Denkmal für Josef Kardinal Frings am Laurenzplatz

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Fachsicht(en): Kulturlandschaftspflege, Landeskunde
Gemeinde(n): Köln
Kreis(e): Köln
Bundesland: Nordrhein-Westfalen
Koordinate WGS84 50° 56′ 18,58″ N: 6° 57′ 28,59″ O 50,93849°N: 6,95794°O
Koordinate UTM 32.356.526,47 m: 5.644.970,89 m
Koordinate Gauss/Krüger 2.567.377,01 m: 5.645.241,50 m
  • Das bronzene Denkmal für Josef Kardinal Frings am Kölner Laurenzplatz in Altstadt-Nord (2019).

    Das bronzene Denkmal für Josef Kardinal Frings am Kölner Laurenzplatz in Altstadt-Nord (2019).

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  • Die Tafel auf der Rückseite der Denkmals für Josef Kardinal Frings am Kölner Laurenzplatz nennt die Initiatoren und Sponsoren der Bronzebüste (2019).

    Die Tafel auf der Rückseite der Denkmals für Josef Kardinal Frings am Kölner Laurenzplatz nennt die Initiatoren und Sponsoren der Bronzebüste (2019).

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  • Das Denkmal für Josef Kardinal Frings, Erzbischof von Köln 1942-1969, am Kölner Laurenzplatz in Altstadt-Nord (2019).

    Das Denkmal für Josef Kardinal Frings, Erzbischof von Köln 1942-1969, am Kölner Laurenzplatz in Altstadt-Nord (2019).

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  • Tafel zur Erinnerung an die Sylvesterpredigt 1946 von Josef Kardinal Frings im Inneren der katholischen Pfarrkirche St. Engelbert in Köln-Riehl (2020).

    Tafel zur Erinnerung an die Sylvesterpredigt 1946 von Josef Kardinal Frings im Inneren der katholischen Pfarrkirche St. Engelbert in Köln-Riehl (2020).

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    Knöchel, Franz-Josef / Landschaftsverband Rheinland, CC-BY
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Das von dem Bildhauer Kurt Arentz geschaffene und im März 1998 errichtete Bronze-Denkmal für Josef Kardinal Frings auf dem kleinen Laurenzplatz in der Kölner Altstadt erinnert an den Erzbischof von Köln in der Zeit von 1942 bis 1969.

Josef Kardinal Frings (1887-1978)
Der als eine der bedeutendsten Figuren der deutschen Kirche in der Nachkriegszeit geltende und aufgrund seines Wirkens als Kölner „Volksbischof“ bis heute sehr populäre Josef Frings (auch Joseph) wurde als zweites von acht Kindern eines großbürgerlichen Weberei-Fabrikanten am 6. Februar 1887 in Neuss geboren (zur Biographie vgl. Trippen 2013 und www.rheinische-geschichte.lvr.de).
Nach der Schulzeit in Neuss und dem Theologiestudium in München, Innsbruck, Freiburg im Breisgau und Bonn empfing er am 10. August 1910 in Köln die Priesterweihe und promovierte nach einem Studienaufenthalt in Rom 1916 in Freiburg zum Doktor der Theologie. Bis 1942 war er u.a. in Köln-Zollstock, -Fühlingen und -Braunsfeld, sowie in Neuss und am Bensberger Priesterseminar des Erzbistums seelsorgerisch tätig.
Zum 1. Mai 1942 überraschend für das Amt des Erzbischofs von Köln bestimmt, erhielt Frings am 21. Juni 1942 die Bischofsweihe und wurde zum 18. Februar 1946 von Papst Pius XII. in das Kardinalskollegium berufen. Sein erzbischöflicher Wappenspruch lautete: „Pro hominibus constitutus“ (lateinisch „Für die Menschen bestellt“). Zwischen 1945 und 1965 war Frings Vorsitzender der Fuldaer Bischofskonferenz, der Vorgängerinstitution der Deutschen Bischofskonferenz. Kardinal Frings wurde mit Kölner Ratsbeschluss vom 2. Juni 1967 zu einem der bis heute nur 24 Ehrenbürgerinnen und Ehrenbürger der Stadt ernannt, die Verleihung dieser Würde erfolgte am 22. Juni 1967 (www.stadt-koeln.de).
Josef Kardinal Frings amtierte bis Februar 1969, als er das Bischofsamt aus Altersgründen niederlegte. Frings starb am 17. Dezember 1978 in Köln und wurde in der erzbischöflichen Gruft im Kölner Dom beigesetzt.

