Villa Zuntz in der Bonner Südstadt

Wohnhaus der Kaffee-Unternehmerfamilie Richard und Amalia Maria Zuntz

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Fachsicht(en): Kulturlandschaftspflege, Landeskunde
Gemeinde(n): Bonn
Kreis(e): Bonn
Bundesland: Nordrhein-Westfalen
Koordinate WGS84 50° 43′ 38,26″ N: 7° 05′ 47,92″ O 50,72729°N: 7,09664°O
Koordinate UTM 32.365.665,77 m: 5.621.227,26 m
Koordinate Gauss/Krüger 2.577.474,92 m: 5.621.883,35 m
  • Die nordöstliche Fassade der Villa Zuntz in der Argelanderstraße, Bonner Südstadt (2022), ursprünglich Wohnhaus der Unternehmerfamilie Zuntz der einstigen Bonner Kaffeerösterei "A. Zuntz sel. Wwe.".

    Die nordöstliche Fassade der Villa Zuntz in der Argelanderstraße, Bonner Südstadt (2022), ursprünglich Wohnhaus der Unternehmerfamilie Zuntz der einstigen Bonner Kaffeerösterei "A. Zuntz sel. Wwe.".

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    Knöchel, Franz-Josef, Landschaftsverband Rheinland / CC BY 4.0
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    Franz-Josef Knöchel
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  • Stolperstein für Amalia Maria "Mimi" Zuntz (1872-1942) vor der früheren Villa Zuntz in der Argelanderstraße, Bonner Südstadt (2022).

    Stolperstein für Amalia Maria "Mimi" Zuntz (1872-1942) vor der früheren Villa Zuntz in der Argelanderstraße, Bonner Südstadt (2022).

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  • Die nordöstliche Fassade der Villa Zuntz in der Argelanderstraße, Bonner Südstadt (2022), ursprünglich Wohnhaus der Kaffeeröster-Unternehmerfamilie Zuntz ("A. Zuntz sel. Wwe.").

    Die nordöstliche Fassade der Villa Zuntz in der Argelanderstraße, Bonner Südstadt (2022), ursprünglich Wohnhaus der Kaffeeröster-Unternehmerfamilie Zuntz ("A. Zuntz sel. Wwe.").

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  • Die nordwestliche Fassade mit dem Eingang der Villa Zuntz in der Argelanderstraße, Bonner Südstadt (2022), ursprünglich Wohnhaus der Kaffeeröster-Unternehmerfamilie Zuntz ("A. Zuntz sel. Wwe.").

    Die nordwestliche Fassade mit dem Eingang der Villa Zuntz in der Argelanderstraße, Bonner Südstadt (2022), ursprünglich Wohnhaus der Kaffeeröster-Unternehmerfamilie Zuntz ("A. Zuntz sel. Wwe.").

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  • Die Villa Zuntz in der Argelanderstraße, Bonner Südstadt (2022), ursprünglich Wohnhaus der Unternehmerfamilie Zuntz der einstigen Bonner Kaffeerösterei "A. Zuntz sel. Wwe.".

    Die Villa Zuntz in der Argelanderstraße, Bonner Südstadt (2022), ursprünglich Wohnhaus der Unternehmerfamilie Zuntz der einstigen Bonner Kaffeerösterei "A. Zuntz sel. Wwe.".

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  • Die Villa Zuntz in der Argelanderstraße, Bonner Südstadt (2022), ursprünglich Wohnhaus der Unternehmerfamilie Zuntz der einstigen Bonner Kaffeerösterei "A. Zuntz sel. Wwe.".

    Die Villa Zuntz in der Argelanderstraße, Bonner Südstadt (2022), ursprünglich Wohnhaus der Unternehmerfamilie Zuntz der einstigen Bonner Kaffeerösterei "A. Zuntz sel. Wwe.".

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  • Das 1925 von dem Plakatkünstler Julius Emil Friedrich Gipkens (1883-~1962/68, auch Julian Frederick Gipkens) gestaltete Firmenlogo der "Dame mit dem Schutenhut". Das Markenzeichen der Bonner Kaffeerösterei "A. Zuntz sel. Wwe., seit 1837" zeigt das Bildnis einer Biedermeier-Dame mit Schutenhut (eine hutartige Haube).

