Dauerhafte Ansiedlungen sind erst seit der Jüngeren Steinzeit belegt (5.-2. Jahrtausend v. Chr.), wie Siedlungsfunde in Altenforst-Heide und am Nordrand der Heideterrasse belegen. In der Älteren Eisenzeit (8.-5. Jahrhundert v. Chr.) wurde der Raum intensiv besiedelt und genutzt. Darauf verweisen zahlreiche, auch heute noch sichtbare Grabhügel auf den wenig ertragreichen Randzonen der Heide (wie am Altenforst, Hohe Schanze-Boxhohn, Scheuerbusch, Hohlstein bei Spich, Ravensberg, im Herfeld, entlang des Eisenweges und bei Leidenhausen). Die zeitgleichen Siedlungen sind bislang nicht weiter erforscht worden, lagen aber wahrscheinlich nahe den Bächen und wasserführenden Niederungen. Herausragend ist der eisenzeitliche Ringwall auf dem Güldenberg.
Diese Siedlungsstrukturen brechen im 1. Jahrhundert v. Chr. ab. Eine Neubesiedlung beginnt in germanischer Zeit (1.-3. Jahrhundert n. Chr.), wie Siedlungen in Altenrath, auf dem Fliegenberg, im Scheuerbusch und an der Hasbacher Höhe belegen, die durch die Nähe zu Gewässern (Sülz und Agger) gekennzeichnet sind. Römische Funde in diesen Siedlungen zeigen die engen wirtschaftlichen Verbindungen zum Römischen Reich.
Im Frühen Mittelalter wurde das Gebiet weiter aufgesiedelt. Vom Fliegenberg sind Gräber aus merowingischer Zeit dokumentiert. In der Nähe von Altenrath befindet sich die Motte Dieffenbroich, die wahrscheinlich aus dem 12./13. Jahrhundert stammt. Des Weiteren wurden einige ländliche Siedlungen angelegt, wie z.B. Altenrath. Sie waren mit einem dichten Wegenetz miteinander verbunden, dessen Strukturen noch weitgehend erhalten sind. Einige dieser Siedlungen wurden jedoch wieder aufgelassen, sind also wüst gefallen. Diese Wüstungen stellen wertvolle archäologische Reservate dar, da sich hier die Strukturen der Nutzung zu einem bestimmten Zeitpunkt erhalten haben, ohne dass sie durch jüngere Veränderungen gestört wurden.
Die Wahner Heide ist einerseits einer der ältesten erhaltenen Kulturlandschaften mit zahlreichen erhaltenen vor- und frühgeschichtlichen Fundplätzen, andererseits ist sie wegen ihres wenig ertragreichen Bodens seit dem Frühen Mittelalter das am dünnsten besiedelte Gebiet der Region zwischen Köln und Bonn. Infolge der starken Übernutzung der armen Böden und der intensiven Waldbewirtschaftung entstand seit der Eisenzeit die heutige Heidelandschaft. Eine der in dieser Landschaft seltenen Ansiedlungen ist noch heute als Altenrath erhalten. Damit in Verbindung sind auch bergbaulichen Anlagen zu sehen, die sich insbesondere im Umfeld von Altenrath (u.a. Töpferort des 17. Jahrhunderts) finden. Auch diese sind größtenteils wüst gefallen. Seit dem 19. Jahrhundert entwickelte sich eine intensive militärische Nutzung, die zahlreiche wertvolle Relikte hinterlassen hat. Heute sind sowohl wirtschaftliche (Flughafen Köln/Bonn) als auch touristische Aspekte bestimmend für die Kulturlandschaft.
In Bensberg errichtete 1703 Jan Wellem von Berg ein Jagdschloss. Bis zur französischen Besetzung der Rheinlande 1795 dominierten Laubbäume, danach wurden bevorzugt Nadelbäume gepflanzt. Seit dem 20. Jahrhundert ist der Königsforst ein wichtiges Naherholungsgebiet mit Ausflugslokalen, Tiergehegen und entsprechender Wegeführung. Der Königsforst ist ein Beispiel für das Beibehalten von Forstflächen durch die Jahrhunderte neben benachbarten intensiven Agrar- und Siedlungsflächen und ist nur vor dem Hintergrund der Jagdgeschichte verständlich.