Kardinal Frings und der Nationalsozialismus
Bereits in seinem ersten Hirtenbrief vom 21. Juni 1942 äußerte sich Frings mit Blick auf die Verbrechen des NS-Regimes unmissverständlich: „Wer immer Menschenantlitz trägt, hat Rechte, die ihm keine irdische Gewalt nehmen darf“.
In seiner Weihnachtspredigt 1943 stellte er dann ebenso deutlich fest: „Wer immer mit Absicht Unschuldige und Nichtkämpfende tötet, sei es aus Luft oder wie immer, wer ihnen das Leben nimmt, nur weil sie in einem fremden Volk, einer fremden Rasse angehören. Der sündigt wider Gottes Gebot: ‚Du sollst nicht töten', der verstößt wider Christi Hauptgebot, der sagt: ‚Das ist mein Gebot, daß ihr einander liebet, wie ich euch geliebt habe'.“ (Denzler u. Fabricius 1988, S. 156)

Trotz dieser und weiterer kritischen Worte führten Ermittlungen der ihn über V-Leute intensiv beobachtenden Gestapo dazu, „dass man ihn 1942 in Berliner NS-Kreisen als fromm und harmlos einschätzte“ (www.rheinische-geschichte.lvr.de). Obgleich Frings die Judenverfolgung öffentlich als „himmelschreiendes Unrecht“ bezeichnete, bewahrte ihn offenbar seine Popularität und große Beliebtheit nicht nur bei den Kölner Katholiken vor Repressalien der Machthaber.
Frings gilt als einer der wenigen hohen Kirchenmänner, die bereits während der NS-Zeit den Massenmord an den Juden deutlich (und öffentlich) verurteilten.
Gleichwohl setzte sich Kardinal Frings nach dem Weltkrieg und der Befreiung vom Nationalsozialismus auch für die Wiedereinstellung ehemaliger NSDAP-Mitglieder ein und profilierte sich mehrfach als Fürsprecher der NS-Täter. So unterstützte er in diesen Jahren die NS-Kriegsverbrechern zur Flucht verhelfende Organisation der „Stilles Hilfe“ und setzte sich für den zum Tode verurteilten Kriegsverbrecher Walter Sonntag (1907-1948) ein, der als SS-Lagerarzt in mehreren KZ an Gräueln beteiligt war.

Die Silvesterpredigt 1946 und das Verb „fringsen“
Auf Frings geht das im sprachlichen Gedächtnis der Kölner bis heute verankerte Wort „fringsen“ zurück, dass für „etwas organisieren, hamstern, Mundraub begehen“ auch in die deutsche Sprache eingegangen ist (Wilhelm 2008 und www.mitmachwoerterbuch.lvr.de).
In seiner am 31. Dezember 1946 in der Kirche St. Engelbert in Riehl gehaltenen Silvesterpredigt thematisierte Frings die schlechte Versorgungslage im Nachkriegswinter 1946/47, die aus blanker Not der Bevölkerung zahlreiche Plünderungen von Kohlenzügen und -lastwagen im Rheinland zur Folge hatte:
„Wir leben in Zeiten, da in der Not auch der Einzelne das wird nehmen dürfen, was er zur Erhaltung seines Lebens und seiner Gesundheit notwendig hat, wenn er es auf andere Weise, durch seine Arbeit oder durch Bitten, nicht erlangen kann.“
Damit schien Frings den Diebstahl von zum Überleben notwendigen Gütern in einer existenziellen Notlage theologisch zu legitimieren. Die damals wie heute gerne überlesenen nächsten Sätze der Predigt lauteten jedoch wie folgt:
„Aber ich glaube, dass in vielen Fällen weit darüber hinausgegangen worden ist. Und da gibt es nur einen Weg: unverzüglich unrechtes Gut zurückgeben, sonst gibt es keine Verzeihung bei Gott.“
Das Verb „fringsen“ war geboren – vereinzelt sprach man auch von „Klüttenklauen“ (als „Klütten“ werden u.a. vorindustriell hergestellte Braunkohle-Presslinge bezeichnet) – und „wo immer ein mit Kohlen beladener Güterzug oder LKW zum Stehen kam, fanden sich Leute mit Säcken und Handkarren, um sich einen Teil abzuzweigen. Im Winter 1946/47 ‚verschwanden‘ auf den Kölner Güterbahnhöfen täglich 900 Tonnen Kohle.“ (www.mitmachwoerterbuch.lvr.de)

Gedenken an Kardinal Frings
Im Rheinland finden sich zahlreiche Straßen, Gebäude und Einrichtungen nach Kardinal Frings benannt, darunter u.a. das Bonn-Beueler Kardinal-Frings-Gymnasium, das Neusser Begegnungszentrum Kardinal-Frings-Haus, das Ehrenfelder Caritas-Altenzentrum Kardinal-Frings-Haus und die Kardinal-Frings-Straße am heutigen Wohnsitz des Kölner Erzbischofs.
Seit dem 8. November 1983 erinnert eine von dem Kölner Metallkünstler Heribert Kreiten (1927-2018) geschaffende Gedenktafel an der Kanzel der Riehler Kirche St. Engelbert an die Silvesterpredigt von 1946 (unser-quartier.de).
Auf Initiative der Josef-Kardinal-Frings-Gesellschaft wurde im Juni 2006 die Südbrücke über den Rhein zwischen Neuss-Uedesheim und Düsseldorf-Hamm (Autobahnbrücke der A1) in Joseph-Kardinal-Frings-Brücke umbenannt. Ferner steht ein Frings-Denkmal in seiner Geburtsstadt unmittelbar neben dem Neusser Quirinus-Münster.
Unweit des Laurenzplatzes findet sich Josef Kardinal Frings als eine der 124 steinernen Figuren an der Außenfassade des Kölner Rathausturms bzw. Ratsturms dargestellt, die zwischen 1988 und 1995 aufgestellt wurden. Der Erzbischof steht hier als „um die Stadt verdiente Persönlichkeit“ im dritten Obergeschoss an der Nordseite (Nr. 95, www.stadt-koeln.de u. de.wikipedia.org). Die 1990 von der Stadt Köln gestiftete Figur wurde von dem Bildhauer Elmar Hillebrand (1925-2016) geschaffen.

