Lohrberger Hang in Frankfurt-Seckbach

Schlagwörter:
Fachsicht(en): Kulturlandschaftspflege
Gemeinde(n): Frankfurt am Main
Kreis(e): Frankfurt am Main
Bundesland: Hessen
Koordinate WGS84 50° 09′ 3,96″ N: 8° 43′ 50,38″ O 50,1511°N: 8,73066°O
Koordinate UTM 32.480.757,83 m: 5.555.465,58 m
Koordinate Gauss/Krüger 3.480.825,00 m: 5.557.248,67 m
  • Blick über die Weinlage Lohrberger Hang in Richtung Frankfurter Innenstadt mit der Skyline (2020).

    Blick über die Weinlage Lohrberger Hang in Richtung Frankfurter Innenstadt mit der Skyline (2020).

    Copyright-Hinweis:
    Landesamt für Denkmalpflege Hessen, Barbara Bernard / CC-BY
    Fotograf/Urheber:
    Barbara Bernard
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  • Die Weinlage Lohrberger Hang in westlicher Richtung fotografiert (2020).

    Die Weinlage Lohrberger Hang in westlicher Richtung fotografiert (2020).

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Weinbau an der östlichsten Grenze des Rheingaus
Auch im Umland von Frankfurt wurde in früheren Jahrhunderten Wein angebaut. Heute gehören viele dieser Orte durch Eingemeindungen zum Frankfurter Stadtgebiet. So gab es beispielsweise am Sachsenhäuser Berg, am Berger Hang, in Seckbach und in Bornheim Wingerte. Der zu Seckbach gehörende Lohrberg ist der letzte verbliebene Weinberg Frankfurts. Gleichzeitig gilt dieser Weinberg, trotz seiner großen Entfernung zu den Weinbaugemeinden des Altkreis Rheingau, als die östlichste Weinlage des Weinanbaugebietes Rheingau.

Weinbau in und um Seckbach
Am Fuße des Lohrbergs liegt Seckbach, ein Staddtteil von Frankfurt im Nordosten der Innenstadt, der im Jahr 1900 eingemeindet wurde. Weinbau ist hier bereits seit dem 9. Jahrhundert belegt. Im Jahre 882, in der zweiten urkundlichen Erwähnung Seckbachs, wird der Anbau von Wein genannt. In den folgenden Jahrhunderten finden sich weitere Angaben über Besitzungen oder Besitzerwechsel von Weingärten, sowie Einkünfte oder Zehntabgaben aus Weinbergen in Urkunden wieder.

Die Ortschaft Seckbach gehörte ab dem 15. Jahrhundert zur Grafschaft Hanau-Münzenberg. Die Hanauischen Landesherren beanspruchten noch bis in das Jahr 1836 den Weinzehnten zu Seckbach und Bergen und ließen die Trauben in der herrschaftlichen Kelter in einem heute noch erhaltenen Fachwerkhaus in der Wilhelmshöher Straße 158 pressen. Zudem führten sie Buch über den Weinbau in ihrem Territorium. Aus einer Statistik der Einwohner und Orte der Grafschaft Hanau geht hervor, dass Seckbach im Jahre 1754 das drittgrößte Weinanbaugebiet der Grafschaft war. Zu diesem Zeitpunkt verfügte die Ortschaft über 442 Morgen Weinberge, was einer Fläche von 110 Hektar entspricht und damit von durchaus beachtlicher Größe war. Größere Weinbauflächen fanden sich in der Grafschaft nur in den Ortschaften Bergen inklusive Enkheim mit 565 Morgen (ca. 140 Hektar) und Hochstadt mit 512 Morgen (ca. 128 Hektar).

Weinbau am Berger Hang, dem Südhang des Berger Rückens an dessen westlicher Verlängerung auch der Lohrberg liegt, war für die angrenzenden Ortschaften von großer wirtschaftlicher Bedeutung. In der Zeit nach 1720 erlebte der hiesige Weinbau seinen Höhepunkt: „Jedes auch nur einigermaßen geeignete Stückchen Land wurde mit Weinreben bepflanzt. Die Weinberge zogen sich von Seckbach bis zur Bischofsheimer Grenze“ (Bolliger o.A.: S. 4). Durch Erbteilung wurden die Weinberge dabei immer kleinteiliger.

Um den Ertrag vor Diebstahl zu sichern, wurden Wingertschützen zur Beaufsichtigung der Weinberge während der Traubenreife aufgestellt. Bei Tag und bei Nacht gingen Männer, zunächst mit Stöcken, später auch mit Feuerwaffen bewaffnet, auf Kontrollgänge durch die Weinberge.

Niedergang des großflächigen Weinbaus im Frankfurter Umland
Einbrüche des Weinbaus erlebte Seckbach nicht zuletzt infolge kriegerischer Auseinandersetzungen. In der Zeit des Siebenjährigen Kriegs (1756-1763) und der Schlacht bei Bergen (1759), wie auch später im Jahre 1813 durch französische und russische Soldaten, wurden die Weinberge in Seckbach und Umgebung schwer beschädigt. Ernten fielen aufgrund von Zerstörungen gering aus.

