Kurzbeschreibung des LVR-Amts für Denkmalpflege im Rheinland
Kurt-Schumacher-Straße 12 (ehemals Drachenfelsstraße 12/12a) 1907 - 1909 als Doppelvilla errichtet; 1919, 1926 Nebengebäude Architekt: Julius Rolffs (1868-1946), jüngstes Kind des Siegburger Fabrikanten Ernst Rolffs, Siegfeld-Werke Bauherr: Alfred Keller, Siegfeld bei Siegburg
1907 Bauantrag für die nördliche Hälfte, Fertigstellung 1908 1908 Bauantrag für die südliche Hälfte, Fertigstellung 1909 1909 nördliche Halbvilla: Glasüberdachung der rheinseitigen Terrasse Bauherr: Rittergutsbesitzer Roth 1909 südliche Halbvilla: ebenfalls Glasschutzdach über der rheinseitigen Terrasse beantragt 1919 südliche Halbvilla: Bauantrag für den Neubau einer Garage und Chauffeurwohnung Bauherr: Kramer, Architekt: Rolffs 1926 Bauantrag für einen Pferdestall mit Wohnung Bauherr: Konsul Ernst Kramer, Architekt: Felix Krüger
Letzte Nutzung seit 1949/1950 Vertretung der Freien und Hansestadt Hamburg beim Bund.
An der ehemaligen Drachenfelsstraße parallel zum Rhein auf einer ersten Terrassenkanten mit Blick auf das Siebengebirge wurde zu Beginn des 20. Jahrhunderts eine Reihe aufwändig gestalteter malerisch wirkender repräsentativer Villenbauten durch den Architekten Julius Rolffs erbaut.
Spiegelbildliche, zweigeschossige Doppelvilla mit Souterrain, Putzbau mit Bruchsandsteinverkleidung im Sockelbereich und Sandsteinarchitekturdetails mit mächtigem schiefergedeckten Mansarddach; straßenseitig zwei polygonale Sandsteinerker im Erdgeschoss mit aufsitzendem Balkon im Obergeschoss, begrenzt von einer Brüstung aus Sandsteinbalustern und je einem die Erkerachse umfassenden Zwerchhaus; ursprüngliche Balkonüberdachung auf Säulen mit ionischen Kapitellen, geschweifter Haube und polygonalem kleineren Erkeraufsatz im Dachbereich in beiden Haushälften nicht mehr vorhanden, ehemals geschweifte Ortgangkante der Giebelhausflächen begradigt; die zwischen den Erkern ehemals durchgehende Holz / Glasveranda ebenfalls beseitigt; Giebelseiten der Doppelvilla nahezu original überliefert mit seitlichem Treppenaufgang, flachem Halbrunderker im Erdgeschoss in der Achse nahe der Straßenecke, flachem Rechteckerker über zwei Geschosse in der westlichen Achse und darüber liegendem Zwerchgiebelhaus mit geschweifter Abschlusskante über zwei Achsen; Gartenfassade spiegelgleich gestaltet, mit Ausnahme kleiner Abweichungen wie des Kellerausgangs im Sockelbereich der nördlichen Haushälfte, der heute - nach veränderter Modellierung des Geländes - ebenerdig in den Garten führt; Erdgeschoss beider Haushälften an den Gebäudekanten mit Balkonen im Obergeschoss vorspringend, im Mittelteil im Erdgeschoss durch eine glasüberdachte Veranda verbunden; vermutlich ursprünglich offene Eisen Glaskonstruktion; neuere Freitreppe zum Garten; im Dachbereich Betonung der Haushälften wie an den übrigen Seiten durch ein Zwerchhaus; Fenster unterschiedlicher Größen von schlichten Sandsteinlaibungen eingefasst, Fensterkonstruktionen größtenteils erneuert; beide Gebäude im Inneren im Erdgeschoss heute miteinander verbunden, Baustruktur mit Raumaufteilung und großzügigem Treppenaufgang aus dem Foyer ins Obergeschoss in beiden Bauten erhalten; Treppenaufgang des nördlichen Baus durch Aufzug ersetzt; Gebäudeausstattung (Stuckdecken, Fußboden) größtenteils vorhanden. Zu dem Denkmal gehört das rückwärtige eingeschossige verputzte Nebengebäude (Kutscherhaus) mit dem mächtigen schiefergedeckten Mansarddach; Baukörpergliederung in der Grundkonzeption und in der dem Garten und Hauptbau zugewandten Fassade nahezu symmetrisch mit zwei übergiebelten Risaliten, Eingang lehnt sich, aus der Mitte gerückt, mit einem tiefgezogenen Dach an den südlichen Vorsprung an; südlich zwei Wagentore, an der nördlichen Schmalseite zweiter vorgezogener Eingang mit Flachdach. Teil des Denkmals ist außerdem die umliegende großzügige Gartenfläche einschließlich des historischen Baumbestandes, des schmiedeeisernen Einfriedigungsgitters entlang der Straße und der Bronzebüste auf einem Steinsockel südlich des Gebäudes mit Darstellung von Johannes Brahms (1833-1897) zum 100. Todestag von Serge D. Mangin, München.
Das Objekt ist bedeutend für die Geschichte der Stadt Bonn als in der Baukörperstruktur und im äußeren Eindruck weitgehend erhaltenes Architekturzeugnis, als qualitätvolle Doppelvilla, des frühen 20. Jahrhunderts innerhalb einer Reihe gleichwertiger Villen am Rhein und als Werk eines für Bonn bedeutenden Architekten. Als Bauobjekt des Siegburger Fabrikanten Alfred Keller, der die Doppelvilla als Mietobjekt errichten ließ, ist das Objekt von sozialgeschichtlichem Zeugniswert. Als Sitz der Hamburgischen Landesvertretung gewinnt das Objekt Bedeutung für die Regierungszeit in Bonn. Das Objekt ist somit erhaltenswert aus wissenschaftlichen, insbesondere ortsgeschichtlichen und architekturgeschichtlichen Gründen. Die qualitätvolle Gestaltung spricht für die Erhaltung aus architektonischen Gründen. Für die Erhaltung liegen darüberhinaus städtebauliche Gründe vor, und zwar sowohl für die Bewertung des Objektes als Teil der homogenen Bebauung an der dem Rhein und dem Siebengebirge zugewandten Westseite der ehemaligen Drachenfelsstraße und damit als Teil der Stadterweiterung von Bonn im frühen 20. Jahrhundert als auch als repräsentativer Bau zur Zeit seiner Umnutzung in unmittelbarer Nähe zu den Regierungsorganen. Als Sitz einer Landesregierung ist das Objekt schließlich erhaltenswert aus politikgeschichtlichen Gründen.
(Angelika Schyma und Elke Janßen-Schnabel, LVR-Amt für Denkmalpflege im Rheinland, 2005)
Das Objekt „Villa, Kurt-Schumacher-Straße 18/20“ ist ein eingetragenes Baudenkmal (LVR-Amt für Denkmalpflege im Rheinland, Nr. 34551 / Denkmalliste der Stadt Bonn, laufende Nr. A 3768).
Literatur
Sonntag, Olga (1998)
Villen am Bonner Rheinufer: 1819-1914, Band 3 - Katalog 2. S. 294-300, Bonn.
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