Bunker des Zweiten Weltkriegs in Bonn

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Fachsicht(en): Kulturlandschaftspflege, Landeskunde
  • Hochbunker in Bonn-Kessenich (2020)

    Hochbunker in Bonn-Kessenich (2020)

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  • Der frühere Hochbunker in der Trierer Straße in Bonn-Poppelsdorf, der später als Studentenwohnheim genutzt wurde (2016).

    Der frühere Hochbunker in der Trierer Straße in Bonn-Poppelsdorf, der später als Studentenwohnheim genutzt wurde (2016).

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  • Der frühere Hochbunker in Bonn-Vilich-Müldorf, heute Teil der Gemeindehalle "Mühlenbachhalle" (2018).

    Der frühere Hochbunker in Bonn-Vilich-Müldorf, heute Teil der Gemeindehalle "Mühlenbachhalle" (2018).

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Geschichte des Bonner Bunkerbaus
Im Herbst des Jahres 1940 wurde zunehmend deutlich, dass die deutsche Luftwaffe den Luftkrieg gegen die britische Royal Air Force verlieren würde. Dies hatte auch den Verlust der Oberhoheit über den deutschen Luftraum zur Folge. Britische Angriffe als Reaktion auf den Versuch Hitlers, Großbritannien mittels strategischer Bombardements an den Verhandlungstisch zu zwingen, wurden zur realen Gefahr für die ca. acht Millionen Menschen in den deutschen Großstädten. Hitler wusste um den demoralisierenden Affekt gezielter Bombardierungen und sah sich zu schnellem Handeln gezwungen. So wurde im Rahmen des sogenannten „Führer-Sofortprogramms“ 1940 die Organisation Todt damit beauftragt, das Luftschutzbauwesen wichtiger Städte des Reichsgebietes, so auch Bonn, zu optimieren (vgl. auch andere Bunker des Zweiten Weltkriegs im Rheinland).

Bonn war zusammen mit der bis 1969 noch eigenständigen Stadt Beuel neben 60 weiteren Städten zum „Luftschutzort der 1. Klasse“ erklärt worden, woraus sich die hohe Dichte an Luftschutz-Sonderbauten im städtischen Raum erklären lässt. Die geplanten 14 Luftschutzbunker sollten die bereits vorhandenen 94 öffentlich-städtischen Luftschutzräume ergänzen, die mit Platz für 12.000 Personen über ein annähernd vergleichbares Fassungsvermögen verfügten. Während in der Bonner Innenstadt mit dem Theaterbunker und dem Windeckbunker vergleichsweise wenig neue Luftschutzbunker geschaffen wurden, lassen sich die meisten Bunker in der Innenstadt-Peripherie und in einigen umliegenden Stadtteilen verorten. Zwölf der Bauprojekte wurden bereits im gleichen Jahr 1941 mit einer jeweiligen Bauzeit von knapp einem halben Jahr ausgeführt. Dabei halfen die während der jeweiligen Bauphasen gewonnenen Erfahrungen, die Bauzeiten noch zu verkürzen. Gewinnbringende Erkenntnis war beispielsweise, dass die Bauart des Hochbunkers gegenüber dem unter Gelände liegenden Tiefbunker den Vorteil hatte, bei der gleichen Menge an Baumaterial den gleichen Schutzgrad für die sechsfache Menge an Personen gewährleisten zu können. Auch wurde beim Bau von Bunkern dieses Typs der sogenannte „Blaue Beton“ genutzt, der erst nach 30 Jahren komplett ausgehärtet war und in Sachen Bunkerbau zu dieser Zeit die größte Effizienz bot.

