Kottenforst

Naturpark Kottenforst-Ville

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Fachsicht(en): Kulturlandschaftspflege, Landeskunde
Gemeinde(n): Alfter, Bonn, Wachtberg
Kreis(e): Bonn, Rhein-Sieg-Kreis
Bundesland: Nordrhein-Westfalen
Koordinate WGS84 50° 39′ 58,7″ N: 7° 04′ 33,28″ O 50,66631°N: 7,07591°O
Koordinate UTM 32.364.026,27 m: 5.614.484,18 m
Koordinate Gauss/Krüger 2.576.109,66 m: 5.615.077,73 m
  • Eine Maar (Feuchtgebiet bzw. Stillgewässer) im Kottenforst im Sommer 2013.

    Eine Maar (Feuchtgebiet bzw. Stillgewässer) im Kottenforst im Sommer 2013.

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  • Der Kottenforst auf einem Ausschnitt der historischen Karte von Tranchot / von Müffling, 1801-1828. Zentral im Norden ist Röttgen und im Süden Villich zu erkennen, ferner das zentralistisch angelegte Wegesystem (2013)

    Der Kottenforst auf einem Ausschnitt der historischen Karte von Tranchot / von Müffling, 1801-1828. Zentral im Norden ist Röttgen und im Süden Villich zu erkennen, ferner das zentralistisch angelegte Wegesystem (2013)

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  • Eine Maar (Feuchtgebiet oder Stillgewässer) im Kottenforst mit einer Gruppe von Besuchern im Sommer 2013.

    Eine Maar (Feuchtgebiet oder Stillgewässer) im Kottenforst mit einer Gruppe von Besuchern im Sommer 2013.

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  • Der Kottenforst bei Bonn - eine StoryMap

    Der Kottenforst bei Bonn - eine StoryMap

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  • Jägerhäuschen im Kottenforst (2020)

    Jägerhäuschen im Kottenforst (2020)

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  • Der Eingang zum kommunalen Waldfriedhof im Kottenforst, Bonn-Röttgen (2021).

    Der Eingang zum kommunalen Waldfriedhof im Kottenforst, Bonn-Röttgen (2021).

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  • Kopfbuchen auf dem Venusberg bei Bonn (2017)

    Kopfbuchen auf dem Venusberg bei Bonn (2017)

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  • Bänke im Kottenforst (2013)

    Bänke im Kottenforst (2013)

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  • Holzabtransport im Kottenforst (2013)

    Holzabtransport im Kottenforst (2013)

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  • Kaisereiche im Kottenforst: im Vordergrund die Prinz-Friedrich-Eiche und rechts im Hintergrund die Kaisereiche (2013)

    Kaisereiche im Kottenforst: im Vordergrund die Prinz-Friedrich-Eiche und rechts im Hintergrund die Kaisereiche (2013)

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  • Eine Maar (Feuchtgebiet oder Stillgewässer) im Kottenforst im Sommer 2013.

    Eine Maar (Feuchtgebiet oder Stillgewässer) im Kottenforst im Sommer 2013.

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  • Parkplatz am Kottenforst in Villiprott (2013)

    Parkplatz am Kottenforst in Villiprott (2013)

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  • Professorenweg im Kottenforst (2013)

    Professorenweg im Kottenforst (2013)

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  • Die Villiper Allee im Kottenforst im Sommmer 2013.

    Die Villiper Allee im Kottenforst im Sommmer 2013.

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  • Wallfahrtskreuz Bornheim-Ahrweiler im Kottenforst (2013)

    Wallfahrtskreuz Bornheim-Ahrweiler im Kottenforst (2013)

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Das herzförmige Waldstück im Südwesten Bonns lockt mit seinen erlebbaren Spuren jahrhundertealter Besitzverhältnisse und Nutzungen seit Generationen erholungssuchende Bürger an. Seit knapp 60 Jahren als Naturpark, ab 1967 als Bestandteil des Naturparks Kottenforst-Ville und ab 2005 als Naturpark Rheinland, dient der Kottenforst als besonders wertvolles Naturnaherholungsgebiet mit spannenden kulturhistorischen Hinterlassenschaften.

