Das Rittergut Haus Horst wurde um das Jahr 1250 als Wasserburg errichtet. Heute stehen davon nur noch ein Turm und einige Mauerreste in dem weitläufigen Park des gleichnamigen Seniorenwohnstifts. Gleichwohl wurden von hier aus über Jahrhunderte die wirtschaftlichen und politischen Rahmenbedingungen für die Hildener Bürger*innen bestimmt.
Das Rittergut derer von Horst Die urkundliche Erwähnung des Rittergeschlechts derer von Horst beginnt 1224 und reicht bis ins späte 14. Jahrhundert. Sie waren Lehensleute des Kölner Erzbistums. 1372 wurde das Lehen von Erzbischof Friedrich III. um die Kirchspiele (Pfarrbezirke) Hilden und Haan erweitert. 1404 erhielt Konrad IV. das Lehen als letzter männlicher Nachkomme derer von der Horst. Überschattet wurde die Geschichte des Hauses durch den regelmäßig wiederauflebenden Streit zwischen dem Kölner Erzbistum und den Herzogen von Berg, deren Hoheitsansprüche sich auch auf Hilden und Haan erstreckten (vgl. Holdt 2008 u. Janssen 2008). Zeitweise waren die Bewohner dieser Gemeinden beiden Herren gegenüber zu Steuern und Frondiensten verpflichtet.
Frankewitz (2007) führt als weitere Belege an, dass der Herzog von Berg zum 23. April 1392 das „Haus zum Horst“ tauscht und im Jahr 1504 werden „das Sloss vnnd Burg zur Horst myt yren begryffen by Hylden gelegen“ genannt.
Der Horster Lehnsstreit Nach dem Tod des letzten von der Horst gelangte das Anwesen durch weibliche Erbfolge und verschiedene Heiraten 1562 in den Besitz von Otto Schenk von Niedeggen zu Vorst († 1601), eines Erbschenken des Herzogtums Berg. Damit begann der Niedergang des Ritterguts. Seine Töchter aus erster Ehe (und deren Ehemänner) führten Klage gegen seine Erbregelung, die sie vom Erbe ausschloss. Es begann der sogenannte „Horster Lehnsstreit“.
Im Kern drehte sich der Streit darum, ob das Lehen ein reines Männerlehen war, also nur an Männer vererbt werden durfte, oder bei Ausbleiben männlicher Nachkommen auch über weibliche Erbfolge in Besitz genommen werden konnte. Die Rechtslage war so widersprüchlich, dass sich der Streit über viele Instanzen fast 200 Jahre lang hinzog und enorme Geldsummen verschlang. Er endete unentschieden mit dem finanziellen Ruin des letzten Lehnsherren Theodor Felix Schenk von Nideggen (gest. 1748). Der Besitz musste verpfändet werden. Die schriftlichen Urkunden, die den Prozess dokumentieren, reichen bis zum Jahr 1796 und erwähnen kein abschließendes Urteil. 1803 wurden mit der napoleonischen Herrschaft die rheinischen Kurstaaten aufgelöst. Somit fiel das Lehen vom Erzstift Köln endgültig an das Herzogtum Berg.
Geschichte seit dem 19. Jahrhundert Das Haus wurde 1810 von dem reichen Hildener Kaufmann Johann Wilhelm Bongard gekauft (vgl. am „Kückeshaus“) und wechselte ab 1828 mehrfach den Besitzer. Der Grundbesitz verkleinerte sich zusehends, wodurch das Gut den Status als Rittergut verlor und sein Besitzer den damit verbundenen Sitz im preußischen Landtag. 1866 geriet das inzwischen stark verfallene Anwesen in den Besitz des späteren Hildener Ehrenbürgers Wilhelm Ferdinand Lieven (1839-1902). Er ließ 1892 den Turm renovieren und auf den Grundmauern der alten Burg ein villenartiges Herrenhaus errichten, das er allerdings nur wenige Jahre als Wohnsitz nutzte.
