Die Skulptur „Uralte Form“
Der Künstler Lajos Barta
Weitere Werke von Barta im Rheinland
Internet, Literatur
Die Skulptur „Uralte Form“
Die von dem Bildhauer Lajos Barta geschaffene Skulptur „Uralte Form“ steht etwa 100 Meter südlich vom Ufer des Aachener Weihers. Sie wurde hier bereits 1985 aufgestellt, also schon knapp zwanzig Jahre bevor die auf dem Trümmerschutt des Zweiten Weltkriegs angelegte Grünfläche am 7. August 2004 ihren an die Schrecken des Krieges mahnenden Namen „Hiroshima-Nagasaki-Park“ erhielt.
Die etwa drei Meter hohe Bronzeskulptur (so skulpturen.kulturraum.nrw, unter koelschgaenger.net werden hingegen lediglich 2,25 m genannt) ist die Vergrößerung eines bereits 1966 von Barta geschaffenen, etwa 60 cm hohen Gipsmodells, das von dem Künstler in verschiedenen Größen und Materialien variiert wurde.
Auf einer Bodenplatte ist das Kunstwerk mit LAJOS BARTA, GEB: 1899, URALTE FORM, GUSS: JANSSEN & VLOET, GESTIFTET 1985 VON 85 KÖLNER BÜRGERN. bezeichnet.
Der Künstler Lajos Barta
Der am 9. März 1899 in der ungarischen Hauptstadt Budapest geborene Barta besuchte bereits mit 15 Jahren die Kunstgewerbeschule und erhielt ab etwa 1915 Privatunterricht von dem österreichisch-ungarischen Bildhauer Eduard Telcs (1872-1948). Ab 1916 verbrachte Barta Lehr- und Wanderjahre in Rumänien, der Slowakei, Wien, Mailand und Paris. Zunächst wieder ab 1927 in Budapest tätig, zwangen ihn dann die antisemitischen Judengesetze im Königreich Ungarn (die damalige „Monarchie ohne Königshaus“ stand dem nationalsozialistischen Deutschland nahe und wurde später ein Verbündeter) und der Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich im Jahr 1938 das Land zu verlassen.
Im Pariser Exil führte Barta ein Atelier und konnte hier auch seine Kunst ausstellen. Zusammen mit dem ungarischen Maler Endre Rozsda (1913-1999), mit dem ihn lebenslang eine enge private und künstlerische Partnerschaft verband, verfolgte er die aktuellen Kunstströmungen und wurde vom Surrealismus beeinflusst. Nach dem Einmarsch der Wehrmacht in Paris kehrten Barta und Rozsda 1943 in das vermeintlich sichere Budapest zurück, wo Lajos Barta nach dem Einmarsch der deutschen Truppen 1944 den Judenstern tragen musste und nur knapp der Deportation in die Vernichtung entkam.
Bereits 1945 wurde Barta Gründungsmitglied der ungarischen Künstlervereinigung „Europäische Schule“, die „den Austausch mit den Ländern des Westens anstrebte und sich der Abstraktion verschrieben hatte“ (hier und nachfolgend zitiert nach www.lantzsch-noetzel.de). In der Phase des zu Beginn der 1950er-Jahre vom Stalinismus geprägten Kommunismus in Ungarn war seine abstrakte Kunst dann jedoch unerwünscht - die Kunst sollte nun die Aufgabe der politischen Propaganda erfüllen:
„Für Barta kam das einem Berufsverbot gleich ... Um seine Existenz nicht zu gefährden beugte [er] sich ... dem öffentlichen Druck. Er stellte seine freie abstrakte Arbeit ein und arbeitete nur noch gegenständlich im Stil des sozialistischen Realismus. ... Als abstrakter Zeichner hingegen zog Barta sich in die innere Emigration zurück und verfolgte [sic!] unverändert seiner eigenen künstlerischen Überzeugung.“
Erst nach dem Ungarischen Aufstand von 1956 wurde abstrakte Kunst wieder geduldet und konnte öffentlich gezeigt werden. Nun begann die intensivste und kreativste Schaffensphase in Barats Lebenswerk, der sich mit dem Schritt in die Ungegenständlichkeit nun endlich an seinem künstlerischen Ziel fühlte:
„Als ich endlich abstakt geworden war, habe ich sozusagen eine göttliche Ruhe bekommen.“
Sein Werk fand in diesen Jahren Eingang in wichtige europäische Museen, darunter das Pariser Centre Pompidou und die Ungarische Nationalgalerie. „Meist arbeitete Barta mit geschwungenen Formen, welche sich durch eine gewisse Dynamik auszeichnen.“ (koelschgaenger.net)
Trotz der unter dem Begriff „Gulaschkommunismus“ bekannten Liberalisierung im nachstalinistischen Ungarn auch im kulturellen Bereich, blieb der abstrakten Kunst die Anerkennung versagt, so dass Lajos Barta 1967 nach Köln zog, wo er einige Zeit in Ehrenfeld lebte.
