Spuren von Friedrich Wilhelm Raiffeisen

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Fachsicht(en): Landeskunde
  • Das Raiffeisenhaus in Flammersfeld  - ein virtueller Rundgang (2021)

    Das Raiffeisenhaus in Flammersfeld - ein virtueller Rundgang (2021)

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  • Federzeichnung Friedrich Wilhelm Raiffeisens (o. J.)

    Federzeichnung Friedrich Wilhelm Raiffeisens (o. J.)

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  • Die Raiffeisen-Botschafterin Julie Georgis erzählt über die Gründung der Darlehnskassen-Vereine durch Friedrich Wilhelm Raiffeisen (2021)

    Die Raiffeisen-Botschafterin Julie Georgis erzählt über die Gründung der Darlehnskassen-Vereine durch Friedrich Wilhelm Raiffeisen (2021)

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  • Figur Friedrich Wilhelm Raiffeisens in der Amtsstube im Raiffeisenhaus in Flammersfeld (2021)

    Figur Friedrich Wilhelm Raiffeisens in der Amtsstube im Raiffeisenhaus in Flammersfeld (2021)

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  • Erinnerungsplakette am Raiffeisen-Begegnungs-Zentrum, einst Bürgermeisterhaus, in Weyerbusch (2021)

    Erinnerungsplakette am Raiffeisen-Begegnungs-Zentrum, einst Bürgermeisterhaus, in Weyerbusch (2021)

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  • Das bekannte Volksbank-Logo am Raiffeisenhaus in Flammersfeld (2021)

    Das bekannte Volksbank-Logo am Raiffeisenhaus in Flammersfeld (2021)

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  • Raiffeisens Totenmaske im Raiffeisenhaus in Flammersfeld (2021)

    Raiffeisens Totenmaske im Raiffeisenhaus in Flammersfeld (2021)

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Der Sozialreformer und Kommunalbeamte Friedrich Wilhelm Raiffeisen (1818-1888) gilt als einer der Begründer des Genossenschaftswesens in Deutschland. In drei Bürgermeistereien im Westerwald war er tätig und stieß in dieser Funktion eine Vielzahl an Sozialreformen und -projekten an, die zur Verbesserung der Lebenssituation der Bevölkerung beitrugen.

Herkunft
Militärdienst
Hochzeit und Beamtenschaft
Lebensabend
Weltbild und Glaube
Netzwerk
Verhältnis zu Hermann Schulze-Delitzsch
Bürgermeisteramt
Situation der Menschen im Westerwald im 19. Jahrhundert
Reformen
Genossenschaftsidee
„Darlehenskassen-Vereine“
Straßenbau
Forstwirtschaft
Bergbau
Ehrungen
Quellen/Internet

