Kaffeerösterei und Handelsunternehmen „A. Zuntz sel. Wwe.“ in der Bonner Südstadt

Fassade des „Chateau Gothique“ in der Königstraße, heute Café und Kaffeerösterei Adot

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Fachsicht(en): Kulturlandschaftspflege, Landeskunde
Gemeinde(n): Bonn
Kreis(e): Bonn
Bundesland: Nordrhein-Westfalen
Koordinate WGS84 50° 43′ 35,84″ N: 7° 05′ 48,14″ O 50,72662°N: 7,09671°O
Koordinate UTM 32.365.668,20 m: 5.621.152,35 m
Koordinate Gauss/Krüger 2.577.480,38 m: 5.621.808,58 m
  • Die noch erhaltene Fassade der einstigen Kaffeerösterei Zuntz ("A. Zuntz sel. Wwe.") mit dem Firmenlogo der "Dame mit dem Schutenhut" in der Königstraße in der Bonner Südstadt (2022).

    Die noch erhaltene Fassade der einstigen Kaffeerösterei Zuntz ("A. Zuntz sel. Wwe.") mit dem Firmenlogo der "Dame mit dem Schutenhut" in der Königstraße in der Bonner Südstadt (2022).

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    Franz-Josef Knöchel
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  • Das 1925 von dem Plakatkünstler Julius Emil Friedrich Gipkens (1883-~1962/68, auch Julian Frederick Gipkens) gestaltete Firmenlogo der "Dame mit dem Schutenhut". Das Markenzeichen der Bonner Kaffeerösterei "A. Zuntz sel. Wwe., seit 1837" zeigt das Bildnis einer Biedermeier-Dame mit Schutenhut (eine hutartige Haube).

    Das 1925 von dem Plakatkünstler Julius Emil Friedrich Gipkens (1883-~1962/68, auch Julian Frederick Gipkens) gestaltete Firmenlogo der "Dame mit dem Schutenhut". Das Markenzeichen der Bonner Kaffeerösterei "A. Zuntz sel. Wwe., seit 1837" zeigt das Bildnis einer Biedermeier-Dame mit Schutenhut (eine hutartige Haube).

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    Julius Gipkens
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  • Das Firmenlogo der "Dame mit dem Schutenhut" an der erhaltenen Fassade der einstigen Kaffeerösterei Zuntz ("A. Zuntz sel. Wwe.") in der Königstraße in der Bonner Südstadt (2022). Unter dem Logo befindet sich die Inschrift "A. Zuntz sel. Wwe / Bonn - Berlin".

    Das Firmenlogo der "Dame mit dem Schutenhut" an der erhaltenen Fassade der einstigen Kaffeerösterei Zuntz ("A. Zuntz sel. Wwe.") in der Königstraße in der Bonner Südstadt (2022). Unter dem Logo befindet sich die Inschrift "A. Zuntz sel. Wwe / Bonn - Berlin".

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  • Die noch erhaltene Fassade der einstigen Kaffeerösterei Zuntz ("A. Zuntz sel. Wwe.") in der Königstraße in der Bonner Südstadt (2022). Im Erdgeschoss des "Chateau Gothique" befindet sich heute das "Café Adot".

    Die noch erhaltene Fassade der einstigen Kaffeerösterei Zuntz ("A. Zuntz sel. Wwe.") in der Königstraße in der Bonner Südstadt (2022). Im Erdgeschoss des "Chateau Gothique" befindet sich heute das "Café Adot".

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  • Blick über die heutige Königstraße, bis 1876 Grüner Weg, in der Bonner Südstadt (2022).

    Blick über die heutige Königstraße, bis 1876 Grüner Weg, in der Bonner Südstadt (2022).

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  • Moderne Umsetzung von 2022 des ursprünglich 1925 von dem Plakatkünstler Julius Gipkens gestalteten Firmenlogos und Markenzeichens der "Dame mit dem Schutenhut" der Bonner Kaffeerösterei "A. Zuntz sel. Wwe.". Es zeigt eine Biedermeier-Dame mit Schutenhut (eine hutartige Haube).

