Kloster Sankt Bernardin in Hamb

Schlagwörter:
Fachsicht(en): Kulturlandschaftspflege, Naturschutz
Gemeinde(n): Geldern, Sonsbeck
Kreis(e): Kleve (Nordrhein-Westfalen), Wesel
Bundesland: Nordrhein-Westfalen
Koordinate WGS84 51° 34′ 8,21″ N: 6° 22′ 21,95″ O 51,56895°N: 6,37276°O
Koordinate UTM 32.317.926,13 m: 5.716.368,12 m
Koordinate Gauss/Krüger 2.525.889,05 m: 5.715.009,22 m
  • Ehemaliges Kloster St. Bernardin (2012)

    Ehemaliges Kloster St. Bernardin (2012)

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    Helga M. Kaczmarek / NABU Naturschutzzentrum Gelderland
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  • Ehemaliges Kloster St. Bernardin (2014)

    Ehemaliges Kloster St. Bernardin (2014)

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  • Hörerlebnis zum Klostergarten St. Bernadin in deutscher Sprache (Autorin: Saskia Löbner, MP3-Audiodatei, 2'26 Minuten, 5,6 MB, 2017)

    Hörerlebnis zum Klostergarten St. Bernadin in deutscher Sprache (Autorin: Saskia Löbner, MP3-Audiodatei, 2'26 Minuten, 5,6 MB, 2017)

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  • Hörerlebnis zum Klostergarten St. Bernadin in einfacher Sprache (Autorin: Saskia Löbner, MP3-Audiodatei, 1'31 Minuten, 3,5 MB, 2017)

    Hörerlebnis zum Klostergarten St. Bernadin in einfacher Sprache (Autorin: Saskia Löbner, MP3-Audiodatei, 1'31 Minuten, 3,5 MB, 2017)

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    Johanna Siewers
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St. Bernardin ist ein ehemaliges, denkmalgeschütztes Kloster, das seit 1993 zur Caritas Wohn- und Werkstätten Niederrhein gGmbh (CWWN) gehört. Als Wohnanlage für Menschen mit Behinderungen bietet St. Bernardin heute ein Heim für rund 130 Erwachsene.

Historie
Gegründet wurde St. Bernardin 1852 durch die Franziskanerinnen von Heythuysen als „wissenschaftliches Pensionat“ für Mädchen aus Kapellen und Umgebung. Die Anregung des Kapellener Bauern Dominikus Hacks und die Grundstücksstiftung von Franz Egon Reichsgraf von Hoensbroech (Schloss Haag nahe Geldern) hatten die Klostergründung möglich gemacht. Die offizielle Einweihung des Klosters, das unter den Schutz des Hl. Bernardin von Siena gestellt wurde, erfolgte im September 1853. In den Jahren 1856 bis 1858 wurde die historische Klosterkapelle gebaut, die Mitte der 1950er Jahre durch einen modernen Kirchenbau erweitert wurde.

Während des Kulturkampfes in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts musste St. Bernardin seine Schule schließen und stand ab 1876 mehrere Jahre leer. Erst ab 1882 nutzen die Franziskanerinnen die Einrichtung wieder - jetzt aber als Pflegeheim mit angeschlossenem Schulbetrieb für Frauen mit geistiger Behinderung. Aus dem ehemaligen „Pensionat St. Bernardin“ war nun die „Idioten-Anstalt St. Bernardin“ geworden, eine „Pflege- und Bildungsanstalt für geistesschwache katholische Mädchen“.

Bewegte Zeiten erlebte St. Bernardin zwischen 1939 bis 1946. Viele Bewohnerinnen der Anlage wurden in andere Einrichtungen verlegt, da St. Bernardin erst als deutsches, dann als englisches Lazarett diente. Obwohl es den Nonnen gelang, einen Großteil ihrer Schützlinge zu retten, wurden im Jahr 1941 neunzehn stark behinderte Bewohnerinnen nach Bedburg-Hau verlegt, ohne jemals wiederzukommen.
Ab Mitte des Jahres 1946 wurde das Kloster wieder als Einrichtung für Menschen mit Behinderungen genutzt.

1993 ging St. Bernardin in die Trägerschaft der CWWN (Caritas Wohn- und Werkstätten Niederrhein gGmbH) über. Seine Funktion als Wohneinrichtung für Menschen mit Behinderung blieb dabei erhalten. 1995 verließ auch die letzte Nonne das nun ehemalige Kloster. Nach einer großen Umbauphase wurden ab 2002 auch Männer mit Behinderungen in die Wohneinrichtung aufgenommen.

Der das Kloster umgebende Park mit zum Teil altem Baumbestand wurde von 2008 bis 2016 teilweise umgestaltet, um die Nutzbarkeit und Attraktivität der öffentlich zugänglichen Parkanlage sowohl für die Bewohnerinnen und Bewohner als auch für die Angestellten und Besucher zu erhöhen.
2014 verlegte der Kölner Künstler Gunter Demnig neunzehn „Stolpersteine“ im Bereich des neuen Haupteingangs, die an die neunzehn Bewohnerinnen erinnern, die 1941 nach Bedburg-Hau zwangsverlegt worden waren.