Kurzbiografie
Herkunft
Friedrich Wilhelm Raiffeisen kam am 30. März des Jahres 1818 in Hamm im Westerwald zur Welt. Er war das siebte von insgesamt neun Kindern. Der Vater, Gottfried Friedrich Raiffeisen (1782-1849), war Landwirt und Bürgermeister. Die Mutter, Amalie Raiffeisen geborene Lanzendörffer (1784-1859), war sehr gläubig und erzog die Kinder streng im lutherischen Glauben. Die Frömmigkeit der Mutter und ihre Erziehung wird häufig als Grundstein für Raiffeisens soziales Engagement angesehen. Über seinen Vater hingegen verlor der Sozialreformer und Lokalbeamte in seinen zahlreichen Dokumenten kein Wort (Kaltenborn S. 18).
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Militärdienst
Im Alter von 17 Jahren meldete sich Raiffeisen freiwillig zum Militärdienst. Im Jahr 1835 war er in Köln stationiert und wurde zum Artilleristen ausgebildet. Im Jahr 1840 folgte eine Ausbildung zum Oberfeuerwerker in der Inspektionsschule in Koblenz. Dort erhielt er die Beförderung zum Leiter der Materialprüfung in der staatlichen Eisengießerei in Sayn, in der zu dieser Zeit auch Kanonen gefertigt wurden. Die Sayner Hütte befand sich ab dem Jahre 1815 im preußischen Staatsbesitz und wurde u.a. als „Waffenschmiede“, daneben auch zur Stahlerzeugung und zur Herstellung gusseiserner Produkte und Kunstguss genutzt. Raiffeisen selbst hatte kein Abitur, unterhielt aber enge Kontakte zu Abiturienten und Studenten und war Mitglied der Vereinigung Euterpia. In dieser Vereinigung, benannt nach Euterpe, der Muse des Musizierens und der Freude, trafen sich Frauen und Männer gleichermaßen. Alle einte der Wunsch, das Leben nach christlichen Werten auszurichten und in sozialen Reformen und Strukturen zur Verbesserung der Lebenssituationen Ausdruck zu verleihen. Man traf sich zum Austausch im Haus des Arztes und Naturforschers Karl Wilhelm Arnoldi (1809-1876). In diesem Rahmen lernte Raiffeisen seine spätere Frau Emilie Storck (1827-1863) kennen. Emilie Storck, gerade 17 Jahre alt, lebte bei ihrer Tante in Winningen und lernte dort Hauswirtschaft.
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Hochzeit und Beamtenschaft
Ein Augenleiden zwang Raiffeisen im Jahr 1843 dazu, seine militärische Laufbahn zu beenden. Während seines Dienstes als Kreissekretär in Mayen wurde die „Königlich Preußische Regierung“ in Koblenz auf Raiffeisen aufmerksam. Sie ernannte ihn im Jahr 1845 zum Bürgermeister von Weyerbusch im Westerwald. Sein Wirken als Bürgermeister zeichnete sich durch ein soziales und lösungsorientiertes Handeln aus. Drei Jahre später übernahm er das Bürgermeisteramt in der benachbarten Bürgermeisterei Flammersfeld. Von 1852-1865 war Raiffeisen Bürgermeister von Heddesdorf.
Im Jahr der Amtsübernahme in Weyerbusch heiratete Friedrich Wilhelm Raiffeisen Emilie Storck. Die Hochzeit fand am 23. September 1845 in Remagen statt. Insgesamt sieben Kinder, sechs Mädchen und ein Sohn, wurde dem Ehepaar Raiffeisen geboren. Drei der Kinder starben allerdings in jungem Alter. Emilie Raiffeisen starb bereits am 28. Juli 1863 an einem Herzleiden (ga.de).
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Lebensabend
Friedrich Wilhelm Raiffeisen heiratete im Jahr 1868 die Witwe Maria Penserot (geb. Fuchs). Zu diesem Zeitpunkt war Raiffeisen bereits pensioniert, da er verschiedene gesundheitliche Probleme hatte. Neben dem zunehmenden Augenleiden litt er ebenfalls psychischen Erkrankungen, so an Depression und Nervenleiden. Die recht frühe Pensionierung im Alter von 47 Jahren hatte zur Folge, dass Raiffeisen nur eine kleine Pension erhielt. Gleichzeitig engagierte sich Raiffeisen weiterhin ehrenamtlich in den von ihm gegründeten Genossenschaften (Darlehnskassen-Vereinen, im Jahr 1870 in der Rheinprovinz 75 Vereine), um die Idee der Genossenschaften im Deutschen Reich zu verbreiten. Auch unternahm er eine Vielzahl an Vortragsreisen. Er trat in den Vereinen als Referent auf und war an der Konzeption verschiedener Strukturen und Lösungsansätze beteiligt. Im Jahr 1880 reiste er im Auftrag des Preußischen Ministeriums für Landwirtschaft, Domänen und Forsten nach Oberschlesien und fertigte einen 80 Seiten umfassenden Bericht an, einen Sozialreport mit höchster Aussagekraft. Darin äußerte Raiffeisen u. a. auch Kritik an der mangelnden Sozialfürsorge seitens des Staates.

Unterstützt wurde Raiffeisen maßgeblich von seiner Tochter Amalie Raiffeisen (1846-1897). Sie wurde immer mehr zu seiner „rechten Hand“, da Raiffeisen aufgrund des Augenleidens zunehmend erblindete. Das Verhältnis zu seinem Sohn Rudolf dagegen war getrübt. Rudolf erfüllte die großen Erwartungen, die der Vater in ihn setzte, nicht. Am 1. Mai 1886 setzte sich Raiffeisen endgültig zur Ruhe. Am 11. März 1888 verstarb Friedrich Wilhelm Raiffeisen an den Folgen einer verschleppten Lungenentzündung in Heddesdorf. Dort befindet sich sein Grab auf dem örtlichen Friedhof.
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Weltbild und Glaube
Raiffeisen wurde in seiner Jugend tief religiös geprägt. Diese Prägung lässt sich in erster Linie auf den Erziehungseinfluss seiner Mutter und des Hammer Pfarrers Seippel zurückführen. Seippel war Raiffeisens Pate und erteilte ihm auch nach der Volksschulzeit bis zum 17. Lebensjahr Unterricht. Im Vorwort und in der Einleitung seines Buches „Die Darlehnskassen-Vereine“ spricht Raiffeisen von sich selbst als Gottes „schwaches Werkzeug“ und bezeichnet seine Arbeit als das biblisch gebotene „Trachten nach dem Reiche Gottes“ (an anderen Stellen in seinem Schrifttum bezeichnet er sich als „Werkzeug Gottes“ oder als „armes Werkzeug Gottes“). Die Bezugnahme auf die „Christenpflicht“ sah er als die „Grundlage der Darlehnskassen-Vereine und deren ganzer Organisation“ an. Insgesamt bildete die christliche Sozialethik die Grundlage von Raiffeisens Genossenschaftsidee.

