Monschau liegt etwa 35 km südöstlich von Aachen in der Eifel im oberen Rurtal, dort wo der Laufenbach in die Rur mündet. Mit der Errichtung der Monschauer Höhenburg durch Walram II. von Limburg im 12. Jahrhundert entstand am Fuße des Burgbergs die erste Siedlung. Als Monschau 1361 an das Haus Schönforst kam, bestand der Ort aus zwei Straßenzügen, der Kirchstraße und der Stadtstraße, die durch zwei Mauerläufe mit drei Toren gesichert wurden. Für das Jahr 1476 ist die erste Bestätigung der Stadtrechte gesichert. Nachdem 1433 der letzte Schönforster gestorben war, fiel Monschau 1436 in den Besitz der Herzöge von Jülich-Berg. Das Städtchen wurde 1543 in der Jülicher Fehde stark zerstört, blieb aber bis zur französischen Herrschaft 1794 Amt des JüIicher Herzogtums.
In seinen Anfängen spielte der Ort im Schutz und im Schatten der Burg eine eher unbedeutende Rolle. So bestand mit Ausnahme der Schlosskapelle auch kein eigenes Gotteshaus und erst 1649 wurde mit dem Bau der katholischen Pfarrkirche begonnen. 1710 erging die landesherrliche Genehmigung zur Entsendung von Ursulinenschwestern aus dem Dürener Mutterhaus mit eigenem Klosterbau. 1717 wurde der Grundstein einer Minoritenniederlassung, des „Auklosters“, gelegt, dessen Kirche 1751 geweiht wurde. Als Kurfürst Karl Theodor von Berg als Herzog von Jülich 1787 den Anhängern des lutherischen Glaubens in Monschau das Recht der freien Religionsausübung verlieh, wurde an der Mündung des Laufenbachs in die Rur mit dem Bau einer evangelischen Kirche begonnen.
Die aus der Umgebung vertriebenen Protestanten waren überwiegend Tuchmacher. Für sie bot Monschau als Ort der Neuansiedlung die denkbar günstigsten Bedingungen, denn das Tal verfügte über ausreichendes Wasser mit starkem Gefälle zum Antrieb der Walkmühlen, und das kalkfreie Wasser war zum Waschen und Färben der Wolle ideal. Aus dem Kreis der Tuchmacher trat als große Persönlichkeit Johann Heinrich Scheibler hervor, der ab 1723 durch sein Wirken der Monschauer Tuchindustrie zu weltweiter Bedeutung verhalf und dadurch die Blütezeit der Stadt im 18. Jahrhundert einleitete. 1801 wurde Monschau französisch und Hauptort des Kantons Montjoie im Departement Rur (Département de la Roer, 1798-1814). Seit 1815 preußisch, blieb der Stadt diese zentralörtliche Bedeutung. Sie wurde Kreisstadt des Landkreises Monschau.
Anfang des 19. Jahrhunderts verloren die Monschauer Fabrikanten zunächst während der französischen Besatzung durch die Kontinentalsperre die englischen Absatzmärkte und schließlich ging mit dem Untergang des Napoleonischen Reiches der Niedergang der Tuchindustrie einher. Zwar gelang den Monschauer Tuchherstellern, insbesondere F. J. Scheibler, durch den Einsatz der Cockerill'schen mechanischen Spinnmaschine, im Laufe des 19. Jahrhunderts wiederum ein kurzes Aufblühen ihres Wirtschaftszweiges, aber sie konnten - bedingt durch die ungünstige verkehrsmäßige Anbindung - nicht mehr mit den industriell gefertigten Produkten aus England konkurrieren. Die Entwicklung des Eifelortes stagnierte. Monschau blieb als barockes Tuchmacherstädtchen konserviert, dem der hohe Erhaltungsgrad zusammen mit der malerischen Lage seit Beginn des 20, Jahrhunderts neue wirtschaftliche Möglichkeiten als begehrtes Ausflugsziel eröffnete. Im Zuge der kommunalen Neugliederung wurde Monschau 1972 in den Kreis Aachen eingegliedert.
Der Ort setzt sich zusammen aus dichter Bebauung unmittelbar an den Ufern der Rurschleife und des Laufenbachs und aus den anschließenden steil aufsteigenden felsigen Hängen mit den drei Bergkuppen: Schlossberg, Katzenberg, Mühlenberg. Der Schlossberg wird nach wie vor von den Resten der ehemals aufwendigen Burganlage beherrscht; der Katzenberg wird durch die Ruine Haller bekrönt. Auf der Kuppe des Mühlenbergs liegt heute der Friedhof mit der Friedhofskapelle. Die Hangseiten aller drei Berge sind durch Bruchsteinmauern terrassiert. Die Mauern dienen als Stützmauern zur Hangsicherung und der Gewinnung ebener Flächen, z.B. Gartenterrassen. Am Südhang des Rahmenberges wurden im 17. und 18. Jahrhundert zahlreiche Mauern zur Trocknung der gefärbten Tuche errichtet. Das innerörtliche Erscheinungsbild der Altstadt setzt sich, - bedingt durch mangelnde Ausdehnungsmöglichkeiten, durch die Wassernutzung, durch den Bedarf großer Lagerflächen in den Dachzonen der Gebäude und begünstigt durch den allgemeinen städtischen Reichtum im 17. und 18. Jahrhundert -, aus drei- bis fünfgeschossiger, dichter, voluminöser und aufwendiger Fachwerkbebauung des 17. bis 19. Jahrhunderts auf kleinteiliger Parzellierung zusammen. Die verzierten Fachwerkkonstruktionen stehen auf massiven Unterbauten aus dem örtlich gebrochenen Schiefergestein. Die Wetterseiten der Gebäude sind größtenteils verschiefert. ln den rückwärtigen Gassen trifft man auf steinimitierende, verbretterte Fassaden und auf einzelne mit geprägten Blechplatten verkleidete Wände.
