Raiffeisens Straßenbauprojekte
Im 19. Jahrhundert waren die Straßen und Wege im Westerwald größtenteils ungenügend ausgebaut oder in schlechtem Zustand. Das erschwerte die Mobilität und den Transport von Waren und stellte sich als Konjunktur-Hemmnis dar. Zu regenreichen Jahreszeiten weichte der lehmige Westerwälder Boden auf.
Friedrich Wilhelm Raiffeisen (1818-1888), Bürgermeister von Weyerbusch in den Jahren von 1845 bis 1848, engagierte sich stark für den Straßenbau. Im Jahre 1845 begann der von ihm initiierte Bau der „Rheinstraße“. Diese erste „Raiffeisenstraße“ führt von Weyerbusch über Flammersfeld bis Neuwied und entspricht der heutigen Bundesstraße B 256. Im Rahmen dieses Bauprojekts wurde auch die Brücke über die Wied erbaut.
Raiffeisen versprach sich durch die Straßenbauprojekte eine Verbesserung der Handelswege und die Schaffung von Arbeitsplätzen. Da das Baumaterial in den Steinbrüchen der Gemeinden gewonnen wurde, bildete dies für die Gemeinden eine weitere Einnahmequelle. Im Jahre 1849 engagierte sich Raiffeisen für den Bau einer zweiten Straße. Diese sollte an den Rhein führen und der Landbevölkerung weitere Absatzgebiete für ihre Waren erschließen. Die Straße wurde zwischen Flammersfeld, Asbach und Bad Honnef realisiert und entspricht in etwa der heutigen Landstraßen L 272 und L 144.
Raiffeisens Pläne weitere Straßen von Horhausen nach Puderbach und von Schürdt nach Altenkirchen zu bauen, wurden nicht realisiert.
Im März des Jahres 1984 erhielt die von Raiffeisen ausgebaute Straße die Bezeichnung „Historische Raiffeisenstraße“. Seit dem Jahre 2014 wird die Straße durch Schilder unter diesem Namen ausgewiesen.
(Florian Weber, Universität Koblanz-Landau, 2021)