1934 stellten die Anhaltinischen Kohlenwerke AG den Aufschlussantrag für das Gebiet des zweiten Lausitzer Kohleflözes mit einer Mächtigkeit von 4 bis 11 m in einer Teufe von 73 bis 113 m. 1935 begann der Aufschluss auf Höhe der Ortschaft Greifenhain. Die dabei gewonnenen Aufschlussmassen bilden die heutige Halde Ilmersdorf (Objektnr. 32002916). Im selben Jahr begann man auch mit der Untertageentwässerung und dem Bau einer 17 km langen Kohleverbindungsbahn, die nach sechs Monaten fertiggestellt war. Das Kohleflöz wurde 1936 in 115 m Teufe zum ersten Mal erreicht, nachdem der Bagger D 1400 von der Firma Krupp zur Vertiefung der Aufschlussfigur ab April 1936 eingesetzt worden war. Er gilt als Vorgänger der heutigen Eimerkettenbagger. Schon sehr früh wurden auch für die Kohlegewinnung Bagger eingesetzt. Die Förderung erledigten Großgeräte in der Art von Schaufelradbaggern mit den Typenbezeichnungen 89 SRs 315 und 90 SRs 500. Bevor die Kohlebahn 1938 elektrifiziert wurde, transportierten Dampflokomotiven die gewonnene Kohle schon 1937 zur Brikettfabrik Marie II in Großräschen.
Zwei Jahre nach Abschluss des Aufschlusses wurde mit der Innenverkippung des Abraums begonnen, sodass der Tagebau nach der Auskohlung direkt wieder geschlossen wurde. 1944 endete die Aufhaldung und der Abraum wurde nur noch in der Grube verkippt.
Ein direkter Anschluss zum Bahnhof Drebkau wurde 1958 fertiggestellt, um weitere Abnehmer der Kohle besser beliefern zu können. 1960 startete die erste Devastierung. Der Ort Buchholz wurde leergezogen und rückgebaut. Die Orte Nebendorf, Neudorf, Klein Jauer und Groß Jauer folgten bis Ende der 1980er Jahre. Eine Teildevastierung fand in Reddern, Göritz, Altdöbern und Laasow statt. Greifenhain und Laasdorf wurden 1989 leergezogen, aber aufgrund der beschlossenen Stilllegung nicht mehr devastiert. Teile des Ortes Pritzen dagegen wichen bereits 1975 zugunsten des Tagebaus. Die übrig gebliebenden Häuser sollten ebenfalls dem Tagebau zum Opfer fallen, doch auch hier wurde die Maßnahme aufgrund der Stilllegung nicht mehr durchgeführt. Nachdem der Drehpunkt, um den der Abbau im Schwenkbetrieb weiter vorrückte, bereits zwei Mal versetzt worden war, fand eine weitere Verlegung in den 1960er Jahren statt. Der Drehpunkt befand sich nun etwas südlich der Tagesanlagen in Göritz. Zuvor hatte man um die Hauptwerkstatt Greifenhain herum abgebaut. Mit der Drehpunkverlegung wurden auch ein neuer Grubenbahnhof und 1966 eine Verbindungsbahn (Objektnr. 32002911) zum Kraftwerk Vetschau zu dessen Versorgung errichtet.
Nach Problemen mit der Entwässerung der Grube stieg man von 1965 bis 1967 auf Filterbrunnenentwässerung um. Nur ein Jahr später erfolgte die Stilllegung der Förderung, und man begann mit der Verschrottung vieler Großgeräte aufgrund einer Umstrukturierung der Energiewirtschaft. Diese Phase dauerte nur bis 1970, als der Betrieb wieder aufgenommen und neue Großgeräte angeschafft wurden. Wenige Jahre später (1976) stellte man den Abraum- und Kohletransport innerhalb der Grube von Zug- auf Bandbetrieb um. Der neue Abraumverband bestand aus dem Eimerkettenbagger Es 3150, der den Abraum an eine 2,25 m breite Bandanlage übergab, an deren Ende der Absetzer A2Rs-B 12500 die Erdmassen auf dem ausgekohlten Bereich verstürzte und so die neue Pflugkippe aufschüttete. Im Jahr 1978 wurden weitere neue Großgeräte angeschafft, eine weitere Bandanlage installiert und ein Grabenbunker und eine neue Kohleverladung bei Pritzen errichtet. Im Februar 1979 kam der Schaufelradbagger SRs 6300 erstmalig zum Einsatz. Mit Stilllegung des Tagebaus fuhr er selbstständig zum Tagebau Nochten, in dem er immer noch im Einsatz ist.