Geographie
Geologie
Geschichte des Kottenforsts – Vom Bannforst zum Naturpark
Von der Römerzeit bis ins Mittelalter
Der Kottenforst wird Kirchengut
Der Wald wird barock – Der Kottenforst unter den Wittelsbachern
Französische Besatzung und preußische Oberförsterei
Vom Staatswald zum Naturpark
Hinweise
Internet, Literatur

Geographie
Der Kottenforst liegt auf einer, sich etwa 150 bis 180 Meter über Normalnull erhebenden Hochebene über dem Rheintal und der Börde; sie bildet den südlichen Ausläufer der Ville (vom germanischen vele, Anhöhe). Im Norden wird das Waldgebiet durch kaum auffällige tektonische Verwerfungen von der ehemaligen „Braunkohleville“ abgegrenzt. Das Plateau fällt im Osten zum Rheintal hin relativ steil ab, während der Westabfall der Kottenforstplatte zur Swist und Erft größtenteils geradlining und flach verläuft.
Das etwa 100 Meter tief eingeschnittene Tal des Godesberger Baches grenzt den horstartigen Höhenzug der Ville merklich vom landschaftlich ganz anders gestalteten Drachenfelser Ländchen im Süden ab. Der Kottenforst ist von mehreren Orten umgeben: Im Norden und Nordosten liegen Bonn und Witterschlick, im Nordosten Bad Godesberg, im Südosten liegen die Ortschaften Muffendorf, Pech und Villip. Südlich grenzt er an Meckenheim und Merl und im Westen an Lüftelberg und Buschhoven an.
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Geologie
Das Fundament des Kottenforstes bilden 400 Millionen Jahre alte, gefaltete Sandsteine und Tonschiefer aus dem Unterdevon. Umgeben ist das Kottenforstplateau von altem Vulkanland, dieser Umstand erklärt auch die zahlreichen Basaltvorkommen in der Umgebung. Grund hierfür sind die Bruchlinien der rheinischen Erdkruste, die für heftigen Vulkanismus vor rund 20-25 Millionen Jahren sorgte. An die feurige Vergangenheit erinnern heute vor allem die sprudelnden Mineralquellen von Bad Godesberg und die zahlreichen Thermalquellen, die man von der südlichen Niederrheinbucht bis ins Mittelgebirge findet.
Schaut man von Aussichtspunkten wie dem Drachenfels oder Petersberg im Siebengebirge auf den Kottenforst, hebt sich die brettebene Fläche des Kottenforsts eindrucksvoll von der zumeist hügeligen Landschaft in der Nachbarschaft ab. Diese besondere Form und Ausgestaltung des Kottenfortplateaus ist Resultat aus flussgeschichtlichen Entwicklungen in den letzten 2 Millionen Jahren. Während der Kalt- und Warmzeiten des Quartärs führte der Rhein unterschiedliche Mengen Wasser und Sedimentfracht, wodurch sich entweder riesige Sedimentbänke ablagerten, oder der Rhein sich tiefer ins Strombett einschnitt. Das Kottenforstplateau ist eine auf diese Weise vor etwa 700.000 Jahren entstandene Terassenfläche des Rheins, die sich sanft nach Norden abneigt.
Die Böden der Hauptterrasse des Plateaus bestehen größtenteils aus Rheinschottern und stark abgerundeten Kiesen. Die lockere Kiesbedeckung wird nach unten durch eine tertiärzeitliche Ton- und Lehmschicht abgedichtet, die heute noch in einer Tongrube bei Adendorf und unter Tage bei Witterschlick abgebaut wird. Ihre Wasserundurchlässigkeit zusammen mit dem ebenen Gelände führt zu einer langanhaltenden Vernässung des Bodens durch Niederschläge (Entstehung von Pseudogleyböden). So entstehen in Bodenvertiefungen ökologisch sehr wertvolle Wasserflächen und Feuchtbiotope, die im Kottenforst „Maare“ (weiblich, die Maar) genannt werden aber mit dem geologischen Maarbegriff (das Maar, Vulkantyp) nichts gemeinsam haben. Die staunassen Böden sind heutzutage größtenteils künstlich trockengelegt und aufgeforstet worden.
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Geschichte des Kottenforsts – Vom Bannforst zum Naturpark
Der Kottenforst samt Wildbann wird erstmals in einer Urkunde zu einem Gütertausch der Abtei Prüm vom 26. Februar 886 als silva in cotenforast waltmarca genannt (Beyer u.a. 1874). Das MRhUB datiert die Urkunde trotz der Nennung des sechsten Kaiserjahres Karls III. (839-888, römischer Kaiser 881-888) mit VI. domno Karolo cesare auf das Jahr 882, hier aber 886 (mit z.B. Bauer 2000 und Flach 2008).
In seinen ungefähren Grenzen wird der Kottenforst vor nunmehr deutlich mehr als tausend Jahren am 25. Juli 973 urkundlich erwähnt, als Kaiser Otto II. (955-983, römisch-deutscher Kaiser von 973-983) dem Erzbischof von Köln das Jagdrecht und das Fischereirecht in dem bisherigen Reichsgut bestätigte.
Doch woher stammt der eigentümliche Name „Kottenforst“? Kotten stammt vom altkeltischem Wort coat für Waldgebiet ab. In fränkischer Zeit wurde die Zusatzbezeichnung forast als Rechtsbegriff für nicht urbar gemachte Wälder angefügt. Diese unterstanden als herrenloses Land und Gut dem Herrschaftsrecht, wodurch die Nutzung des Waldes (Holz, Wild, Fischen, Bienen, Waldfrüchte) durch Bürger stark eingeschränkt und unter strenge Strafen gestellt wurde.

