Die Zentrale und das Funkhaus der Deutschen Welle (DW) befinden sich in dem als „Schürmann-Bau“ bekannt gewordenen Bürogebäude in Bonn. Als der 1989 begonnene Rohbau an Weihnachten 1993 durch das Jahrhunderthochwasser des Rheins schwer beschädigt wurde, drohte der Bau zur Investitionsruine zu werden.
Baugeschichte Ursprünglich war das inmitten des damaligen Bonner Regierungsviertels gelegene Gebäude als Abgeordnetenbüro geplant, das – einem Beschluss des Deutschen Bundestags von Anfang der 1980er Jahre folgend – die beengten Platzverhältnisse im 1966-69 erbauten Abgeordnetenhochhaus „Langer Eugen“ kompensieren sollte. Im Architektenwettbewerb setzte sich 1983 ein Entwurf des Kölner Architekturbüros von Joachim Schürmann (1926-2022) durch. 1986 wurden die Baukosten auf rund 468 Millionen Deutsche Mark veranschlagt; der Baubeginn erfolgte im Oktober 1989 und als Termin für den Einzug wurde 1995 angesetzt.
Hochwasserschäden Im Dezember 1993 wurde der Rohbau durch ein Jahrhunderthochwasser schwer beschädigt. Der Pegel des nur etwa 200 Meter von der Baustelle entfernten Rheins (und damit verbunden auch das Grundwasser) stieg auf eine bislang unerreichte Höhe: Am 25. Dezember 1993 wurde in Bonn mit 10,13 Metern der höchste Pegelstand des 20. Jahrhunderts gemessen. In der Folge schwamm der Rohbau des Schürmann-Baus regelrecht auf, wobei sich das Gebäude stellenweise um bis zu 70 Zentimeter anhob. Bedingt durch einen nur unzureichenden Hochwasserschutz – 40 Meter wurden bei der Abdichtung des Rohbaus schlichtweg vergessen – strömten zusätzliche Wassermassen in die Baustelle und die Tiefgarage, welche vollständig voll lief. Anschließend setzte sich das Gebäude ungleichmäßig und verkantete dabei, wobei die Bausubstanz erheblich beschädigt wurde. Der Streit um die Schuldfrage währte lange. Erst 2007 endete die juristische Aufarbeitung durch einen Vergleich zwischen der Bundesrepublik Deutschland als Bauherr und den drei Baufirmen: „Von den ursprünglich 73,7 Mio. Euro, die der Bund forderte, werden nun 55 Mio. gezahlt. Ursprünglich verlangte der Bund 1997 vom Architekten, der mit der Bauaufsicht beauftragt war (nicht Schürmann) und den Baufirmen zusammen 300 Millionen DM. Mit dem Architekten einigte man sich außergerichtlich.“ (de.wikipedia.org, Schürmann-Bau)
Weiterbau und Nutzung Bereits im Oktober 1993 hatte das Parlament den Schürmann-Bau wegen des Umzugs von Bundestag und Regierung nach Berlin an die Bundesregierung übergeben, die einen neuen Nutzer suchen sollte. Infolge der Gebäudeschäden am „Skandalbau“ wurde zwischenzeitig sogar ein vollständiger Abriss des „Totalschadens“ diskutiert. Die Entscheidung zur Gebäudesanierung fiel schließlich erst 1997 und im Juni 2000 konnte endlich Richtfest gefeiert werden. Das Gebäude wurde am 27. Juni 2002 seiner neuen Bestimmung als Zentrale und Funkhaus der Deutschen Welle übergeben. Zum 50. Jubiläum – der Sendestart der Deutschen Welle erfolgte am 3. Mai 1953 – zog der Auslandsrundfunk der Bundesrepublik 2003 mit rund 1.000 Mitarbeitern aus dem asbestbelasteten alten Funkhaus in Köln nach Bonn in den Schürmann-Bau um. In Bonn werden die Hörfunksendungen der Deutschen Welle produziert, während die Fernsehsendungen des Senders in Berlin entstehen.
Bedeutung Mit geschätzten 700 Millionen Euro Gesamtkosten gilt der Schürmann-Bau als eines der teuersten Gebäude Deutschlands und zugleich als „wohl größter Baurechtsfall der deutschen Nachkriegsgeschichte“ (Süddeutsche Zeitung). Der Architekt Joachim Schürmann erhielt 2004 für das Bauwerk den Preis „Auszeichnung guter Bauten“ des Bunds Deutscher Architekten Bonn-Rhein-Sieg.
Internet www.zeit.de: Ein Bauherreneklat: Der skandalöse Umgang mit dem „Schürmannbau“. Weg damit? (DIE ZEIT vom 02.09.1994, abgerufen 20.08.2012) www.spiegel.de: Chronik des Bonner Schürmannbaus (DER SPIEGEL Nr. 42 vom 14.10.1996, abgerufen: 20.08.2012) www.sueddeutsche.de: Überteuerte Großprojekte – Skandalbauten mit hohem Kostenfaktor (Süddeutsche Zeitung vom 02.08.2011, abgerufen: 20.08.2012) de.wikipedia.org: Schürmann-Bau (abgerufen 26.07.2012) de.wikipedia.org: Deutsche Welle (abgerufen 20.08.2012) www.dw.de: Offizielle Webpräsenz der Deutschen Welle (abgerufen 20.08.2012)
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