Mit den christlichen Bestrebungen Raiffeisens ging eine politisch konservative Grundhaltung einher. Die revolutionären Ereignisse des Jahres 1848 bewertete er beispielsweise als den versuchten Abfall von der göttlichen Ordnung. Demnach sah er Staat und Kirche als richtungweisend an, die sich ab dem Jahr 1871 auch in seiner Treue zum Kaiser wiederspiegelte. Dennoch war Raiffeisen tief besorgt über die Lebensverhältnisse der Arbeiter und ihrer Familien, was aus Briefen hervorgeht (siehe Briefwechsel zu den Fürsten zu Wied, in „Netzwerk“).
Mit seinen frühen Vereinen knüpfte Raiffeisen an das ständisch geprägte und religiös motivierte Bild vom Oberherrn als dem „guten Hausvater“ an. Dieses überkommene Gesellschaftsbild gehörte eigentlich seit den Stein'schen Reformen (auch Stein-Hardenbergsche Reformen, 1807-1815, wandelten den absoultistischen Stände- und Agrarstaat zum aufgeklärten National- und Industriestaat; siehe de.wikipedia.org).der Vergangenheit an. Mit der Anknüpfung an die „Christenpflicht“ motivierte Raiffeisen die Wohlhabenden, ihre soziale Verantwortung auch unter den veränderten gesellschaftlichen Bedingungen weiter wahrzunehmen.

Raiffeisen suchte in seinen Vereinen von Anfang an die Unterstützung der Geistlichkeit, wobei die betreffende Konfession für den Protestanten Raiffeisen keine Rolle spielte. In Flammersfeld erarbeitete er gemeinsam mit Pfarrer Müller der Kirche Sankt Michael das Konzept für seinen Hülfsverein. Häufig griff Raiffeisen Ideen kirchlicher Institutionen, beispielsweise der „Inneren Mission“, auf. So leistete sein „Heddesdorfer Wohltätigkeitsverein“ neben der Kreditvergabe auch die Fürsorge für verwahrloste Kinder und Strafentlassene sowie den Bau einer Volksbibliothek.
Raiffeisen war stets bemüht, seinen Darlehenskassen-Vereinen (DKV) und ihren Mitgliedern eine religiöse, sozial-ethische Grundhaltung zu vermitteln. Mit diesen Bemühungen hatte Raiffeisen teilweise Erfolg, teilweise wurde dies Bestreben aber auch scharf abgelehnt, beispielsweise durch Hermann Schulze-Delitzsch (1808-1883).
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Netzwerk
Eine der herausragenden Eigenschaften Raiffeisens war es, Netzwerke zu bilden und Menschen zur Unterstützung seiner Ideen zu gewinnen. Die durch Raiffeisen initiierten Vereine und Genossenschaften fußten in hohem Maße auf sozialem und ehrenamtlichem Engagement und wären ohne die Einbindung anderer Personen weder funktionsfähig noch von langer Dauer gewesen. Vielfach ging es ja darum, wohlhabende Bürger zur Unterstützung von Vereinen zu gewinnen, die diese eigentlich nicht benötigten.

Wie gekonnt Raiffeisen Netzwerke schuf und pflegte, lässt sich auch am Beispiel seiner Freundschaft zu den Fürsten zu Wied ansehen. Sowohl mit Hermann zu Wied (1814-1864), als auch dessen Sohn Wilhelm (1845-1907) stand Raiffeisen in einem regen Austausch. So haben sich Briefe an die beiden erhalten, in denen Raiffeisen seine Ideen skizziert: In einem Brief an Hermann zu Wied legt Raiffeisen sein Konzept zum „Darlehenskassen-Verein“ dar und dass es sein Anliegen und sein Wille sei, den Notleidenden zu helfen. In einer Vielzahl an Briefen an Wilhelm zu Wied wird eine besonders enge Verbindung deutlich. In diesen Briefen erläutert Raiffeisen seine Prinzipien der religiösen Motivation ebenso wie die Hintergründe zur Gründung der Zentralinitiative für die „Darlehenskassen-Vereine“. Aber auch der Ärger mit dem Konkurrenten, dem sächsischen Genossenschaftsgründer und Sozialreformer, Hermann Schulze-Delitzsch (1808-1883) wird deutlich. Dass Raiffeisen den Kontakt zu dem einflussreichen Fürsten auch zu nutzen wusste, wird in mehreren Bitten um Kontaktvermittlung zur Regierung in Berlin durch den Fürsten deutlich und durch die Schilderung seiner Finanzsorgen bei der Gründung der Zentralinstitute. Dass insbesondere Fürst Wilhelm zu Wied Raiffeisen bei der Realisierung und Durchführung seiner „Darlehenslassen-Vereine“ unterstützte, zeigt sich in der Würdigung des Fürsten, den er mehrfach den „großen Protektor“ seiner „Darlehenskassen-Vereine“ nannte. Darüber hinaus pflegte Raiffeisen teils enge Kontakte zu Volkswirtschaftlern wie auch zu Geistlichen beider Konfessionen gleichermaßen und tauschte sich mit ihnen zu seinen Ideen und den wichtigen Themen der Zeit aus.
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Verhältnis zu Hermann Schulze-Delitzsch
Raiffeisen suchte ebenfalls den Austausch zu anderen Befürwortern und Aktivisten der Genossenschaftsidee. So suchte er mehrmals, in Kontakt zu Hermann Schulze-Delitzsch aus Sachsen zu treten. All diese Annäherungsversuche liefen jedoch ins Leere. Nach Herausgabe des ersten Genossenschaftsgesetzes am 4. Juli 1868 entwickelte sich ein regelrechter „Systemstreit“ zwischen beiden heraus. Ab dem Jahr 1871 galt das erste, für den Norddeutschen Bund geschaffene Genossenschaftsgesetz für das gesamte Reichsgebiet. Es regelte die Rechte der Genossenschaften im Reich. Das zweite Genossenschaftsgesetz wurde im Jahr 1889 geschaffen. Raiffeisen versuchte noch, auf dessen Abfassung Einfluss zu nehmen.
Schulze-Delitzsch nutzte die Vorschriften des Genossenschaftsgesetzes, um Raiffeisen und seine „Darlehenskassen-Vereine“ zu bekämpfen. Schulze-Delitzsch kritisierte unter anderem die religiöse, sozial-ethische Grundhaltung von Raiffeisens Genossenschaften sowie, dass dieser die Gesamthaftung aller Mitglieder einer Genossenschaft mit deren gesamtem Vermögen für gewährte Kredite verlangte und dies als Mittel zur sozialethischen Erziehung ansah.
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Bürgermeisteramt
Friedrich Wilhelm Raiffeisen war Bürgermeister von den drei Amtsbezirken Weyerbusch (1845-1848), Flammersfeld (1848-1852) und Heddesdorf (1852-1865). Mehrere Gemeinden wurden im Amt einer Verwaltungseinheit untergliedert. Der Bürgermeister war für die gesamte Verwaltung zuständig und besaß gemäß der Preußischen Gemeindeordnung aus dem Jahre 1845 eine Fülle an Befugnissen. So konnte er sich beispielsweise über Gemeinderatsbeschlüsse hinwegsetzen.

