Kirche Sankt Michael in Flammersfeld

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Fachsicht(en): Landeskunde
Gemeinde(n): Flammersfeld
Kreis(e): Altenkirchen (Landkreis Altenkirchen / Westerwald)
Bundesland: Rheinland-Pfalz
Koordinate WGS84 50° 38′ 51,39″ N: 7° 31′ 53″ O 50,64761°N: 7,53139°O
Koordinate UTM 32.396.171,83 m: 5.611.667,90 m
Koordinate Gauss/Krüger 3.396.205,23 m: 5.613.472,63 m
  • Video "St. Michael Kirche in Flammersfeld" (2021)

    Video "St. Michael Kirche in Flammersfeld" (2021)

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    Produktion: Cornelia Obenauer / Verbandsgemeinde Altenkirchen-Flammersfeld
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    Cornelia Obenauer / Verbandsgemeinde Altenkirchen-Flammersfeld
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  • Evangelischen Kirche Sankt Michael in Flammersfeld (2021)

    Evangelischen Kirche Sankt Michael in Flammersfeld (2021)

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    Thomas Rössler-Schaake / Evangelische Kirchengemeinde Flammersfeld
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    Thomas Rössler-Schaake
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  • Zeichnung der evangelischen Kirche Sankt Michael in Flammersfeld (o.J.)

    Zeichnung der evangelischen Kirche Sankt Michael in Flammersfeld (o.J.)

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    Verbandsgemeinde Altenkirchen-Flammersfeld
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Im Osten der Ortsgemeinde Flammersfeld, nahe der Raiffeisenstraße und unmittelbar am Ortsrand, befindet sich die Evangelische Kirche Sankt Michael in Flammersfeld. Erbaut wurde die Kirche um das Jahr 1100 und weist auch heute noch die ursprüngliche romanische Gestaltung auf. In seiner Funktion als Bürgermeister von Flammersfeld stand Friedrich Wilhelm Raiffeisen um das Jahr 1850 in engem Austausch mit dem Pfarrer der Kirche, Marius Müller. Gemeinsam bemühten sie sich darum, der verarmten Landbevölkerung Abhilfe zu verschaffen.

Raiffeisen und die Kirche in Flammersfeld
Gebäude
Innenraum
Geschichte
Internet

Raiffeisen und die Kirche in Flammersfeld
Gemeinsam mit dem Flammersfelder Pfarrer Marius Müller engagierte er sich für das Sozialwesen im Ort. Die Gründung des Flammersfelder Hülfsvereins zeugt vom Erfolg dieser Zusammenarbeit. Daher verwundert es nicht, dass Müller eine Eingabe an die Regierung in Koblenz schickte. Der Pfarrer fürchtete die Versetzung des Mitstreiters in eine andere Bürgermeisterei. Er äußerte den Wunsch, man möge im Falle einer Versetzung Raiffeisens eine ähnlich geeignete Person nach Flammersfeld schicken, um das bereits Erarbeitete und Angestrebte nicht zu gefährden (Meyer 2019, S. 9). Aber auch als Raiffeisen 1852 ins Amt Heddesdorf wechselte, blieb der Kontakt bestehen. Noch heute befindet sich in der Kirche eine Bibel mit der Signatur Raiffeisens (siehe Videoclip in der Mediengalerie). Diese symbolisiert Raiffeisens starke Orientierung an christlichen Werten.
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Gebäude
Bei der Kirche Sankt Michael in Flammersfeld handelt es sich um eine dreischiffige, vierjochige Pfeilerbasilika im Stil der Romanik. Die beiden Seitenschiffe waren ursprünglich niedriger als das Mittelschiff. Im Rahmen verschiedener Umbauarbeiten im 15., 17. und 19. Jahrhundert wurden auch die beiden Seitenschiffe verändert. So wurde beispielsweise die Traufhöhe des südlichen Seitenschiffes erhöht und an die Traufhöhe des Mittelschiffes angepasst. Die für eine Basilika typische Höhenstaffelung, die Seitenschiffe sind niedriger als das Mittelschiff, ging somit verloren. Auch weisen die beiden Seitenschiffe Unterschiede in ihrer Gestaltung auf, was besonders in den ungleichmäßigen Dachformen deutlich wird. Das südliche Seitenschiff wurde im Jahre 1896 komplett neu gebaut. In der Fassade sind Bogenfenster in romanischem Stil sowie darüber Spitzbogenfenster in spätgotischem Stil ergänzt worden. Entsprechend der Gotik, weisen diese Fenster Maßwerk auf. Auch die Dachgestaltung des südlichen Querschiffes orientiert sich an abgewalmten Querdächern, wie sie an vielen gotischen Kirchengebäuden zu beobachten sind. Die übrige Fassadengestaltung aber orientiert sich an der romanischen Formsprache: Die Kirchenfassade ist in Weiß gehalten. Die Blendarkaden sowie die vertikalen Lisenen sind farblich akzentuiert in rot (Glockenturm und Apsis) und grau (Seitenschiffe). Man bemühte sich demnach im Neubau des Seitenschiffes gotische und romanische Elemente zu vereinen.
Das nördliche Seitenschiff unterscheidet sich in seiner Gestaltung sehr von der des südlichen Seitenschiffes. An dieser Seite wurde das Satteldach des Mittelschiffes nämlich so weit heruntergezogen, dass es ebenfalls das Seitenschiff überdacht. An der Nordseite sind im Satteldach mehrere kleinere Dachgauben integriert. In der Wandfläche des nördlichen Seitenschiffs sind, wie auf der Südseite, Spitzbogenfenster mit Maßwerk im Stil der Gotik integriert. Gedeckt ist das Dach des Kirchengebäudes mit Schiefer.

