Die Firma Kampf & Spindler (ab 1950 Paul-Spindler-Werke KG) wurde 1832 in Elberfeld gegründet, dem heutigen Stadtteil von Wuppertal. Die Gründer waren Johann Christian Spindler (1801-1881) und Johann Wilhelm Kampf (1799-1875).
Von einer Vertriebsorganisation für Heimweberarbeiten entwickelte sich das Unternehmen im Laufe seiner bis 1970 andauernden 138-jährigen Geschichte zu einem komplexen Industrieunternehmen für Textilerzeugnisse. Während seiner Hochphase gab es vier Produktionsstandorte, in denen Seidenwaren, Wolltuch und ab 1931 auch Kunstseide auf Cellulosebasis hergestellt wurden: Elberfeld, Hilden (ab 1848 als von Spindler zwischenzeitig getrennte Einzelfirma unter J. W. Kampf), Baumberg bei Monheim am Rhein (ab 1902) und Nastätten im Taunus (ab 1908).
Die 1858 erfolgte Heirat von Wilhelm Kampf (1830-1877) und Emilie Spindler (1837-1919) war für deren Väter Johann Wilhelm Kampf und Johann Christian Spindler der Anlass, „sich aus ihren Geschäften zurückzuziehen und diese per 1. Oktober 1863 unter der früheren Firmierung Kampf & Spindler in Hilden wieder zu vereinigen.“ (de.wikipedia.org, Kampf & Spindler)
Da die bisherigen Kapazitäten im Werk Hilden nicht mehr ausreichten, wurde 1910 an der Klotzstraße neben der mechanischen Weberei ein neues Kontor- und Verwaltungsgebäude gebaut. Architekt war Walter Furthmann (1873-1945), dem bereits das Hildener Rathaus sein Erscheinungsbild verdankt.
Er entwarf ein palaisartiges Gebäude im neobarocken Stil mit symmetrischem Grundriss, stark vorgezogenen Seitenflügeln, Mansarddach und einem kleinen Türmchen.
Kampf & Spindler hatten mit 122 Betriebsjahren vor Ort einen prägenden Einfluss auf Hilden. Die imposante mechanische Weberei und das repräsentative Verwaltungsgebäude nahe dem Hildener Zentrum waren nicht zu übersehen. Weitere Produktionsstätten wie Kunstseidenspinnerei, Bleicherei und Stoffdruckerei befanden sich an der Walder Straße und Hochdahler Straße.
Auf Arbeiterwohlfahrt wurde bei Kampf & Spindler großen Wert gelegt. Die Firma hielt sanitäre Einrichtungen und Freizeiteinrichtungen im Betrieb auf dem neuesten Stand und richtete vorsorglich Unterstützungs- und Pensionskassen ein. Bereits im 19. Jahrhundert entstanden auch die ersten Werkswohnungen für Arbeiter. Mitte der 1930er Jahre beschäftigte das inzwischen in dritter Familiengeneration von Direktor Paul Spindler (1872-1949) geführte Unternehmen 2.500 Mitarbeiter. 1957 besaß das Unternehmen in Hilden 80 Häuser mit 247 Werkswohnungen.
Nach Paul Spindlers Tod leitete Gert Paul Spindler (1914-1997, meist Gert P.) die Firma von 1949 bis 1970. Ihm gelang es, den Erfolg des Unternehmens bis 1966 aufrechtzuerhalten. Mit dem Strukturwandel der darauffolgenden Jahre geriet die gesamte Branche in Schwierigkeiten und auch die Paul-Spindler-Werke blieben nicht verschont. 1970 stellte die Firma den Betrieb ein.
1978 kaufte der Hildener Unternehmer Helmut Römer (1925-2020) das stillgelegte Verwaltungsgebäude und baute es zu einem Hotel um. Das renommierte „Hotel am Stadtpark“ wird seither als Familienunternehmen geführt.
Die Objektgeometrie stellt das ursprüngliche Verwaltungsgebäude ohne die späteren Erweiterungen dar.
Künstlerische und kulturelle Spuren des Unternehmen
Auch im kulturellen Erscheinungsbild der Stadt hat das Unternehmen Spuren hinterlassen:
- Der Hildener Handweber Carl Hasbach lieferte 1913 sein letztes in Heimarbeit gefertigtes Tuch bei der Firma ab. Das Ereignis symbolisierte den endgültigen Übergang von der traditionellen Handweberkultur zur modernen Industrieproduktion und wurde fotografisch dokumentiert.
- Zu Ehren dieser Handwerkstradition entstand im Auftrag von Direktor Paul Spindler eine lebensgroße Bronzeplastik des alten Handwebers, die 1929 vor dem Verwaltungsgebäude aufgestellt wurde. Heute befindet sich das Denkmal an der Ecke Hochdahler Straße / Berliner Straße.
- 1939 ließ Paul Spindler zu seinem 50-jährigen Arbeitsjubiläum eine Bronzeplastik mit dem Titel „Betriebstreue“ anfertigen. Die Figur war eine lebensgroße, naturalistische Darstellung der Zwirnmeisterin Berta Bruchhausen, die 40 Jahre bei Spindler gearbeitet hatte. Das Denkmal erhielt einen Platz auf der zur Hofstraße gelegenen Fabrikfassade. Die Figur fand später ihren heutigen Standort am Ufer der Itter (Am Rathaus 18).
- Paul Spindlers Sohn und Nachfolger, der vielseitig interessierte Gert P. Spindler, engagierte sich neben seiner Unternehmertätigkeit nicht nur sozial und politisch, sondern war auch ein aktiver Förderer der Kunst. Auf seine Initiative hin entstand 1947 in Hilden eine Niederlassung des „Baukreises“. Diese „Werkstättengemeinschaft und Lehranstalt für alle Künste“ war eine der ersten deutschen Künstlervereinigungen der Nachkriegszeit.
- In den Oberlichtsälen der Spinnerei wurden Baukreis-Werkstätten eingerichtet. Der aus Hamburg zugezogene Bildhauer Hans Peter Feddersen (1905-1998) leitete die Werkstatt für plastische Gestaltung. Sechs seiner Plastiken sind heute Teil des Hildener Ortsbilds. Auch der dem Baukreis nahestehende Künstler Leonhard Nienartowicz (1924-1995) hat zahlreiche Kunstwerke im öffentlichen Raum Hildens hinterlassen.
In der Kellerbar „Blue Note“ des Hotels am Stadtpark konnten die seit 2006 mit international bekannten Künstler*innen veranstalteten Jazz-Konzerte ein großes überregionales Fanpublikum gewinnen (www.jazzmonday.de).
Baudenkmal
Das Hotel am Stadtpark wurde am 25. Januar 1985 mit der Nummer 18 in die Liste der Hildener Baudenkmäler aufgenommen.
(Barbara A. Lenartowicz-Senguel und Rainer Hotz, im Auftrag des Kulturamts der Stadt Hilden, 2024)
Internet
de.wikipedia.org: Kampf & Spindler (abgerufen 08.07.2024)
de.wikipedia.org: Gert P. Spindler (abgerufen 08.07.2024)
de.wikipedia.org: Walter Furthmann (abgerufen 17.07.2024)
de.wikipedia.org: Der Baukreis (abgerufen 08.07.2024)
de.wikipedia.org: Hans Peter Feddersen, Bildhauer (abgerufen 17.07.2024)
hotel-stadtpark.de: Hotel am Stadtpark Hilden (abgerufen 08.07.2024)
www.jazzmonday.de: Blue Monday, Club-Jazz-Konzerte in Hilden (abgerufen 08.07.2024)