    Moderne Umsetzung von 2022 des ursprünglich 1925 von dem Plakatkünstler Julius Gipkens gestalteten Firmenlogos und Markenzeichens der "Dame mit dem Schutenhut" der Bonner Kaffeerösterei "A. Zuntz sel. Wwe.". Es zeigt eine Biedermeier-Dame mit Schutenhut (eine hutartige Haube).

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    Alexander Schmalz; Julius Gipkens
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  • Die noch erhaltene Fassade der einstigen Kaffeerösterei Zuntz ("A. Zuntz sel. Wwe.") in der Königstraße in der Bonner Südstadt (2011).

    Die noch erhaltene Fassade der einstigen Kaffeerösterei Zuntz ("A. Zuntz sel. Wwe.") in der Königstraße in der Bonner Südstadt (2011).

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Die einst in Bonn ansässige jüdische Traditionsrösterei „A. Zuntz sel. Wwe.“ ('Amschel Zuntz seligen Witwe') bestand fast 140 Jahre. Das erfolgreiche Unternehmen prägte bis zu seiner „Arisierung“ während der NS-Zeit die Kaffeekultur und war als Marke überregional bekannt.

Die Gründerjahre unter Rachel und Leopold Zuntz
Die Jahre der Expansion bis in die 1930er
„Arisierung“ ab 1933, Nachkriegszeit und Übernahme 1951-1976
Verbliebene Spuren der Familie Zuntz und der Firma „Witwe Zuntz“
Baudenkmal
Internet, Literatur

Die Gründerjahre unter Rachel und Leopold Zuntz
Im Jahr 1783 hatte Nathan David Hess (1756-1829) eine Kaffee- und Kolonialwarenhandlung in der Bonner Judengasse gegründet (später Wörthstraße, seit 1978 Tempelstraße; zu den Straßenbenennungen vgl.stadtplan.bonn.de). Hess war der Sohn eines bekannten Mannheimer Rabbiners und über seinen Sohn David der Großvater von dessen Sohn Moses Hess (1812-1875, auch Moritz Heß bzw. Maurice Hess). Der spätere Philosoph und Schriftsteller sowie Vordenker des Zionismus und zugleich einer der ersten deutschen Sozialisten wurde bis 1825 maßgeblich von seinem Großvater Nathan David erzogen (www.steinheim-institut.de und www.rheinische-geschichte.lvr.de).

Die Tochter von Nathan David und seiner Frau Schewa Wetzlar (1756-1837), Rachel (1787-1874, auch Rechel oder Rechle), heiratete 1813 ihren Cousin Amschel (Ascher) Herz Zuntz (1778-1814), mit dem sie nach der Eheschließung zunächst nach Frankfurt am Main zog. Rachels Gatte starb jedoch bereits im Jahr nach der Hochzeit, so dass sie 1817 wieder nach Bonn zurückkehrte. Nach dem Tod ihres Vaters übernahm die nun „des seligen Amschel Zuntz Witwe“ (oder zeitgenössisch auch „Wittib“) genannte Rachel das Bonner Handelsgeschäft und gründete zusammen mit ihrem Sohn Leopold im Jahr 1837 die Firma „A. Zuntz seel. Wb.“ in ihrer Geburtsstadt. Der wenig später in „A. Zuntz sel. Wwe“ umbenannte Betrieb befand sich ab 1840 in der Hundsgasse Nr. 14 (nahe des heutigen Bertha-von-Suttner-Platzes, heutige Sandkaule / Belderberg). Die zeitlebens als streng religiös geltende und teils sogar als fanatisch fromm beschriebene Rachel wurde in diesem Jahr als „Spezereihändlerin“ in die städtische Gewerbeliste aufgenommen (rheinische-geschichte.lvr.de).
Rachels Sohn Leopold Zuntz (1813-1874) war nach seiner Ausbildung zum Kaufmann (ab 1827) bereits unter Nathan David Hess in die expandierende Firma eingetreten, deren Hauptzweig die Kaffeerösterei war. Leopold, aus dessen 1846 mit Julia Katzenstein (1822-1872) geschlossenen Ehe sechs Töchter und fünf Söhne hervorgingen, baute das Geschäft maßgeblich aus und war zugleich Mitinhaber der Kölner „Rheinischen Zeitung“ unter Karl Marx und Friedrich Engels (Niesen 2015). Als Spezialität des Hauses Zuntz etablierte sich in den 1850er-Jahren „kandierter“ Kaffee, bei dessen Röstung Zucker zugefügt wurde, der auf den Bohnen karamellisierte. Neben dem Geschäft mit Kaffee wurde auch der Import von Tee in das Portfolio des Unternehmens aufgenommen.

