Gebäude
Das Gebäude in der Ringstraße 19 in Hottenbach besitzt zweieinhalb Geschosse (Erd-, Ober- und Dachgeschoss). Die rote Außenfassade ist im Bereich des Obergeschosses verschiefert. Durch den Gastraum erreicht man über eine Treppe den Veranstaltungssaal.
Geschichte
Im Jahr 1887 erhielt Philipp Groß die Konzession zum Führen eines Gasthauses. Dieses war zur damaligen Zeit unter dem Namen Großmanns bekannt. Den heute geläufigen Namen „Faust“ erhielt das Gasthaus von Wilhelm Faust (1878-1950). Dieser übernahm nach der Hochzeit mit Charlotte Groß, der Tochter von Philipp Groß das Geschäft. Heutiger Gastwirt ist Walter Faust (*1949), der Urenkel von Philipp Groß. Er führt das Gasthaus in der vierten Generation. Das Gasthaus öffnete zuletzt am 15. März 2020 seine Türen.
Veranstaltungen und Vereine
Im Jahr 1894 wurde, nach dem Aufruf des damaligen Pfarrers Hackenberg (1852-1912), ein Ortsverein des Hunsrücker Bauernvereins gegründet. Dieser traf sich jeden ersten Sonntag im Monat im Saal der Familie Groß, um landwirtschaftliche Themen zu diskutieren. Die Schule nutzte die Räumlichkeit für ihre Entlassfeier des Jahres 1920. Im Jahre 1915 wurden die Feierlichkeiten anlässlich des Geburtstags des Kaisers zusammen mit dem Kriegerverein begangen.
Außerdem fand im Gasthaus Faust das Training des Turnvereins statt, für den im Saal ein Reck aufgestellt wurde. Um das Jahr 1925 spaltete sich der 1863 gegründete Hottenbacher Männergesangsverein aufgrund von Konflikten auf. Von da an probte der eine Teil im Gasthaus Faust, der andere im Gasthaus Dahlheimer. Gründungsmitglied des Gasthaus-Faust-Gesangvereins in den 1920er Jahren war Walter Haas. „Der Verein nannte sich “Eintracht„. Nach dem Zweiten Weltkrieg blieb der Männergesangverein, der auch um 1900 bereits zeitweise als gemischter Chor auftrat, im Gasthaus Faust. Im Frühjahr und Herbst des Jahres 1973 lud Pfarrer Gerd Ferwendel (*1929) zu Seminarreihen ins Gasthaus Faust ein. Zur selben Zeit probte dort auch der Musikverein, der später unter dem Namen “Hunsrückmusikanten„ bekannt war.
Auch Tanzveranstaltungen fanden im Saal statt. Da die Tanzfläche nicht sehr groß war, wurden die Menschen von Zeit zu Zeit mit einem Seil von der Fläche heruntergeschoben. So wurde Platz für neue Tänzerinnen und Tänzer gemacht. Eine besonders gute Zeit für das Gasthaus waren die 1970er und 1980er Jahre, in denen die Wirtschaft besonders am Wochenende sehr gut besucht war. Es war bekannt für seine langen Öffnungszeiten, sodass sich der Spruch “Willst du nachts nach Hause nicht, fahr beim Walter vorbei, da brennt noch Licht„ etablierte.
Heutige Nutzung
Während die Küche des Gasthauses früher für Veranstaltungen ein größeres Angebot bereitstellte, beschränkt sich der Service im Gasthaus Faust heute auf eine einfache Bewirtung. In den letzten Jahren wurden im Gasthaus Faust noch Hochzeiten, Beerdigungen und Geburtstage sowie andere kleinere Feste gefeiert, andere Veranstaltungen finden aber nicht mehr statt.
(Erik Zimmermann, Hans-Joachim Brusius, Ortsgemeinde Hottenbach; Alina Frank, Carla Seibert, Margarita Kotlyarenko, Universität Koblenz-Landau, 2021)