Ortschaft Adendorf

Schlagwörter:
Fachsicht(en): Landeskunde
Gemeinde(n): Wachtberg
Kreis(e): Rhein-Sieg-Kreis
Bundesland: Nordrhein-Westfalen
Koordinate WGS84 50° 36′ 51,54″ N: 7° 03′ 44,5″ O 50,61432°N: 7,06236°O
Koordinate UTM 32.362.917,57 m: 5.608.728,70 m
Koordinate Gauss/Krüger 2.575.234,67 m: 5.609.280,72 m
  • Blick von der Bachstraße nach Norden in die Georg-von-Loe-Straße Richtung Kirche in Adendorf (2014)

    Blick von der Bachstraße nach Norden in die Georg-von-Loe-Straße Richtung Kirche in Adendorf (2014)

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Adendorf liegt am westlichen Gemeinderand von Wachtberg und grenzt an die Flächen des Meckenheimer Stadtgebiets. Die Ortschaft Adendorf - heute einer von 13 Ortsteilen der Gemeinde Wachtberg - ist die westlichste des Wachtberger Landes und bildet zusammen mit Klein Villip, das nordöstlich von Adendorf liegt, eine Einheit.

Ortsgeschichte
Der Ort wurde im Jahr 893 das erste Mal unter dem Namen Adelesdorph erwähnt. Man vermutet, dass der Ortsname von einem Edelmann Namens Adelgisil herrührt, der sich hier im Jahr 630 niedergelassen haben soll (vgl. Töpner 2006, S. 182).
„Die wichtigste Grundherrschaft besaß 1122 - offenbar schon längere Zeit - das Hospital des Trierer Domkapitels.“ (Groten u.a. 2006)
Im Gebiet der heutigen Tongrube wurde im 20. Jahrhundert eine römische Villa rustica gefunden, von der heute keine Spuren mehr existieren. Dagegen ist die vorzeitliche Fluchtburg Trotzenburg nordöstlich des Dorfes als Bodendenkmal erhalten. Aus nachrömischer Zeit ist am Südrand des Dorfes der Hügel einer Motte erhalten, deren Vorburg heute den Schäfereihof bildet. In fränkischer Zeit gehörte in Adendorf der Hof Cumbe, von dem keine Spuren mehr existieren, nach schriftlichen Quellen dem Kloster Prüm (de.wkipedia.org).
Das Wasserschloss Burg Adendorf wurde 1337 durch den Ritter Paul von Hückelhoven erbaut. Die heutige Gestalt erhielt die Burg in den Jahren 1655 bis 1670 durch Bartholomäus von der Leyen, dessen Familie die Burg bis 1794 gehörte. Die heutige Burg kann in die Vor- und die Hauptburg untergliedert werden, die man über eine steinerne Brücke betreten kann. 1833 verkaufte die Familie Von der Leyen, die bereits seit 1606 in Koblenz lebte, die Burg Adendorf an die Freiherren von Loë, die bis heute die Besitzer der Burg sind (Töpner 2006, S. 162). Seit 2003 findet jeden Mai die Landpartie auf der Burg Adendorf statt, bei der verschiedene Aussteller Produkte des ländlichen Leben wie beispielsweise Antiquitäten, Schmuck oder Porzellan anbieten (Töpner 2006, S. 185).

Von 1794 bis 1814 war Adendorf dem Kanton Rheinbach zugeordnet, was sich aber später änderte, als Adendorf dem Amt Meckenheim zugeordnet wurde. Seit der Gemeindegründung 1969 gehört Adendorf zur Gemeinde Wachtberg.