Zu den Aufgaben eines Bürgermeisters zählte damals nach heutigem Verständnis die allgemeine Verwaltung, die Finanzverwaltung, die Wahrung der öffentlichen Sicherheit und Ordnung, der Sektor Bildung und Kultur, Soziales, Jugend und Gesundheit, das Bauwesen, Bau und Unterhaltung öffentlicher Einrichtungen und Infrastruktur sowie Wirtschaft und Verkehr. In Sachen Rechtsprechung war ein Bürgermeister befugt, kleinere Vergehen zu ahnden. Für Zivilgerichtssachen, auch notarielle Belange, waren die örtlichen Schöffengerichte zuständig.
In Heddesdorf und Neuwied wurde Raiffeisen mit der teilweise prekären Lebenssituation der Arbeiter konfrontiert: Lohndumping, keine soziale Absicherung, Wohnungsmangel, Wohnungselend, Arbeitslosigkeit, Kinderverwahrlosung, Alkoholismus und weiteren Faktoren. Auch dass diese Umgebung revolutionäres Gedankengut förderte, lernte Raiffeisen zu dieser Zeit. Daher verstärkte er im Bereich Soziales sein Engagement. Sorgte sich um die Wiedereingliederung entlassener Strafgefangener und die Betreuung verwahrloster Kinder.
Jede Bürgermeisterei unterhielt einen Schreiber, der sein Gehalt vom Bürgermeister privat erhielt. Das Gehalt eines Bürgermeisters hing von der Größe des Amtsbezirks ab. Aus diesem Grund wechselte Raiffeisen als Bürgermeister stets in den nächst größeren Amtsbezirk.
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Situation der Menschen im Westerwald im 19. Jahrhundert
Die Region des Westerwaldes war im 19. Jahrhundert maßgeblich durch Land- und Forstwirtschaft sowie durch Bergbau geprägt. Industrie gab es nur vereinzelt. Die Infrastruktur war in einem schlechten Zustand, sodass die Region im Nachteil gegenüber anderen Regionen im Reich war. Die Straßen beispielsweise ließen den Transport landwirtschaftlicher Erzeugnisse zu den größeren Absatzmärkten nur bedingt zu. Dies hatte zur Folge, dass in der Region ein starker Kapitalmangel herrschte.
Die damals herrschende Realteilung hatte zur Folge, dass die Parzellen, die den Kleinlandwirten und ihren Familien zum Anbau zur Verfügung standen, immer weiter schrumpften. Die Sommermonate der Jahre 1846/47 waren stark verregnet und führten deutschlandweit zu Krautfäule an Kartoffeln, zu totalen Ernteausfällen von Getreide und Obst. Auch die Westerwälder Region war betroffen, in der ohnedies durch schlechte Böden und ein raues Klima schwierige Verhältnisse herrschten. Auch die Viehbestände waren vielfach in einem schlechten Zustand. Um das Überleben zu sichern, waren viele Kleinlandwirte gezwungen, Kredite zu nehmen. Viele Bauern wurden in diesem Zusammenhang Opfer von Kreditfallen - sprich Wucher - und ruinierten sich durch hohe Zinsen. Das führte häufig zu Zwangsversteigerungen von Höfen.

