Überblick
Jüdische Siedlungsbereiche
Geschichte
Wirtschaft
Markt
Kultur
Internet
Überblick
Hottenbach entstand als Straßendorf zwischen zwei Höfen. Mittelpunkt der kleinen Siedlung war die heutige Kirche. Oberhalb der Kirche lag der Oberhof, der zum Besitz der Wild- und Rheingrafen sowie der Cratz von Scharfenstein zählte. Heute befindet sich der ehemalige Oberhof in der Ringstraße 53 in Privatbesitz. Unterhalb der Kirche befand sich der heute nicht mehr in baulichen Resten fassbare Niederhof als gemeinschaftlicher Besitz der Vorderen Grafschaft Sponheim und Kurtrier. Von dort bog der Weg nach Norden in die heutige Ringstraße ab, die seit Mitte des 19. Jahrhunderts vollständig bebaut ist. Die einzelnen Abschnitte der Ringstraße trugen zunächst verschiedene Bezeichnungen: Untergass, Linn, Bundegass, Hirtegass. Erst nach dem Zweiten Weltkrieg wurde der Straßenzug als Einheit aufgefasst und als Ringstraße benannt.
Ab dem 19. Jahrhundert verdichtete sich die Bebauung im nördlichen Abschnitt der Ringstraße und entlang der Hauptstraße nach Westen. In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts entstand schließlich durch ein Neubaugebiet die Erweiterung des Dorfes nach Norden und entlang der Straße nach Rhaunen (siehe historische Karten im Kartenwerk von KuLaDig).
Jüdische Siedlungsbereiche
Der zahlreiche Zuzug von jüdischen Familien seit dem späten 18. Jahrhundert führte dazu, dass sich drei wesentliche jüdische Siedlungsschwerpunkte bildeten: Der Kreuzungsbereich Hauptstraße und Ringstraße am Abzweig nach Weiden, der obere Abschnitt der Hauptstraße am Abzweig zum Strengelweg, und der Bereich westliche Ringstraße, der „Hiwel“. Dort in der Nähe befand sich auch die im Jahr 1796 errichtete Synagoge. Die Häuser der jüdischen Mitbürger, welche zeitweise fast 20 Prozent der Bevölkerung Hottenbachs ausmachten, waren meist kleine und einfache Anwesen.
Geschichte
Zwei ausgedehnte Grabhügelfelder im Gemeindewald zeugen von einer Besiedlung des Gebietes von Hottenbach bereits in keltischer Zeit. Diese befinden sich unweit alter Handelswege von der Nahe zur Mosel. Reste einer villa rustica belegen ebenfalls eine Besiedlung in römischer Zeit. Auch wurden im Jahre 1903 beim Abriss der alten Kirche römische Reliefs gefunden. An der Gemarkungsgrenze nach Oberhosenbach fand man ebenfalls Reste eines römischen Tempels. Im Jahr 2017 wurde in dessen Nähe die Bronzestatuette eines römischen Sonnengottes geborgen.
Das heutige Dorf wird schließlich im Jahre 1181 erstmals als „Hattinbach“ erwähnt. Spätestens seit dem 16. Jahrhundert sind vier gleichberechtigte Mitbesitzer des Hochgerichts Hottenbach-Hellertshausen nachzuweisen: die Grafen von Sponheim, die Wild- und Rheingrafen, der Erzbischof von Trier sowie die Herren Cratz von Scharfenstein. Im Jahre 1718 ging das Scharfensteinsche Viertel an den Erzbischof von Trier über, während die Fürsten von Salm im Jahre 1743 Rechtsnachfolger der Wild- und Rheingrafen wurden.
Im Jahre 1792 wurde an der Stelle des ehemaligen Oberhofs eine Mairie (Bürgermeisterei) eingerichtet. Diese unter französischer Herrschaft gebildete Verwaltungseinheit umfasste ab dem Jahre 1800 die Dörfer Hottenbach, Hellertshausen, Asbach, Weiden, Schauren, Bruchweiler, Kempfeld, Breitenthal, Wickenrodt und Oberhosenbach. Als zentraler Ort der Umlandgemeinden bekam Hottenbach ein Marktrecht. Nach dem Übergang auf Preußen im Jahre 1815 wurde Hottenbach Teil der Bürgermeisterei Rhaunen im neu gebildeten Kreis Bernkastel.
Im Jahre 1867 erreichte die Hottenbacher Bevölkerung mit 917 Einwohnern ihren Höchststand. Vor allem der Niedergang der Hunsrücker Eisenwerke im Jahre 1875 führte allerdings zu Abwanderungen ins Saarland und Auswanderungen nach Brasilien und in die USA. Bei der rheinland-pfälzischen Gebietsreform von 1969/70 gelangte Hottenbach schließlich mit der Verbandsgemeinde Rhaunen (seit 2020: Herrstein-Rhaunen) zum Kreis Birkenfeld. Im Jahre 2019 besaß Hottenbach 575 Einwohner.
Wirtschaft
Die Gemeinde Hottenbach hat eine Gesamtfläche von 1100 Hektar. Über die Hälfte davon ist Wald, der sich im westlichen und nördlichen Teil der Gemarkung konzentriert und Teil des großen zusammenhängenden Waldgebietes Idarwald ist. Knapp zwei Drittel der Waldfläche ist Gemeindewald, ein Drittel gehört zum Privatwald Vierherrenwald.