Adendorf auf historischen Karten
Die Tranchotkarte der Topographischen Aufnahme der Rheinlande von 1801 bis 1828 zeigt die Ortschaft mit dem heutigen Ortsnamen abgebildet. Gut zu erkennen ist die große Anlage der Wasserburg Adendorf, die im südöstlichen Teil des Ortes liegt. Die Flächen der Burganlage umfassen fast den gleichen Raum, wie die Siedlungsfläche des historischen Adendorf.
An den vielen Verkehrsverbindungen, die nach Adendorf bzw. vom Ort weg führen, kann man erkennen, dass die Ortschaft damals eine wichtige Bedeutung hatte. Die Verkehrswege führen zum einen an der Burg vorbei in südöstlicher Richtung nach Fritzdorf und Arzdorf. Zum anderen führen sie auch nach Süden wo die Ortschaft Eckendorf liegt. Des Weiteren führten Wege in südwestlicher Richtung nach Ersdorf oder auch in nordwestlicher Richtung nach Meckenheim. Die am breitesteten dargestellte Verbindung verläuft in nördlicher Richtung durch den Adendorfer und Gudenauer Busch, in dem man durch eine Querverbindung die Burg Gudenau und die Ortschaft Villip erreichen konnte. Die Nord-Süd-Verbindung verläuft dann weiter in nördlicher Richtung, durchquert dabei den Kottenforst (bzw. den Forêt Impériale, wie er auf der Tranchotkarte dargestellt wird) und führt schließlich zu der Ortschaft Röttgen (heute Ortsteil der Bundesstadt Bonn).
Auffallend sind die geradlinigen Verbindungen in Richtung Röttgen, die aus verschiedenen Richtungen, auch aus der Gemeinde Wachtberg, nach Röttgen führen und beispielsweise als Villiper-Bahn (aus Richtung Villip kommend) oder auch als Meckenheimer-Bahn (aus Richtung Meckenheim kommend) bezeichnet werden. Außerhalb von Adendorf in westlicher Richtung ist die Burg Münchhausen eingezeichnet.

Die Preußische Neuaufnahme von 1891 bis 1912 zeigt dann, dass der Ort nun durch eine breitere Verbindungstraße zu erreichen ist, die aus Richtung Arzdorf kommend den Ort durchteilt und dann weiter in Richtung Meckenheim führt. Die Siedlungsflächen haben sich dann - wie bei einem typischen Straßendorf - in westlicher und östlicher Richtung entlang der Verkehrsachse ausgebreitet. Dadurch ist der historische Ortskern in der Mitte des Ortes zu finden, entlang der heutigen Straßen Kirchstraße, Bachstraße, Georg-von-Loe-Straße (in der ein Brunnen verzeichnet ist) und entlang der Schützenstraße. Neubaugebiete haben sich entlang der Erhard-Fischer-Straße entwickelt, die parallel zur Hauptstraße Töpferstraße verläuft und entlang der Straße Am Sportplatz, die am westlichen Ortsausgang abzweigt; außerdem im nördlichen Teil des Ortes mit der Straße Auf der Hostert. Das größte Neubaugebiet hat sich am östlichen Ortsausgang entwickelt mit den Straßen Pfarrer-Dr.-Hoffmann-Straße, Eichenweg, Kastanienweg, Akazienweg, Am Schessberg und Grimmersdorfer Weg.
Die hier eingezeichnete Objektgeometrie orientiert sich am Ortsbild in der Preußischen Neuaufnahme (1891-1912; vgl. Kartenansichten).
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Religion, Gewerbe, Bevölkerungsentwicklung
Die katholische Pfarrkirche St. Margaretha wurde erstmals 1300 erwähnt. Das Patronatsrecht lag zunächst beim Trierer Erzbischof bzw. Dompropst, im 16. Jahrhundert war es strittig zwischen dem Herzog von Jülich und der Familie von der Leyen, die es seit 1660 allein ausübte (Groten u.a. 2006). Die Kirche wurde 1515 neugebaut und 1900 um ein Seitenschiff verlängert (Töpner 2006, S. 164).