Das Grab der am 21. Januar 1874 verstorbenen Rachel Zuntz befindet sich auf dem jüdischen Friedhof in Bonn-Schwarzrheindorf, wo auch Nathan David Hess seine letzte Ruhestätte fand. Die hebräische Inschrift auf Rachels Grabstein lautet übersetzt wie folgt (www.steinheim-institut.de):

Hier ist begraben / die Frau, eine tüchtige Gattin,
Frau Rechle Gattin / des Herrn Ascher Zuntz, gestorben
am Tag 4, 3. Schwat / 634 nach kleiner Zählung.
Ihre Seele sei eingebunden in das Bündel des Lebens

Rachels nur wenige Monate nach ihr gestorbener Sohn Leopold fand sein Grab auf dem Bonner jüdischen Friedhof am Augustusring in der Römerstraße.
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Die Jahre der Expansion bis in die 1930er
Unter Leopolds Söhnen Albert (1849-1881) und Josef (1858-1901) expandierte das Unternehmen dann überregional, 1879 wurde eine Niederlassung in der damaligen Potsdamer Straße Nr. 54 in Berlin gegründet und 1889 eine weitere in Hamburg (beide später mit Großröstereien). Unter Josef Zuntz' Leitung - dieser trat gerne unter seinem Ehrentitel „Königlich griechischer Konsul“ auf - erlangte die Firma 1887 ein Patent auf die Herstellung eines Kaffeekonzentrats.
Der Bonner Firmensitz wurde in diesen Jahren von der Hundsgasse nach Poppelsdorf in den Grünen Weg Nr. 78 verlegt (heutige Königstraße). Hier wurde ab 1891 neben einem Gebäudeensemble mit Verwaltungsbau - dem so genannten „Chateau Gothique“ nach Plänen des Bonner Architekten Anton Zengeler (1847-1913) - eine Kaffeerösterei sowie eine Anlage zur Zubereitung von importierten Teemischungen aus Indien und Ceylon (heutiges Sri Lanka) neu errichtet.
Josef Zuntz' jüngere Brüder David (1861-1913) und Richard (1863-1910) sowie die Schwiegersöhne Louis Sondermann und Albert Bing (1853-1931) wurden seinerzeit an dem Unternehmen beteiligt. Richard übernahm 1898 die Leitung der Poppelsdorfer Rösterei: „Für Poppelsdorfer war der Duft von frisch geröstetem Kaffee lange so typisch wie der Hauch von Lakritz für Kessenich.“ (ga.de)
Auf der Weltausstellung 1896 in Berlin verzeichnete die Firma mit einem in arabischem Stil gestalteten Ausschank-Pavillon einen großen Erfolg und die Kaffeemarke wurde über Preise und Auszeichnungen reichsweit bekannt.
Ab den 1890er-Jahren führte Zuntz gleich mehrere der aufgrund ihrer Werbewirksamkeit beliebten Titel „Hoflieferant“ auf dem Briefpapier, darunter neben den adligen Häusern „Herzog Ernst von Sachsen-Coburg“ und „Herzog Georg von Sachsen-Meiningen“ auch die der „Kgl. Hoheit des Prinzen Wilhelm von Preußen“ und sogar „Seiner Majestät des Kaisers und Königs“.
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Zwischen der Wende zum 20. Jahrhundert und dem Ausbruch des Ersten Weltkrieges entstanden rund 30 Zuntz-Filialen mit angegliederten Kaffeestuben, darunter ab 1898 eine am Berliner Spittelmarkt. „1907 gehört die Bonner Firma mit 37 Arbeitern zu den größten Unternehmen ihres Zweigs.“ (Niesen 2015)
Nach dem Ersten Weltkrieg, dessen Folgen zu erheblichen Rückschlägen für die Firma führte, entwickelte sich unter der Geschäftsleitung von Leopold Zuntz' Enkeln Albert (1889-1954) und August (?-1967) Berlin zum Hauptsitz der Firma. Hier wurden mehrere Verkaufsstellen unterhalten, zum Teil in Verbindung mit Kaffeestuben. Das Familienunternehmen Zuntz wurde zu neuem Erfolg geführt, nahm nun auch eine Pralinen- und Feingebäckproduktion auf und wurde im Großhandel aktiv (ebd. und rheinische-geschichte.lvr.de).