Bereits seit 1965 hatte er mit Künstlerbahnhof Rolandseck in dem Remagen zusammengearbeitet, wo 1966 eine Ausstellung mit Plastiken und Zeichnungen Bartas aus den Jahren 1956 bis 1966 gezeigt wurde. Vom 12. November bis 13. Dezember 1970 kam er im Kunstmuseum Bonn zu musealen Ehren - in der Folge dieser Ausstellung erhielt er den Auftrag für seine öffentliche Großplastik „Schwingende“ in Bonn, die seinen Durchbruch bedeutete.
Die Aufstellung der „Uralten Form“ 1985 in Köln erlebte Barta noch selbst. Er verstarb am 13. Mai 1986 in Köln und fand sein Grab auf dem Melatenfriedhof.
Weitere Werke von Barta im Rheinland
Neben einigen Werken im Kölner Museum Ludwig dokumentieren im Rheinland mehrere frei stehende Großplastiken Lajos Bartas künstlerisches Vermächtnis:
- „Couple“ im Hof des damaligen Bonner Kunstmuseums (1970) und im Uellenberg-Park in Wuppertal (1981), entworfen 1957 in Budapest und 1969 in Köln geschaffen,
- „Schwingende“ (1971) im Bonner Stadtgarten am Alten Zoll,
- „Die Schutzsuchenden“ (1978), im Innenhof der Feuerwache Scheibenstraße in Köln-Weidenpesch, gewidmet für im Dienst zu Tode gekommene Feuerwehrleute,
- „Akrobaten“ (1980/81) auf dem Schulhof vor der Otto-Pankok-Schule in Mülheim an der Ruhr (Von-Bock-Straße 81),
- „Frühling“ (1982) in der auch „Affenfelsen“ oder „Affenhügel“ genannten roten Arena der Universität Siegen, inspiriert von der französischen Nationalheldin Jeanne d'Arc (~1412-1431, Johanna von Orléans) auf dem Scheiterhaufen und
- „Liebeskraft“ (1985), am Friedensmuseum in Remagen.
(Franz-Josef Knöchel, Digitales Kulturerbe LVR, 2022)
Internet
www.lantzsch-noetzel.de: Martin-Lantzsch-Nötzel-Stiftung, Lajos-Barta-Archiv (mit Biographie, abgerufen 04.04.2022)
koelschgaenger.net: Uralte Form (Text Ronald Füllbrandt, abgerufen 04.04.2022)
skulpturen.kulturraum.nrw: Lajos Barta, Uralte Form (1981) in Köln (abgerufen 04.04.2022)
skulpturen.kulturraum.nrw: Lajos Barta, Schwingende (1971) in Bonn (abgerufen 04.04.2022)
www.denkmal-wuppertal.de: Lajos Barta, Couple (1981) in Wuppertal (abgerufen 04.04.2022)