Siedlung Borna-Nord

Schlagwörter:
Fachsicht(en): Denkmalpflege
Gemeinde(n): Borna
Kreis(e): Leipzig
Bundesland: Sachsen
Koordinate WGS84 51° 08′ 4,26″ N: 12° 29′ 34,43″ O 51,13452°N: 12,4929°O
Koordinate UTM 33.324.598,61 m: 5.667.772,57 m
Koordinate Gauss/Krüger 4.534.605,44 m: 5.666.724,35 m
  • Siedlung Borna-Nord, Schrägluftbild von Westen

    Siedlung Borna-Nord, Schrägluftbild von Westen

    Fotograf/Urheber:
    Ronald Heynowski
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  • Blick entlang der Thomas-Mann-Straße nach Osten, exemplarisch für die Siedlung Borna-Nord

    Blick entlang der Thomas-Mann-Straße nach Osten, exemplarisch für die Siedlung Borna-Nord

    Fotograf/Urheber:
    Josephine Dressler
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Die Siedlung Borna-Nord, welche aufgrund des zeitnahen Entstehungsdatums zum parallelen Weltgeschehen des Koreakrieges umgangssprachlich als »Korea« bezeichnet wird, entstand auf verkipptem Gelände des Tagebaus Witznitz I (1911–1949). Als Stadt der Braunkohle war Borna auch ein wichtiger Wohnstandort für Braunkohlenarbeitende und für braunkohlenbedingt Umgesiedelte in der Folge von Ortsdevastierungen. Dies erforderte neue Siedlungsflächen im Revier. Da eine Stadterweiterung nicht auf potentiellen Braunkohlenabbaufeldern stattfinden sollte, wurde die Siedlung Borna-Nord auf bereits ausgekohltem und verkipptem Gelände im Norden der Stadt projektiert, was zusätzliche Voruntersuchungen bezüglich der Baugrundsicherheit mit sich zog. Die Gesamtplanung erfolgte durch das Kollektiv G. Schwarze (Städtebau) und E. Funk (Hochbau). Die Bauherrenschaft lag zumeist bei der AWG »Glück auf« für die im Wesentlichen von 1955 bis 1970 ausgeführten baulichen Anlagen. Konkret ist die Siedlung auf die Arbeiterwohnungsbaugenossenschaft mit Gründung im Jahr 1954 in Borna unter dem Namen »AWG der VEB Braunkohlenwerk Großzössen« (AWG Großzössen) zurückzuführen. Der VEB Braunkohlenwerk Großzössen unterstützte das Projekt finanziell und durch sonstige Beihilfen. Ab 1959 schlossen sich weitere AWGs aus Borna und dem Kreis mit der AWG Großzössen zur AWG »Glück Auf« zusammen. Der Braunkohlenbezug im Namen verschwand erst nach der Wende und der Umbenennung in »Bornaer Wohnungsgenossenschaft«. Im kleineren Umfang wirkten weitere Bauherren mit, wie beispielsweise die AWG »Aktivist« Espenhain. Allen gemein ist jedoch der Braunkohlenbezug.
Borna nahm eine Zentrumsfunktion im staatswichtigen Bergbaurevier ein. Eine überörtliche Aufgabe bestand in der Gesundheitsversorgung, die das Kreiskrankenhaus und die Poliklinik, welche 1954 bis 1963 im Südosten des neuen Stadtteils entstanden, wahrnahmen. Entsprechend entstand die Siedlung 1954 im Südosten in der Pawlowstraße, die mit ihrem Namen das Thema Medizin anspricht und auch durch ihre Nähe zum Krankenhaus auf das Nachbarareal verweist, mit Einfamilienhäusern in Reihen- und Doppelhausform. Es folgten im östlichen Teil ausschließlich Wohnbauten für das Klinikpersonal. In der weiteren Entwicklung des Stadtviertels nach Norden und Westen entstanden 60, immer größere Mehrfamilienhäuser: von zwei- bis sechsspännig und zwei- bis viergeschossig. Sie besitzen schlichte Putzfassaden unter einem ziegelroten Dach. Neben Sonderbauten wie dem einstigen AWG-Heim, -Büro, einer SB-Wäscherei, Kindereinrichtungen sowie Kleingartenanlagen, Garagen und Schuppen sind überdies fragmentarisch betonierte Parkplätze, Pflasterstraßen, Betonplattenwege und Straßenlaternen erhalten. Infrastrukturelle Elemente wie Trafohäuschen und ein Wassersammelbecken ergänzen die Gesamtanlage. Die Siedlung Borna-Nord war mit rund 7 000 Einwohnern in circa 1 600 Wohneinheiten im Jahr 1982 die größte der Stadt. Sie entwickelt sich kontinuierlich weiter. Die Polytechnische Oberschule und Kaufhallen wurden inzwischen durch Neubauten ersetzt. Beim Neubau der Schulturnhalle wurde in Reminiszenz an die Bergbautradition der Name »Glück auf« verwendet. All die genannten materiellen Objekte beschreiben die allumfängliche Gesamtplanung der Siedlung und geben ein städtebauliches, sozial-, wirtschafts- und architekturhistorisches Zeugnis im Kontext der Braunkohlenindustrie insbesondere im Borna-Leipziger Revier ab.

(Josephine Dreßler, Landesamt für Denkmalpflege Sachsen, 2023)


Datierung:
  • Erbauung 1954–1970

Quellen/Literaturangaben:
  • Förderverein des Museums der Stadt Borna e. V. (Hg.): Von Abtei bis Zwiebelhaus. Ein Lexikon zur Geschichte der Stadt Borna. Borna 2001, S. 20, 28, 224, 233, 236-238, 241, 311, 313.
  • Bauakademie der DDR, Institut für Städtebau und Architektur/Bund der Architekten der DDR/Institut für Denkmalpflege in der DDR (Hg.): Architekturführer DDR. Bezirk Leipzig. Berlin 1976, S. 128.
  • Bornaer Wohnungsgenossenschaft wird 60. In: Leipziger Volkszeitung-Borna-Geithain, 03.03.2014, S. 26.

BKM-Nummer: 30200150

Siedlung Borna-Nord

Schlagwörter
Ort
Borna
Fachsicht(en)
Denkmalpflege
Erfassungsmaßstab
Keine Angabe
Erfassungsmethode
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„Siedlung Borna-Nord”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/BKM-30200150 (Abgerufen: 27. März 2025)
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