Weinbergslagen im Rheingau

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Fachsicht(en): Kulturlandschaftspflege
  • Blick nach Westen über die Weinlagen Schloss Johannisberg, Geisenheimer Kilzberg und Geisenheimer Kläuserweg (2010).

    Blick nach Westen über die Weinlagen Schloss Johannisberg, Geisenheimer Kilzberg und Geisenheimer Kläuserweg (2010).

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    Barbara Bernard / CC-BY
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  • Weinlage Schloss Johannisberg aus südöstlicher Richtung fotografiert (2010).

    Weinlage Schloss Johannisberg aus südöstlicher Richtung fotografiert (2010).

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Weinbaufläche im Rheingau
Das Weinanbaugebiet Rheingau umfasst heute eine bestockte Fläche von insgesamt 3187 Hektar, wovon 352 Hektar Steillagen (Gefälle 30 %) sind. In früheren Jahrhunderten schwankte der Anteil der Rebflächen an der landwirtschaftlichen Produktion erheblich, abhängig von wirtschaftlichen und sozialen Verhältnissen. Bisweilen überwog der Anteil der Weinberge an der übrigen Flächennutzung derart, dass lebensnotwendige Erzeugnisse, wie beispielsweise Brotgetreide, eingeführt werden mussten.

Unterschiede der Lagen werden erkannt
Ab etwa 1000 n. Chr. wurden erstmals Unterschiede in der Qualität der Weine dokumentiert, ebenso wie die Besonderheiten der Lagen, in denen sie wuchsen. Ein Weinberg war fortan nicht mehr „nur“ ein Weinberg, sondern zeichnete sich durch bestimmte Eigenschaften aus. Die im Laufe der Jahrhunderte zunehmende Differenzierung der Lagen führte dazu, dass Anfang des 20. Jahrhunderts in den 42 Weinbaugemeinden des Rheingaus etwa 1500 Lagennamen verzeichnet wurden. Durch diese Vielzahl wurden kleinste Unterschiede in Hangneigung, Boden oder Ausrichtung bei der Herkunftsangabe berücksichtigt. Mit dem Weingesetz von 1971 wurde die Zahl der Weinlagen deutlich reduziert und viele Einzellagen wurden zusammengefasst. Die Rebfläche verteilt sich heute auf 12 Großlagen mit 118 Einzellagen (Stand: 07/2019).

Bedeutung von Lagennamen
Die Benennung von Lagen ist eine sehr alte Sprach- und Rechtstradition. So kann aus alten Lagennamen etwas über ihre Entstehung und Geschichte abgelesen werden: In der ersten Hälfte des 11. Jahrhunderts wurden von Erzbischof Bardo von Mainz für die Ausweitung des Weinbaus umfangreiche Rodungen im Rüdesheimer Raum vorgenommen. Der Name der bekannten Lage Rüdesheimer Rottland leitet sich von „reuten, rotten, roden“, und damit von der Urbarmachung des Hanges ab. Der zu dieser Zeit auch in die Steillagen des Mittelrheintals ausgedehnte Weinbau lässt sich ebenfalls anhand ihrer Namen ablesen. Weinberglagen mit den Endungen –berg, -helde, und –rod stehen im Zusammenhang mit Steil- und Hanglagen. Flächen mit den Namen Plenter, Plenzer, Proffen oder Setzling weisen auf die Rebzucht hin.

Mauern entlang von Weinbergen
Die räumliche Aufteilung des Besitzes in einem größeren Gebiet half, das Risiko eines Ertragsverlusts durch lokal auftretende Schäden zu senken. Daher war Weinbergsbesitz schon immer stark parzelliert und weit gestreut. Eine komplette Einfriedung von Weinbergen durch Mauern fand aber nur selten statt (beispielsweise beim Steinberg des Klosters Eberbach, dessen Umgrenzung der Zugangskontrolle diente). Außerhalb von Siedlungen dienten Mauern entlang von Weinbergen meist der Verbesserung des Mikroklimas, da durch Steinmauern Kaltluftmassen abgeschirmt und Wärme gespeichert wird. Im Rheingau waren sie daher meist an der Taunuswind-exponierten Nordseite der Weinberge angelegt (wie beispielsweise am Paulinenberg, Dachsberg oder Pfaffenberg).
Mit der Flurbereinigung Mitte des 20. Jahrhunderts wurden viele kleinteilige Parzellen arrondiert, Wege geschaffen, Mauern und Terrassen beseitigt.

Weinbergshäuschen
Weinbergshäuschen waren im Rheingau weniger verbreitet als in anderen Weinanbaugebieten. Sie dienten sowohl als Schutzhäuschen und kleine Materiallager, andere als Heiligenhäuschen bzw. Kapellen. Manche Weinbergshäuschen rahmen Brunnen ein, welche ebenfalls sehr vereinzelt in Weinbergen zu finden sind. Die Weinbergshäuschen, die heute im Rheingau zu sehen sind, sind meist jüngeren Datums.

(Barbara Bernard, Landesamt für Denkmalpflege Hessen, 2020)

Internet
www.rp-darmstadt.hessen.de : Regierungspräsidium Darmstadt - Dezernat Weinbau, Etlville: Kurz-Info Rheingau, Weinbauliche Kenndaten (Stand 31. Juli 2019) (abgerufen: 13.10.2020)

Literatur

Claus, Paul; Staab, Josef (2002)
Weinbergshäuser und -kapellen im Rheingau. In: Beiträge zur Weinkultur, Oestrich-Winkel (Hallgarten).
Söder, Dagmar / Landesamt für Denkmalpflege Hessen (LfDH) (Hrsg.) (2013)
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland, Kulturdenkmäler in Hessen: Rheingau-Taunus-Kreis I. (Altkreis Rheingau). Wiesbaden.

Weinbergslagen im Rheingau

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„Weinbergslagen im Rheingau”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/SWB-323051 (Abgerufen: 6. Dezember 2024)
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