Diese Gruppe von Objekteinträgen versammelt Orte der frühen Fußballgeschichte in Bonn - der Stadt, die in der frühen Zeit dieses Sports als erste westdeutsche Stadt gilt, in der das Fußballspiel Boden faßte, in der aber zugleich noch nie ein Erstligist spielte. Weitere Objektgruppen stellen das Thema entsprechend für die Fußballstadt Köln dar bzw. für weitere historische Fußballstadien im Rheinland.
Fußball in der Frühzeit des Sports Wenn auch mit ganz anderen Abläufen und Regeln als sie uns heute vertraut sind, sind bereits seit dem Altertum frühe Formen von Fußball überliefert, so etwa aus dem alten China, dem frühmittelalterlichen England und zu verwandten Ball-Kampfspielen aus Frankreich und Italien. Für die Frühzeit des „modernen“ Fußballsports - d.h. nach der 1848 erfolgten Festlegung erster Regeln durch Studenten der englischen Universität Cambridge - muss man sich bei der Betrachtung des historischen Fußballs von der uns heute vertrauten Vorstellung eines Spielfelds auf gepflegtem Rasen mit ordentlich verzeichneten Linien lösen: Die Felder waren zumeist noch nicht als Sportplätze baulich angelegt und verfügten weder über fest installierte Tore noch über Zuschauerbereiche oder gar Tribünen (vgl. ausführlicher hier).
Die ersten Jahre des Bonner Fußballs Um die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert galt die ehemalige kurfüstliche Residenzstadt und nunmehrige Universitäts- und Garnisonsstadt Bonn nach Frankfurt am Main, Charlottenburg (bis zur Eingemeindung 1920 nach Groß-Berlin eigenständige Großstadt) und Wiesbaden als die viertreichste Stadt in Preußen. Nicht nur der Fußball, auch andere Sportarten waren in diesen Jahren ungemein populär und sind es bis heute (zur Entwicklung der Bonner Fußballvereine vgl. die Zusammenfassung am Bonner Poststadion und die ausführliche Darstellung unter de.wikipedia.org, Bonner SC).
Zur frühen Geschichte des Fußballs in Bonn am Ende des 19. Jahrhunderts wird berichtet, dass der Lehrer am Königlichen Gymnasium Dr. Rudolf Weegmann sich als früher Fußballförderer bereits in den 1880er-Jahren für die Einführung des neuen Sports in den Schulen eingesetzt hatte. Ab 1890 spielte Weegmann, der „nebenbei“ auch das Cricketspiel in Bonn einführte, mit seinen Schülern regelmäßig Fußball (gerne auch gegen in Bonn immatrikulierte Studenten aus dem Fußball-Mutterland England) und gründete zum 2. Juli 1892 mit dem Spielverein an der Städtischen Realschule den ersten Fußballverein der Stadt. Bonn war damit „die erste der westdeutschen Städte, in denen das Fußballspiel Boden faßte. Von hier aus verbreitete es sich in die anderen Orte am Rhein.“ (Kösters 2004, S. 14) Nur wenig später, ab 1896, trug dann auch eine Fußballmannschaft des 1860 gegründeten Bonner Turnvereins (BTV) eigene Wettkämpfe aus und hatte „dabei in einem ersten überregional ausgetragenen Spiel den Kölner Turnverein mit 4:0 geschlagen“. Federführender Initiator war der aus Halle stammende Turner Oskar Fräsdorf (ebd. und de.wikipedia.org).
Die ersten Fußballplätze in Bonn Im Jahr 1898 nutzte die inzwischen als eigene Spielabteilung des BTV geführte Mannschaft den kleinen Arndtplatz für ihr Training. Der ehemalige Garten „vor dem Arndthaus“ war bereits 1882 mit einen Kostenaufwand von 1.500 Mark als Spiel- und Turnplatz eingerichtet worden und „blieb der Mittelpunkt des turnerischen Lebens“ des BTV bis zur Einweihung des Schmidt-Schneiders-Stadions 1927 (Kösters 2004, S. 15). Die Spiele der BTV-Fußballer fanden in den frühen Jahren auf einem Exerzierplatz auf dem Venusberg statt - vermutlich der auf den historischen Kartenblättern der Preußischen Neuaufnahme (1891-1912) eingezeichnete „Exerzir Pl.“ westlich der heutigen Sigmund-Freud-Straße am Universitätsklinikum Bonn. Die Verwendung von militärischen Übungsplätzen für sportliche Zwecke war seinerzeit durchaus üblich, so dass auch die Nutzung des in den gleichen Karten verzeichneten „Ex. Pl.“ im Bereich Hohe Straße / Im Tannenbusch in Bonn-Tannenbusch oder des zwischen heutiger Nordstraße und Am Römerkastell in Bonn-Castell gelegenen Exerzierfelds denkbar ist (vgl. Kartensicht). Bis zur Unterbindung entsprechender Aktivitäten durch den Rektor der Universität zu Beginn des 20. Jahrhunderts, wurde sogar die gepflegte Wiese des Bonner Hofgartens regelmäßig für Sportveranstaltungen genutzt, darunter auch für Fußballpartien der katholischen Studentenverbindungen Novesia und Bavaria (Kösters 2004, S. 15).
