Das Raiffeisendenkmal in Weyerbusch wurde am 6. Juni 1997 eingeweiht, um an die Gründung des „Brodvereins“ im Jahre 1847 zu erinnern. Mit diesem Verein reagierte Friedrich Wilhelm Raiffeisen auf die Missernten, die aufgrund eines verregneten Sommers weite Teile der Bevölkerung hungern ließen.
Denkmal Dort, wo in Weyerbusch die Kölner Straße und die Raiffeisenstraße aufeinandertreffen, befindet sich das Raiffeisendenkmal. Es wurde am 6. Juni 1997 offiziell eingeweiht, um an die Gründung des „Brodvereins“ im Jahre 1847 (150 Jahre) zu erinnern. Der Künstler Hellmut Otto Hoffmann-Schlöndorff (1906-1993), Bildhauer aus Mammelzen, schuf diese Bronzeskulptur. Gestiftet hat sie Helmhold Schneider (Lebensdaten unbekannt), einem Kulturliebhaber und Firmenbesitzer aus Altenkirchen. Bei dem Denkmal handelt sich um eine überlebensgroße Ganzkörperskulptur Friedrich Wilhelm Raiffeisens und zweier Kinder. Raiffeisen wird dargestellt, wie er als Bürgermeister von Weyerbusch (1845-1848) Brot an die beiden Kinder verteilt. Somit erinnert das Denkmal sehr plastisch an Raiffeisens Verdienste gegenüber der armen und hungernden Bevölkerung.
Geschichte des „Brodvereins“ Im Winter der Jahre 1846/1847 verursachten mehrere Missernten eine Hungernot in ganz Europa. Ein stark verregneter Sommer im Jahr 1846 verursachte deutschlandweit Krautfäule an Kartoffeln, totale Ausfälle der Getreideernte und eine schlechte Obsternte. Auch die Westerwälder Region war betroffen, in der ohnedies durch schlechte Böden und klimatische Gegebenheiten schwierige Verhältnisse herrschten. Um die Hungersnot einzudämmen, ließ die preußische Regierung in vielen Regionen Mehlrationen austeilen. Im September des Jahres 1846 wurde auch der Bürgermeisterei Weyerbusch Mehl zur Ausgabe an die Bevölkerung geliefert. Es wurde deshalb Mehl geliefert, weil fertiges Brot aufgrund der Produktionskosten für die arme Bevölkerung zu teuer war. Als Bürgermeister in Weyerbusch begründete Raiffeisen im Jahre 1847 den „Weyerbuscher Brodverein“ und zwei Jahre später, im Jahre 1849, den Flammersfelder Hülfsverein. Mit der Gründung dieser beiden Vereine legte er den Grundstein für das spätere Genossenschaftswesen.
Der „Weyerbuscher Brodverein“ finanzierte sich aus privaten Spenden wohlhabender Bürger. Zudem war es dem Verein möglich, größere Mengen an Korn zu kaufen und dadurch günstige Preise auszuhandeln. Raiffeisen ließ zudem ein Gemeinschafts-Backhaus in Weyerbusch errichten und stellte auf Kosten der Gemeinde einen Bäckergehilfen ein. Auf diese Weise konnte Raiffeisen Brot zum halben Preis des üblichen Marktwertes backen lassen und günstig verkaufen. Wer dennoch das Brot nicht bezahlen konnte, erhielt die Ware gegen die Unterzeichnung eines Schuldscheines. So erhielten die Bürger die Möglichkeit, nach Besserung der wirtschaftlichen Lage, die Schulden zurückzuzahlen. Weil Raiffeisen der Ansicht war, dass Geldgeschenke den Charakter verderben, wurde der auf den Schuldscheinen vermerkte Geldbetrag zu einem niedrigen Prozentsatz verzinst. Somit gelang es der Bevölkerung der Ortsgemeinden, mittels Selbsthilfe die Hungersnot zu überwinden. Später bezog der „Brodverein“ auch billige Saatfrüchte, um so den Gemeindebewohnern künftig eine bessere und ausreichende Ernte zu ermöglichen.
Im Gedenken an Raiffeisens Verdienste zur Zeit der Hungersnot wurde am 22.04.2018 das erste „Backesfest“ in Weyerbusch gefeiert. Einheimische und Besucher kamen zusammen und konnten gemeinsam im Weyerbuscher Backhaus Brot backen.
(Emilia Drinovan; Khadra Fischer, Universität Koblenz-Landau, 2021 / freundliche Hinweise von Frau Cornelia Obenauer und Herrn Albert Schäfer)
Internet www.raiffeisenstraße.de: Die Bürgermeisterei Weyerbusch (abgerufen 18.11.21). www.weyerbusch.de: Zur Geschichte der Bürgermeisterei Weyerbusch (abgerufen 18.11.21). www.weyerbusch.de: Weyerbuscher Brodverein (abgerufen 18.11.21).
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