Die gesundheitliche Situation in den Dörfern des Westerwaldes war teilweise ebenfalls sehr problematisch. Häufig lagen die Jauche- und Abortgruben in der Nähe der Brunnen, aus denen das Trinkwasser entnommen wurde. Dies führte unter anderem zu Typhuserkrankungen.
Auch fehlte es an Schulgebäuden, teilweise waren die vorhandenen auch in schlechter Verfassung. Aus diesem Grund wurde der Schulunterricht in vielen Orten in kirchlichen oder gar privaten Gebäuden abgehalten. Dies hatte zur Folge, dass in der Westerwälder Region zu dieser Zeit ein Bildungsnotstand herrschte.
Das Denken der Menschen in der Region zeichnete sich durch einen eingefleischten Konservativismus aus, der auch in der ablehnenden Haltung gegenüber neuen Ideen zutage trat. Raiffeisen musste teilweise starke Überzeugungsarbeit leisten, um Akzeptanz für seine Ideen zu gewinnen.
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Reformen
Die durch Raiffeisen initiierten Reformen und Strukturen waren sehr effektiv, unbürokratisch und vielseitig ineinandergreifend. Sie richteten sich gegen die verschiedenen strukturellen Probleme der Region und Zeit. Um das Wegenetz zu verbessern, wurde unter seiner Zeit als Bürgermeister von Weyerbusch im Jahre 1845 der Ausbau der Rheinstraße von Weyerbusch über Flammersfeld bis nach Neuwied begonnen. Den Straßen- und Wegebau nutzte Raiffeisen gezielt als Arbeitsbeschaffungsmaßnahme für die Menschen der Region. Weitere Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen waren der Wiesenbau und die Sorge für den Gemeindewald.

Um die Hungersnot der Bevölkerung in den Jahren 1846/47 zu lindern, organisierte Raiffeisen Brotmehl aus Militärmagazinen, gründete den „Weyerbuscher Brodverein“, errichtete ein Backhaus und gab Brot gegen Schuldscheine heraus. Um die Kleinlandwirte zu unterstützen, gründete Raiffeisen am 1.12.1849 den „Flammersfelder Hülfsverein zur Unterstützung unbemittelter Landwirthe“ sowie „Viehversicherungsvereine“. Dem „Flammersfelder Hülfsverein“ gliederte Raiffeisen im Jahr 1851 noch eine Sparkasse „für das Gesinde“ an. Die „Viehversicherungsvereine“ dienten der finanziellen Absicherung der Landwirte im Falle vom Verlust des Viehs durch Krankheit und Tod. Sie wurden später oft den Darlehenskassen-Vereinen (DKV) angegliedert. Mit der Einführung eines Gemeinde-Einkaufgeldes im Jahre 1850 im Amt Flammersfeld griff Raiffeisen auf ein bereits bewährtes Mittel zurück. Dieses war in der preußischen Gemeindeordnung des gleichen Jahres (1850) zu Grunde gelegt. Raiffeisen sah darin eine gute Handhabe, die soziale Situation der Landbevölkerung zu verbessern und bewog die Gemeinderäte zur Einführung.

Mit seinen Grundsicherungsmaßnahmen in Bezug auf Nahrung und Trinkwasser besserte sich die Gesundheit der Landbevölkerung. Durch den Bau von Schulhäusern wurde den Kindern in den Dörfern eine bessere Schulbildung zuteil. In seiner Amtszeit als Bürgermeister von Weyerbusch ließ Raiffeisen drei Schulgebäude im Amtsbezirk bauen.
Raiffeisen bemühte sich außerdem darum, die von ihm geschaffenen Strukturen fest zu installieren. Um dem Flammersfelder Hülfsverein eine wirtschaftliche Grundlage zu schaffen, gründete er einen Garantiefond, der durch wohlhabende Bürger und Gemeinderäte mit getragen wurde.
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Genossenschaftsidee
Bereits in seiner Jugend lernte Raiffeisen im heimatlichen Bereich Formen genossenschaftlichen Wirkens kennen: So beispielsweise im Bergbau, im Hüttenwesen, im Siegerländer Wiesenbau sowie in der Haubergswirtschaft. Somit griff Raiffeisen auf bereits existierende Ideen zurück, entwickelte sie weiter, so dass er als einer der „Väter“ des Genossenschaftswesens gilt.

Raiffeisen war ein Jahr als Bürgermeister in Weyerbusch tätig, als sich die ohnehin prekäre Situation der regionalen Kleinlandwirte durch die Missernten verschlimmerte. Da sein Vater selbst Bauer gewesen war und er zudem als Bürgermeister nah an den Sorgen der Menschen war, konnte Raiffeisen die Gründe für die Notlage gut einschätzen. Ohne auf die Verwaltungsvorschriften Rücksicht zu nehmen, engagierte er sich für sofortige Lebensmittelzuweisungen an besonders bedürftige Menschen. Um der Wucherei der Kreditgeber die Geschäftsgrundlage zu entziehen, organisierte Raiffeisen im Jahr 1846 den „Weyerbuscher Brodverein“. Dieser Verein bestand aus bessergestellten Bauern und Bürgern und gewährleistete die Versorgung einer jeweiligen Region mit Brot zu geringen Preisen. Zusätzlich sorgte Raiffeisen für eine gerechte Trinkwasserversorgung. Der „Weyerbuscher Brodverein“ kann noch nicht als Genossenschaft angesehen werden. Raiffeisen selbst bezeichnete den Verein als „Konsumverein“, da er beispielsweise ebenfalls den Kauf von Saatgut für seine Mitglieder organisierte. Dennoch aber wird hier bereits der genossenschaftliche Gedanke erkennbar.