1925 gestaltete der Plakatkünstler Julius Emil Friedrich Gipkens (1883-~1962/68, nach seiner Emigration in die USA 1933 Julian Frederick Gipkens) das Firmen- und Markenlogo der „Dame mit dem Schutenhut“ - das Bildnis einer Biedermeier-Dame mit Schutenhut (eine hutartige Haube), das als Reminiszenz an die „selige Witwe“ Rachel Zuntz gilt.
Ebenfalls 1925 trat Marcus Kruss (1872-1962) von der 1881 in Viersen begründeten Kaffee-Firma „Kaiser's“ (heute Tengelmann) als Hauptgesellschafter bei Zuntz ein. Die Expansion wurde weiter voran getrieben, u.a. mit einer neuen Produktionsstätte in Berlin ab 1927. Obgleich ursprünglich nur als Werbeidee gedacht, erfreuten sich die Kaffeestuben großer Beliebtheit und entwickelten sich zu einem wichtigen Geschäftszweig.
Bis zum Jahr 1930 war das Zuntz'sche Vertriebsnetz auf elf Filialen angewachsen, insgesamt wurden 17 Kaffeestuben mit 2.200 Plätzen geführt und es gab 1.934 Verkaufsstellen, bis 1932 folgten weitere 55 Filialen (Mollenhauer 1988 und Niesen 2015). Um 1936/37 beschäftigte der Familienbetrieb rund 750-800 fest angestellte Mitarbeiter.
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„Arisierung“ ab 1933, Nachkriegszeit und Übernahme 1951-1976
Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten im Jahr 1933 wurde das jüdische Unternehmen nach und nach „arisiert“, d.h. in nichtjüdische Hände überführt. Zunächst wurde der bereits von den Ausschreitungen des landesweiten „NS-Boykotttags“ am 1. April betroffene Betrieb noch unter der Leitung eines NSDAP-Mitglieds zusammen mit den zunehmend drangsalierten Brüdern Zuntz als „stillen Teilhabern ohne Rechte“ fortgeführt, bevor zum 21. Januar 1936 eine nationalsozialistisch geprägte Betriebsordnung im Unternehmen eingeführt wurde. Da der Name Zuntz nicht als „typisch jüdisch“ galt, durfte dieser als Markenname erhalten bleiben.
An dem 100-jährigen Firmenjubiläum 1937 durfte dann bereits kein Mitglied der Familie Zuntz mehr teilnehmen. Nachfolgend wurde „die restliche Familie ... durch Deportationen, Selbstmord als letzte Fluchtmöglichkeit oder auch geglückte Flucht auseinander getrieben“ (rheinische-geschichte.lvr.de).
Richard Berg (1911-?, später Rafael Tabor), ein Ururenkel von Leopold Zuntz, der bereits als Nachfolger von August Zuntz zur Führung des Betriebs vorgesehen war, wanderte bereits früh nach der NS-Machtübernahme nach Palästina aus. August Zuntz, der zunächst noch auf eine politische Wende gehofft hatte, gelang erst kurz nach den Novemberpogromen 1938 die Flucht nach London, wo er erneut ein Kaffeegeschäft aufbaute.

