1854 erhielten die Beueler Juden den Status einer Spezialgemeinde innerhalb der Synagogengemeinde Bonn; 1875 wurde der Synagogenverband mit Bonn aufgelöst.
Gemeindegröße um 1815: 120 (1828), um 1880: 182 (1885), 1932: 130, 2006: –.
Bethaus / Synagoge: Um 1808 wird ein Bethaus genannt. In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts sowie 1903 wurden auf dem jeweils gleichen Grundstück Synagogen errichtet. 1938 wurde das Gebäude zerstört (vorstehende Angaben alle nach Reuter 2007).
Geschichte des Friedhofs
Die Beueler Juden benutzten zusammen mit den Bonnern den Friedhof in Schwarzrheindorf. Dieser ältere jüdische Friedhof wurde wohl schon im 17. Jahrhundert eingerichtet, der älteste Grabstein ist von 1623. Der Begräbnisplatz wurde 1818 von der jüdischen Gemeinde in Bonn erworben und ist sowohl von dieser als auch von der Gemeinde in Beuel genutzt worden. 1898 wurde die Friedhofsfläche geteilt, die nördliche Parzelle ging zur Synagogengemeinde Villich, der südliche Teil blieb im Besitz der Bonner Gemeinde. Durch die Installation von Flugabwehrgerät 1939 ist der Friedhof erheblich beschädigt worden (uni-heidelberg.de).
Lage und Zustand
Der Friedhof liegt außerhalb des Ortes in der Gensemerstraße, zwischen der Schwarzrheindorfer Kläranlage und der Friedrich-Ebert-Brücke, unmittelbar dem 2011 neu angelegten Wall (Hochwasserdeich am Rheinufer) mit Rad- und Fußgängerweg.
Der baumbestandene, in seinem Pflegezustand verbesserungswürdige Begräbnisplatz ist mit einem einfachen Maschendrahtzaun und zwei Eingangspforten umgeben. Da eine der beiden Pforten offen steht und der Zaun sich in einem sehr schlechten Zustand befindet, ist der Friedhof gut zugänglich. Eine Bank lädt zum Verweilen ein (vergleiche die Bilder in der Mediengalerie, Begehung im Oktober 2011). In der Umgebung findet sich kein Hinweischild auf den Jüdischen Friedhof und auch keinerlei Information an ihm selbst. Gerade an diesem Ort ließe sich ohne größeren Aufwand ein Ort des jüdischen Kulturerbes an die hier zahlreichen Spaziergänger und Radfahrer vermitteln.
Die hiesige Geometrie zeigt den Begräbnisplatz in Umfang und Größe, so wie er heute noch erhalten und erkennbar ist. Die Karten der „Preußischen Neuaufnahme“ von 1891-1912 zeigen den Begräbnisplatz noch auf etwa die doppelte Länge hin nach Südosten hin erstreckt (in etwa der westliche Bereich der heutigen Kläranlage). Seine Größe wird zum Zeitpunkt der Errichtung des Hochwasserdamms mit 226 Meter Länge und einer Breite von 26-32 Meter angegeben (Brocke / Bondy 1998, S. 21); eine Messung anhand der topographischen Karte DGK 5 lässt auf eine Fläche von rund 7.200 Quadratmeter schließen.
Grabsteine und Inschriften
416 Inschriften aus den Jahren 1623 bis 1956 sind in der epigraphischen Datenbank epidat des Essener Steinheim-Instituts dokumentiert.
Die seit 1998 vorliegende umfassende bildlich-textliche Dokumentation des Judenfriedhofs von Brocke und Bondy verzeichnet für das „größte und epigraphisch bedeutendste Ensemble des 17. und 18. Jahrhunderts am Rhein nördlich von Worms“ (ebd., S. 20) insgesamt 453 Grabstätten und 444 Steine von 1623-1956 (größtenteils mit Foto und umfassender epigraphischer Erläuterung).
Baudenkmal / Hinweis
Das Objekt „Jüdischer Friedhof Schwarzrheindorf, Am Hochwasser / Hochwasserdamm“ ist ein eingetragenes Baudenkmal (Denkmalliste Bonn, Nr. A 1854 / LVR-Amt für Denkmalpflege im Rheinland, Nr. 29258) sowie wertgebendes Merkmal des historischen Kulturlandschaftsbereichs Rheinaue bei Schwarzrheindorf, Siegmündung (Kulturlandschaftsbereich Regionalplan Köln 438).
(Franz-Josef Knöchel, LVR-Redaktion KuLaDig, 2011/2017)
Naturkundliches
Der jüdische Friedhof Schwarzrheindorf gehört zu den naturbelassensten Friedhöfen in Bonn. Durch sein Alter, die extensive Pflege und die Lage außerorts direkt hinter dem Rheindeich konnten sich hier einige interessante und seltene heimische Pflanzen ansiedeln. Mit seinem schönen Bestand aus Bäumen und Sträuchern bildet er eine Oase der Ruhe, nicht nur für uns Menschen, auch für wilde Tiere. Aufgewertet wird er durch Nistkästen und Totholzhaufen.
58 heimische Blumenarten konnten dort gefunden werden, seltenste Pflanzenart ist die in NRW als stark gefährdete geltende Kleine Wiesenraute Thalictrum minus, die in NRW nur entlang des Rheins vorkommt und somit eine Stromtalart ist. Am Zaun wächst der echte Hopfen, eine weitere typische Art der Stromauen. Besonders hübsch ist der Friedhof im Frühjahr, wenn zuerst Frühlings-Krokusse, Winterlinge, Scharbockskraut, Hohe Schlüsselblume Primula elatior und Gefingerter Lerchensporn Corydalis solida blühen, später Schnitt-Lauch und Weinberg-Lauch. Zwei besondere Zwiebelpflanzen sind der Wald-Gelbstern Gagea lutea und der Doldige Milchstern Ornithogalum umbellatum, deren Bestände durch eine extensive Mahd geschützt werden. Die halbschattigen Wiesen sind durchsetzt mit heimischen Kräutern wie Gamander-, Efeu- und Persischer Ehrenpreis (Veronica chamaedrys, Veronica hederifolia, Veronica persica) Gemeiner Braunelle Prunella vulgaris und vielen mehr.
(Monika Hachtel und Peter Tröltzsch, Biologische Station Bonn / Rhein-Erft; Claudia Feldhaus, Bundesstadt Bonn, 2023)
Internet
www.steinheim-institut.de: epidat, Bonn-Schwarzrheindorf (abgerufen 07.04.2014)
www.uni-heidelberg.de, Projekt: Jüdische Friedhöfe in Deutschland, Schwarzrheindorf (abgerufen 14.06.2011, Inhalt nicht mehr verfügbar 06.04.2022)