Elementar-Freischule und spätere Hilfsschule Kaygasse

„Schull en d'r Kayjass Nr. 0“

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Fachsicht(en): Kulturlandschaftspflege, Landeskunde
Gemeinde(n): Köln
Kreis(e): Köln
Bundesland: Nordrhein-Westfalen
Koordinate WGS84 50° 55′ 54,66″ N: 6° 57′ 3,44″ O 50,93185°N: 6,95096°O
Koordinate UTM 32.356.015,13 m: 5.644.245,75 m
Koordinate Gauss/Krüger 2.566.895,48 m: 5.644.496,03 m
  • Inschriftentafel am Standort der früheren Schule Ecke Großer Griechenmarkt / Kaygasse ("Kayjass Nr. 0") in Köln (2012).

    Inschriftentafel am Standort der früheren Schule Ecke Großer Griechenmarkt / Kaygasse ("Kayjass Nr. 0") in Köln (2012).

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  • Der Standort der früheren Elementar-Freischule und späteren Hilfsschule, Ecke Großer Griechenmarkt / Kaygasse ("Kayjass Nr. 0") in Köln-Altstadt-Süd (2012).

    Der Standort der früheren Elementar-Freischule und späteren Hilfsschule, Ecke Großer Griechenmarkt / Kaygasse ("Kayjass Nr. 0") in Köln-Altstadt-Süd (2012).

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  • Standort der früheren Elementar-Freischule und späteren Hilfsschule, Ecke Großer Griechenmarkt / Kaygasse ("Kayjass Nr. 0") (2012)

    Standort der früheren Elementar-Freischule und späteren Hilfsschule, Ecke Großer Griechenmarkt / Kaygasse ("Kayjass Nr. 0") (2012)

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Die legendäre Schule „Kayjass Nummer 0“ ist nicht nur vielen Kölnern aus dem gleichnamigen Karnevalslied ein Begriff. Doch auch wenn sich die Schule des Lehrers Heinrich Welsch in Köln-Kalk befunden hatte, so ist für die Kaygasse tatsächlich ab 1891 eine Hilfsschule nachgewiesen.

En d'r Kayjass Nummer Null steiht en steinahl Schull, un do hammer dren studeet.
Unser Lehrer, dä hieß Welsch, sproch en unverfälschtes Kölsch ...
Dreimol Null es Null, bliev Null, denn mer woren en d‘r Kayjass en d'r Schull.

(„In der Kaygasse Nummer Null steht eine steinalte Schule und da haben wir drin studiert.
Unser Lehrer, der hieß Welsch, der sprach ein unverfälschtes Kölsch ...
Dreimal Null ist Null, bleibt Null, denn wir waren in der Kaygasse in der Schule.“)

„En d'r Kayjass Nummer Null steiht en steinahl Schull...“
Die Katholische Elementar-Freischule für Knaben (vor 1891)
Die Hilfsschule (1891 bis 1939/1943)
Erinnerungen an die „Kayjass Nummer Null“ und Lehrer Heinrich Welsch
Internet, Literatur

„En d'r Kayjass Nummer Null steiht en steinahl Schull...“
Die Schule „Kayjass Nummer Null“ dürfte nicht nur den meisten Kölnern aus dem gleichnamigen Karnevalslied ein Begriff sein. Der populäre Schlager wurde 1938 von Will Herkenrath (Text) und Hermann Kläser (Musik) in einer vorläufigen Fassung der Musikgruppe Drei Laachduve („Drei Lachtauben“) auf Kölsch komponiert. Seine heutige Fassung erhielt das Lied im Jahre 1945 durch De Vier Botze („Die vier Hosen“).
Fälschlicherweise wird im Text die Schule des legendären und bezüglich der Förderung von geistig und körperlich behinderten Kindern nachweislich verdienten Lehrers und Gründungsrektors der Hilfsschule Heinrich Welsch (1848-1935) von der Hollweghstraße in Köln-Kalk an den Griechenmarkt verlegt. Gefragt, ob er aus reiner Unwissenheit den Lehrer Welsch in die Kaygasse versetzt habe, soll Will Herkenrath geantwortet haben: „Nein, ich wusste, dass im linksrheinischen Köln in der Kaygasse eine Hilfsschule bestand!“
Doch auch wenn das Lied – für viele Kölner die heimliche „Nationalhymne“ der Stadt und zugleich die heutige Hymne der Katholischen Hauptschule Großer Griechenmarkt – die „steinalte Schule“ einzig des Reimes wegen auf der falschen Rheinseite lokalisiert, ist für den Bereich der Ecke Großer Griechenmarkt / Kaygasse tatsächlich eine Hilfsschule nachgewiesen.
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Die Katholische Elementar-Freischule für Knaben (vor 1891)
„Wie das 'Greven‘s Adressbuch' aus dem Jahre 1861 aufzeigt, hatte die spätere Hilfsschule noch eine Vorgängerin im selben Gebäude, nämlich die Katholische Elementar-Freischule für Knaben, welche zur Pfarrgemeinde Sankt Peter gehörte. Der Hauptlehrer dieser Schule war zumindest für einige Zeit ein Herr Hoster. Zwei weitere Lehrer hießen Herr Blaum und Herr Esser. Die Freischulen waren wie auch die früheren Bezirksschulen die Vorläuferinnen der späteren Volksschulen.“ (Zitat nach Cremer, S. 15)