Bauformen und Architektur
Bei Tiefbunkern handelt es sich um „(…) unter Erdgleiche angelegte Schutzräume. (…) Sie können rechteckige oder auch runde Grundrisse und unter Umständen mehrere Geschosse haben. Ihr Raumprogramm umfasst Aufenthalts-, Koch- und Sanitärräume, kleine Schlafkammern und Räume für den Bunkerwart und die Technik.“ (Schmal und Selke 2001, S. 64).
Ein Hochbunker, auch Bunkerhaus genannt, lässt sich durch folgende Charakteristika definieren: „Ein Bunkerhaus liegt grundsätzlich obertägig, mit rechteckigem oder quadratischem Gebäudegrundriss. Es verfügt unter Umständen über ein Kellergeschoss mit Maschinenräumen, enthält mindestens zwei Eingänge, jeweils mit Gasschleuse und entsprechend mindestens zwei Treppenhäuser, die jedes Geschoss erschließen, weist im Erdgeschoss gesonderte Räume für Bunkerpersonal und gegebenenfalls technische Einrichtungen auf, zuweilen findet sich in den Plänen der Hinweis, dass Räume für Straßenpassanten eingeplant waren; in den darüber liegenden Geschossen schließlich liegen die Räume für die Schutzsuchenden mit den dazugehörigen Sanitärräumen.“ (Schmal und Selke 2001, S. 84)

Auffallend ist der Umstand, dass die äußere Gestaltung von Hochbunkern durchaus auch auf dekorative Bauelemente zurückgreifen kann, die über den rein funktionalen Nutzen hinausgehen. Der Einsatz von Konsolen, Kranzgesimsen, teilweise sogar Türmen, Kantenquaderungen wie auch die häufig gleichmäßige Verteilung von Lüftungsöffnungen begegnen dem Betrachter im Hochbunkerbau immer wieder und stellen einen Rückgriff auf tradierte Architekturelemente dar (diesbezüglich hervorzuheben sind die Hochbunker in Beuel und in Dottendorf).
„Die Hochbunkerbauwerke sollten optisch ansprechend wirken und bei der schutzsuchenden Wohnbevölkerung das Vertrauen in die Zuverlässigkeit wecken, sie sollten zudem für den Feind nicht oder nur schwer identifizierbar sein. Auch sollten die Bauwerke auch in Friedenszeiten weiteren Bestand haben und genutzt werden.“ (Schmal und Selke 2001, S. 87f.) Häufig wurden für die Durchführung der Bauvorhaben Kriegsgefangene, vornehmlich aus Frankreich und später aus Russland, herangezogen.

Das Innenleben
In der Struktur der Innenräume wie auch in der technischen Ausstattung der im Rahmen des sogenannten „Führer-Sofortprogramms“ im Reich erbauten Weltkriegsbunker lassen sich einheitliche Kriterien erkennen, die sich exemplarisch auch bei den Bonner Bunkern finden lassen: Die Ausrüstung der Bunker mit mindestens zwei mit Gasschleusen versehenen Eingängen gehörte ebenso zum Standard wie der Umstand, dass es stets zwei im Grundriss gespiegelte Treppenhäuser gab. Wäre einer der Eingänge durch eine Bombendetonation unbegehbar geworden, hätte man immer noch durch den anderen flüchten können. Gleiches gilt für die Treppenhäuser. Vielfach wurden im Bunkerinnenraum Innenwände hochgezogen, zum einen um die Stabilität des Gebäudes zu erhöhen und zum anderen, um den Menschen im Bunker ein Mindestmaß an Privatsphäre zuteilwerden zu lassen. An den Wänden wurden in fluoreszierender Farbe Wegweiser und Hinweise angebracht, damit sich die Menschen in der Dunkelheit eines Stromausfalles orientieren konnten. Stundenlanges Ausharren hunderter Menschen dicht nebeneinander ließ die ausreichende Versorgung mit Frischluft zu einem der grundlegenden Aspekte überhaupt werden. Von den Betondecken und Wänden tropfte das kondensierte Wasser. Teilweise verfügten die Hochbunker über Lüftungsschlitze, teilweise aber gab es auch „Luftschutzraumlüfter“, die durch Pumpen betrieben wurden und für den notwendigen Luftaustausch sorgten.