Das Frings-Denkmal
Das Kölner Denkmal am Laurenzplatz besteht aus einer überlebensgroßen Bronzebüste des Kardinals auf einem steinernen Sockel. Auf diesem befindet sich in Versalien die Inschrift „Josef Kardinal Frings, Erzbischof von Köln, 1942-1969“, die eine Darstellung von Frings‘ Kardinalswappen umrahmt.
Die Skulptur wurde von dem Bildhauer Kurt Emil Hugo Arentz (1934-2014) geschaffen und zum 21. März 1998 errichtet. Eine Bronzetafel auf der Rückseite des Sockels nennt die „Bürgergesellschaft Köln von 1863“ als Initiatorin des Denkmals und listet eine Reihe von Sponsoren auf.

(Franz-Josef Knöchel, Digitales Kulturerbe LVR, 2019/2023)

Internet
www.rheinische-geschichte.lvr.de: Josef Frings, Erzbischof von Köln (1887-1978), von Norbert Trippen (abgerufen 08.05.2019)
www.frings-gesellschaft.de: Josef-Kardinal-Frings-Gesellschaft zu Neuss am Rhein e.V. (abgerufen 08.05.2019)
www.buergergesellschaft-koeln.de: Fringsdenkmal (abgerufen 08.05.2019)
unser-quartier.de: Riehler Geschichte, Gedenktafel erinnert an die Predigt von Kardinal Frings (Text Joachim Brokmeier, 08.11.2017, abgerufen 31.05.2019)
www.kurt-arentz.de: Kurt Arentz – Bildhauer (abgerufen 08.05.2019)
www.koeln-lotse.de: Kölsche Wörter: „fringsen“ und das 7. Gebot: Du sollst nicht stehlen! (Uli, der Köln-Lotse vom 23.06.2023, abgerufen 26.06.2023)
koelnding.podigee.io: Das Köln Ding der Woche, Kardinal Frings (Uli, der Köln-Lotse, Podcast vom 23.06.2023, abgerufen 26.06.2023)
www.stadt-koeln.de: Ehrenbürgerin und Ehrenbürger (abgerufen 30.06.2023)
www.stadt-koeln.de: Skulpturen auf dem Rathausturm (abgerufen 26.06.2023)
www.stadt-koeln.de: Skulpturen auf dem Turm des historischen Rathauses (abgerufen 14.07.2021, Inhalt nicht mehr verfügbar 26.06.2023)
de.wikipedia.org: Liste der Kölner Ratsturmfiguren (abgerufen 08.05.2019)
www.mitmachwoerterbuch.lvr.de: „fringsen“ (abgerufen 08.05.2019, Inhalt nicht mehr verfügbar 06.05.2022)
www.mitmachwoerterbuch.lvr.de: „Klütte“ (abgerufen 08.05.2019, Inhalt nicht mehr verfügbar 06.05.2022)

Literatur

Denzler, Georg; Fabricius, Volker (1988)
Die Kirchen im Dritten Reich. Christen und Nazis Hand in Hand? Band 1: Darstellungen. Frankfurt a.M..
Trippen, Norbert (2013)
Josef Kardinal Frings (1887-1978). In: Lebendiges Zeugnis, S. 243-250. o. O.
Trippen, Norbert (2006)
Die Bischofsweihe von Dr. Josef Frings am 21. Juni 1942 im Kölner Dom. o. O.
Wilhelm, Jürgen (Hrsg.) (2008)
Das große Köln-Lexikon. S. 156, Köln (2. Auflage).

Denkmal für Josef Kardinal Frings am Laurenzplatz

Schlagwörter
Straße / Hausnummer
Laurenzplatz
Ort
50667 Köln - Altstadt-Nord
Fachsicht(en)
Kulturlandschaftspflege, Landeskunde
Erfassungsmaßstab
i.d.R. 1:5.000 (größer als 1:20.000)
Erfassungsmethode
Literaturauswertung, Geländebegehung/-kartierung
Historischer Zeitraum
Beginn 1998

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„Denkmal für Josef Kardinal Frings am Laurenzplatz”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/KLD-291618 (Abgerufen: 20. April 2024)
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