Von der Römerzeit bis ins Mittelalter
Schon die Römer nutzten den Kottenforst zur Versorgung ihrer beiden Garnisionstädte CCAA (Colonia Claudia Ara Agrippinensium = Köln) und Castra Bonnensis (Bonn) mit Nahrung. Zahlreiche Funde von Hufeisen, Tonscherben und einigen Mühlsteinrelikten lassen auf eine eher landwirtschaftliche Nutzung des Kottenforstes durch die Römer schließen. In dieser Zeit wurde der Wald wahrscheinlich zur Viehhaltung stark aufgelichtet. Reste der römischen Eifelwasserleitung, eines der längsten Aquädukte des römischen Imperiums, wurden im Norden des Waldes gefunden.
Nach der Vertreibung der Römer zum Ende des 5. Jahrhunderts war der Kottenforst an das karolingische Königsgut Muffendorf gebunden. Es wird angenommen, dass der Wald zu dieser Zeit schon durch einen magister forestariorum (Forstmeister) verwaltet wurde. Dieser hatte auch den Vorsitz des Forstgerichtes („Waldgeding“) inne, welches sich auf die Belange des Waldes beschränkte.
In der Urkunde vom am 25. Juli 973 bestätigte Kaiser Otto II. der Kölner Kirche das Privileg der Hohen Jagd und Fischerei in einem großen linksrheinischem Gebiet.
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Der Kottenforst wird Kirchengut
Anfang des 11. Jahrhunderts ist der Hof Muffendorf in Besitz des Klosters Hersfeld, wird dann 1120 von König Heinrich II. (973-1024, römisch-deutscher Kaiser 1014-1024) erworben und geht bald darauf in den Besitz des Kölner Erzbischofs Anno II. (um 1010-1075, Erzbischof von Köln von 1056 bis 1075) über, welcher ihn 1075 an die von ihm gegründete Benediktinerabtei Michelsberg in Siegburg überträgt.
In der etwa 500-jährigen Besitzverfügung der Abtei Siegburg war Muffendorf Sitz der klösterlichen Forstverwaltung und des Waldgerichtes (Kottenforstgeding). Noch heute existiert der große Fachwerkhof in Muffendorf, der „Siegburger Hof“, im Volksmund auch „Jägerhof“ genannt.