Der Nazi-Terror und die Bomben des Krieges hatten die Firma ruiniert. Nach dem Ende der NS-Herrschaft und des Zweiten Weltkriegs waren 40 Prozent der firmeneigenen Immobilien zerstört und die Lager geplündert. Die Berliner Zentrale war niedergebrannt und von den zuvor 68 Zuntz-Filialen bestanden nur noch 14.
Wie fast überall fehlte es an produktionswichtigen Rohstoffen und anstatt hochwertiger Erzeugnisse wurde in Bonn nun eine „Zuntz Kaffee-Ersatzmischung“ aus Getreide, Krautpflanzen (Wegwarte bzw. Zichorie) und Zuckerrüben sowie Brühe verkauft. Von den einst 68 Zuntz-Filialen bestanden nur noch 14.
Rettungsversuche von Marcus Kruss sowie des von London aus agierenden August Zuntz blieben erfolglos.

1951 übernahm das bereits im Jahr 1700 in München begründete Delikatessen- und Kaffee-Unternehmen „Alois Dallmayr“ die Berliner Zuntz-Niederlassung. Zum 125. Firmenjubiläum 1962 wurde neben dem berühmten Berliner Café Kranzler am Kurfürstendamm das „Zuntz im Zentrum“ eröffnet und dazu ein Chanson „Zuntz selige Witwe“ von dem Kabarettisten Günter Neumann (1913-1972) komponiert.
An den Feierlichkeiten 1962 in Bonn hatte mit August Zuntz nochmals der letzte Firmenchef der Familie teilgenommen (virtuellesbrueckenhofmuseum.de). Nachdem im Jahr 1971 mit dem noch von seinem Onkel August ausgebildeten Peter Zuntz (*1925) der letzte Familienangehörige das Unternehmen verlassen hatte, wurde 1976 auch die restliche Firma von Dallmayr übernommen.
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Verbliebene Spuren der Familie Zuntz und der Firma „Witwe Zuntz“
Heute erinnert in Bonn neben den teils bereits vorab genannten Gräbern von Familienmitgliedern (vgl. auch die weiteren Verweise unter www.steinheim-institut.de) noch die Ende des 19. Jahrhunderts von Richard Zuntz und seiner Familie bezogene Villa in der Argelanderstraße 2a an die erfolgreiche Unternehmerfamilie.

Das neugotische Gebäudeensemble der Verwaltungs-, Fabrik- und Kontorgebäude der Kaffeerösterei in der Poppelsdorfer Königstraße wurde 1980 nach langwierigen Auseinandersetzungen um Belange des Denkmalschutzes und die vorgesehene Nachnutzung als Anlage mit Luxuswohnungen bis auf eine denkmalgeschützte Fassade und zwei Säle des früheren Verwaltungsgebäudes abgebrochen.
Die erhaltene Fassade des „Chateau Gothique“ trägt bis heute das Firmenlogo der „Dame mit dem Schutenhut“ im Giebel und darunter die Inschrift „A. Zuntz sel. Wwe / Bonn - Berlin“. Bis um 2015 befand sich hier noch ein mittlerweile geschlossenes Lokal mit dem Namen „Zuntz selige Witwe“, dessen Interieur an das frühere Unternehmen erinnerte (Niesen 2015).
Aktuell wird in dem Gebäude die Geschichte des Kaffees fortgeschrieben: Ein „Café Adot“ bietet hier seit 2021 Gourmet-Röstungen aus dem Mutterland des Kaffees Äthiopien an (www.kaffeeroestereiadot.de).
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Baudenkmal
Das Objekt „'Chateau Gothique', Fassade und zwei Säle“ ist unter der laufenden Nr. A 482 gemäß § 3 DSchG NW als Baudenkmal geschützt (www.bonn.de). Das LVR-Amt für Denkmalpflege im Rheinland führt es mit Eintragung vom 26.07.1984 unter „Gaststätte ‚Chateau Gothique': Fassade u. 2 Säle - Ehem. Kaffeerösterei A. Zuntz sel. Witwe“ unter der LVR-ADR Nr. 41912.