Der Bombenkrieg über Bonn
Zunächst war Bonn in den Kriegsjahren 1941/42 kaum das Ziel alliierter Bomber. Der erste schwere Angriff erfolgte am Morgen des 12. August 1943 durch amerikanische B-17-Bomber. Im Jahr darauf steigerte sich die Intensität der Luftangriffe und fand am 18. Oktober 1944 ihren Höhepunkt. Wenngleich auch die amerikanischen Bomber aufgrund technischer Probleme an diesem Tag ihr Arsenal an Brandt- und Sprengbomben nur bedingt einsetzen konnten, so war das Ausmaß der Zerstörung für Bonn immens. Das Rheinviertel und die Altstadt waren am stärksten getroffen, was jedoch auch durch die kleinteilige Baustruktur dieser Stadtteile zu erklären ist.
Unter den 43 deutschen Städten, die durch die alliierten Bombenangriffe den meisten Schaden erlitten hatten, befindet sich Bonn auf Platz 17. Keiner der 14 Bonner Bunker wurde jedoch durch einen Treffer so stark beschädigt, dass die schutzsuchenden Personen verletzt wurden. Vier der öffentlichen Schutzräume der Stadt erhielten hingegen Treffer, die eine dreistellige Opferzahl zur Folge hatten (Bothien 2004).

Baudenkmäler
Verschiedene Bunker im Bonner Stadtgebiet sind in der Liste der eingetragenen Baudenkmäler der Stadt Bonn erfasst (www.bonn.de).
Andere Hochbunker wurden bereits abgerissen, so z.B. der Hochbunker in der Karlstraße und der Hochbunker in der Rottlandstraße in Pützchen. Der Abriss erfolgte in beiden Fällen 2015.

(Florian Weber, LVR-Redaktion KuLaDig, 2018)

Internet
www.rheinische-geschichte.lvr.de: Bonn im Bombenkrieg 1939-1945 (Text Helmut Vogt, abgerufen 06.10.2022)
www.ksta.de: Bunker in der Kölner Innenstadt: Ein Keller zum Überleben unter dem Reichenspergerplatz (Kölner Stadt-Anzeiger vom 20.07.2015, abgerufen 20.04.2018)
stadtplan.bonn.de: Denkmalliste im Bonner Stadtplan (abgerufen 14.03.2024)
www.rheinische-geschichte.lvr.de: Bonn im Bombenkrieg 1939-1945 (abgerufen 20.02.2018, Inhalt nicht mehr verfügbar 06.10.2022)
www.bonn.de: Stadt Bonn, Amt 61-02, Untere Denkmalbehörde (Hrsg.) (2017): Liste der gem. § 3 DSchG NW in die Denkmalliste eingetragenen Baudenkmäler, Bodendenkmäler, beweglichen Denkmäler und Denkmalbereiche der Stadt Bonn (PDF-Datei, 734 kB, Stand 01.05.2017, abgerufen 20.02.2018, Inhalt nicht mehr verfügbar 14.03.2024)

Literatur

Bothien, Horst-Pierre; Stang, Erhard (2004)
Bonn im Bombenhagel, 18. Oktober 1944. Gudensberg-Gleichen.
Hampe, Erich (1963)
Der zivile Luftschutz im Zweiten Weltkrieg. Frankfurt a.M.. Online verfügbar: download.gsb.bund.de, Hampe 1963 (PDF, 12,9 MB), abgerufen am 07.03.2018
Kieser, Marco (2018)
Inventarisation von Hochbunkern und anderen Luftschutzbauten aus dem Zweiten Weltkrieg in den Jahren 2012-2017. In: Jahrbuch der rheinischen Denkmalpflege, S. 34-52. o. O.
Schmal, Helga; Selke, Tobias (2001)
Bunker. Luftschutz und Luftschutzbau in Hamburg. Hamburg.
Walgern, Heinrich (2018)
Luftschutzbunker. Umbau zum Wohnen in Bonn. In: Jahrbuch der rheinischen Denkmalpflege, S. 53-64. o. O.

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„Bunker des Zweiten Weltkriegs in Bonn”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/SWB-276746 (Abgerufen: 27. April 2024)
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