Sehenswürdigkeiten
Von kulturhistorischem oder botanischem Interesse sind insbesondere
  • Die historische neugotische Fassade mit dem ehemaligen Haupteingang auf der Westseite des Klosters. Dort sind auch Skulpturen des Hl. Bernardin, des Hl. Franziskus sowie eine Muttergottesstatue integriert.
  • Die Statue des Hl. Bernardin vor dem ehemaligen Haupteingang.
  • Der „Kräuter- und Blumengarten“.
  • Der Schaubauerngarten für historische Gemüse mit angegliedertem „Tast- und Schnuppergarten“ sowie „Urban-Gardening-Bereichen“.
  • Die historische Kapelle.
  • Der Innenhof neben der historischen Kapelle und der Cafeteria mit (renovierungsbedürftigen) erhaltenen Holzsäulen.
  • Ein Gartenkreuzweg mit 14 Stelen des Kölner Künstlers Gisbert Rautzenberg.
  • Der ehemalige Friedhof.
  • Ein Kapellchen aus den 1920er Jahren.
  • Eine alte Mariengrotte in der Parkanlage.
  • Eine Franziskusstatue im sogenannten „Franziskusgarten.“
  • Zum Teil erhalten gebliebene historische Elemente, wie zum Beispiel Türen oder Wand- und Bodenkacheln im Gebäude.
  • Die „Stolpersteine“ vor dem neuen Haupteingang.
  • Die historischen Laubengänge im Bereich des ehemaligen Haupteingangs.
  • Zwei Riesenlebensbäume im Bereich des ehemaligen Haupteingangs.
  • Drei Esskastanienbäume im Nordteil der Parkanlage.
  • Zwei Streuobstwiesen sowie diverse Obstbäume in der Parkanlage.
  • Zwei alte geschmiedete Tore im Parkbereich.

Umgestaltung der Parkanlage
Im Zuge der Parkumgestaltung in den Jahren 2008 bis 2016 sind diverse Nutzungsbereiche neu entstanden, die die öffentlich zugängliche Parkanlage zu einem attraktiven, barrierefreien Freiraum für die Bewohnerinnen und Bewohner, aber auch für große und kleine Besucher machen.
In dieser Zeit entstanden u.a. ein Kräuter- und Blumengarten in den alten Frühbeeten der Nonnen sowie ein Schaubauerngarten für historische Gemüse und Nutzpflanzen. Beide Gartenbereiche wurden vom NABU-Naturschutzzentrum Gelderland initiiert und betreut. Vom NABU wurde auch die Haltung von Honigbienen initiiert, und die NAJU-Gruppe Geldern/Issum baute ein großes Wildbienenhotel. Die Naturerlebnis- und Umwelterfahrungsprojekte des NABU-Naturschutzzentrums Gelderland wurden über mehrere Jahre finanziell durch den Landschaftsverband Rheinland unterstützt.
Ferner entstanden seit 2008 ein Minigolfplatz, ein Tiergehege, ein Kneippbecken und ein Spielplatzbereich. Die ehemalige Aussegnungshalle wurde zu einem „Sommerhäuschen“ mit angeschlossenem Grillplatz umgebaut. Die über viele Jahrzehnte bildprägende und prägnante Rosskastanienallee, die zum ehemaligen Haupteingang führte, musste wegen Krankheitsbefall entfernt werden. Sie wurde durch eine Lindenallee ersetzt.

Besondere Lage
Ein Kuriosum ergibt sich aus der Lage von St. Bernardin. Am Ortsrand von Geldern-Kapellen (Kreis Kleve) angesiedelt und von der Kapellener Bevölkerung traditionell als Kapellener Einrichtung wahrgenommen, gehört es gebietsrechtlich größtenteils zum ca. einen Kilometer entfernten Sonsbeck-Hamb im Kreis Wesel. Nur eine Obstwiese am Südrand von St. Bernardin gehört zum Gelderner Stadtgebiet. Die zwischen der Streuobstwiese und der restlichen Klosteranlage verlaufende Helmes Ley (ein wasserführender Graben) markiert die Stadt- bzw. Gemeindegrenze und gleichzeitig auch die Kreisgrenze, die man überquert, wenn man von Süden her auf den ehemaligen Haupteingang zugeht.

St. Bernardin ist seit 1995 in die Liste der Baudenkmäler von Sonsbeck unter der Nummer A 018 eingetragen. Die Unterschutzstellung bezieht sich dabei auf den größten Teil der komplexen baulichen Anlagen von St. Bernardin. Ferner wurden weite Teile der historischen Parkanlage als Ganzes (Franziskusgarten, Kreuzgang etc.) oder als Element (Laubengänge, umlaufende Hecke etc.) als erhaltenswert eingestuft.

(Helga M. Kaczmarek, NABU-Naturschutzzentrum Gelderland, erstellt im Rahmen des LVR-Netzwerkes Kulturlandschaft, 2017. Audiodateien erstellt von der Biologischen Station im Kreis Wesel e.V. im Rahmen des Projektes „Verborgene Schätze inklusiv“. Ein Projekt des LVR-Netzwerkes Kulturlandschaft, 2017)

Literatur

ConCultura GmbH (2003)
150 Jahre St. Bernardin. Geldern.

Kloster Sankt Bernardin in Hamb

Schlagwörter
Straße / Hausnummer
St. Bernardinstraße 65
Ort
47665 Sonsbeck - Hamb
Gesetzlich geschütztes Kulturdenkmal
Ortsfestes Denkmal gem. § 3 DSchG NW
Fachsicht(en)
Kulturlandschaftspflege, Naturschutz
Erfassungsmaßstab
i.d.R. 1:5.000 (größer als 1:20.000)
Erfassungsmethode
Geländebegehung/-kartierung, mündliche Hinweise Ortsansässiger, Ortskundiger, Literaturauswertung
Historischer Zeitraum
Beginn 1852

Empfohlene Zitierweise

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Empfohlene Zitierweise
Helga M. Kaczmarek (2017): „Kloster Sankt Bernardin in Hamb”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/KLD-271029 (Abgerufen: 27. Juli 2024)
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