Über die bereits Ende des 19. Jahrhunderts aktive Fußballabteilung des 1860 gegründeten Bonner Turnvereins (BTV) gilt der 1901 aus dem BTV heraus gegründete BFV - der wiederum Vorgängerverein des 1965 gegründeten Bonner SC ist - als ältester Fußballverein Bonns.
Spielstätten des Bonner Fußball Vereins
Nach Stationen auf einem als Sportplatz genutzten militärischen Exerzierplatz auf dem Venusberg und einem Spielfeld auf dem Kessenicher Feld konnte der BFV im Jahr 1904 seinen Sportplatz an der Richard-Wagner-Straße in der heutigen Weststadt als Heimspielstätte beziehen. Mitte der 1930er-Jahre musste der „Akademikerverein aus der vornehmen Südstadt“ dann für ein paar Jahre in das Schmidt-Schneiders-Stadion (das spätere Poststadion) umziehen, bevor 1938 das vereinseigene Stadion an der Dottendorfer Straße in Gronau fertiggestellt war und bezogen werden konnte.
Diese Sportstätte an der heutigen Mündung der Ollendorfer Straße in die Friedrich-Ebert-Allee musste dann jedoch bereits um 1950 wegen Ausbaus des Parlaments- und Regierungsviertels der provisorischen Bundeshaupt Bonn in der Gronau wieder aufgegeben werden. Die den Jahn-Sportplatz in der Nordstadt nutzenden kleineren Vereine befürchteten deswegen seinerzeit, der „große“ BFV werde diesen übernehmen (GA 1950).
Der BFV und dessen Nachfolger, der 1965 durch Fusion mit der Tura Bonn entstandene Bonner Sport-Club 01/04 e. V. (Bonner SC), nutzen in der Folge letztendlich das Stadion im damaligen Sportpark Gronau als Heimspielstätte. Im Jahr 1970 erfolgte schließlich der Umzug in das Stadion des neuen Bonner Sportparks Nord, das bis heute die Heimspielstätte des SC ist.
Die Lage des BFV-Stadions auf historischen Karten
Das erst einige Jahrzehnte später für das BFV-Stadion genutzte Areal zeigt sich in den zwischen 1836 und 1850 erarbeiteten Karten der Preußischen Uraufnahme an der Ausfallstraße von Bonn nach Koblenz noch gänzlich unbebaut.
In der zwischen 1891 und 1912 erarbeiteten Preußischen Neuaufnahme ist etwa 250 Meter südlich der Gleisstrecke zum Eisenbahntrajekt über den Rhein im Bereich des späteren Stadions lediglich eine Ziegelei mit „Zgl.“ verzeichnet. Auch das auf 1930 datierte Luftbild im Bonner Online-Stadtplan lässt diese Fabrikanlage westlich der heutigen Friedrich-Ebert-Allee (bis 1927 Coblenzer Straße) erkennen (vgl. Kartenansicht und stadtplan.bonn.de).
Die topographischen Karten TK 1936-1945 zeigen das Stadion schließlich als „Sp. Pl.“ mit einer Gesamtfläche von ca. 125 x 180 Meter. Dem Kartenbild nach (dem auch die hiesige Objektgeometrie zugrunde liegt) war die Spielfläche von einer Laufbahn und Tribünen umgeben, so dass hier wohl mit Recht von einem „Stadion“ gesprochen werden kann.
Das zeitlich nächstfolgende Luftbild von 1956 zeigt die Sportstätte bereits nicht mehr - erkennbar sind hingegen größere Bauarbeiten vor Ort, die offenbar mit dem Ausbau des Bonner Regierungsviertels zusammenhängen.
Friedrich-Ebert-Allee (ab 1927) und Dietrich-Eckart-Allee (zwischen 1933 und 1945)
Während der NS-Zeit - also auch während der Zeit des Stadionbaus - war das Teilstück der von Bonn in Richtung Koblenz führenden Straße zwischen der heutigen Heussallee und Godesberg in Dietrich-Eckart-Allee umbenannt. Dies sollte den Publizisten und frühen NS-Ideologen Dietrich Eckart (1868-1923) ehren, der ab 1921 Chefredakteur des „Völkischen Beobachters“ war, dem Parteiorgan der NSDAP. Der fanatische Antisemit Eckart hatte bereits ab 1919 großen Einfluss auf Adolf Hitler und sich u.a. durch beleidigende Angriffe auf den Reichspräsidenten der Weimarer Republik Friedrich Ebert (1871-1925) hervorgetan (www.dhm.de). Nach der Befreiung vom Nationalsozialismus wurde die Benennung der Allee wieder revidiert.
Heute befindet sich auf dem früheren Areal des nur wenige Jahre genutzten BFV-Stadions an der Dottendorfer Straße der 2004 bezogene und durch seine vierflügelige Grundform äußerlich markante Neubau des Bundesamtes für Soziale Sicherung (bis 2019 Bundesversicherungsamt).
(Franz-Josef Knöchel, Digitales Kulturerbe LVR, 2022)
Quellen
- Freundliche Hinweise von Herrn Klaus Rick und Zeitungsartikel des Bonner General-Anzeigers (GA) aus dessen Sammlung, 2022.
- „Jahnplatz gehört den 'Kleinen'“, GA vom 17. November 1950.
Internet
stadtplan.bonn.de: Online-Stadtplan und Straßenverzeichnis der Bundesstadt Bonn, Luftbilder 1930-1956 (abgerufen 09.03.2022)
stadtplan.bonn.de: Straßenverzeichnis, Friedrich-Ebert-Allee (abgerufen 09.03.2022)
www.dhm.de: Biographie Friedrich Ebert (abgerufen 09.03.2022)
www.dhm.de: Biographie Dietrich Eckart (abgerufen 09.03.2022)
ga.de: „Richard-Wagner-Straße - die einstige sportliche Heimat des Bonner FV: 1,10 Mark für einen Tribünenplatz“ (General-Anzeiger vom 05.05.2021, abgerufen 09.03.2022)
de.wikipedia.org: Bonner SC (abgerufen 09.03.2022)