Unmittelbar an den Flüssen liegen die ehemaligen Fabrikationsgebäude. In den ebenen Hauptstraßen häufen sich stattliche Lagerhäuser, ehemalige Gewerbegebäude, Wohn- und Geschäftshäuser mit Ladeneinbauten der Jahrhundertwende und Hotel- und Gaststättenbetriebe zum Teil mit verglasten Caféterrassen. In den rückwärtigen, sich den Geländesteigungen anpassenden Gassen liegen dicht gedrängt auf kleineren Parzellen in ihrer Ausführung bescheidenere Fachwerkbauten des 17. bis 20. Jahrhunderts mit ursprünglicher Wohnnutzung und Kleingewerbe. Gleichmäßig verteilt über den Ortsgrundriss bilden die für das Ortsleben und die Geschichte wichtigen historischen Bauten mit öffentlicher Nutzung ein städtebauliches Netz markanter Punkte. Sie zeichnen sich allgemein durch großes Volumen und unverputzte Massivbauweise aus; im Ortsmittelpunkt an der Mündung des Lauferbachs steht der Saalbau der evangelischen Kirche aus Schieferbruchstein. Seine schiefergedeckte geschweifte Turmhaube ist Orientierungspunkt innerhalb der gesamten Stadt.
Des weiteren zählen zu den öffentlichen Bauten: die katholische Kirche mit Pastorat, das Aukloster und die Aukirche, das Ursulinenkloster, das ehemalige Amtshaus und das Rathaus, das Amtsgericht, das Polizeigebäude und das Postamt. Bauliche Zeugen der Tuchmacherblütezeit sind: das Rote Haus, Haus Troistorff, der Elbershof mit den Fabrikationsgebäuden und Haus Barkhausen. An den Ortsausgängen im Rosenthal, in der Burgaue und im Wiesenthal liegen Reste ehemaliger Fabriken. Einen wesentlichen Teil der innerörtlichen Struktur stellen die straßenräumlichen Elemente wie Bruchsteintreppenläufe, Brücken, Stege, Mauern und Treppenwangen dar und die schmalen Durchgänge und die Brandabstände. Die verschiedenen Strukturteile setzen sich zu einem einheitlichen Stadtgebilde zusammen, dessen Dachlandschaft von den umliegenden Bergen als eine aufgefaltete Schieferfläche erlebt wird.
Der Ortsgrundriss ist mittelalterlichen Ursprungs und hat sich seit der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts nur unwesentlich verändert. Nach dem Brand von 1876, dem neun Gebäude zwischen Rur und Mühlenstraße zum Opfer fielen, setzte die Stadtverwaltung die Schaffung des Marktplatzes auf der Schadensfläche durch. Zu den erhaltenswerten Freiflächen gehören die Terrassierungen der Berge. Zu den erhaltenswerten Elementen der Wasserläufe gehören die Mühlenteiche, die offenen und geschlossenen Kanäle und Rinnen, die Wehr- und Stauanlagen.
Der Ort Monschau ist in seiner Geschichte und durch die hohe Qualität der noch bestehenden Bausubstanz im Rheinland einzigartig. Eine Satzung zum Schutz des Ortes als Denkmalbereich besteht seit 1993.
(Elke Janßen-Schnabel, Rheinisches Amt für Denkmalpflege, LVR, aus: Mainzer (Hrsg.) 1996)
Der Denkmalbereich „Monschau - Ortskern“ war KuLaDig-Objekt des Monats im Oktober 2023.
Hinweis Das Objekt „Denkmalbereich “Monschau - Ortskern„ ist wertgebendes Merkmal des historischen Kulturlandschaftsbereichs Monschau, Oberes Rurtal (Kulturlandschaftsbereich Regionalplan Köln 215).
Literatur
Barkhausen, Ernst (1925)
Die Tuchindustrie in Montjoie, ihr Aufstieg und Niedergang. Aachen.
Faymonville, Karl / Clemen, Paul (Hrsg.) (1927)
Die Kunstdenkmäler des Kreises Monschau. (Die Kunstdenkmäler der Rheinprovinz, Band 11.1.) Düsseldorf.
Franz Pesch; et al. / Ministerium für Stadtentwicklung und Verkehr (Hrsg.) (1994)
Historische Stadt- und Ortskerne in Nordrhein-Westfalen. Duisburg.
Mainzer, Udo (Hrsg.) (1996)
Denkmalbereiche im Rheinland. (Arbeitshefte der rheinischen Denkmalpflege 49.) S. 162-165, Köln.
Scheibler, Walter (1956)
Zur Geschichte der alten Kirchen und Bürgerhäuser in Monschau. In: Der Eremit im Hohen Venn, Nr. 5, S. 5 ff. Monschau.
Übernahme aus externer Fachdatenbank, Literaturauswertung
Historischer Zeitraum
Beginn 1100 bis 1200
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