius Rolffs (1868-1946). Er war das jüngste Kind von Ernst Rolffs, der in Siegburg die Kattundruckerei Siegfeld führte und 1911 gemeinsam mit Alfred Keller die Tiefdruckfarbenfabrik gründete. Um an der Drachenfelsstraße, heute Kurt-Schumacher-Straße, den Blick auf den Rhein und das Siebengebirge zu erhalten, sollte die östliche Straßenseite in einer Tiefe von 100 Metern nicht bebaut werden. Die Grundstücke wurden durch diese Bedingung teurer. Mit dem Bau der Doppelvilla Lürken, Drachenfelsstraße 2/3 (später Kurt-Schumacher-Str. 2) begann ab 1906 die Umsetzung der Planung. Die Villa Kurt-Schumacher-Straße 4 wurde als eines der letzten Gebäude 1921/22 errichtet.
Die Einzel- und Doppelvillen sind in der inneren Baukörperstruktur und im äußeren Eindruck weitgehend erhalten; entwurflich und handwerklich qualitätvoll zeugen sie als Werk eines für Bonn bedeutenden Architekten von der Architekturauffassung des frühen 20. Jahrhunderts. Die homogene Reihe gleichwertiger Villen an der dem Rhein und dem Siebengebirge zugewandten Westseite der ehemaligen Drachenfelsstraße stellt in der damaligen städtebaulichen Konzeption der Stadterweiterung des frühen 20. Jahrhunderts sowohl eine städtische Schauseite als auch einen stadträumlichen Abschluss dar. Als Bauvorhaben des Siegburger Fabrikanten Alfred Keller, der die Villen zum Teil als Mietobjekt errichten ließ, sind die Objekte von sozialgeschichtlichem Zeugniswert.
Nach 1949 wurde den Objekten durch Umnutzungen politikgeschichtliche Bedeutung zuteil. Die Nähe zum Regierungssitz und die repräsentative Gestaltung der Baukörper trugen zur Wahl der Bauten als Residenz des Ägyptischen Botschafters, als Botschaft der Republik Indonesien, als zeitweiliger Sitz der Norwegischen Gesandtschaft, als Niederlassungen der Hamburgischen, der Hessischen und der Saarländischen Landesvertretung beim Bund bei. Neue Nutzungen: Anwaltskanzleien; Max-Planck-Institut für Solarnutzung, Dependance der Deutschen Welle
(Angelika Schyma und Elke Janßen-Schnabel, LVR-Amt für Denkmalpflege im Rheinland, 2014)
Internet stadtplan.bonn.de: Online-Stadtplan und Straßenverzeichnis der Bundesstadt Bonn (abgerufen 17.03.2022)
Literatur
Die Oberbürgermeisterin der Stadt Bonn (Hrsg.) (2004)
Vom Parlaments- und Regierungsviertel zum Bundesviertel: Eine Bonner Entwicklungsmassnahme 1974-2004. Bonn.
Sonntag, Olga (1998)
Villen am Bonner Rheinufer: 1819-1914, Band 3 - Katalog 2. S. 285-308, Bonn.
Vogt, Helmut / Stadt Bonn, Stadtarchiv und Wissenschaftliche Stadtbibliothek (Hrsg.) (1999)
„Der Herr Minister wohnt in einem Dienstwagen auf Gleis 4“, Die Anfänge des Bundes in Bonn 1949/50. S. 169, Bonn.
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