Ehemalige Braunkohlenwerke in Skoplau

Schlagwörter:
Fachsicht(en): Denkmalpflege
Gemeinde(n): Colditz
Kreis(e): Leipzig
Bundesland: Sachsen
Koordinate WGS84 51° 08′ 31,58″ N: 12° 50′ 43,64″ O 51,1421°N: 12,84546°O
Koordinate UTM 33.349.286,39 m: 5.667.834,76 m
Koordinate Gauss/Krüger 4.559.272,76 m: 5.667.793,27 m
  • Blick von Südosten über das einstige Braunkohlenabbaugebiet, im Hintergrund die erhöht liegende Ortslage Skoplau mit dem einstigen Gut Niescher im Fokus

    Blick von Südosten über das einstige Braunkohlenabbaugebiet, im Hintergrund die erhöht liegende Ortslage Skoplau mit dem einstigen Gut Niescher im Fokus

    Fotograf/Urheber:
    Josephine Dressler
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Im Mitteldeutschen Braunkohlenrevier zeigen sich im Revier Colditz, Grimma und Wurzen nur Kleinvorkommen der Braunkohle mit geringmächtigen Flözen, aber vorteilhaftem dünnen Deckgebirge. Erstmals wurde in diesem geografischen Bereich 1697 ein Kohlenvorkommen in Skoplau erwähnt. 1808 betrieb der Königlich Sächsische Fiskus sein landesweit erstes Braunkohlenwerk in Skoplau, welches bis 1846 existierte. Die sächsischen Herzöge Friedrich und Johann besuchten das Werk 1826. Typisch für dieses Revier zeigte sich hier der Abbau von Hand mit wenig Maschineneinsatz in Privat- und Staatsbetrieben, der ab etwa 1900 immer unwirtschaftlicher wurde, da sich im Borna-Leipziger Revier leistungsstärkere Gruben, geführt von Kapitalgesellschaften, bildeten. Gefördert wurde stückige Kohle mit einem hohen Gehalt an Holzstücken, welche maximal in Nasspresssteinen weiterverarbeitet wurden. Abgesetzt wurde die Kohle lokal bis regional, beispielsweise für die Energieversorgung der Landesanstalt Zschadraß. Die Heeres- und Handelsstraße zwischen Colditz und Leisnig kam 1853 in königlich-fiskalische Unterhaltung, da sie einen beträchtlichen Verkehr durch den Braunkohlentransport aufwies. Sie wurde auch Kohlenstraße genannt und ist heute als S 44 bekannt. Neben der Kohle wurde als bergbauliches Beiprodukt auch Ton und Lehm gefördert, weshalb die meisten Werke in Skoplau und Commichau keine reinen Kohlen-, sondern auch Ton- und Ziegeleiunternehmen waren. Der Abbau von Ton und Lehm ist bereits für das 14. Jahrhundert nachgewiesen. Möglicherweise benutzte man schon zu dieser Zeit Kohle zum Brennen von Keramiken.
Über zehn ortsansässige Werke besaßen zwischen den Ortslagen Skoplau, Commichau und der Staatsstraße Gruben, in denen sie im Tief- und Tagebau förderten. Manche wurden weitervererbt, verkauft oder verpachtet. Gegenseitige Grundstückstausche gehörten ebenso dazu. Die eigentlichen Grubenbauten außerhalb des Ortes Skoplau sind nicht erhalten. Doch zeugen die großen und teils repräsentativen Hofanlagen von dem wirtschaftlichen Erfolg der Güter, der sich eben nicht nur auf die Landwirtschaft begründet, obgleich die Dichte der Werke eine starke Konkurrenz vermuten lässt. Auch das statistische Bevölkerungsmaximum im Jahr 1871 kann mit 137 Einwohnern als positiver Wirtschaftsindikator gelten. Neben den Bauten zeugt die Landschaft selbst von ihrer Bergbauvergangenheit mit im Relief erkennbaren Tiefbaubrüchen und Halden oder wassergefüllten Senken und Löchern, die durch das bergbaubedingt zu Tage tretende Eisen teils rötlich gefärbt sind.
Die Skoplauer Braunkohlenobjekte und Landschaft zeugen von einer sehr früh einsetzenden Wirtschaftsgeschichte im Zusammenhang mit dem Braunkohlenbergbau. Es zeigt eine enorme Dichte an Gruben und Werken und lässt noch heute ihr Wirken in und außerhalb der Siedlung sowie in der Bergbaufolgelandschaft erkennen. Zugleich steht es beispielhaft für den Braunkohlenabbau im Grimmaer, Colditzer und Wurzener Revier. Es handelt sich um ein umfangreiches wirtschaftsgeschichtliches, städtebauliches und landschaftsgestaltendes Zeugnis.

(Josephine Dreßler, Landesamt für Denkmalpflege Sachsen, 2022)

Datierung:
  • Erbauung 19. Jahrhundert (als prägende Phase des Ortes)

Quellen/Literaturangaben:
  • Unteidig, Günter/Muschter, Hermann: Ein Töpferofen des 14. Jahrhunderts im Muldental, Sachsen D. In: Heege, Andreas/Falk, Alfred/Universität Basel (Hg.): Töpferöfen: die Erforschung frühmittelalterlicher bis neuzeitlicher Töpferöfen (6. - 20. Jh.) in Belgien, den Niederlanden, Deutschland, Österreich und der Schweiz; [aus Anlaß des 40. Internationalen Hafnerei-Symposiums in Obernzell, Bayern, 2007]. Pottery kilns - Fours de potiers, Basler Hefte zur Archäologie 4. Basel 2007, S. 377–383.
  • Muschter, Hermann: Ortsteil Skoplau vorgestellt. In: Colditzer Tageblatt. Amts- und Mitteilungsblatt der Stadt Colditz (2017), H. 22, S. 13–16.
  • Wagenbreth, Otfried: Die Braunkohlenindustrie in Mitteldeutschland. Geologie, Geschichte, Sachzeugen. Beucha/Markkleeberg 2011, S. 297–301, 305–309.
  • Etzold, Franz: Die Braunkohlenfomation Nordwestsachsens. Leipzig 1912, S. 158f.
  • Galle, Horst: Historischer Braunkohlenbergbau entlang der Mulde um Colditz, Grimma und Wurzen. Eine Chronik und Inventarisierung. 2. Aufl., Beucha/Markkleeberg 2018, S. 53–105.

BKM-Nummer: 30200210

Ehemalige Braunkohlenwerke in Skoplau

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Ort
Skoplau
Fachsicht(en)
Denkmalpflege
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i.d.R. 1:5.000 (größer als 1:20.000)
Erfassungsmethode
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„Ehemalige Braunkohlenwerke in Skoplau”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/BKM-30200210 (Abgerufen: 28. März 2025)
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