Die landwirtschaftlichen Flächen Hottenbachs sind eben und flach geneigt. Es sind tiefgründige Böden aus Tonschieferverwitterungslehmen, die sich für den Ackerbau eignen. Dem Grünland sind überwiegend die feuchteren Tallagen vorbehalten. Die Landwirtschaft war über viele Jahrhunderte der Haupterwerbszweig der Bevölkerung, während Handwerker und andere Berufe bis ins 19. Jahrhundert nur zu einem geringen Anteil vertreten waren.
Ende des 18. Jahrhunderts und im 19. Jahrhundert kam es zur Entwicklung der Eisenindustrie im Hunsrück, die zu einem rapiden Bevölkerungsanstieg in Hottenbach führte. Hier muss insbesondere die Asbacher Eisenhütte im nahe gelegenen Fischbachtal genannt werden. Hinzu kam der Aufschluss von Schieferbergwerken auf der Hottenbacher Gemarkung sowie der Blei- und Silbererzgrube „Aurora“ im Nachbarort Weiden. Hatte die Landwirtschaft im 17. Jahrhundert durch den Dreißigjährigen Krieg (1618-1648) und die Raubkriege des französischen Königs Ludwig XIV. (1643-1715) stark gelitten, erholte sie sich in der Friedensphase im 18. Jahrhundert wieder.
Technische Fortschritte, Jahre mit schlechten Ernten und Realteilungen sowie weltweite Entwicklungen führten allerdings ab Ende des 19. Jahrhunderts zu mehreren wirtschaftlich begründeten Auswanderungswellen. Seit dem Jahr 1880 nahm der jüdische Bevölkerungsanteil kontinuierlich ab. War dies Ende des 19. Jahrhunderts und Anfang des 20. Jahrhunderts noch überwiegend wirtschaftlich bedingt, so nahm in den 1920er und insbesondere in den 1930er Jahren der politische Druck und die antisemitische Verfolgung im Nationalsozialismus zu, so dass viele Juden aus Hottenbach wegzogen und flüchteten.
In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts führte der allgemeine Wirtschaftsaufschwung zur Erweiterung des Berufsspektrums. Die Landwirtschaft wurde von nun an mehr und mehr von Berufen aus dem Dienstleistungssektor, dem Handwerk und dem Kleingewerbe ergänzt. Im Jahre 1990 erschloss die Ortsgemeinde schließlich ein Gewerbegebiet am westlichen Ortsausgang, in dem sich Betriebe aus Maschinen- und Werkzeugbau sowie Handwerk und Dienstleistung ansiedelten.
Markt
Hottenbach bekam spätestens in der Franzosenzeit das Marktrecht verliehen. Um das Jahr 1800 fanden jährlich fünf Vieh- und Krammärkte statt. Der Schwerpunkt auf den Vieh- und Pferdehandel lässt sich auch dadurch erklären, dass in den Hunsrück-Dörfern im 19. Jahrhundert viele jüdische Vieh- und Pferdehändler lebten. Sie boten ihre Tiere auf den Viehmärkten in der Region an, so auch in Hottenbach. Für Hottenbach kann der Pferdehändler Nathan Allmeyer nachgewiesen werden.
Später wurde die Zahl der Märkte reduziert. Im Jahr 1911 zählte man auf dem Hottenbacher Markt „20 Verkaufsstände und einen Lustbarkeitsbetrieb“. Es wurden „Kurz-, Woll-, Eisen-, Leder-, Spiel- und Esswaren“ feilgeboten. Daneben wurden 10 Rinder, 430 Schafe, 50 Schweine und 510 Ferkel aufgetrieben. Die Rinder standen auf dem heutigen Pfarrer-Hackenberg-Platz, die Schweine in der Ringstraße. Ein Audio mit einem fiktiven Dialog auf dem Hottenbacher Marktplatz finden Sie in der Mediengalerie.
Kultur
Bedeutendstes Wahrzeichen und bis heute sichtbarer Mittelpunkt Hottenbachs ist die evangelische Kirche mit ihrem im Jahre 1290 errichteten Chorturm. In Verlängerung der Längsachse der Kirche befindet sich der bedeutendste Profanbau des Dorfes: der ehemalige Oberhof. Er war zwischen den Jahren 1800 und 1817 Sitz der Mairie (Bürgermeisterei) Hottenbach. Des Weiteren weist Hottenbach einige Objekte auf, die auf das einst rege jüdische Leben im Dorf hinweisen. Hierzu zählen unter anderem die ehemalige Synagoge, der jüdische Friedhof und mehrere jüdische Wohnhäuser.
Das Hottenbacher Kulturleben zeichnet sich durch eine Reihe von Traditionsvereinen aus. Die Initiative KAFF (Kultur auf Feld und Flur) holt seit vielen Jahren bekannte Künstler, ob Folk, Rock, Jazz oder Kabarett, in den Saal des Gasthauses Dahlheimer. Weitere Vereine sind der im Jahre 1863 gegründete Männergesangverein, der Sportverein, ein Musikverein, der Hottenbacher Carneval Verein, die Kirweägel und eine Theatergruppe.
(Christoph Pies, Erik Zimmermann, Hans-Joachim Brusius, Ortsgemeinde Hottenbach; Alina Frank, Carla Seibert, Margarita Kotlyarenko, Universität Koblenz-Landau, 2021)
Internet
www.hottenbach.de: Willkommen auf der Homepage Hottenbach (abgerufen 07.02.2022)
www.regionalgeschichte.net: Hottenbach (abgerufen 07.02.2022)