Im Westen erhebt sich der romanische Glockenturm über quadratischem Grundriss. Dieser Glockenturm ist durch horizontale Gesimse in drei Zonen unterteilt. In der obersten Zone ist die Wandfläche zu jeder Seite mit gekuppelten Fenstern (biforien) versehen. In den unteren Zonen befinden sich lediglich gen Westen an Schießscharten erinnernde Schlitze. Der Turm schließt mit einem Knickhelm ab. In diesem Turm befinden sich noch heute drei Glocken aus den Jahren 1439, 1496 und 1514. Im Osten befindet sich die Apsis. Diese wurde ebenfalls im Stil der Spätgotik aufgestockt. Auch in der Apsis befinden sich Spitzbogenfenster mit Maßwerk, typische Stilelemente der Gotik.
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Innenraum
Im inneren der Kirche haben sich ein paar wesentliche Züge der ursprünglichen Basilika erhalten. Dies wird besonders in der Raumaufteilung in breites Haupt- oder Mittelschiff und schmalere Seitenschiffe deutlich. Die beiden Seitenschiffe sind durch Arkaden vom Mittelschiff abgetrennt. Auch die Apsis mit dem Altar ist durch einen Chorbogen vom Hauptschiff abgetrennt. Auf diesem ist eine Darstellung im Typus Christus als Weltherrscher angebracht. Um den thronenden Christus werden auch die Hölle (repräsentiert durch Schweinskopf mit Feuer) und der Himmel (repräsentiert durch Engel) verortet. Diese Wandmalereien stammen aus dem Jahr 1500.

Dort, wo im Falle einer typischen Basilika die Obergadenfenster Licht von außen in das Mittelschiff bringen, befinden sich zum südlichen Seitenschiff hin Doppelbögen mit Mittelsäule. Diese wurden im Rahmen des Umbaus in den Jahren 1974/75 gebaut. Dadurch, dass sie die Wandfläche in Richtung Empore öffnen, lenken sie das Licht, das durch Außenfenster der Seitenschiffe ins Gebäude einfällt, ins Mittelschiff. Auf diese Weise bemühte man sich mit der Neugestaltung der südlichen Obergadenzone um eine Anlehnung an das ursprüngliche Prinzip des Lichteinfalls. Auf der gegenüberliegenden Seite wurde dieses Prinzip nicht angewendet. Die einfachen Bogenfenster führen lediglich in die dahinterliegenden Emporenräume. Da das nördliche Seitenschiff aber nur über Dachgaubenfenster verfügt, wird von dieser Seite kein Licht ins Mittelschiff gelenkt. Über dem Eingang befindet sich die Orgelempore. Die Orgelempore wurde im Rahmen des Umbaus im Jahre 1974/75 eingebaut. Die Altarplatte und das Taufbecken stammen aus der Erbauungszeit der Kirche, also um das Jahr 1100. Das Taufbecken befindet sich im hinteren Teil des nördlichen Seitenschiffs. Über dem Taufbecken hat sich ein Kreuzrippengewölbe aus dem 15. Jahrhundert erhalten. Die Kanzel stammt aus dem 17. Jahrhundert. Die Arkadenbögen sind mit floralen Elementen auf goldenem Grund gestaltet. In den Arkaden-Postamenten sind die Mauerflächen gemalt. Die aufgemalten Mauersteine imitieren Marmor, also einen sehr wertigen Baustoff. Ebenfalls erwähnenswert ist das ursprünglich spätgotische Relief mit einer Darstellung der Kreuzigung. Dieses wurde im Jahre 1974/75 aus Fragmenten neu zusammengesetzt.
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Geschichte
Die Kirche Sankt Michael wurde um das Jahr 1100 auf einem erhöht liegenden Areal erbaut. Ursprünglich befand sich auf dem Gelände unmittelbar um die Kirche auch ein Friedhof. Im Jahr 1200 wurden die Kirchenfenster im gotischen Stil vergrößert, um mehr Licht ins Innere zu lassen. Im Jahr 1561 trat Flammersfeld zum protestantischen Glauben über. Demnach änderte sich auch die Konfession der Kirche. Der Gottesdienst fand von nun an in deutscher Sprache und nicht mehr in lateinischer Sprache statt. Zudem wurde nun das Abendmahl mit Brot und Wein zelebriert.