Adendorf ist bekannt für seine Töpferkunst, die mit dem Zuzug von einigen Westerwälder Familien Mitte des 18. Jahrhunderts begann (Töpner 2006, S.162). Das Töpferhandwerk war zum einen begünstigt, da es in Adendorf Tongruben gibt, die schon von den Römern verwendet wurden, zum anderen durch die Zusammenarbeit zwischen der Familie von der Leyen und der holländischen Salzkompanie. Die Töpferware wird nämlich mit einer Salzglasur überzogen, sodass diese Zusammenarbeit enorm wichtig für den wirtschaftlichen Erfolg des Töpferortes war (Töpner 2006, S. 166). Kurz nach dem Zweiten Weltkrieg gab es noch 40 Töpfereien in Adendorf, heute sind es noch neun Betriebe, die dieses Handwerk ausüben. Durch die traditionelle Weitergabe von Verfahren und Herstellungsweisen innerhalb der Betriebe garantieren die Adendorfer Töpfererzeugnisse eine hohe Qualität.

Die Bevölkerungsentwicklung in Adendorf ist seit 1970 nur leicht ansteigend. Seinerzeit gab es 1.165 Einwohner in Adendorf und Klein Villip. Die Einwohnerzahl stieg bis 2011 ist auf 1.487. Dieser eher geringe Zuwachs hat mit dem geringen Angebot an Bauland zu tun (Hausmanns u.a. 2011, S. 199).
Doch auch in Adendorf hat sich ein Wandel bemerkbar gemacht, durch den viele kleine Versorgungsgeschäfte bereits geschlossen wurden. Dennoch gibt es in Adendorf einen Bäcker, eine Tabakbörse, eine Poststelle, vier Hofläden, eine Tankstelle, ein Friseur, eine Bank, ein Autohaus, ein Beerdigungsinstitut, einige handwerkliche Betriebe und den Obstverkauf durch die Landwirte. Des Weiteren verfügt Adendorf über einen Kindergarten, eine Grundschule, ein Jugendtreff und viele Freizeit- und Sportangebote. Außerdem gibt es ein kleines Kino im Kulturbetrieb mit Gastronomie „Drehwerk 1719“, der sich aus einer alten Töpferei entwickelt hat.

(Clarissa Pönisch, Universität Koblenz-Landau, 2018)

Internet
www.toepferort-adendorf.de: Töpferort Adendorf (abgerufen 07.07.2025)
de.wikipedia.org: Adendorf (Wachtberg) (abgerufen 8.7.2025)
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Literatur

Groten, Manfred; Johanek, Peter; Reininghaus, Wilfried; Wensky, Margret / Landschaftsverband Rheinland; Landschaftsverband Westfalen-Lippe (Hrsg.) (2006)
Handbuch der Historischen Stätten Nordrhein-Westfalen. (3. völlig neu bearbeitete Auflage). (HbHistSt NRW, Kröners Taschenausgabe, Band 273.) S. 1034 f., Stuttgart.
Hausmanns, Barbara / Gemeinde Wachtberg (Hrsg.) (2011)
Wachtberg - aus dreizehn Dörfern wird eine Gemeinde. Ein Blick auf vier Jahrzehnte kommunale Entwicklung seit 1969. Wachtberg.
Töpner, Walter (2006)
Wunderbares Wachtberg. Anleitungen zum Verlieben in das Drachenfelser Ländchen. Trier.

Ortschaft Adendorf

Schlagwörter
Ort
53343 Wachtberg - Adendorf
Fachsicht(en)
Landeskunde
Erfassungsmaßstab
i.d.R. 1:5.000 (größer als 1:20.000)
Erfassungsmethode
Auswertung historischer Schriften, Auswertung historischer Karten, Auswertung historischer Fotos, Literaturauswertung, Archivauswertung, mündliche Hinweise Ortsansässiger, Ortskundiger
Historischer Zeitraum
Beginn vor 893

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„Ortschaft Adendorf”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/KLD-281238 (Abgerufen: 9. Juli 2025)
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