Zahlreiche Nutzungsberechtigungen wie z.B. der Umfang des Schweineeintriebes, die Waldweide und Holznutzungen sind im Laufe der Jahre zu Gewohnheitsrechten geworden und Auseinandersetzungen zwischen benachbarten Höfen nahmen stetig zu. Die Aufsicht des Waldes wurde immer schwieriger und dem Kottenforstgeding kam so eine besondere Bedeutung zu. Ein Beispiel für die anhaltenden Streitigkeiten ist der als „Schweinekrieg“ aktenkundig gewordene Streit mit dem Hause Gudenau in Villip über die Schweineeintriebsrechte.
Die andauernden Auseinandersetzungen bewogen die Abtei wohl dazu, den Kottenforst im Jahr 1549 an die Kölner Kirche zu verkaufen, welche die Jagdrechte im Kottenforst schon seit ca. 650 Jahren innehatte. Sie wurde nun auch dessen Besitzer und blieb es fast 250 Jahre.
Die Probleme der Übernutzung durch Weide-, Mast- und Holznutzung hielten dennoch an und setzten dem Zustand des Waldes sehr zu. Deutlich machen dies die Zahlen zur Mastnutzung. Waren es 1655 noch 437 „Dienstschweine“, die zur Mast in den Kottenforst getrieben wurden, wurde 1705 eine Gesamtzahl von 5.000 Schweinen nachgewiesen. Um die Ansprüche an den Wald in geregelte Bahnen zu lenken, wurden zahlreiche Jagd-, Busch-, und Forstordnungen erlassen, ab 1759 fanden sogar wöchentliche Dienstbesprechungen des Forstpersonals satt.
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Der Wald wird barock – Der Kottenforst unter den Wittelsbachern
Unter der Herrschaft der Wittelsbacher Erzbischöfe und Kurfürsten erfuhr der Kottenforst besondere Bedeutung. Als begeisterter Jäger bauten die Wittelsbacher Landesherren eine umfangreiche Forst- und Jagdverwaltung auf. Den beträchtlichsten Einfluss wirkte Clemens August (1700-1761, Kurfürst und Erzbischof von Köln 1723-1761) aus. Höhepunkt des Ausdrucks seiner Jagdbegeisterung war der Bau des Jagdschlosses Herzogsfreude in Röttgen. Erschlossen durch ein umfangreiches Wegesystem aus Schneisen, welche auf Erddämmen mit beiderseitigen Entwässerungsgräben lagen, wurde der Kottenforst für die Parforcejagd ausgebaut. Das Wegesystem hat bis in die heutige Zeit überdauert und die asphaltierten Wege erschließen den Kottenforst für erholungssuchende Bürger.
Neben dem Jagdschloss ließ Kurfürst Clemens August eine Kapelle, das Jägerhäuschen als Relaisstation zum Pferdewechsel und die Forsthäuser Venne und das heutige Schönwaldhaus in Villiprott errichten.
Nach seinem Tod 1761 hinterließ Clemens August den Staatshaushalt in einem desolaten Zustand. Sein Nachfolger Maximilian Friedrich von Königsegg-Rothenfels (1708-1784, Erzbischof und Kurfürst von Köln 1761-1784) schaffte die Parforcejagd ab, das Jagdschloss wurde verkauft und bis 1805 zurückgebaut. Heute erinnert nur ein kleines Bronzemodell in Röttgen sowie das erhaltene Wegesystem an seine Existenz.
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Französische Besatzung und preußische Oberförsterei
Während der Besatzung von Bonn durch napoleonische Truppen im Jahr 1794 endete der feudale Kurstaat. General Marceau, der 25-jährige Kommandant der französischen Truppen, veranstaltete als symbolisches Ende des régime ancien eine große Jagd im Kottenforst. Diese Jagd markiert gleichzeitig das Ende des Rotwildvorkommens im Kottenforst. Lebendige Zeichen für die Zeit als fôret impériale sind Lärchen alpenländischer Herkunft. Französische Offiziere pflanzten sie um das Jägerhäuschen im Jahr 1811.
Nach den Neuregelungen des Wiener Kongresses wurde der Kottenforst im Jahr 1815 zur preußischen Oberförsterei, welche ihren Sitz an verschiedenen Stellen in Bonn hatte. Die Regelungen sahen vor, die devastierten Waldflächen aus Zeiten der französischen Besatzung aufzuforsten und den Waldzustand zu verbessern. Von der rund 3.500 Hektar umfassenden Fläche des Staatswaldes waren 1829 nur knapp 12 % in einem Zustand, der eine planmäßige Bewirtschaftung zuließ. Es wurde ein Entwässerungssystem, mit den kleinen Wasserflächen der Maare als Rückhaltebecken, gebaut.
Als im Jahr 1881 die Eisenbahnstrecke Bonn-Euskirchen gebaut wurde, errichtete man auch den Bahnhof Kottenforst am Westrand des Kottenfortes. Zum Abtransport des Holzes mit pferdegezogenen Loren ließ der damalige Oberförster eine 6,2 Kilometer lange Waldeisenbahn bauen.