Als Bürgermeister von Flammersfeld gründete Raiffeisen im Jahr 1849 den „Flammersfelder Hülfsverein zur Unterstützung unbemittelter Landwirthe“. Bei diesem Verein handelte es sich um eine Kreditgenossenschaft, in der sich Kreditgeber und -nehmer gleichberechtigt zusammenschlossen. Faire Regeln wurden selbstständig aufgestellt und Zinsen so angesetzt, dass sie auch bezahlbar waren. Raiffeisen ging es in seinen Reformen und Strukturen nicht nur um die Linderung in einer akuten Situation. Vielmehr sollten nachhaltige Strukturen geschaffen werden, um langfristig Menschen unterstützen zu können.
In Heddesdorf gründete Raiffeisen im Jahr 1864 den „Heddesdorfer Darlehenskassen-Verein“. Zuvor hatte es in Heddesdorf den im Jahr 1854 gegründeten „Heddesdorfer Wohltätigkeitsverein“ gegeben. Dieser, im Gegensatz zum „Darlehenskassen-Verein“ noch keine Genossenschaft, hatte sich im Jahr 1864 aufgelöst, weil verschiedene Mitglieder ein tiefergehendes Engagement und weitere, auch finanzielle Verantwortung ablehnten. Der „Wohltätigkeitsverein“ hatte sich neben der Vergabe günstiger Kredite und der Hilfe beim Erwerb von Vieh um die Beschäftigung ehemaliger Sträflinge sowie sogenannter „arbeitsscheuer Personen“ gekümmert und verantwortete die Pflege und Erziehung verwahrloster Kinder. Im Darlehenskassenverein bekamen diese Ziele eine genossenschaftliche Struktur. Auch hafteten nun alle Mitglieder mit ihrem gesamten Vermögen für die Absicherung der vom jeweiligen „Darlehenskassen-Verein“ gewährten Kredite. Hypotheken wurden demnach gar nicht erforderlich.

Neben den „Darlehenskassen-Vereinen“ gründete Raiffeisen weitere Genossenschaften. So beispielsweise auch Sozialgenossenschaften, wie Winzergenossenschaften, Hausbaugenossenschaften sowie Warengenossenschaften. Von den Warengenossenschaften, die Ankauf und Verkauf gleichermaßen betrieben, zeugen heute noch die Raiffeisenmärkte. Alle von Raiffeisen gegründeten Genossenschaften unterlagen den Prinzipien „Selbsthilfe, Selbstverwaltung und Selbstverantwortung.“
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„Darlehenskassen-Vereine“
Erste „Darlehenskassenvereine“ (DKV) waren bereits zwei Jahre vor dem Heddesdorfer, also im Jahre 1862, in den Orten Engers, Rengsdorf-Bonefeld, in der Oberen Grafschaft Wied und in Anhausen gegründet worden. Im Jahr 1866 schrieb Raiffeisen sein Buch zu den Darlehenskassenvereinen mit dem Titel: „Die Darlehenskassen-Vereine als Mittel zur Abhilfe der Noth der ländlichen Bevölkerung sowie der städtischen Arbeiter“. Dieses Werk wurde in vier weiteren Ausgaben herausgegeben.

In den 1870er Jahren gründete Raiffeisen in Neuwied Zentralinstitute für die „Darlehenskassen-Vereine“. Diese umfassten eine „Zentraldarlehens-Kasse“, einen „Anwaltsverband für die Darlehenskassen-Vereine“ sowie eine Druckerei. Die Zentralinstitute waren auch Herausgeber des „Ländlichen Genossenschaftsblattes“.
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Straßenbau
Bereits in seinem ersten Amtsjahr als Bürgermeister von Weyerbusch engagierte sich Raiffeisen im Jahr 1845 stark für den Ausbau der veralteten Infrastruktur. Raiffeisen wusste, dass sich die Straßenbauprojekte auf verschiedene Weise positiv für die Gemeinden auswirken würde. So verbesserten sich zum einen die Handelswege, es wurden zum anderen neue Arbeitsplätze geschaffen. Da das Baumaterial in den Steinbrüchen der anliegenden Gemeinden gewonnen wurde, bildete dies für die Gemeinden eine weitere Einnahmequelle. Auch setzte sich Raiffeisen für die Menschen in den Anliegergemeinden ein, wenn die Regierung diese zu durch Fronarbeit oder durch Geldäquivalente zu stark beanspruchte.

