Borna nahm eine Zentrumsfunktion im staatswichtigen Bergbaurevier ein. Eine überörtliche Aufgabe bestand in der Gesundheitsversorgung, die das Kreiskrankenhaus und die Poliklinik, welche 1954 bis 1963 im Südosten des neuen Stadtteils entstanden, wahrnahmen. Entsprechend entstand die Siedlung 1954 im Südosten in der Pawlowstraße, die mit ihrem Namen das Thema Medizin anspricht und auch durch ihre Nähe zum Krankenhaus auf das Nachbarareal verweist, mit Einfamilienhäusern in Reihen- und Doppelhausform. Es folgten im östlichen Teil ausschließlich Wohnbauten für das Klinikpersonal. In der weiteren Entwicklung des Stadtviertels nach Norden und Westen entstanden 60, immer größere Mehrfamilienhäuser: von zwei- bis sechsspännig und zwei- bis viergeschossig. Sie besitzen schlichte Putzfassaden unter einem ziegelroten Dach. Neben Sonderbauten wie dem einstigen AWG-Heim, -Büro, einer SB-Wäscherei, Kindereinrichtungen sowie Kleingartenanlagen, Garagen und Schuppen sind überdies fragmentarisch betonierte Parkplätze, Pflasterstraßen, Betonplattenwege und Straßenlaternen erhalten. Infrastrukturelle Elemente wie Trafohäuschen und ein Wassersammelbecken ergänzen die Gesamtanlage. Die Siedlung Borna-Nord war mit rund 7 000 Einwohnern in circa 1 600 Wohneinheiten im Jahr 1982 die größte der Stadt. Sie entwickelt sich kontinuierlich weiter. Die Polytechnische Oberschule und Kaufhallen wurden inzwischen durch Neubauten ersetzt. Beim Neubau der Schulturnhalle wurde in Reminiszenz an die Bergbautradition der Name »Glück auf« verwendet. All die genannten materiellen Objekte beschreiben die allumfängliche Gesamtplanung der Siedlung und geben ein städtebauliches, sozial-, wirtschafts- und architekturhistorisches Zeugnis im Kontext der Braunkohlenindustrie insbesondere im Borna-Leipziger Revier ab.
(Josephine Dreßler, Landesamt für Denkmalpflege Sachsen, 2023)
Datierung:
- Erbauung 1954–1970
Quellen/Literaturangaben:
- Förderverein des Museums der Stadt Borna e. V. (Hg.): Von Abtei bis Zwiebelhaus. Ein Lexikon zur Geschichte der Stadt Borna. Borna 2001, S. 20, 28, 224, 233, 236-238, 241, 311, 313.
- Bauakademie der DDR, Institut für Städtebau und Architektur/Bund der Architekten der DDR/Institut für Denkmalpflege in der DDR (Hg.): Architekturführer DDR. Bezirk Leipzig. Berlin 1976, S. 128.
- Bornaer Wohnungsgenossenschaft wird 60. In: Leipziger Volkszeitung-Borna-Geithain, 03.03.2014, S. 26.
BKM-Nummer: 30200150