Tiefbunker in Bonn-Zentrum

Schlagwörter:
Fachsicht(en): Kulturlandschaftspflege, Landeskunde
Gemeinde(n): Bonn
Kreis(e): Bonn
Bundesland: Nordrhein-Westfalen
Koordinate WGS84 50° 44′ 24,26″ N: 7° 06′ 19,15″ O 50,74007°N: 7,10532°O
Koordinate UTM 32.366.314,42 m: 5.622.632,47 m
Koordinate Gauss/Krüger 2.578.066,22 m: 5.623.314,05 m
  • Blick vom Bonner Stadthaus aus über den Bertha-von-Suttner-Platz in Richtung Bonn-Beuel (2015). Im Hintergrund ist die Kennedybrücke über den Rhein zu erkennen.

    Blick vom Bonner Stadthaus aus über den Bertha-von-Suttner-Platz in Richtung Bonn-Beuel (2015). Im Hintergrund ist die Kennedybrücke über den Rhein zu erkennen.

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    Gimbel, David
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Die Baugeschichte
Unmittelbar nach dem sogenannten „Führer-Sofortprogramm“ von 1940 wurden im ganzen Deutschen Reich Bunkerbauprojekte begonnen. Die frühesten Schutzbauten wurden 1940 häufig noch als Tiefbunker angelegt, bis die Erfahrung zeigte, dass der Hochbunker gegenüber dem unter Gelände liegenden Bunker hinsichtlich des materiellen und zeitlichen Aufwands vorzuziehen war. In diese frühe Phase des Bunkerbaus der Nationalsozialisten lässt sich auch der Tiefbunker in Bonn-Zentrum einordnen, wobei besonders in Bonn deutlich wird, dass sich der Hochbunker als präferierter Schutzbau bewährte (www.rheinische-geschichte.lvr.de).

Der Bonner Tiefbunker – Standort
Charakteristisch für die meisten Tiefbunker ist der Umstand, dass sich oberhalb dieser Schutzbauten Grünflächen befinden, die eine Identifizierung des Tiefbunkers aus der Luft erschweren. Auch der Bonner Tiefbunker erschließt sich in seiner Zweckmäßigkeit nur eingeweihten Passanten, lässt die erhöhte Park- und Grünfläche nur dann auf ein unterirdisches Bauwerk schließen, wenn man den Höhenunterschied zum Straßenniveau betrachtet. Die Fläche oberhalb des Bunkers wird in nördlicher Richtung von der Theaterstraße, in südlicher Richtung von der Straße An der Windmühle und in westlicher Richtung von der Windmühlenstraße begrenzt. Im Osten schließt ein Bürogebäude unmittelbar an das Plateau des Tiefbunkers an. Der Unterschied im Höhenniveau bedarf zum Ausgleich einer das Gelände eingrenzenden Stützmauer. Innerhalb dieser aus Sichtmauerwerk bestehenden Stützmauer befinden sich die vier Bunkerzugänge: je zwei zur Theaterstraße und zwei zur Straße An der Windmühle gelegen.

Auf zwei unterirdischen Stockwerken bietet der Tiefbunker Raum für 2600 Menschen und übertrifft somit an Fassungsvermögen alle anderen Bonner Bunker des Zweiten Weltkriegs. Die Verortung des Bauwerks ergibt sich aufgrund seiner innerstädtischen Lage sowie der Nähe zur strategisch wichtigen Beueler Rheinbrücke, die als potentielles Ziel anerkannt wurde. Die Stärke der Außenwände beträgt 3 Meter, die der Innenbunkerwände beläuft sich auf 1,5 Meter (www.geschichtsspuren.de und www.general-anzeiger-bonn.de).

Die Nutzung nach dem Krieg: Studentenwohnheim und Zivilschutzbunker
Den Krieg überstand der Tiefbunker in Bonn-Zentrum trotz eines Treffers mit nur geringem Schaden, so dass eine weitere Nutzung des Bauwerks in Zeiten des knappen Wohnraumes diskutiert wurde. Ab 1950 wurde der Tiefbunker von Studierenden der Bonner Universität als Wohnraum genutzt. Die Studierenden orientierten sich dabei an den beiden Studentenwohngemeinschaften, die im Hochbunker in Beuel und im Hochbunker in Poppelsdorf bereits seit 1946, im gleichen Jahr nahm die Universität ihren Lehrbetrieb wieder auf, in Selbstverwaltung existierten. Auf diese Weise wurde für 120 Studierende Wohnraum geschaffen (Krönig und Müller 1990, S. 184 und George 2010, S. 205).