Auf Initiative von Rudolf Weegmann, der inzwischen BTV-Präsident war, stellte die Stadt Bonn schließlich ab 1898 dauerhaft ein Spielfeld „auf dem Kessenicher Feld“ zur Verfügung. Dieser Platz befand sich „in der Schumannstraße, dort wo heute die Elisabeth-Kirche steht“ (Bernard-Custodis-Straße in der Südstadt). Auf diesem „ersten ordentlichen Fußballplatz in Bonn“ wurde am 6. November 1898 das erste Spiel ausgetragen, in dem die Turnvereinigung Düren mit 5:1 geschlagen wurde. Die nahe Gaststätte Schumacher diente als Quartier, hier wurden auch die Tore gelagert, die man zu jedem Spiel trug, auf dem Platz aufstellte und anschließend wieder abbaute. „Umgekleidet wurde sich in den naheliegenden Büschen“, später wurde dafür eine Wellblechbude aufgestellt. Das Bonner Team trat in diesen Jahren unter der Bezeichnung Combinierte Bonner Fußballmannschaft an, da sich die Mannschaft sowohl aus Mitgliedern des Turnvereins wie auch aus Studenten und Gymnasiasten zusammensetzte (ebd., S. 16 und de.wikipedia.org). Nur etwa 300 Meter südlich der vorgenannten Kessenicher Spielfläche hatte der der 1879 gegründete Bonner Eisclub e.V. im Jahr 1889 ein fast 30.000 Quadratmeter großes Grundstück an der Ecke der damaligen Schumann- und Reuterstraße erworben, um es im Winter zum Eislaufen und für Eishockeyspiele und im Sommer für andere Sportarten zu nutzen (Nöller 1999). In den Karten der Preußischen Neuaufnahme sind diese Sportanlagen des Bonner Eisclubs bereits als „Sport-Platz“ am Bonner Talweg in Kessenich eingezeichnet. Der 1905 gegründete Bonner Lawn-Tennis-Verein spielte hier Tennis. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden die Tennisplätze von amerikanischen Einheiten mit Raupenschleppern zerstört, später wurde die Anlage wieder aufgebaut (Nöller 1999, S. 13). Der unmittelbar südlich der Reuterstraße gelegene Sportplatz besteht bis heute und wird von der dort ansässigen Bonner Jugendbegegnungsstätte „Haus der Jugend“ genutzt.
Der 1901 aus dem BTV hervorgegangene Bonner Fußball Verein (BFV) errichtete mit dem 1904 eingeweihten Sportplatz an der Richard-Wagner-Straße eine neue Spielstätte in der heutigen Weststadt. Die BFV-Heimspielstätte war jedoch vom Verein nur gepachtet und so zog der „Akademikerverein aus der vornehmen Südstadt“ ab 1933 für ein paar Jahre in das Schmidt-Schneiders-Stadion des rivalisierenden „Arbeitervereins im Bonner Norden“ Turnverein e.V., Abteilung Turn- und Rasenspiele (kurz TuRa Bonn) um, bis der BFV im Jahr 1938 sein eigenes Stadion an der Dottendorfer Straße beziehen konnte.
Als Ersatz für die bereits seit Anfang des 20. Jahrhunderts genutzten städtischen Sportanlagen in der Gronau, deren Flächen vom Bund für den Ausbau des Parlaments- und Regierungsviertels benötigt wurden, erfolgte 1966 der Beschluss, den vormaligen Jahn-Sportplatz zum Sportpark Nord auszubauen. Dieser ist seit seiner Einweihung 1970 die bedeutendste und zugleich größte Sportanlage in Bonn. Die einstige Bundeshauptstadt ist - zumindest bis heute - die größte deutsche Stadt, aus der noch nie ein Verein in der ersten Fußball-Bundesliga spielte.
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