Insbesondere im Umfeld von Altenrath finden sich neuzeitliche bergbauliche und industrielle Anlagen, wie z.B. Töpfereien. Diese sind ebenfalls größtenteils wüst gefallen, wobei sich zahlreiche Relikte im Boden erhalten haben.
Die verkehrsgünstige Lage an der Sieg, die einen schiffbaren Zugang zum Rhein bot, und die fortifikatorisch wichtige Erhebung des Michaelsberges machten Siegburg bereits in fränkischer Zeit zu einer der bedeutendsten Ansiedlung im Auelgau. Diese wurde um 1000 n. Chr. vom lothringischen Pfalzgrafengeschlecht der Ezzonen beherrscht, deren Sitz eine auf dem Berg gelegene Burg war. 1059 verlor Pfalzgraf Heinrich I. seine Herrschaftsansprüche über weite Teile des Auelgaus an den Kölner Erzbischof Anno II., der 1064 die Benediktinerabtei auf dem Michaelsberg gründete.
Vermutlich entstanden mit der Gründung der Abtei ein oder zwei Siedlungen am Fuß des Berges. Um 1073 hat bereits eine Vorgängerkirche der um 1169 errichteten und noch heute in großen Teilen erhaltenen Servatiuskirche gestanden. Eine erste Stadtbefestigung entstand zwischen 1125 und 1182.
Die wirtschaftliche Entwicklung Siegburgs wurde durch Zerstörung im Dreißigjährigen Krieg gestoppt. Erst in preußischer Zeit erfolgte ein wirtschaftlicher Aufschwung. Die verbesserte verkehrstechnische Erschließung durch die Haupteisenbahnlinie Köln-Troisdorf-Gießen sowie die ausgebaute Köln-Frankfurter Straße (heutige B 8) gewann an Bedeutung und ermöglichte ab 1840 die Ansiedlung von Industrie (Siegwerk) um den Altstadtbereich von Siegburg herum. Im Zweiten Weltkrieg erlitt die Stadt durch Bombardements erhebliche Zerstörungen. Beim Aufbau der Stadt zum Verwaltungs- und Einkaufszentrum für den Rhein-Sieg-Kreis wurde Rücksicht auf die mittelalterliche Stadtstruktur (Marktplatz, Beibehaltung der mittelalterlichen Straßenführung, Einbeziehung der mittelalterlichen Stadtmauer) genommen.
Die mittelalterliche und neuzeitliche Stadt Siegburg ist bedeutend für die Geschichte der Region, weil sich hier die Siedlungsabläufe und -geschichte vom Frühmittelalter bis in die Neuzeit anhand archäologischer Zeugnisse und erhaltenen Denkmälern erhalten haben.
Der Teilbereich Wahner Heide - Siegburg ist landesbedeutsam.
Spezifische Ziele und Leitbilder:
- Erhalt der archäologischen Substanz;
- Bodenschonende Waldbewirtschaftung;
- Ausrichtung der naturschutzfachlichen Kompensationsmaßnahmen am historischen Erbe;
- Kulturlandschaftliches Nutzungskonzept;
- Erhalt des historischen Stadtkerns Siegburg und des Klosters auf dem Michelsberg;
- Wahrung des kulturlandschaftlichen Erbes beim Flughafenausbau.
Aus: Landschaftsverband Westfalen-Lippe und Landschaftsverband Rheinland (Hrsg.): Kulturlandschaftlicher Fachbeitrag zur Landesplanung in Nordrhein-Westfalen. Münster, Köln. 2007
Internet
Kulturlandschaften in NRW (Abgerufen: 03.04.2018)