(Helene Friesen, LVR-Institut für Landeskunde und Regionalgeschichte und Franz-Josef Knöchel, Digitales Kulturerbe LVR, 2022)

Internet
www.rheinische-geschichte.lvr.de: Familie Zuntz, Jüdische Unternehmerfamilie (1837-1976) (Text Severine Delhougne, Bonn, abgerufen 20.06.2022)
www.rheinische-geschichte.lvr.de: Moses Heß, Publizist (1812-1875) (Text Ursula Reuter, Köln, abgerufen 27.06.2022)
virtuellesbrueckenhofmuseum.de: Bildergalerie Zuntz-Kaffeerösterei (abgerufen 20.06.2022)
stadtplan.bonn.de: Suche im online Stadtplan der Bundesstadt Bonn (abgerufen 20.06.2022)
de.wikipedia.org: A. Zuntz sel. Wwe. (abgerufen 20.06.2022)
de.wikipedia.org: Rachel Zuntz (abgerufen 20.06.2022)
de.wikipedia.org: Leopold Zuntz (abgerufen 20.06.2022)
de.wikipedia.org: Moses Hess (abgerufen 20.06.2022)
www.steinheim-institut.de: Epigraphische Datenbank epidat, Jüdischer Friedhof Bonn-Schwarzrheindorf, Grabstein 350/419, Rechle / Ascher Zuntz (Rachel Zuntz geb. Heß) (abgerufen 20.06.2022)
www.steinheim-institut.de: Epigraphische Datenbank epidat, Jüdischer Friedhof Bonn-Schwarzrheindorf, Grabstein 206/419, Nathan David Heß (abgerufen 20.06.2022)
www.bonn.de: Liste der gem. § 3 DSchG NW in die Denkmalliste eingetragenen Baudenkmäler, Bodendenkmäler, beweglichen Denkmäler und Denkmalbereiche der Stadt Bonn (Stand 15.01.2021, PDF, 2.133 KB, abgerufen 20.06.2022)
ga.de: Kaffeeröster-Dynastie Zuntz sorgte einst für frische Bohnen (Text Bettina Köhl, General-Anzeiger vom 22.10.2013, abgerufen 21.06.2022)
www.kaffeeroestereiadot.de: Kaffeerösterei Adot (abgerufen 23.06.2022)
d-nb.info: Deutsche Nationalbibliothek, Julius Gipkens (abgerufen 20.06.2022)
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Literatur

Mollenhauer, Hans P. (1988)
Von Omas Küche zur Fertigpackung - aus der Kinderstube der Lebensmittelindustrie. S. 129, Gernsbach.
Niesen, Josef (2015)
Geschichte der Kaffeerösterei Zuntz. (Historisches Bonn – Bönnsche Historie, 21. Januar 2015 (Blog von Josef Niesen, ehemals unter historischesbonn.blogspot.com.) Bonn.
Wasser, Gabriele (2009)
Die "Selige Witwe". Geschichte einer Kaffeerösterei und der Familien Hess und Zuntz. Bonn.

Kaffeerösterei und Handelsunternehmen „A. Zuntz sel. Wwe.“ in der Bonner Südstadt

Schlagwörter
Straße / Hausnummer
Königstraße 76/78
Ort
53115 Bonn - Südstadt
Fachsicht(en)
Kulturlandschaftspflege, Landeskunde
Erfassungsmaßstab
i.d.R. 1:5.000 (größer als 1:20.000)
Erfassungsmethode
Auswertung historischer Karten, Literaturauswertung, Geländebegehung/-kartierung
Historischer Zeitraum
Beginn 1837, Ende 1976 bis 1980

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„Kaffeerösterei und Handelsunternehmen „A. Zuntz sel. Wwe.“ in der Bonner Südstadt”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/KLD-343857 (Abgerufen: 25. April 2024)
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