722 erstmals als Kultstätte urkundlich erwähnt, entwickelte sich der Ort nach Errichtung der Godesburg durch den Kölner Erzbischof auf dem Godesberg ab 1210 zunächst zu einer Burgsiedlung am Fuß des Burgbergs. Ende des 18. Jahrhunderts erhielt Godesberg als Badeort eine neue Funktion, die der architektonischen und städtebaulichen Gestalt im Laufe der folgenden Jahrzehnte einen besonderen Ausdruck verlieh.
Schon in römischer Zeit soll das Quellwasser in Godesberg genutzt worden sein. Südwestlich des Ortes, im Tal vom Godesberger Bach, entspringen am Draitschbrunnen 14 Quellen, die, ab 1789 von dem Bonner Chemikers Ferdinand Wurzer wissenschaftlich minuziös untersucht, den eigentlichen Kurbetrieb begründeten. 1790 bis 1792 ließ der letzte Kurfürst und Erzbischof von Köln, Maximilian Franz von Österreich (1756-1801, amtierte 1784-1801), diese Quellen als Heilquelle Draitschbrunnen neu fassen und benachbart einen Kurpark, den Redoutenpark, anlegen mit der Redoute als Ballhaus und Festhalle (Architekt Leydel). An der zur Kurfürstenstraße (heute Kurfürstenallee) ausgebauten Wegeführung nach Süden entstanden das kurfürstliche Hoftheater - in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts „Haus an der Redoute“ genannt - und sechs Logierhäuser, Bade- und Gästehäuser zur Unterbringung von Kurgästen, ab 1815 teilweise auch als Hotel genutzt (Hotel de belle vue, Hotel Blinzler, später Hotel Royal). Durch Zusammenlegung einzelner Häuser entstand in dieser Reihe 1895 die Kur- und Wasserheilanstalt. Behandlungsschwerpunkte in Godesberg waren Magen-, Darmleiden, Rheuma und verschiedene Nervenleiden. 1871-73 war in der Brunnenallee ein Mineralbad entstanden.
In französischer Zeit ab 1794 erlag der Kurbetrieb zunächst, die Redoute diente als Spielcasino bis 1819, als die preußische Regierung Glücksspiele verbot.
Doch Godesberg war nicht nur durch den Spiel- und Kurbetrieb reizvoll sondern auch - vielleicht vor allem - durch die besondere Lage mit den Panoramablicken über den breiten Rheinstrom auf das Siebengebirge und durch das breitgefächerte Angebot an Ausflugsmöglichkeiten am Ufer entlang, über den Fluss mit dem Schiff, in das Gebirge und auf die Anhöhen im Westen mit einer weiten Sicht in das Rheintal.
Der Anschluss an das Eisenbahnnetz 1855 stieß einen neuen Entwicklungsschub an. Godesberg profitierte vom zunehmenden Rheintourismus und gewann gleichzeitig an Attraktivität als Wohnort, als Sommer- und Alterssitz wohlhabender Bürger. Bürgermeister August Dengler (1852-1914, Bürgermeister 1888-1914) erkannte diese Vorzüge, trieb den Ausbau der Infrastruktur voran, förderte die Ansiedlung von Betrieben und Industrie am Ortsrand, vor allem im Süden, und baute Godesberg als Kurort weiter aus. Außerdem ließ er Villengebiete planmäßig ausweisen, um mit großzügigen Wohnangeboten Pensionäre/Rentiers als Neubürger zu interessieren.
Mit Zunahme des Kurbetriebes erfolgte auch eine Erweiterung des Ensembles um die Redoute. 1890 entstand östlich der Redoute der Volksgarten als Stadtpark an der Koblenzer Straße nach Plänen des Kölner Gartendirektors Kowallek. Über eine neu verlegte Leitung floss jetzt das Quellwasser zu einem Quellentempel im Park. Ab 1892 lag hier auch ein Kurparkgebäude, der sogenannte Volksgartensaal mit Restaurationsbetrieb, ab 1894 ein Musikpavillon und ab 1896 ein Bühnenhaus. Godesberg entwickelte sich, auch durch den Export des Draischbrunnenwassers, bis zum Ersten Weltkrieg zu einem renommierten Kurort und konnte diesen Ruf auch nach Ende des Krieges noch aufrecht halten. Zahlreiche Hotels, Gasthöfe und Pensionen zeugten vom Kurbetrieb als wichtiges wirtschaftliches Standbein und prägten das Ortsbild. Die Redoute war nach vorübergehendem Privatbesitz ab 1920 Kurhaus der Gemeinde, 1925 nach Plänen des ortsansässigen Architekten Walter Bühling (1887–1955) und unter Oberleitung des Provinzialkonservators Edmund Renard rückwärtig um einen Gartensaal erweitert. Der Ort erhielt im selben Jahr - 1926 urkundlich bestätigt - den Titel „Bad“ und 1935 schließlich Stadtrechte. Die Kur- und Wasserheilanstalt an der Kurfürstenallee übernahm jetzt die Funktion des Rathauses.
Den Kur- und Badebetrieb ergänzten als solitäre Anlagen Sanatorien in der Umgebung mit unterschiedlichen Angeboten:
- ab 1894 im Westen von Godesberg oberhalb von Schweinheim am Waldrand eine Heilanstalt für Nerven- und Gemütskranke und Erholungsbedürftige, ab 1907 als Kuranstalt auf der Godeshöhe geführt und ab Anfang den 1920er Jahren Kinder-Erholungsheim,
- seit 1907 ebenfalls auf den Anhöhen in Schweinheim das Sanatorium Schloss Rheinblick zur Behandlung nervöser Leiden, Schlafstörungen und auch Alkoholerkrankungen,
- und im benachbarten Rüngsdorf das Vinzenz-Sanatorium zur Behandlung von Nervenleiden.
Nach dem Zweiten Weltkrieg löste die Wiederaufnahme des Badebetriebs noch einmal eine Reihe von baulichen Maßnahmen aus. Nach Abbruch des Kurparkgebäudes im Stadtpark entstand hier 1959 die Stadthalle nach Entwurf von Wilhelm und Dirk Denninger, gestalterisch eingebunden in die von Heinrich Raderschall umgestaltete Parkanlage. Nach Erbohrung der Kurfürstenquelle als zweite Quelle 1962 ergänzten verschiedene kleiner Bauten das bauliche Ensemble des Kurbetriebes: im Stadtpark 1969 ein Trinkpavillon, 1970 eine Trinkhalle und an der Brunnenallee 1977 ein weiterer Pavillon. Das neue Kurfürstenbad an der Kurfürstenallee hatte schon 1964 das Mineralbad in der Brunnenallee ersetzt, dessen Abbruch dann 1972 erfolgte.
Auch war das weitgehend unzerstörte Bad Godesberg Sitz zahlreicher Botschaften, dennoch erlebte der Kurbetrieb keinen dauerhaften Aufschwung und kam schließlich ganz zum Erliegen.
(Elke Janßen-Schnabel, LVR-Amt für Denkmalpflege im Rheinland, 2020)
Internet
de.wikipedia.org: Bad Godesberg (abgerufen 25.06.2020)
de.wikipedia.org: Draischbrunnen (abgerufen 25.06.2020)
de.wikipedia.org: Redoute (Bad Godesberg) (abgerufen 25.06.2020)
www.faz.net: Verfallende Villen. Wer hat noch eine Botschaft in Bonn? (Text Reiner Burger, Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 24.08.2022, abgerufen 25.08.2022)