Während des Kalten Krieges wurde der Tiefbunker wieder in Stand gesetzt und mit den nötigsten Materialien und Nahrungsmitteln ausgerüstet. Damit gilt der Tiefbunker in der Theaterstraße als einziger Zivilschutzbunker auf Bonner Stadtgebiet, der halbwegs für den Ernstfall eines atomaren Konfliktes vorbereitet gewesen war. Bis ins zweite Jahrzehnt der 2000er-Jahre hinein war der Bunker dauerhaft mit einer Grundausstattung an Etagenbetten und in Folie verpackten Decken versehen. Die Raumausstattung entsprach dabei dem Zeitgeschmack der späten 1950er-Jahre, wovon besonders die Schalenstühle aus Plastik kündeten.
Im Jahr 1997 wurden mit dem Zivilschutzgesetz die Bunker von Bundesbesitz in Kommunalbesitz überführt, weshalb auch die Instandhaltung der Bauwerke auf Kosten der Kommunen ging.

Im Jahr 2014 plante die Stadt Bonn den Bau eines Festspielhauses, das bis zum Jubiläumsjahr 2020 (250. Geburtstag Ludwig van Beethovens) im näheren Umkreis der heutigen Beethovenhalle hätte gebaut werden sollen. Im Rahmen dieser Planung wurde auch das Areal des Tiefbunkers mit einbezogen. Für den erforderlichen Abriss des Bunkers wurde das Inventar bis 2014 ausgeräumt (www.general-anzeiger-bonn.de).
Da sich die Pläne für ein Festspielhaus in Bonn jedoch aufgrund von Finanzierungsengpässen nicht verwirklichen ließen, steht der funktionslos gewordene Tiefbunker heute leer.

(Florian Weber, LVR-Redaktion KuLaDig, 2018)

Internet
www.general-anzeiger-bonn.de: Hinter drei Meter dicken Mauern – ein Blick in den Bunker (abgerufen 10.07.2018)
www.geschichtsspuren.de: Bonn, Tiefbunker Theaterstr. 64 (abgerufen 10.07.2018)
rheinische-geschichte.lvr.de: Bonn im Bombenkrieg 1939-1945 (Text Helmut Vogt, abgerufen 06.10.2022)
www.rheinische-geschichte.lvr.de: Bonn im Bombenkrieg 1939-1945 (abgerufen 10.07.2018, Inhalt nicht mehr verfügbar 06.10.2022)

Literatur

Bothien, Horst-Pierre; Stang, Erhard (2004)
Bonn im Bombenhagel, 18. Oktober 1944. Gudensberg-Gleichen.
George, Christian (2010)
Studieren in Ruinen. die Studenten der Universität Bonn in der Nachkriegszeit (1945 - 1955). (Bonner Schriften zur Universitäts- und Wissenschaftsgeschichte 1.) S. 205, o. O.
Hampe, Erich (1963)
Der zivile Luftschutz im Zweiten Weltkrieg. Frankfurt a.M.. Online verfügbar: download.gsb.bund.de, Hampe 1963 (PDF, 12,9 MB), abgerufen am 07.03.2018
Krönig, Waldemar; Müller, Klaus Dieter (1990)
Nachkriegs-Semester. Studium in Kriegs- und Nachkriegszeit. S. 184, Stuttgart.

Tiefbunker in Bonn-Zentrum

Schlagwörter
Straße / Hausnummer
Theaterstraße
Ort
53111 Bonn - Zentrum
Fachsicht(en)
Kulturlandschaftspflege, Landeskunde
Erfassungsmaßstab
i.d.R. 1:5.000 (größer als 1:20.000)
Erfassungsmethode
Auswertung historischer Fotos, Literaturauswertung
Historischer Zeitraum
Beginn 1940 bis 1941

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„Tiefbunker in Bonn-Zentrum”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/KLD-276911 (Abgerufen: 20. April 2024)
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