Verwirklicht wurden in der heutigen Verbandsgemeinde insgesamt zwei Raiffeisenstraßen. Die erste Raiffeisenstraße führt von Weyerbusch über Flammersfeld nach Neuwied und wurde ab dem Jahr 1845 gebaut. Sie entspricht in ihrem Verlauf in etwa der heutigen Bundesstraße B 256. Im Jahre 1849 erkannte Friedrich Wilhelm Raiffeisen die Notwendigkeit des Ausbaus eines zweiten Verkehrsweges an den Rhein. Auf diese Weise sollte der Landbevölkerung weitere Absatzgebiete für ihre Waren erschlossen werden. Den geplanten Bau einer Straße zwischen Flammersfeld, Asbach und Bad Honnef befürtortete und unterstützte Raiffeisen. Um das Projekt voranzutreiben, bezog er die Obere Planungsbehörde mit ein, was dem Bauvorhaben sehr nutzte. Teile der damals gebauten Straße sind in den heutigen Landstraßen L 272 und L 144 erhalten. Der Bau dieser Straße dauerte bis zum Jahr 1852 an. Raiffeisen überwachte die Baumaßnahme weiter, auch als er bereits Bürgermeister von Heddesdorf war.
Weiterhin plante Raiffeisen den Bau von zwei weiteren Straßen, die von Horhausen nach Puderbach und von Schürdt nach Altenkirchen führen sollten. Diese beiden Straßen wurden allerdings nie verwirklicht. Der von Raiffeisen angestrebte Ausbau der Verbindung von Schürdt nach Altenkirchen erfolgte später (Teilstück heute der B 256). Dieser war vorerst vom Staat abgelehnt worden, weil die Koblenz-Mindener Straße bevorzugt wurde.
Der durch Raiffeisen initiierte Straßenbau bildete einen wesentlichen Beitrag für den Handel und die Infrastruktur der betroffenen Gemeinden. Im März des Jahres 1984 erhielt die von Raiffeisen ausgebaute Straße die Bezeichnung „Historische Raiffeisenstraße“. Seit dem Jahre 2014 wird die Straße durch Schilder unter diesem Namen ausgewiesen.
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Forstwirtschaft
Die Westerwälder Gemeinden und so auch die, in denen Raiffeisen als Bürgermeister tätig war besaßen gemeindeeigene, teils kleinere, teils größere Waldflächen. Die Aufforstung und Bewirtschaftung der Wälder diente den Gemeinden zur Sicherung der Gemeindefinanzen als „stille Reserve“. Um die Wälder nachhaltig nutzen zu können, bedurfte es einer geregelten Forstwirtschaft.

Im Laufe des 19. Jahrhunderts wuchs gleichfalls der Bedarf am Rohstoff Holz als Bau- und Brennstoff. Der nachwachsende Rohstoff nahm eine wichtige Rolle für die Stärkung von Industrie und Gesellschaft ein. Demnach galt es, Raubbau am Wald zu verhindern und nachhaltig zu wirtschaften. Aus diesem Grund setzte sich Raiffeisen auch für Entschädigungen der Waldschäden ein, die durch Bergbau und Erztransport verursacht wurden. Dennoch gestattete Raiffeisen außerordentliche Holzeinschläge zur Versorgung mitteloser Bürger. Nicht zuletzt verdienten die Gemeinden an der Verpachtung von Jagden. Raiffeisen stellte zur Pflege und zum Schutz „Waldwärter“ ein.
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Bergbau
Friedrich Wilhelm Raiffeisen kam im Laufe seines Lebens oftmals in Berührung mit dem Thema „Bergbau“. Bereits als Kind lernte er das Berg- und Hüttenwesen im Umfeld seines Heimatortes Hamm an der Sieg kennen. In den Jahren von 1838 bis 1843 war Raiffeisen als Oberfeuerwerker des Preußischen Militärs tätig. In dieser Funktion kontrollierte er auf der Sayner Hütte gefertigte Munition und Kanonen und erlebte den täglichen Transport von Eisenerz aus den Horhausener Gruben mit.
Als Raiffeisen als Bürgermeister in Flammersfeld tätig war, boten sich ihm unzählige Gelegenheiten, die Arbeiten der Bergleute und auch deren soziale Situation kennenzulernen.
Raiffeisen setzte sich für die Waldschadensregulierung und Behebung der durch den Bergbau verursachten Schäden in den Gemeinden Burglahr, Güllesheim, Bürdenbach und Willroth aktiv ein. So kam es demnach zu einer Grundentschädigung sowie zu einem finanziellen Ausgleich für entstandene Waldschäden, da die Gemeinde selbst große Waldflächen besaß.

