1670 wurde auf dem Ravensberg eine zweigeschossige Kapelle mit Wohnhaus, in dem fortan mehrere Brüder wohnten, errichtet. Größtenteils lebten die Brüder vom Betteln, was wohl so einträglich gewesen sein muss, dass vermehrt Klagen über das „unheilige“ Leben dieser Brüder kamen. 1833 ließ der Kölner Erzbischof die Eremitage, die Gemeinschaft war schon 1803 aufgelöst worden, abreißen. Der Ringelstein, eine Quarzitplatte, die auf dem Gelände heute noch zu sehen ist, diente Teilen der Kapelle als Fundament. Zwischen 1670 und 1803 ging an Freitagen der Fastenzeit eine Prozession von Sieglar zur Eremitage, der Prozessionsweg ist heute noch in den Straßennamen „Stationsweg“ und „Ravensberger Weg“ nördlich des Bahnhofs in Troisdorf nachgezeichnet. Außerdem erinnern noch ein Fußfall, ein Gedenkstein und ein Grenzgraben an diese Zeit.
Die Eremitage ist vom Mauspfad (Kreisstraße 20) aus beschildert und über einen schmalen Pfad erreichbar. Die beiden hier befindlichen Wegkreuze wurden 1949 aus Resten zerstörter Fußfallsteine errichtet. 2001 wurden diese nach weiteren Zerstörungen restauriert, an den Ringelstein versetzt und eingesegnet. Eine Bank und Hinweistafeln zur Eremitage sowie zum Ravensberg laden zum Verweilen ein.
Texte der Hinweistafeln an der Eremitage: Die Eremitage wurde 1670 als Franziskaner-Klause errichtet. Sie erhielt das Patrozinium „Unserer lieben Frau von Passau“. Zu der Anlage zählten eine Kapelle mit Haupt-, zwei Nebenaltären, Kanzel und Heiligenfiguren sowie ein angebautes zweigeschossiges Wohnhaus für die Eremiten. Die heute noch sichtbare Quarzitplatte (so genannter „Ringelstein“, zeitgleich mit dem Spicher Holstein vor ca. 15 Millionen Jahren entstanden), diente als Fundament und Fußboden für einen Teil der Gebäude. Da sich ganz in der Nähe jungsteinzeitliche Besiedlung (4000 - 2000 v. Chr.) nachweisen läßt, liegt die Vermutung nahe, der Ringelstein habe als Naturdenkmal in alter Zeit mythische Bedeutung gehabt. In mehreren Sagen und Geschichten steht der Stein im Mittelpunkt. Die Eremitage wurde auf dem Gebiet des ehemaligen Kirchspiels Sieglar errichtet. Das Kirchlein unterstand pfarrlich der Sieglarer Kirche. An 7 Fussfallstationen vorbei führte ein Prozessionsweg von Sieglar auf den Ravensberg. Am Stationsweg in Oberlar hat sich eine von Gottfried Mappius (Spich) gestiftete Gedenkplatte erhalten. Die Eremiten lebten vom Betteln (Terminieren). Die kirchlichen Verrichtungen waren durch Stiftungen abgesichert. Die Eremitage, die zeitweise der Troisdorfer Gemeinde als Notkirche diente, bestand bis 1808. Die Gebäude wurden 1833 niedergelegt. Heute erinnern neben dem Ringelstein ein Fussfall- (Stifter: Arsenius Tripmann) und ein Gedenkstein (Stifter: Franz Gerhard Egon von Cortenbach zu Wissem), der ursprünglich am Stationsweg stand, an das kleine Kloster. Der alte Graben kennzeichnet noch heute den Grundstücksbereich der Anlage. (H. Schulte)
Aus Resten von zerstörten Fußfallsteinen wurden 1949 zwei Wegekreuze aufgebaut. Nach weiteren Zerstörungen wurden die Fußfallsteine restauriert, an den Ringelstein versetzt und am 8.9.2001 eingesegnet. Das Bild „Gottesmutter mit Kind“ hat Lucas Cranach d. Ä. 1514 gemalt und ist als Gnadenbild „Maria Hilf“ nach Passau und Innsbruck gekommen. Ein Abdruck schmückte den Hauptaltar der Eremitenkapelle. Das Nischenbild im anderen Wegekreuz verweist auf den Begründer des Eremitenwesens, den hl. Antonius Abbas (Antonius mit dem Schwein). Eine Figur stand in der ehemaligen Kapelle. (Matthias Dederichs)
(Alexandra Lehmann, LVR-Umweltamt, 2003 / Christoph Boddenberg und Franz-Josef Knöchel, LVR-Redaktion KuLaDig, 2011/2022)
Quelle Hinweistafeln an der Eremitage (Stand 11/2011).
Literatur
Breuer, Carl (1950)
Die Eremitage am Ravensberg. In: Hamacher, Wilhelm (Hrsg.): Troisdorf im Spiegel der Zeit. Beiträge zur Heimatkunde, Siegburg.
Lehmann, Alexandra / Landschaftsverband Rheinland, Umweltamt (Hrsg.) (2003)
Relikte der historischen Kulturlandschaft in der Wahner Heide. Unveröffentlichtes Fachgutachten mit Dokumentation. Köln.
Sticht, Holger Maria (2005)
Natur- und Kulturführer Wahner Heide. S. 139-140, Düsseldorf (2. Auflage).
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