Der nächste Besitzer war der Düsseldorfer Industrielle Gustav Klingelhöfer. Er ließ Lievens Haus abreißen und baute an dessen Stelle eine eigene Villa. Das umgebende Grundstück wurde in eine Parklandschaft nach englischem Vorbild verwandelt. 1967 wurde das inzwischen wieder verfallene Haus von der Erbengemeinschaft weiterverkauft und geriet in den Besitz der Neuen Heimat, der Bremer Treuhand und schließlich einer Bauentwicklungsgesellschaft. 1977 wurde in der anmutigen Parklandschaft schließlich die Seniorenwohnsiedlung Haus Horst (Haus Lörick e.V.) errichtet. An die einst so berühmte Wasserburg erinnert heute nur noch der alte Wehrturm.
Der erhaltene alte Wehrturm der Burg Der efeubewachsene Sockel des im Nordosten der Anlage erhaltenen Turms enthält noch Überreste mittelalterlicher Bruchsteinmauern sowie Reste der beiden Villen, die an den Turm angebaut wurden. Eine rechteckige Vertiefung an der Außenmauer zeigt die Stelle, an der die Villen der Vorbesitzer angebaut waren. Das Turmdach und der Mauerkranz wurden 1892 renoviert. Der damalige Eigentümer Lieven ließ eine Wetterfahne mit der eingestanzten Jahreszahl 1891 aufsetzen, dem Jahr, in dem er das Anwesen gekauft hatte.
Das Haus Horst auf historischen Karten Auf den historischen Karten der Topographischen Aufnahme der Rheinlande (1801-1828) findet sich „Haus Horst“ mit einer Fläche von knapp einem Hektar eingezeichnet, ebenso das Bild als „Hs. Horst“ in dem jüngeren Werk der zwischen 1836 und 1850 erarbeiteten Preußischen Uraufnahme. Die Karten der Preußischen Neuaufnahme (1891-1912) zeigen dann auch die Anlage des an „Hs. Horst“ angrenzenden Landschaftsparks (vgl. Kartenansichten).
Baudenkmal Am 19. Dezember 1984 wurde Haus Horst unter der laufenden Nummer 14 in die Denkmalliste der Stadt Hilden eingetragen.
(Barbara A. Lenartowicz-Senguel und Rainer Hotz, im Auftrag des Kulturamts der Stadt Hilden, 2024)
Internet de.wikipedia.org: Haus Horst Hilden (abgerufen 09.07.2024) rp-online.de: Hilden - Ferdinand Lieven hat den Bürgern den Stadtwald geschenkt (RP-online vom 11.08.2023, abgerufen 09.07.2024) kreislexikon-mettmann.de: Haus Horst (abgerufen 09.07.2024) www.alleburgen.de: Wasserschloss Horst (abgerufen 09.07.2024) portal.dnb.de: Wilhelm Ferdinand Lieven im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek (abgerufen 29.07.2024) www.heidermanns.net: Gustav Klingelhöfer, Gutsbesitzer auf Haus Horst bei Hilden (abgerufen 29.07.2024) www.haus-loerick.de: Wohnstifte Haus Lörick e.V. (abgerufen 29.07.2024)
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Conrads, Klaus-Günther (1993)
Vom Rittergut Horst zur Senioren-Wohnanlage. In: Journal, 12. Jahrbuch des Kreises Mettmann 1992/1993 (hrsg. vom Kreis Mettmann), S. 6-11. Neustadt, Aisch u.a..
Ebert, Michael; Unger, Ulrike (1986)
Dönekes und Heimatkunde. Geschichte und Geschichten aus Hilden. S. 54-55, Düsseldorf.
Frankewitz, Stefan (2007)
Landesburgen, Burgen, Schlösser und Feste Häuser bis 1500 im Spiegel der Schriftzeugnisse. (Geschichtlicher Atlas der Rheinlande, IV.12.) S. 51, Bonn.
Haafke, Udo (2014)
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Holdt, Ulrike (2008)
Die Entwicklung des Territoriums Berg. (Geschichtlicher Atlas der Rheinlande, V.16.) S. 14 u. 31, Karte Nr. 104, Bonn.
Janssen, Wilhelm (2008)
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Ruland, Wolfgang (2006)
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Schneider, Anton (Hrsg.) (1900)
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Stephainski, Andreas (Hrsg.) (2012)
Zeit-Reise - 1000 Jahre Leben in Hilden, 150 Jahre Stadtrechte. S. 14-15, Göttingen.
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Empfohlene Zitierweise
Barbara A. Lenartowicz-Senguel und Rainer Hotz: „Rittergut Haus Horst in Hilden”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/KLD-354200 (Abgerufen: 22. Januar 2025)
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