Der Baukreis als „Werkstättengemeinschaft und Lehranstalt für alle Künste“ wurde 1946 als eine der ersten deutschen Künstlervereinigungen nach dem Zweiten Weltkrieg in Hamburg gegründet. Künstler verschiedenster Richtungen schlossen sich zu einer Genossenschaft zusammen, um die schwierige Zeit nach dem Zusammenbruch des „Dritten Reichs“ besser zu überstehen. Sie arbeiteten zusammen in gemeinschaftlich betriebenen Ateliers und boten als konzessionierte Lehranstalt Kunstunterricht an. Die Schülerinnen und Schüler arbeiteten gemeinsam mit ihren Dozenten an Auftragsarbeiten und wurden am Honorar beteiligt.
Die Hauptniederlassung des Baukreises befand sich in Hamburg, doch bereits 1947 entstand die Niederlassung in Hilden, deren Gründung aktiv von dem Textilfabrikanten Gert P. Spindler (1919-1997) gefördert wurde. Der kunstbegeisterte Unternehmer richtete den Künstler*innen Atelierräume unter dem Dach seiner Fabrik an der Klotzstraße ein. Dort fand auch die erste Baukreis-Gesamtausstellung am 4. April 1947 statt. Gezeigt wurden Werke aus den Bereichen Architektur, Werbegrafik, Plastische Gestaltung, Keramik, Zeichnen und Typographie.
Die Künstlerinnnen und Künstler des Baukreises verstanden sich durchaus als gewerbliche Künstler*innen. Ihre Kunst hatte nichts elitäres, sondern wollte angewandt sein. Sie zeigte sich auf Werbeplakaten, im Keramikschmuck an Fabrikgebäuden, an Hausfassaden und Brunnen. Vor allem zwei ihrer Vertreter haben in Hilden ihre Spuren hinterlassen: Hans Peter Feddersen und Leonhard Nienartowicz.
Der Künstler Hans Peter Feddersen
Hans Peter Feddersen wurde 1905 in Kiebitzheide bei Hamburg geboren. Seine Ausbildung zum Bildhauer an der Landeskunstschule Hamburg beendete er als Meisterschüler von Professor Richard Luksch (1872-1936). Feddersen kämpfte als Soldat während des Zweiten Weltkriegs und geriet in Gefangenschaft. Nach seiner Rückkehr nach Hamburg gründete er 1946 zusammen mit anderen Künstlern den „Baukreis“, die erste Künstlervereinigung im Deutschland der Nachkriegszeit. Bereits deren Niederlassung in Hamburg wurde von dem Hildener Textilindustriellen Gert P. Spindler finanziell unterstützt. Der kunstinteressierte Unternehmer förderte auch die Gründung einer Hildener Baukreis-Niederlassung und stellte Atelierräume und Geldmittel bereit.
Im Alter von 42 Jahren zog Feddersen nach Hilden, um die dortige Lehrwerkstätte für Bildhauerei zu leiten. Auch nach der Auflösung des Baukreises 1953 sollte Hilden seine Heimat bleiben. Sowohl in seinem Atelier als auch an der Volkshochschule gab er jahrzehntelang Kurse in Bildhauerei. Feddersen schuf zahlreiche Kunstwerke im öffentlichen Raum, die heute noch zu sehen sind. Sein künstlerisches Werk reicht von naturalistischen, aber formal stark reduzierten Darstellungen (vor allem bei seinen populären Tierfiguren) bis zu ungebundenen abstrakten Formgebilden in seiner späteren Schaffensphase.
Für seine Verdienste wurde Feddersen mit der Hildener Fabricius-Medaille in Silber ausgezeichnet. Er war Mitbegründer des Vereins Haus Hildener Künstler e. V. Wie kein anderer hat Feddersen zu seiner Zeit das Hildener Stadtbild künstlerisch mitgeprägt. Er starb 1998 im Seniorenstift Haus Horst.
(Barbara A. Lenartowicz-Senguel und Rainer Hotz, im Auftrag des Kulturamts der Stadt Hilden, 2024)
Quellen
Spindler, Gert Paul: Der Baukreis, 1993; Standexemplar im Stadtarchiv Hilden
Spindler, Gert Paul: Eröffnung des Schulhauses des Baukreises in Hamburg. Rede am 20. März 1948; Standexemplar im Stadtarchiv Hilden
Internet
de.wikipedia.org: Hans Peter Feddersen (Bildhauer) (abgerufen 17.09.2024)
de.wikipedia.org: Der Baukreis (abgerufen 17.09.2024)
geoportal.hilden.de: Kunstobjekte im öffentlichen Raum (abgerufen 17.09.2024)
de.wikipedia.org: Kunstwerke im öffentlichen Raum in Hilden (abgerufen 17.09.2024)