Der Hochbunker in der Budapester Straße ist aufgrund der Nähe zur Windeckstraße auch unter der Bezeichnung Windeckbunker bekannt. Die Stadt Bonn plant hier die Einrichtung eines Forums zur Exilkultur.
Hochbunker im Bonner Zentrum 1941 wurden im Rahmen des sogenannten „Führer-Sofortprogrammes“ von 1940 zum Schutz der Bevölkerung vor Luftangriffen der Alliierten im Bonner Stadtgebiet mehrere Bunker-Neubauten geplant, wobei das Stadtzentrum zunächst von diesen Neubauprojekten ausgenommen wurde. Die Stadtverwaltung war der Meinung, derartige Großbauten seien schlecht in die kleinteilige Stadtstruktur des Bonner Zentrums zu integrieren. Darüber hinaus verfüge dieser Stadtteil bereits über eine genügende Anzahl öffentlich zugänglicher Keller und Schutzräume. So wurde auch der Plan eines Hochbunkers in der Windeckstraße von der Stadtverwaltung zunächst abgelehnt. Die Organisation des örtlichen Luftschutzes oblag jedoch der städtischen Luftschutzbehörde und diese befahl den Bau einer Einsatzzentrale im Zentrum der Stadt.
1941 wurde der Hochbunker fertiggestellt und als Schutzraum für 843 Personen deklariert. Die anfallenden Kosten wurden vom Deutschen Reich übernommen. Ein unterirdischer Gang wurde geschaffen, der den Bunker mit dem damaligen Bürgermeister-Amtssitz (heute Haus der Bildung am Bottlerplatz) verbindet. Dieser existiert heute noch. Dennoch bezogen der Oberbürgermeister und sein Stab während des Krieges den Bunker, um die städtische Administration zu gewährleisten. Am 8. März 1945 gab Generalmajor Richard von Bothmer (1890-1945) aus dem Hochbunker in Bonn-Zentrum den Befehl zur Sprengung der alten Rheinbrücke, an deren Stelle sich heute die Kennedybrücke Bonn befindet. Bereits einen Tag später, am 9. März 1945, wurde Bonn von den Alliierten befreit und die Menschen konnten den Hochbunker verlassen.
Not- und Asylunterkunft, Beschreibung, Baudenkmal Nach dem Krieg wurden dem Hochbunker verschiedene Funktionen zugedacht. Die ersten Nachkriegsjahre diente der Hochbunker ehemaligen Kriegsgefangenen als Notunterkunft. 1990 nutzte die Stadt Bonn das leerstehende Gebäude aus Mangel an Alternativen zur Unterbringung von Asylsuchenden. Da das Bauwerk den Bedürfnissen der Menschen jedoch nicht gerecht werden konnte und in der Bevölkerung Kritik laut wurde an den unmenschlichen Verhältnissen, wurden diese Asylsuchenden auf regionale Unterkünfte verteilt. Alle weiteren Konzepte zur Nutzung des Hochbunkers wurden verworfen.
Bei dem Bunker handelt es sich um ein sechsstöckiges Stahlbetongebäude auf rechteckigem Grundriss, das freistehend unmittelbar an der Budapester Straße gelegen ist. Der Bunker besitzt von der Straße aus gesehen eine Breite von 18,20 Metern und eine Tiefe von 16,85 Metern. Die Traufhöhe liegt bei 21,50 Metern. Der Bunker ist fensterlos und heute zu einem großen Teil von Efeu überwuchert. Das Bauwerk befindet sich in Besitz der Stadt Bonn und der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA).
Der Hochbunker in Bonn Zentrum, Budapester Straße/Windeckstraße, von 1941 ist ein eingetragenes Baudenkmal der Stadt Bonn (laufende Nummer A 3189, www.bonn.de).
Geplantes Forum Exilkultur Die Stadt Bonn plant seit Anfang 2022, den Windeckbunker künftig kulturell zu nutzen. Hier soll ein „Forum Exilkultur“ entstehen, welches Kunst von exilierten Künstler*innen ausstellt und öffentlich zugänglich macht, die in der Zeit des Nationalsozialismus 1933-1945 Deutschland verlassen mussten. Unter anderem sollen in dem früheren Bunker Ausschnitte der Sammlung „Memoria“ des Kölner Sammlers Thomas B. Schumann gezeigt werden, die über 50.000 Bücher von Exilautor*innen und rund 1.000 Bildwerke von exilierten Künstler*innen umfasst. Damit soll der denkmalgeschützte Windeckbunker zu einem „Ort für Demokratie - gegen Rassismus und für Humanität“ werden (www.bonn.de): „Ziel ist es, dass der ehemalige Luftschutzbunker als Mahnmal der NS-Zeit wahrnehmbar bleibt. Dafür sollen etwa die Raumstrukturen möglichst beibehalten und die Ausstellungsflächen puristisch gestaltet werden.“
Neben einer in Bonn gegründeten Initiative Exilkultur, die bereits verschiedene Projekte und Ausstellungen zum Thema Exilkunst und Exilkultur realisiert hat, unterstützen und fördern u.a. der in Bonn ansässige Verein UNO-Flüchtlingshilfe e. V. und die Stiftung Cosman Keller Musik & Art Trust das Projekt. Der Verein wirkt als Partner des Flüchtlingshilfswerks der Vereinten Nationen (UNHCR) und die Stiftung erinnert an das Wirken des nach England exilierten Musikwissenschaftlers Hans Keller (1919-1985) und dessen Ehefrau, der ebenfalls im Exil tätigen Künstlerin Emilie „Milein“ Cosman (1921-2017). Als weitere Partner werden das Solinger Zentrum für verfolgte Künste und die Stiftung Exilmuseum Berlin genannt, die unter der Schirmherrhaft des früheren Bundespräsidenten Joachim Gauck in der Hauptstadt das erste deutsche Exilmuseum plant.
(Florian Weber, LVR-Redaktion KuLaDig, 2018 / Ergänzungen zum Forum Exilkultur: Franz-Josef Knöchel, Digitales Kulturerbe LVR, 2022)
Internet www.bonn.de: Stadt Bonn, Amt 61-02, Untere Denkmalbehörde, Liste der gem. § 3 DSchG NW in die Denkmalliste eingetragenen Baudenkmäler, Bodendenkmäler, beweglichen Denkmäler und Denkmalbereiche der Stadt Bonn (PDF-Datei, 734 kB, Stand: 01.05.2017, abgerufen 22.02.2018), S. 60 rheinische-geschichte.lvr.de: Bonn im Bombenkrieg 1939-1945 (Text Helmut Vogt, abgerufen 06.10.2022) de.wikipedia.org: Windeckbunker (abgerufen 22.02.2018) www.bonn.de: Windeckbunker soll Forum für Exilkultur werden (Pressemitteilung vom 18.01.2022, abgerufen 21.01.2022) edition-memoria.de: Edition Memoria, Thomas B. Schumann (abgerufen 21.01.2022) www.uno-fluechtlingshilfe.de: UNO-Flüchtlingshilfe e. V. (abgerufen 21.01.2022) www.cosmankellertrust.org: The Cosman Keller Art & Music Trust (abgerufen 21.01.2022) stiftung-exilmuseum.berlin: Stiftung Exilmuseum Berlin (abgerufen 21.01.2022) www.rheinische-geschichte.lvr.de: Bonn im Bombenkrieg 1939-1945 (abgerufen 10.10.2022)
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