1983/1984 erfolgte eine letzte Drehpunktverlegung zur Verkürzung der Förderwege, bevor am 08.10.1992 die endgültige Stilllegung durch die derzeitige Betreibergesellschaft, die LAUBAG, beschlossen wurde. Grund war der mittlerweile rückläufige Kohleabsatz. Am 28.06.1994 wurde die letzte Kohle gefördert.
Eine Machbarkeitsstudie ergab, dass viele bauliche Anlagen zur Zeit der Stilllegung in einem schlechten baulichen Zustand waren und daher abgerissen werden sollten. Die Gebäude, die einen besseren und sanierungsfähigen Zustand aufwiesen, wurden vorerst stehen gelassen und zur Umnutzung auf dem freien Mekr angeboten. Z.B. die Gebäude des Entwässerungsstützpunkts Jauer (Objektnr. 32003006) konnten dadurch erhalten bleiben. Alle anderen Anlagen und Gebäude - die Tagesanlagen in Göritz, die Werkstätten, der Montageplatz, der Stützpunkt Woschkow, die Kohleverladung und weitere Bahnanlagen - wurden nach 1995 abgerissen.
Die Bandwagen wurden im Anschluss an die Sanierung um 2000 verschrottet, ebenso der Eimerkettenbagger EG 1120 628, der im Grabenbunker eingesetzt war, die Eimerkettenbagger ERs 710 346 und Ers 710 347 sowie die Schaufelradbagger SRs 1300 1508 und SRs 1300 1509, die in der Kohleförderung zum Einsatz gekommen waren.
Die Rekultivierungsmaßnahmen auf der Fläche des ehemaligen Tagebaus Greifenhain waren sehr vielfältig. Große Teile des Areals wurden schon zu Betriebszeiten wieder zugeschüttet, sodass ein Teil des ehemaligen Straßennetzes wiederhergestellt werden konnte. Die Halde Göritz wurde zu einem bewaldeten Naherholungsgebiet, bei dem nur stellenweise die Bodenqualität vorher verbessert oder Erosionen durch Verdichtung verhindert werden mussten. Der nicht aufgeschüttete Bereich im Westen der ehemaligen Tagebaufläche bildet das Restloch, dessen Böschungen zumeist gesichert sind, und die umliegenden Kippenbereiche, die bepflanzt sind. Nur einzelne Kippenbereiche sind noch, wegen zu befürchtender Rutschungen und anderer Oberflächenveränderungen, zum Sperrbereich erklärt. Gräben und Bäche wurden wiederhergestellt, ab 1998 wurde die Flutung der 880 ha großen Fläche mit Wasser aus der Grubenwasserreinigungsanlage Rainiza durchgeführt. Schon in den Jahren zuvor hatte eine natürliche Flutung mit Grundwasser stattgefunden, nachdem die Filterbrunnen abgeschaltet worden waren. Insgesamt 82,3 Mio. m³ Wasser befinden sich im Altdöbener See (Objektnr. 32002976). Um den See herum siedelten sich zahlreiche Freizeitaktivitäten an. Dazu gehören Möglichkeiten zum Segeln und Windsurfen, Bootsanleger, Restaurants und Hotels. Aussichtspunkte mit Informationen zum Tagebau, zur Rekultivierung oder zu devastierten Orte sowie Rad- und Wanderwege erweitern das Angebot.
Datierung:
- Beschluss Stilllegung: 08.10.1992
- Aufschluss: 1935-1940
- Entwässerung: 1935
- 1. Kohlefreilegung: 1936
- Stilllegung: 1968/69
- Abbau: 1970
- Umstellung Zug- zu Bandbetrieb: 1976/79
- Stilllegung: 28.06.1994
Quellen/Literaturangaben:
- Abschlussbetriebsplan Tagebau Greifenhain 1995 bis Ende Sanierung, Senftenberg 1994
- LMBV: Greifenhain/Gräbendorf, in: Lausitzer Braunkohlenrevier. Wandlungen und Perspektiven, Nr. 2, Senftenberg 2015.
BKM-Nummer: 32003005
(Erfassungsprojekt Lausitz, BLDAM 2023)