Die Hilfsschule (1891 bis 1939/1943)
Von 1891 bis nachweislich 1939, vermutlich jedoch noch bis zum „Peter-und-Paul-Bombenangriff“ am 29. Juni 1943, ist für das Eckhaus Großer Griechenmarkt / Kaygasse dann tatsächlich eine Hilfsschule mit einem Seiteneingang zur Kaygasse hin nachgewiesen.
„Der damalige Kölner Schulinspektor Dr. Brandenberg bestand lange Zeit auf der Bezeichnung 'Schule für geistig nicht normal entwickelte Kinder'. … Das damalige Schulhaus steht jedoch aus historischer Sicht mit dem Lehrer Heinrich Welsch in keinem Zusammenhang. Eine Hausnummer 0 hat es in der Kaygasse natürlich nie gegeben. Die Null wählte der Dichter wohl nur, weil sie sich auf 'Schull' reimt.“ (Zitat nach Cremer, S. 7-8 u. 15)
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Erinnerungen an die „Kayjass Nummer Null“ und Lehrer Heinrich Welsch
Den historischen Tatsachen ungeachtet wurde im Jahr 1953 am Eckhaus der Straßeneinmündung Kaygasse / Großer Griechenmarkt eine Schiefertafel angebracht, die die in dem Lied besungene „steinalte Schule“ hier lokalisiert. Die Inschrift lautet:

He an dem Plätzge / stund en steinahl Schull / wo gerechnet wohd /
dreimohl Null es Null / Gebaut 1953 / Kaspar Braun

(„An diesem Platz stand eine steinalte Schule an der gerechnet wurde
dreimal Null ist Null. Gebaut 1953, Kaspar Braun.“)

Die Grabstätte des hoch angesehenen Pädagogen Heinrich Welsch befindet sich als Ehrengrab auf dem neuen Kalker Friedhof in Köln-Merheim. Die nahe der Kaygasse gelegene Katholische Hauptschule am Großen Griechenmarkt nimmt sich bis heute engagiert der Pflege seines Nachruhms an.
Der Kölner Verband des Vereins Deutsche Sprache, der vor allem gegen die Verwendung von Anglizismen in der deutschen Sprache kämpft, vergibt seit 2004 alljährlich einen „Lehrer-Welsch-Preis“ und seit 2006 heißt die die Rheinische Förderschule für Sprache des Landschaftsverbandes Rheinland (LVR) in Köln-Flittard „Heinrich-Welsch-Schule“. Im LVR-Freilichtmuseum Kommern ist Heinrich Welsch in der Ausstellung „WirRheinländer“ vertreten.

(KHS Großer Griechenmarkt & Verein der Freunde und Förderer Großer Griechenmarkt e.V., 2012 / LVR-Redaktion KuLaDig 2012/2024)

Internet
www.rheinische-geschichte.lvr.de: Heinrich Welsch (1848-1935) (abgerufen 26.10.2012)
www.griechenmarkt.de: Katholische Hauptschule Großer Griechenmarkt (abgerufen 26.10.2012)
de.wikipedia.org: Heinrich Welsch (Pädagoge) (abgerufen 29.10.2012)
www.giselmut.de: Kayjass Nummer 0 (abgerufen 29.10.2012)
youtube.com: De vier Botze En d'r Kayjass Nummero Null (Aufnahme 1945, abgerufen 27.02.2015)
www.koeln-lotse.de: Kölsche Originale: Der Lehrer Welsch – Dreimol Null es Null, bliev Null (Uli, der Köln-Lotse vom 05.09.2024, abgerufen 10.09.2024)
www.koeln-lotse.de: Peter-und-Paul-Bombenangriff am 29. Juni 1943 (Uli, der Köln-Lotse vom 22.06.2019, abgerufen 27.06.2022)
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Literatur

Cremer, Helmut (2012)
„En d’r Kayjass Nr. 0“ – Die Katholische Hauptschule Großer Griechenmarkt in Köln, ihre Vorgängerschulen und Nachbarn sowie Mythos und Wahrheit über den legendären Lehrer Welsch. Köln (3. überarbeitete und erweiterte Auflage).

Elementar-Freischule und spätere Hilfsschule Kaygasse

Schlagwörter
Straße / Hausnummer
Großer Griechenmarkt / Kaygasse
Ort
50676 Köln
Fachsicht(en)
Kulturlandschaftspflege, Landeskunde
Erfassungsmaßstab
i.d.R. 1:5.000 (größer als 1:20.000)
Erfassungsmethode
mündliche Hinweise Ortsansässiger, Ortskundiger, Literaturauswertung, Geländebegehung/-kartierung
Historischer Zeitraum
Beginn vor 1891, Ende 1939 bis 1943

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Empfohlene Zitierweise
„Elementar-Freischule und spätere Hilfsschule Kaygasse”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/O-56113-20121026-6 (Abgerufen: 9. Dezember 2024)
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