Ortschaft Arzdorf

Ortsteil der Großgemeinde Wachtberg

Schlagwörter:
Fachsicht(en): Landeskunde
Gemeinde(n): Wachtberg
Kreis(e): Rhein-Sieg-Kreis
Bundesland: Nordrhein-Westfalen
Koordinate WGS84 50° 36′ 32,43″ N: 7° 05′ 17,99″ O 50,60901°N: 7,08833°O
Koordinate UTM 32.364.739,55 m: 5.608.090,78 m
Koordinate Gauss/Krüger 2.577.081,41 m: 5.608.716,92 m
  • Fachwerkhof am Villiper Weg in Arzdorf (2014)

    Fachwerkhof am Villiper Weg in Arzdorf (2014)

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    Nicole Schmitz / Landschaftsverband Rheinland
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Die Ortschaft Arzdorf liegt in der Mitte des westlichen Gemeindegebiets von Wachtberg und wird heute durch die Alte Landstraße / Adendorfer Straße (die Landstraße L 123) in zwei Teile geteilt.

Ortsgeschichte, Ortsname
Die Siedlung wurde erstmalig im Jahr 1166 im Rahmen einer Schenkung des Abtes Gerhard von Are (~1100-1169) an das Bonner Cassiusstift unter dem Namen Aitzdorp oder Artstorp urkundlich erwähnt. Arzdorf wurde damals zur östlich liegenden Ortschaft Adendorf gezählt (Töpner 2006, S. 218). Der Ort besaß mit dem örtlichen Dingstuhl eine eigene Gerichtsstätte, an der Schulheiße und Schöffen angestellt waren und sich sich um Recht und Ordnung kümmerten.
In Arzdorf wurde 1398 die erste Kapelle durch Ritter Heinrich von Hückelhoven erbaut, den Herrn der Adendorfer Burg. Aus ihr entstand die heutige Barockkapelle St. Antonius von 1732 (Töpner 2006).

In den Erläuterungen zu der Karte der politischen und administrativen Eintheilung der heutigen preussischen Rheinprovinz für das Jahr 1789 im Geschichtlichen Atlas der Rheinprovinz wird „Arzdorf (Rheinbach)“ mit einer Gemarkungsfläche von 242 Hektar als eines der Güter in der Herrschaft Adendorf mit dem Besitzer „Graf von der Leyen“ unter dem Abschnitt „Geschlossene Güter der Reichsritterschaft, Kanton Niederrhein“ genannt. Als zuständiger Pfarrort wird Fritzdorf angeführt. „Die Familie von der Leyen besass schon längst vorher die Burg und Güter zu Adendorf nebst dem Dorf Arzdorf ...“ (vgl. Fabricius 1898, S. 541, Nr. 112 u. S. 564).

Während der Franzosenzeit (1794-1814/15) wurde Arzdorf im Zuge der französischen Verwaltungsreformen ab 1798 zusammen mit den Ortschaften Adendorf, Groß-Altendorf, Ersdorf, Fritzdorf, Lüftelberg, Meckenheim und Merl zur Mairie (Bürgermeisterei) Adendorf zusammengefasst, die zum Kanton Rheinbach im Arrondissement Bonn im Rhein-Mosel-Département zählte.
Nachdem 1815 das Rheinland und damit auch Arzdorf an Preußen gefallen war, wurde Arzdorf der Bürgermeisterei Adendorf (zunächst Kreis Rheinbach, ab 1932 Landkreis Bonn) zugeteilt (1816-1927), die anschließend Amt Adendorf hieß (1927-1934), 1935 in Amt Meckenheim umbenannt wurde und bis zum 31. Juli 1969 bestand.
Zum 1. August 1969 wurde Arzdorf durch das „Bonn-Gesetz“ (Gesetz zur kommunalen Neugliederung des Raumes Bonn) zusammen mit weiteren Ortschaften in die zum gleichen Datum neu entstandene Gemeinde Wachtberg eingemeindet.
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Arzdorf auf historischen Karten, Objektgeometrie
Die historischen Karten der Topographischen Aufnahme der Rheinlande (1801-1828, Tranchotkarte) lassen erkennen, dass die historische Siedlungsfläche an einer Nord-Süd-Achse entstanden ist, dem heutigen Villiper Weg und der Fritzdorfer Straße (L 267). Diese Straßen verbanden „Artzdorff“ mit Fritzdorf und (Klein) Villip. Die Siedlung lässt sich als Straßendorf klassifizieren, welches damals in nur einer Häuserreihe entstand.