    Das 1925 von dem Plakatkünstler Julius Emil Friedrich Gipkens (1883-~1962/68, auch Julian Frederick Gipkens) gestaltete Firmenlogo der "Dame mit dem Schutenhut". Das Markenzeichen der Bonner Kaffeerösterei "A. Zuntz sel. Wwe., seit 1837" zeigt das Bildnis einer Biedermeier-Dame mit Schutenhut (eine hutartige Haube).

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    Gipkens, Julius
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    Julius Gipkens
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Die repräsentative Villa in der Bonner Argelanderstraße 2a wurde Ende des 19. Jahrhunderts unter dem gerne unter seinem Ehrentitel „Königlich griechischer Konsul“ auftretenden Kaffeeproduzenten Josef Zuntz (1858-1901) nach Plänen des Bonner Architekten Anton Zengeler (1847-1913) erbaut.
Zuntz war ein Urenkel der Gründerin der Bonner Kaffeerösterei „A. Zuntz sel. Wwe.“, Rachel Zuntz (1787-1874), und leitete seinerzeit die Geschäfte des bereits seit 1837 bestehenden jüdischen Traditionsunternehmens.

Die Villa Zuntz
Die großbürgerlich-repräsentative Villa Zuntz verfügt über 820 Quadratmeter Nutzfläche, die sich auf zwei Hauptstockwerke, ein Obergeschoss unter einem Mansarddach sowie ein Kellergeschoss verteilen. Im Dachgeschoss, das ursprünglich nicht über Oberlichter verfügte, befanden sich üblicherweise die Zimmer der Dienstboten und Hausbeschäftigten.
Außen sind die Hauptgeschosse an den beiden nördlichen Gebäudeseiten jeweils in drei Achsen gegliedert, wovon die mittleren jeweils vorgezogen und übergiebelt sind. Die Fassaden und die Ziergiebel sind mit historisierenden Schmuckformen verputzt.
Hinter dem Wohnhaus schließt sich ein knapp 400 m2 großer, baumbestandener Garten an. Über diesen konnte der nur rund 150 Meter entfernte Firmensitz von „A. Zuntz sel. Wwe.“ im damaligen Grünen Weg Nr. 78 (heutige Königstraße) bequem erreicht werden. Dass wohl umgekehrt auch Kunden und Geschäftspartner diese Abkürzung zur Villa Zuntz nutzten, lässt Bettina Köhl als Grund für die auffällig repräsentative Gestaltung auch der Gebäuderückseite vermuten (ga.de).

Das Innere der Villa wird durch „eine 15 Meter hohe Eingangshalle, aufwendig geschnitzte Wandvertäfelungen, Malereien und mehrere Stuckdecken, deren Gestaltung sich von Raum zu Raum unterscheidet“ geprägt (ebd.).
Zeitweise beherbergte das seinerzeit in Bundeseigentum befindliche Villengebäude Einrichtungen des Physiologischen Instituts der Universität Bonn, zuletzt dessen Bibliothek.

Nach einigen Jahren Leerstand wurde das Gebäude 2012 verkauft. Unter neuem Besitzer begann 2013 eine aufwendige Restaurierung der Villa, die zahlreiche Schäden und einen Sanierungsstau aufwies. Vorrangiges Ziel war dabei der Erhalt der ursprünglichen Struktur und der vielen historischen Details des Gebäudes, die mittlerweile mehr als ein Jahrhundert überstanden hatten: „Unser Anspruch ist, das Alte zu erhalten, und das, was neu ist, erkennbar zu machen.“, so der verantwortliche Architekt (zitiert ebd.).
Heute wird das Gebäude privat bewohnt.
Grunsky und Osteneck (1976) wie auch das LVR-Amt für Denkmalpflege im Rheinland führen als Baujahr der Villa 1899 an, wohingegen der General-Anzeiger berichtet, das Haus sei bereits 1895 von der Familie des Richard Zuntz bezogen worden (ga.de, 2013).

Die Familie Richard und Amalia Maria Zuntz
Richard Zuntz (1863-1910) war der jüngere Bruder von Josef und zusammen mit seiner Zwillingsschwester Mathilde letztes der insgesamt elf Kinder von Rachel Zuntz' Sohn Leopold (1813-1874).
Seit 1888 war Richard Zuntz Teilhaber des jüdischen Familienbetriebes der „seligen Witwe“, der in den 1880ern von der damaligen Hundsgasse nahe des heutigen Bertha-von-Suttner-Platzes nach Poppelsdorf umgezogen war. Im Jahr 1898 hatte Richard die Leitung der dortigen Rösterei übernommen: „Für Poppelsdorfer war der Duft von frisch geröstetem Kaffee lange so typisch wie der Hauch von Lakritz für Kessenich.“ (ga.de)

Richard Zuntz hatte eine Reformschule besucht und galt als liberaler Jude. Sein Grab mit einem Stein des Bildhauers Rudolf Bosselt (1871-1938) findet sich nicht auf einem der Bonner jüdischen Friedhöfe, sondern auf dem Poppelsdorfer Friedhof.

