Das Rote Haus in Monschau war der Sitz der im 18. Jahrhundert weltweit bedeutenden Tuchmacherfamilie Scheibler. Johann Heinrich Scheibler ließ es zwischen 1756 und 1765 erbauen. Mit seiner spätbarocken Einrichtung spiegelt es noch heute den Glanz der großbürgerlichen Wohnkultur wider. Das Herrenzimmer mit kostbarer Leinwandtapete, der festlich gedeckte Tisch im Esszimmer, eine historische Küche oder Schlafräume mit prunkvollen Betten und Kinderwiegen laden zu einer Reise ins 18. Jahrhundert ein. Das Haus ist aufgeteilt in die Gebäude „Zum Goldenen Helm“ und „Zum Pelikan“. Der „Goldene Helm“ enthält die Wohnräume, der „Pelikan“ im Erdgeschoss Kontor- und im ersten Obergeschoss Festräume. Das Souterrain beherbergt die Küche sowie Räume zum Waschen und Färben von Wolle. Heute ist das Rote Haus als Museum allgemein zugänglich.
Die ursprüngliche Ausstattung des Roten Hauses ist umfänglich erhalten. Prunkstück und ein Meisterwerk der Holzbaukunst ist dabei die Treppe im Haus „Zum Goldenen Helm“, die ganz in Eichenholz gearbeitet ist und sich freischwebend durch drei Stockwerke schwingt. Sie ist in Schnitzwerk reich mit durchbrochenen Rocailleornamenten und mit zahlreichen Bildkartuschen verziert. Nach Stockwerken verteilt sind auf dem inneren Geländer die vier Tageszeiten, die vier Jahreszeiten und die vier Elemente dargestellt. Auf der Innenseite des äußeren Geländers, die gleichsam die Hauptschauseite ist, führen Putten in drei ebenfalls auf die Stockwerke verteilten Gruppen Szenen der Tuchherstellung – Spinnerei, Weberei und Tuchveredlung – in je sieben Bildern vor. Diese zeigen Darstellungen vom Hüten der Schafe über das Waschen der Wolle bis hin zum Verpacken und Transport des fertigen Tuchs.
Johann Heinrich Scheibler stellte in großem Stil mehrfarbige Wolltuche her und verkaufte diese bis in den Mittelmeerraum und nach Kleinasien. Im Roten Haus wurde die Wolle gelagert, gewaschen, gefärbt. Das Spinnen und Weben vergaben die Tuchmacher aber an Heimarbeiterinnen und Heimarbeiter. Allein die Firma Scheibler beschäftigte mehrere Tausend Menschen. In den alten Kontorräumen zeugen zwei Stoffmusterbücher mit insgesamt 6.000 Entwürfen in den verschiedensten Dekoren von der Vielfalt und Brillanz des Monschauer Tuchs um 1800. 1963 wurde von der Familie Scheibler und dem Landschaftsverband Rheinland die Stiftung Scheibler-Museum Rotes Haus Monschau gegründet, um das Baudenkmal zu erhalten und der Öffentlichkeit zugänglich zu machen.
(Ulrich Stevens, 2011 und Stiftung Scheibler-Museum Rotes Haus in Monschau, 2017)
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Empfohlene Zitierweise
Ulrich Stevens (2011), Stiftung Scheibler-Museum Rotes Haus in Monschau (2017): „Rotes Haus Monschau”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/O-52837-20120814-3 (Abgerufen: 10. November 2024)
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