Streuobstwiesen im Homburger Ländchen

Schlagwörter:
Fachsicht(en): Kulturlandschaftspflege
Früher gehörten sie zum gewohnten Bild der Dörfer: Die im Frühling wunderschön blühenden Streuobstwiesen aus Apfel- und Birnbäumen. Im Homburger Ländchen wurden Streuobstwiesen etwa seit dem Mittelalter rund um ländliche Siedlungen angelegt und auch als Viehweide genutzt.
Zu Zeiten, als Obst und Südfrüchte noch nicht alltäglich und zu jeder Jahreszeit im Supermarkt erhältlich waren, stellten die gelagerten, getrockneten oder eingekochten Erträge der Obstwiesen im Winterhalbjahr einen wichtigen Vitamin- und Zuckerlieferanten dar. So findet man den seltenen Paafenapfel oder die Bergische Schafsnase fast nur noch in den alten Streuobstwiesen im Homburger Ländchen. Auch der Tulpenapfel ist hier noch mit einigen Dutzend Baumveteranen vertreten. Da er fast jährlich Früchte bringt (durch die sehr späte Blüte gibt es kaum Spätfrost-Schäden) war er in Notzeiten ein sicherer Nahrungslieferant.

Nach dem Zweiten Weltkrieg spezialisierte sich der Obstanbau: Während eine Streuobstwiese früher zu jedem Bauernhof gehörte, finden sich diese heute an nur noch wenigen Stellen. Auch rund um Nümbrecht sind nur noch kleine Teile der einst großflächigen Bestände erhalten. Diese sind häufig überaltert und müssen durch Nachpflanzungen sowie fachgerechten Schnitt neu strukturiert werden.
Ein Homburger Ländchen ohne die frühlingshafte Blütenpracht der Apfel-, Birn-, Pflaumen- und Kirschbäume wäre kaum denkbar. Streuobstwiesen sind Zeugen einer jahrhundertealten Bewirtschaftungsweise und prägen das Landschaftsbild noch heute. Die alten Bäume bieten dabei vielen seltenen Tierarten einen Lebensraum.

Kleiber und Grünspecht, Zwergfledermaus, Maulwurf und Regenwurm, Aurorafalter und Kreuzspinne, Wiesen-Schaumkraut, Margerite und Spitzwegerich, Große Sauerampfer und Wiesen-Platterbse – dies sind nur einige Beispiele von charakteristischen Pflanzen- und Tierarten, die auf den Wiesen und Obstbäumen vorkommen können. Bis zu 3.000 zum Teil gefährdete Tier- und Pflanzenarten wurden auf gut gepflegten Streuobstwiesen nachgewiesen! Im Boden, im Unterwuchs, an Ästen und Stämmen und auf Blättern finden sie ihren passenden Kleinstlebensraum. Die Astlöcher alter und knorriger Obstbäume bieten Vogel- und Fledermausarten geeigneten Unterschlupf und Nachwuchsquartiere. Dadurch konnte das einzige bekannte Steinkauz-Paar im Oberbergischen in Nümbrecht Lindscheid, bei der letzten bergischen Mosterei, nachgewiesen werden. Auch im benachbarten Rhein-Sieg-Kreis wurden diese amselgroßen Eulen gesichtet, die als wertvolles Aushängeschild für die Streuobstwiesen in ganz Deutschland stehen. Für Wildbienen ist eine Streuobstwiese zur Zeit der Obstblüte auch durch die blühende Kräuterwiese eine wahre Bienenweide. Auch finden sie in abgestorbenen Ästen kleine Bohrlöcher anderer Insekten in denen sie ihre Brut sicher mit Pollenvorräten versorgen können.

(Biologische Station Oberberg, 2015. Erstellt im Rahmen des Projektes „Hecke, Hohlweg, Heimat – Kulturlandschaftsvermittlung analog und digital“. Ein Projekt im Rahmen des LVR-Netzwerks Landschaftliche Kulturpflege.)

Streuobstwiesen im Homburger Ländchen

Schlagwörter
Fachsichten
Kulturlandschaftspflege

Empfohlene Zitierweise

Urheberrechtlicher Hinweis
Der hier präsentierte Inhalt ist urheberrechtlich geschützt. Die angezeigten Medien unterliegen möglicherweise zusätzlichen urheberrechtlichen Bedingungen, die an diesen ausgewiesen sind.
Empfohlene Zitierweise
„Streuobstwiesen im Homburger Ländchen”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/SWB-237349 (Abgerufen: 25. April 2024)
Seitenanfang