Der Ursprung der Sayner Hütte Im Jahr 1929 wurde bei Ausgrabungen im Bendorfer Raum festgestellt, dass es hier bereits zu Zeiten der Römer Eisenverhüttung gegeben hatte.
Der letzte Trierer Kurfürst Clemens Wenzeslaus von Sachsen (1739-1812) gründete 1769-1770 in Sayn zur Förderung der regionalen Wirtschaft und Infrastruktur eine Eisenhütte. Diese lag strategisch günstig am Unterlauf des Saynbach und in dem Gebiet zwischen dem Rhein und den Eisenerzvorkommen des vorderen Westerwaldes (Region Horhausen). Die Sayner Hütte belieferte zunächst das Rheinland mit Roheisen. Im Jahr 1802 gelangte die Eisenhütte in den Besitz des Herzogtums Nassau, es fehlten jedoch ausreichende Absatzmärkte für Roheisen. Als 1815 die Eisenhütte Eigentum des Staates Preußen wurde, kam es zu einer Veränderung der Produktionspalette. Eines der ersten größeren Produkte war der Schrägaufzug, welcher die Festung Ehrenbreitstein ab 1817 mit Proviant und Wasser versorgte. Um für die Koblenzer Befestigungsanlagen Munition und Geschütze produzieren zu können, musste jedoch eine neue und größere Gießhalle gebaut werden. Die Planung der neuen Gießhalle dauerte ca. 8 Jahre und erfolgte durch den neuen Leiter der Eisenhütte, Carl Ludwig Althans (1788-1864). Karl Friedrich Schinkel (1781-1841) war einer der im Planungsprozess beteiligten Bauräte. Der Leiter des Sayner Hüttenamtes, Althans, besaß einen ungewöhnlichen Lebenslauf: Er hatte ursprünglich das Bäckerhandwerk seines Vaters erlernt und wurde später durch berufliche Weiterbildung, Förderung und Studium zunächst Maschinenbauinspektor und schließlich Baurat.
Die Architektur der Gießhalle Das gesamte Skelett der dreischiffigen Gießhalle besteht aus vorgefertigten Eisenteilen, um die Feuerfestigkeit zu garantieren. Die Halle besitzt zwei Seitenschiffe, ein höheres Mittelschiff und Spitzbögen. Die Architektur orientiert sich somit an der Form einer neugotischen, sakralen Basilika. Die tragenden Hohlsäulen sind 6,52 Meter hoch. Die Spannweite des Mittelschiffs beträgt 7,85 Meter, die Breite der Seitenschiffe dagegen 7,20 Meter.
Zusätzlich gab es in Längsrichtung eine Transportstraße und heute sind noch drei kugelgeführte Auslegerkräne erhalten. Der Hochofen passte sich an das schräge Gelände am Fuß des Burgbergs an, ragte in die Gießhalle hinein und konnte von oben erreicht werden. Man benötigte für die Herstellung der Produkte der Eisenhütte Holzkohle und später Koks als Brennmaterial, Kalkzusätze und Eisenerz. Die Wasserräder am Saynbach betrieben beidseitig vom Hochofen die Blasebälge.
Der Besitz Alfred Krupps Der Staat Preußen verkaufte 1864 die Eisenhütte an den Fabrikanten Alfred Krupp (1812-1887) aus Essen. Krupp befürwortete den Bau der Brexbachtalbahn (vergleiche eigenen Eintrag) für eine bessere Anlieferung des Eisenerzes aus der Region des vorderen Westerwaldes. Dennoch beendete Krupp die Verhüttung, aufgrund der Tallage Sayns im Jahre 1870 und baute stattdessen die Eisenhütte in Mülhofen weiter aus. In Sayn spezialisierte sich Krupp stattdessen auf die Verarbeitung von Roheisen, bis der Betrieb 1926 stillgelegt wurde und die Stadt Sayn Besitzer der Eisenhütte wurde.
Der Verfall und die Restaurierung Nach der Eingemeindung Sayns wurde die Stadt Bendorf neuer Besitzer der Eisenhütte. Instandsetzungsmaßnahmen waren aus finanziellen Gründen jedoch kaum möglich. Im Jahr 1974 genehmigte die Kreisverwaltung Mayen-Koblenz die Abbruchgenehmigung. Die Firma Heinrich Strüder KG kaufte jedoch die Eisenhütte und restaurierte diese bis zum Jahr 1986 in Kooperation mit dem Landesamt für Denkmalpflege, dem Land Rheinland-Pfalz und dem Bundesinnenministerium.
Im Jahr 1994 gehörte das Gelände der Firma TESSAG (einer Firma des RWE-Konzerns) und wurde 2003 schließlich von der Stadt Bendorf erworben, die nun eine kulturelle Nutzung plant und dabei von verschiedenen Akteuren unterstützt wird (Land, Kreis, „Freundeskreis Sayner Hütte e. V.“, „Stiftung Sayner Hütte“).
Die „historische Gießhalle“ ist als Kulturdenkmal des Kreises Mayen-Koblenz nach § 8 des Denkmalschutzgesetzes (DSchG) und das Gebiet der „Sayner Hütte“ (In der Saynerhütte) ist als Denkmalzone ausgewiesen (Verzeichnis der Kulturdenkmäler des Kreis Mayen-Koblenz 2015, S. 12-13).
(Karolina Paus, Universität Koblenz-Landau, 2015)
Internet www.bendorf.de : Stadt Bendorf, „Krupp und Sayn“ (Flyer, PDF-Datei, 598 KB, abgerufen 25.03.2015) www.freundeskreis-saynerhuette.de: Homepage des Freundeskreises Sayner Hütte e.V. (abgerufen 22.03.2015) www.lagis-hessen.de: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS), Althans, Carl Ludwig (abgerufen 25.03.2015) www.sayn.de/kulturpark-sayn: Kulturpark Sayn (abgerufen 21.03.2015) www.sayn.de/schloss-sayn/museum: Rheinisches Eisenkunstguss Museum im Schloss Sayn (abgerufen 22.03.2015)
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