Er war mit Amalia Maria „Mimi“ (1872-1942) verheiratet, die aus der Buchhändler- und Verlegerfamilie Cohen (später Bouvier) stammte und als sehr kunstbegeistert galt: Sie „pflegte Kontakt zu den rheinischen Expressionisten, zu ihren Bekannten zählten Max Ernst und August Macke. Außerdem förderte sie rheinische Dichter und verkehrte mit den Damen der Bonner Gesellschaft.“ (ga.de)
Als die inzwischen 70-Jährige während der NS-Zeit ihren Internierungsbefehl für das Lager Endenich erhielt, wählte sie am 30. Januar 1942 den Freitod. An „Mimi“ erinnert seit 2014 ein Stolperstein an der Argelanderstraße 2a. Die Inschrift des Gedenksteins lautet:

Hier wohnte / Maria Zuntz / geb. Cohen / Jg. 1872
gedemütigt/entrechtet / Flucht in den Tod / 30.1.1942

Baudenkmal
Das Objekt „Argelanderstraße 2 a“ ist unter der laufenden Nr. A 571 gemäß § 3 DSchG NW als Baudenkmal geschützt (www.bonn.de; LVR-Amt für Denkmalpflege im Rheinland Nr. 35912, Eintragung vom 25.09.1984).

(Franz-Josef Knöchel, Digitales Kulturerbe LVR, 2022)

Internet
www.rheinische-geschichte.lvr.de: Familie Zuntz, Jüdische Unternehmerfamilie (1837-1976) (Text Severine Delhougne, Bonn, abgerufen 23.06.2022)
virtuellesbrueckenhofmuseum.de: Bildergalerie Zuntz-Kaffeerösterei (abgerufen 23.06.2022)
de.wikipedia.org: A. Zuntz sel. Wwe. (abgerufen 20.06.2022)
www.bonn.de: Liste der gem. § 3 DSchG NW in die Denkmalliste eingetragenen Baudenkmäler, Bodendenkmäler, beweglichen Denkmäler und Denkmalbereiche der Stadt Bonn (Stand 15.01.2021, PDF, 2.133 KB, abgerufen 23.06.2022)
ga.de: Villa Zuntz in Bonn - Die alte Kaufmannsvilla wird restauriert (Text Bettina Köhl, General-Anzeiger vom 22.10.2013, abgerufen 23.06.2022)
ga.de: Kaffeeröster-Dynastie Zuntz sorgte einst für frische Bohnen (Text Bettina Köhl, General-Anzeiger vom 22.10.2013, abgerufen 21.06.2022)

Literatur

Grunsky, Eberhard; Osteneck, Volker (1976)
Die Bonner Südstadt. (Arbeitshefte des Landeskonservators Rheinland, 6.) S. 9-21, Köln u. Bonn.
Niesen, Josef (2015)
Geschichte der Kaffeerösterei Zuntz. (Historisches Bonn – Bönnsche Historie, 21. Januar 2015 (Blog von Josef Niesen, ehemals unter historischesbonn.blogspot.com.) Bonn.
Wasser, Gabriele (2009)
Die "Selige Witwe". Geschichte einer Kaffeerösterei und der Familien Hess und Zuntz. Bonn.

Villa Zuntz in der Bonner Südstadt

Schlagwörter
Straße / Hausnummer
Argelanderstraße 2 a
Ort
53115 Bonn - Südstadt
Gesetzlich geschütztes Kulturdenkmal
Ortsfestes Denkmal gem. § 3 DSchG NW
Fachsicht(en)
Kulturlandschaftspflege, Landeskunde
Erfassungsmaßstab
i.d.R. 1:5.000 (größer als 1:20.000)
Erfassungsmethode
Auswertung historischer Karten, Literaturauswertung, Geländebegehung/-kartierung
Historischer Zeitraum
Beginn 1895 bis 1899

Empfohlene Zitierweise

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„Villa Zuntz in der Bonner Südstadt”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/KLD-343868 (Abgerufen: 19. April 2024)
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