Von 1851 bis 1959 war der Kottenforst Lehr- und Versuchsrevier der Landwirtschaftlichen Hochschule der Friedrich-Wilhelm-Universität zu Bonn. Einige Forstamtsleiter hatten einen Lehrauftrag für das Fach Waldbau an dem Institut, manche sogar eine Professur. In Bonn studierende Fürstensöhne erhielten Privatunterricht und hielten sich zu Exkursionen und zur Jagd im Kottenforst auf. Bei einer dieser Gelegenheiten wurde am 19. Juli 1879 die sogenannte Kaisereiche vom damaligen Prinzen Wilhelm von Preußen, dem späteren Kaiser Wilhelm II. (1859-1941, 1888 bis 1918 letzter Deutscher Kaiser und König von Preußen) „höchst eigenhändig“ gepflanzt.
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Vom Staatswald zum Naturpark
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde aus dem preußischen Forstamt das Staatliche Forstamt Kottenforst des Landes Nordrhein-Westfalen. Aufgrund des Landesforstgesetzes von 1969 wurden 1972 die beiden Forstämter Kottenforst und Bonn im Staatlichen Forstamt Kottenforst zusammengeführt, nach einer weiteren Umorganisation im Jahre 1995 kamen die beiden Forstämter Kottenforst und Ville dazu.
Der Kottenforst entwickelte sich schon um die Wende zum 20. Jahrhundert zum beliebten Naherholungsgebiet für die Region Bonn.
Einhergehend mit der Wahl zur Bundeshauptstadt setzte ein starker Zustrom in den Bonner Raum ein. In einem gemeinsamen Bestreben von Bundes-, Landesregierung und kommunalen Stellen, die Schönheit und Urwüchsigkeit des Kottenforsts im Sinne der Erholungssuchenden zu erhalten und als Naturpark auszuweisen, wurde 1959 der „Naturpark Kottenforst“ gegründet. 1967 wurde er um das Gebiet der Ville erweitert und zum „Naturpark Kottenforst-Ville“, welcher nach diversen zusätzlichen Erweiterungen seit 2005 Teil des „Naturparks Rheinland“ ist.
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Hinweise
Der Kottenforst ist wertgebendes Merkmal des historischen Kulturlandschaftsbereiches Kottenforst (Regionalplan Köln 266).
Die hier dargestellte Geometrie stellt das Naturschutzgebiet Kottenforst mit den in diesem beschriebenen Elementen auf der Grundlage der Digitalen Topographischen Karte 25 dar (DTK 25, Stand 2013). Andere Abgrenzungen finden sich z.B. im Landschaftsplan Bonn (bonn.de, Landschaftsplan Kottenforst) oder auf der Karte „Lage des Kottenforstes und Besitzverhältnisse des Waldgebietes“ (bei Kreuer 1974, S. 8).
Der Kottenforst bei Bonn war KuLaDig-Objekt des Monats im August 2015.

(Jan Peter Schnadt, 2013 / LVR-Redaktion KuLaDig, 2013/2020)

Internet
www.bonn.de: Landschaftplan Kottenforst (PDF-Datei, 2,5 MB, abgerufen 11.09.2013)
de.wikipedia.org: Kottenforst (abgerufen 11.09.2013)
www.villewaelder.de: Ein LIFE+ Projekt für Kottenforst und Ville (abgerufen 22.06.2020)

Literatur

Bauer, Thomas (2000)
Die mittelalterlichen Gaue. (Geschichtlicher Atlas der Rheinlande, IV.9.) S. 46, Köln.
Beyer, Heinrich; Eltester, Leopold; Goerz, Adam et al. (1860)
Urkundenbuch zur Geschichte der, jetzt die Preußischen Regierungsbezirke Coblenz und Trier bildenden mittelrheinischen Territorien. Mittelrheinisches Urkundenbuch (MrhUB), Ausgabe Coblenz, 3 Bände 1860-1874. Bd. I, Nr. 120, Koblenz. Online verfügbar: dilibri.de, MrhUB, abgerufen am 17.04.2024
Flach, Dietmar (2008)
Reichsgut 751-1024. (Geschichtlicher Atlas der Rheinlande, V.17.) S. 132, Bonn.
Kremer, Bruno P. (Hrsg.) (1999)
Der Kottenforst. Eine rheinische Kultur- und Erholungslandschaft. Köln.
Kreuer, Werner / Ministerium für Wohnungsbau und Öffentliche Arbeiten des Landes Nordrhein-Westfalen (Hrsg.) (1974)
Der Kottenforst im Naturpark Kottenforst Ville. (Schriftenreihe der Landesstelle für Naturschutz und Landschaftspflege in Nordrhein-Westfalen, Band 8.) Recklinghausen (2. Auflage).
Landschaftsverband Westfalen-Lippe; Landschaftsverband Rheinland (Hrsg.) (2007)
Erhaltende Kulturlandschaftsentwicklung in Nordrhein-Westfalen. Grundlagen und Empfehlungen für die Landesplanung (Kulturlandschaftlicher Fachbeitrag zur Landesplanung in Nordrhein-Westfalen. Fachgutachten zum Kulturellen Erbe in der Landesplanung. S. 90, Münster u. Köln.

Kottenforst

Schlagwörter
Ort
Bonn und Rhein-Sieg-Kreis
Fachsicht(en)
Kulturlandschaftspflege, Landeskunde
Erfassungsmaßstab
i.d.R. 1:25.000 (kleiner als 1:20.000)
Erfassungsmethode
Auswertung historischer Karten, Literaturauswertung, Geländebegehung/-kartierung
Historischer Zeitraum
Beginn vor 886

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Jan Peter Schnadt: „Kottenforst”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/O-72081-20130819-2 (Abgerufen: 19. April 2024)
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