Vermutlich kannte Raiffeisen die „Siegerländer-Knappschaftskasse“. Bei dieser handelte es sich um eine frühe Form der sozialen Fürsorge zugunsten von Berg- und Hüttenarbeitern. Es ist davon auszugehen, dass er die darin festgelegten sozialen Maßnahmen als beispielhaft zur allgemeinen Sozialfürsorge gesehen hat. Während seiner Amtszeit als Bürgermeister in Flammersfeld war Raiffeisen mehrfach mit Angelegenheiten des Eisenerzbergbaus in der Bürgermeisterei Flammersfeld befasst: Großteils handelte es sich um Behebung von Waldschäden, Schadensregulierungen, die Wiederherstellung der Wasserversorgung der Gemeinde Luchert, nachdem diese durch den Bergbau abgeschnitten worden war. Viele der Gruben, beispielsweise die in Horhausen, befanden sich zur damaligen Zeit im Besitz des Preußischen Staates. Bei der Anlage des Alvensleben-Stollens bei Burglahr leistete er verwaltungsmäßig Hilfestellung.
Da Friedrich Wilhelm Raiffeisen häufig an Gemeinderatssitzungen seines Bezirks teilnahm, lernte er den gesamten Amtsbezirk und die eigenen Wirtschaftszweige kennen und somit auch die Arbeit der Bergleute.
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Ehrungen
Schon zu Lebzeiten erhielt Raiffeisen für seine Arbeit Anerkennung. Dass er beispielsweise im Jahre 1880 mit der Reise nach Oberschlesien im Auftrag des Preußischen Ministeriums für Landwirtschaft, Domänen und Forsten betraut wurde, galt als „ehrenvoller Auftrag“. Weitere Anerkennung erhielt er, in Form von Geldzuwendungen der preußischen Regierung und der Reichsregierung an sein Genossenschaftssystem. Auf diese Weise wurde sein Lebenswerk von Staatsseite gewürdigt. Er selbst bekam im Jahre 1884 von Kaiser Wilhelm I. den Roten Adlerorden in der vierten Klasse (Kaltenborn 2018, S. 38). 1888, im Jahr seines Todes, sollte Raiffeisen an seinem 70. Geburtstag zum Ehrendoktor der Philosophischen Fakultät der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn ernannt werden. Raiffeisen starb jedoch 19 Tage vor seinem Geburtstag. In Altenkirchen-Flammersfeld wird Raiffeisens Werk vielerorts gewürdigt. In Heddesdorf wurde im Jahre 1902 ein Raiffeisendenkmal eingeweiht. Ein weiteres Denkmal befindet sich in Weyerbusch, dazu kommt die Auszeichnung der Raiffeisenstraße und das Raiffeisen-Museum in Flammersfeld.
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(Emilia Drinovan, Florian Weber, Universität Koblenz-Landau / freundliche Hinweise von Herrn Albert Schäfer, 2021)

Quellen
Informationstafeln, Raiffeisenhaus Flammersfeld.

Internet
www.regionalgeschichte.net: Friedrich Wilhelm Raiffeisen (abgerufen 11.02.2022)
www.deutsche-biographie.de: Friedrich Wilhelm Raiffeisen (abgerufen 11.02.2022)
www.deutsche-biographie.de: Amalie Raiffeisen (abgerufen 11.02.2022)
www.deutsche-biographie.de: Raiffeisen, Johann Gottfried Friedrich (abgerufen 11.02.2022)
www.rheinische-geschichte.lvr.de: Friedrich Wilhelm Raiffeisen (1818-1888), Genossenschaftsgründer (abgerufen 14.02.2022)
rpb.lbz-rlp.de: Raiffeisen, Friedrich Wilhelm / 1818-1888 (abgerufen 11.02.2022)
ga.de: Friedrich Wilhelm Raiffeisen war ein Kind der Region (Generalanzeiger-Artikel vom 16. August 2018) (abgerufen 11.02.2022)
blog.grafschafter-volksbank.de: Kurzbiographie: Friedrich Wilhelm Raiffeisen (abgerufen 11.02.2022)
www.raiffeisenstrasse.de: Friedrich Wilhelm Raiffeisen (1818 - 1888) (abgerufen 11.02.2022)
de.wikipedia.org: Preußische Reformen (abgerufen 11.02.2022)
de.wikipedia.org: Friedrich Wilhelm Raiffeisen (abgerufen 11.02.2022)
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Literatur

Kaltenborn, Wilhelm (2018)
Raiffeisen - Anfang und Ende. Berlin.
Koch, Walter (2013)
Idee und Wirklichkeit. Raiffeisenarbeit unter den Bedingungen des 21.Jahrhunderts ; zum 125. Todestag von Friedrich Wilhelm Raiffeisen. In: Zeitschrift für das gesamte Genossenschaftswesen : ZfgG, S. 153-156. o. O.
Koch, Walter (2008)
Schulze-Delitzsch und Raiffeisen. In: Hermann Schulze-Delitzsch : Weg - Werk - Wirkung ; [Festschrift zum 200. Geburtstag am 29. August 2008], S. 270-281. o. O.
Koch, Walter (2000)
Und sie konnten nicht zueinander kommen. Das Verhältnis zwischen Hermann Schulze-Delitzsch und Friedrich Wilhelm Raiffeisen. (Schriftenreihe Förderverein Hermann Schulze-Delitzsch und Gedenkstätte des Deutschen Genossenschaftswesens e.V. Heft 3.) o. O.
Koch, Walter (1988)
Friedrich Wilhelm Raiffeisen. Herkunft, Leben, Wirken und seine Bedeutung für den Westerwald dargestellt anhand von Briefen und Dokumenten ; ein biographischer Abriss samt einer Quellenauswahl zu Leben und Wirken des Sozialreformers. (Betrifft: Heimat 6.) o. O.
Koch, Walter (1988)
F.W. Raiffeisen. Dokumente und Briefe, 1818-1888. o. O.

Spuren von Friedrich Wilhelm Raiffeisen

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Fachsichten
Landeskunde

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„Spuren von Friedrich Wilhelm Raiffeisen”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/SWB-343466 (Abgerufen: 20. April 2024)
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