Nach einer kurzen Phase der Erholung zwischen 1840 und 1850 setzten in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts neue Herausforderungen dem Weinbau zu. Der Echte Mehltau, eine für Weinreben gefährliche Pilzkrankheit, wie auch die aus den USA eingeschleppte Reblaus befielen die Weinberge und breiteten sich immer weiter aus, ohne dass ein Gegenmittel gefunden werden konnte. In letzter Konsequenz mussten die Weinberge gerodet, und die befallenen Rebstöcke verbrannt werden. Zwar sollte der Weinbau durch Neupflanzungen wiederbelebt werden, jedoch suchten immer mehr Winzer ihr Glück in der aufkommenden Industrie in Frankfurt und Offenbach, die bessere Verdienstmöglichkeiten versprach.

Letztlich ging der Weinbau im Frankfurter Umland mit Beginn des 20. Jahrhunderts seinem Ende zu. Auf den aufgegebenen Weinbergen entstanden Obstwiesen, die insbesondere mit Apfelbäumen bestanden waren. Eine Obstbaumzählung im Jahr 1913 ergab, dass Seckbach von allen Frankfurter Gemarkungen die meisten Apfelbäume aufwies. Statt Weintrauben wurden nun Äpfel für den regionaltypischen Apfelwein gekeltert.
Auch der Weinbau am Berger Hang ist nach über tausendjähriger Geschichte gänzlich verschwunden. Er wurde ebenfalls durch Obstbaumkulturen ersetzt, heute ist der Berger Hang Naturschutzgebiet.
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Weinbau am Lohrberger Hang heute
Ein kleiner Rest Frankfurter Weinbaugeschichte ist jedoch am Lohrberger Hang in Seckbach erhalten geblieben.
Der Lohrberg befindet sich fünf Kilometer nordöstlich der Frankfurter Innenstadt, mit seinen 185 Metern Höhe ist er Teil des Berger Rückens. Über ihn verläuft ein Abschnitt der Hohen Straße, eine prähistorische Handelsroute, die bereits seit der jüngeren Steinzeit existierte und bis nach Leipzig führte. Nutzten zu früheren Zeiten Händler, Kaufleute und Heere diese Fernverbindung, so ist sie heute als Teil des Regionalparks RheinMain ein beliebtes Ziel für Radtouren und Wanderungen im Umland von Frankfurt.

Bis zum Reichsdeputationshauptschluss im Jahre 1803 gehörte der Lohrberger Weinberg dem 1246 gegründeten Karmeliterkloster Frankfurt. Mit der Säkularisierung ging der Weinberg in den Besitz der Stadt Frankfurt über. Dies betraf auch Weinberge in Hochheim am Main, die ebenfalls dem Karmeliterkloster gehörten. Dies ist der Grund, weshalb die Stadt Frankfurt über Weinberge in Hochheim verfügt und hier ein städtisches Weingut betreibt. Dieses bewirtschaftet heute den Lohrberger Hang.
Nach dem Niedergang des Weinbaus am Berger Hang und in weiten Teilen Seckbachs, war der Weinberg am Lohrberger Hang der letzte verbliebene Weinberg Frankfurts. Er wurde im Zuge der Anlage des Lohrbergparks zwischen 1924 und 1930 nach den Plänen des Gartenbaudirektors Bromme neu angelegt. Der Park ist ein Kulturdenkmal der Stadt Frankfurt.

Die 1,3 Hektar große Einzellage Lohrberger Hang gehört keiner Großlage an. Sie ist mit Riesling bestockt. Jährlich werden aus dem Weinbergsbesitz der Stadt in Frankfurt und Hochheim etwa 10.000 Flaschen abgefüllt. Der Wein wird meist bei offiziellen Anlässen der Stadt angeboten, kann aber auch unweit des Römers, des Frankfurter Rathauses, in der Limpurger Gasse käuflich erworben werden. Auch auf dem Lohrberg selbst kann der Wein in der Lohrbergschänke probiert werden.
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(Barbara Bernard, Landesamt für Denkmalpflege Hessen, 2020)

Internet
www.de.wikipedia.org: Lohrberger Hang (abgerufen: 11.11.2020)
www.frankfurt.de: Aussichtspunkte: Lohrpark und Lohrberg (abgerufen: 11.11.2020)
www.lagis-hessen.de: Historisches Ortslexikon - Seckbach (abgerufen: 11.11.2020)
www.total-lokal.de: Frankfurt am Main - Bergen Enkheim Bürgerinformation (abgerufen: 11.11.2020)

Literatur

Bolliger, Roland / Kultur- und Geschichtsverein 1954 Frankfurt am Main-Seckbach e.V. (Hrsg.) (o.J.)
Weinbau in Seckbach. o. O.
Kultur- und Geschichtsverein 1954 Frankfurt am Main-Seckbach e.V. (o.J.)
Das Seckbacher Museumsbuch: Weinbau und Apfelwein. o. O.
Kultur- und Geschichtsverein 1954 Frankfurt am Main-Seckbach e.V. (2011)
Landwirtschaft in Seckbach vom 19. Jahrhundert bis zur Gegenwart. Ein Geschichts- und Heimatbuch. o. O.

Lohrberger Hang in Frankfurt-Seckbach

Schlagwörter
Ort
60389 Frankfurt am Main - Seckbach
Gesetzlich geschütztes Kulturdenkmal
Kein
Fachsicht(en)
Kulturlandschaftspflege
Erfassungsmaßstab
i.d.R. 1:5.000 (größer als 1:20.000)
Erfassungsmethode
Literaturauswertung, Geländebegehung/-kartierung
Historischer Zeitraum
Beginn vor 882

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Barbara Bernard: „Lohrberger Hang in Frankfurt-Seckbach”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/KLD-324135 (Abgerufen: 24. April 2024)
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