Die Kulturlandschaft Oberes Nahetal ist eine von insgesamt 17 landesweit bedeutsamen historischen Kulturlandschaften in Rheinland-Pfalz. Die Ausweisung erfolgte erstmals im Landesentwicklungsprogramm (LEP) IV von 2008. Die Kulturlandschaft umfasst einen schmalen Streifen von durchschnittlich 2 km Breite beiderseits der Nahe sowie die Unterläufe ihrer Nebenbäche. Sie ist in zwei Unterabschnitte (Kirner Nahetal, Oberes Naheengtal) gegliedert und reicht von Simmertal bis Hoppstädten-Weiersbach und Heimbach. Die Kulturlandschaft grenzt im Osten an die Kulturlandschaft des Unteren Nahetals an.
Landschaftscharakter Die Landschaft ist vor allem durch den Flusslauf der Nahe geprägt, der sich weitgehend naturnah durch die Aue schlängelt. Auch viele Unterläufe der Bäche zur Nahe sind naturnah erhalten. Im Abschnitt zwischen Nahbollenbach und Simmertal hat sich die Nahe tief in die steilen Hänge eingeschnitten. Das Tal ist hier mehrfach durch Riegel aus vulkanischem Gestein gekammert, in denen Felshänge und natürliche Schutthalden bis fast an den Fluss heranreichen und von der Nahe durchbrochen werden. Auch südlich von Idar-Oberstein hat die Nahe ein tiefes enges Durchbruchstal mit einer sehr schmalen Aue geschaffen. Die Niederung wird vorwiegend als Grünland genutzt, während die Hänge in der Regel bewaldet sind. Bei den Wäldern handelt es sich um eichenreiche Niederwälder, die früher u.a. für die Gewinnung von Gerbmitteln (Lohrinde) von Bedeutung waren. Zu den landschaftswirksamen Kulturdenkmalen und Bauwerken zählen vor allem die Ruine der Kyrburg bei Kirn (erstmals urkundlich erwähnt im 12. Jh.) mit dem Garnisonshaus von 1764 (heute Restaurant und Whisky-Museum) sowie die Ruine Frauenburg aus dem 13.Jh., die Burgruine Steinkallenfels (erstmals urkundlich erwähnt im 12. Jh.) und Schloss Wartenstein (erbaut 1702 - 1728) mit der 2006 eröffneten Erlebniswelt „Wald und Natur“ hoch über dem Hahnenbachtal, das über dem Simmertal gelegene Schloss Dhaun (erstmals urkundlich erwähnt 1215), in dem heute die Kommunalakademie Rheinland-Pfalz und eine Jugendbildungsstätte untergebracht sind sowie die weithin sichtbare Felsenkirche aus dem 15. Jh. und das teilweise wiederaufgebaute Schloss Oberstein aus dem 14. Jh. in Idar-Oberstein.
Anthropogene Prägung Die Siedlungen haben sich ursprünglich entlang den Talweitungen an den Füßen der Hänge entwickelt. Inzwischen hat die Besiedlung jedoch große Teile der Talweitungen erfasst, insbesondere im Raum Kirn, bei Nahbollenbach/Weierbach und bei Idar-Oberstein. Das Obere Nahetal ist dagegen aufgrund seiner Enge bis auf wenige kleine Streusiedlungen an den Einmündungen der Seitentäler bis heute unbesiedelt. Die Verfügbarkeit von reichlich Wasser und von Lohrinde haben schon im Mittelalter in Kirn und Umgebung zur Ansiedlung von Handwerksbetrieben zur Lederherstellung bzw. Lederverarbeitung geführt. Seit dem 18. Jahrhundert bis in die 1980er Jahre war Kirn eines der größten Zentren der Lederindustrie in Deutschland. Heute sind die sichtbaren Zeichen der Lederindustrie zwar weitgehend aus dem Stadtbild verschwunden, das ehemalige Gebäude einer Lederfabrik wurde jedoch zum Sitz der Verbandsgemeindeverwaltung umgebaut. Eine deutliche Veränderung des Landschaftraumes hat sich dagegen durch den Abbau von Porphyrit ergeben. Neben stillgelegten Steinbrüchen prägt ein noch aktiv betriebener Steinbruch bei Kirn die Umgebung entscheidend mit. Auch die Wasserkraft der Nahe wurde schon früh von Mühlen genutzt. Davon zeugen noch zahlreiche historische Wehre und Mühlkanäle.
Werteinstufung als historisch bedeutsame Kulturlandschaft Das Obere Nahetal besitzt kulturhistorisch eine hohe bis sehr hohe Bedeutung: Kirner Nahetal: Markantes Engtal der Nahe mit teilweise tradierten Landnutzungen und zahlreichen landschaftswirksamen Kulturdenkmalen, aber auch deutlichen Merkmalen des Landschaftswandels. Oberes Naheengtal: Markantes, relativ dünn besiedeltes Engtal mit Prägung durch historische Niederwaldnutzung und Auengrünland, geringe Bedeutung baulicher Kulturdenkmale.
(Sylvia Götz, Struktur- und Genehmigungsdirektion Süd, 2018)
Internet www.kirn.de: Kirn, Stadt des Leders (abgerufen 11.12.2018)
Literatur
Ministerium des Innern und für Sport Rheinland-Pfalz (Hrsg.) (2008)
Landesentwicklungsprogramm (LEP IV). Mainz.
Ministerium für Wirtschaft, Klimaschutz, Energie und Landesplanung Rheinland-Pfalz (Hrsg.) (2013)
Konkretisierung der landesweit bedeutsamen historischen Kulturlandschaften zur Festlegung, Begründung und Darstellung von Ausschlussflächen und Restriktionen für den Ausbau der Windenergienutzung. Saarbrücken.
Literaturauswertung, Übernahme aus externer Fachdatenbank
Historischer Zeitraum
Beginn 2008
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