Im Jahr 1605 trat die Gemeinde in Flammersfeld zum Calvinismus über. Im Zuge dieser Änderung wurden die Altarplatte, der Taufstein und das Kreuzigungsrelief entfernt. Der lutherische Pfarrer Zacharias Stazelius wurde vertrieben.
Um das Jahr 1700 wurden verschiedene Umbauarbeiten im Stil des Barock unter Pfarrer Iskenius ausgeführt. Die Kirchenbänke wurden eingebaut, die Kanzel wurde ergänzt. Eine Bibel aus dieser Zeit ist noch heute auf dem barocken Seitenalter ausgestellt.

Mit der Machtergreifung durch die Nationalsozialisten wurde in Flammersfeld zunächst ein regimetreuer Pfarrer installiert. Im Jahr 1938 aber nahm mit Pfarrer Pfeiffer wieder ein unpolitischer Pfarrer die Gemeindearbeit. Unter ihm wurde Ende der 1930er Jahre ein Jugendheim gebaut.
In den Jahren 1974-1975 wurden umfassende Restaurierungen vorgenommen. Das alte Jugendheim wurde wieder abgerissen. An seiner stelle wurde das heutige Gemeindehaus errichtet. Weitere umfassende Renovierungsarbeiten fanden zuletzt im Jahr 2016 statt. Diese wurden großteils durch private Spenden der Gemeindemitglieder finanziert. Im Rahmen dieser Renovierung wurden auch die Wände des Innenraums in einem hellen Ton gestrichen. Auf diese Weise wurde dem ursprünglichen romanischen Charakter des Innenraums entsprochen (www.ev-kirchengemeinde-flammersfeld.de).

Die Evangelische Kirche Sankt Michael in Flammersfeld wird im Nachrichtlichen Verzeichnis der Kulturgüter im Landkreis Altenkirchen (Stand 2021) geführt. Der Eintrag lautet:
„Ev. Pfarrkirche St. Michael Raiffeisenstraße
dreischiffige Pfeilerbasilika, um 1200, Apsis spätgotisch aufgestockt.“
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(Emilia Drinovan, Universität Koblenz-Landau, 15.11.2021)


Internet
www.ev-kirchengemeinde-flammersfeld.de: Geschichte der Kirche (abgerufen 07.12.2021)
www.sagtsweiter.de: Flammersfeld (abgerufen 02.12.2021)
de.wikipedia.org: St. Michael (Flammersfeld) (abgerufen 02.12.2021)
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Literatur

Kaltenborn, Wilhelm (2018)
Raiffeisen - Anfang und Ende. Berlin.
Meyer, Michael (2019)
"Op d'r Kass". Die kronenburger Raiffeisen-Genossenschaften, Teil 1. Norderstedt.

Kirche Sankt Michael in Flammersfeld

Schlagwörter
Straße / Hausnummer
Raiffeisenstraße
Ort
57632 Flammersfeld
Gesetzlich geschütztes Kulturdenkmal
Geschütztes Kulturdenkmal gem. § 8 DSchG Rheinland-Pfalz
Fachsicht(en)
Landeskunde
Erfassungsmaßstab
i.d.R. 1:5.000 (größer als 1:20.000)
Erfassungsmethode
Literaturauswertung, Geländebegehung/-kartierung, mündliche Hinweise Ortsansässiger, Ortskundiger

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Empfohlene Zitierweise
„Kirche Sankt Michael in Flammersfeld”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/KLD-343191 (Abgerufen: 25. April 2024)
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