Die nur wenig jüngeren Karten der zwischen 1836 und 1850 erarbeiteten Preußischen Uraufnahme zeigen deutlich, dass die Siedlung „Arzdorf“ aus mehreren Einzelhöfen bestand, die zum Teil im typischen Vierecks-Stil erbaut waren Die Wirtschaftsflächen lagen rechtwinklig zur Siedlungsachse hinter den Gehöften, was deren Bearbeitung einfach gestaltete.
Erst auf der wiederum etwas späteren Preußischen Neuaufnahme (1891-1912) wird die noch heute bestimmende Ost-West-Verkehrsachse der Alten Landstraße / Adendorfer Straße (L 123) erkennbar. Hier und in den topographischen Karten TK 1936-1945 zeigt sich, dass sich die Siedlungsflächen entlang beider Achsen ausdehnten - am südlichen Ortsende mit den Straßen Am Ring, Antoniusweg, Remagener Weg und Servatiusweg und am östlichen Ortsrand direkt an der Alten Landstraße in Richtung Holzem und Berkum.
Die hier eingezeichnete Objektgeometrie stellt die erkennbar besiedelte Fläche des Orts von etwa 8,1 Hektar in der Neuaufnahme dar.
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Ortsbild und -entwicklung
In der kleinen Ortschaft wurde bis zur Zeit des Zweiten Weltkriegs noch Basalt in einem Steinbruch abgebaut, der sich etwas außerhalb der Siedlung in östlicher Richtung befindet. Heute werden die Flächen in dem nahegelegenen Waldstück vom Bonner Familiensportbund genutzt.
Die Zahl der Einwohner*innen stieg von 210 im Jahr 1912 über 229 (1961), 258 (1970), 303 (1979), 288 (1989) auf 303 zum 31. Juli 2018 eher mäßig (Hausmanns 2011, S. 200).

Das Dorf ist noch heute landwirtschaftlich geprägt, was sich durch die zahlreichen Höfe zeigt. Größere Geschäfte und Lokale gibt es in dem kleinen Ort nicht mehr; es sind noch einige Handwerksbetriebe wie ein Treppenbauer und eine Schlosserei ansässig. Direkt in der Ortsmitte gibt es einen Hofladen, in dem frisches Obst und Gemüse verkauft wird. Außerdem gibt es im östlichen Teil einen großen landwirtschaftlichen Betrieb und einen Reiterhof (Hausmanns 2011).
Gegenüber des Reiterhofes der Familie Welsch, befindet sich am Villiper Weg 27 das Geburtshaus des vor allem in Köln über die dortige Kaygasse bekannten Lehrers Heinrich Welsch (1848-1935). Dieser wurde über seine Tätigkeit als Lehrer und Rektor in einer Hilfsschule in Köln-Kalk bekannt. Der auf Kölsch komponierte populäre Schlager „En d'r Kayjass Nummer Null“ setzte ihm 1938 ein musikalisches Denkmal.

Heute gehen die Arzdorfer Grundschüler in Adendorf zur Schule, da der Ort keine eigene Schule mehr hat. Arzdorf besitzt einen Treff, der sich im Obergeschoss des Feuerwehrgebäudes befindet. Dort werden die Feierlichkeiten des Ortes ausgetragen. Die Einwohner besitzen ein starkes Gemeinschaftsgefühl und sind sehr traditionsbewusst (Hausmanns 2011, S. 201).

(Clarissa Pönisch, Universität Koblenz-Landau, 2018 / Ergänzungen: Franz-Josef Knöchel, Digitales Kulturerbe LVR, 2025)

Internet
www.buergerverein-arzdorf.de: Bürgerverein Arzdorf (abgerufen 11.07.2025)
de.wikipedia.org: Arzdorf (abgerufen 11.07.2025)
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Literatur

Fabricius, Wilhelm (1898)
Erläuterungen zum geschichtlichen Atlas der Rheinprovinz. (2 Bände, Nachdruck 1965). Bonn.
Hausmanns, Barbara / Gemeinde Wachtberg (Hrsg.) (2011)
Wachtberg - aus dreizehn Dörfern wird eine Gemeinde. Ein Blick auf vier Jahrzehnte kommunale Entwicklung seit 1969. Wachtberg.
Töpner, Walter (2006)
Wunderbares Wachtberg. Anleitungen zum Verlieben in das Drachenfelser Ländchen. Trier.

Ortschaft Arzdorf

Schlagwörter
Ort
53343 Wachtberg - Arzdorf
Fachsicht(en)
Landeskunde
Erfassungsmaßstab
i.d.R. 1:5.000 (größer als 1:20.000)
Erfassungsmethode
Auswertung historischer Schriften, Auswertung historischer Karten, Literaturauswertung, mündliche Hinweise Ortsansässiger, Ortskundiger
Historischer Zeitraum
Beginn vor 1166

Empfohlene Zitierweise

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Empfohlene Zitierweise
„Ortschaft Arzdorf”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/KLD-281239 (Abgerufen: 3. November 2025)
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