Spuren des Weinbaus in der Klosterlandschaft Eberbach

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Fachsicht(en): Kulturlandschaftspflege, Landeskunde
  • Kloster Eberbach (Ende des 19. Jahrhunderts)

    Kloster Eberbach (Ende des 19. Jahrhunderts)

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Kloster Eberbach zählt zu einem der bedeutendsten Zisterzienserklöster Deutschlands und ist aufgrund seiner nahezu unveränderten architektonischen Erscheinung ein Kulturdenkmal von europäischem Rang.

Beschreibung
Weinbau
Bedeutende Weinlagen
Rebsorten
Ehemalige Wirtschaftshöfe
Wegeverbindungen

Beschreibung
Der Klosterbezirk liegt zwischen bewaldeten Hügeln im Kisselbachtal. Die abgeschiedene und ruhige Lage des Klosters entsprach den zisterziensischen Vorstellungen. Zu der Klosterlandschaft gehören neben dem Klosterbezirk externe Höfe und Wirtschaftsflächen. Bereits kurz nach der Klostergründung war Eberbach im Besitz von zwölf Grangien, deren Hauptaufgaben Ackerbau, Viehwirtschaft und Weinbau waren. Je nach Lage der Grangien und deren zugehörigen Höfe wurde hauptsächlich einem Wirtschaftszweig nachgegangen.

Während ein Großteil der Erzeugnisse für den Eigengebrauch verwendet wurde und ein reger Warentransport zwischen den Anlagen und Höfen des Klosters herrschte, wurde auch Handel mit verschiedenen Waren betrieben. Neben Tuchen, Wolle, gegerbten Tierhäuten, Holz und landwirtschaftlichen Erzeugnissen wie Getreide und Vieh war der Weinhandel die bedeutendste Einnahmequelle der Zisterzienser. Die Spuren des Eberbacher Weinbaus spiegeln sich heute noch in der Kulturlandschaft wieder. Die Entwicklung des Weinbaus im Rheingau und darüber hinaus wurde wesentlich von den Zisterziensern geprägt.

Neben Wirtschaftsflächen, den ehemaligen Grangien und Wegeverbindungen kann man weitere kulturlandschaftliche Spuren des Zisterzienserklosters Eberbach im Rheingau ablesen.
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Weinbau
Die Agrarwirtschaft der Zisterzienser zeichnete sich durch die eigene Bewirtschaftung der Flächen sowie der nahegelegenen Höfe zur Selbstversorgung von Mönchen und Laienbrüdern des Klosters aus. Die Höfe wurden dabei nicht verpachtet. Der Grundbesitz des Klosters in Eberbach, gemeint ist die landschaftliche Nutzfläche, stammte von den Vorgängern, dem Augustinerorden, der 1116 das Kloster bezog. Der Erzbischof Adalbert I. von Mainz und dessen Nachfolger beschenkten das Kloster reich. Weitere Schenkungen an das Kloster, die dem Seelenheil noch lebender oder verstorbener Familienmitglieder dienen sollten, erweiterten den Besitz. Hinzu kam Landbesitz als Mitgift von Mönchen und Laienbrüdern, die in das Kloster eintraten.

Die Höfe außerhalb des Klosterbezirks bildeten die Grundlage der klösterlichen Wirtschaft. Durch Landtausch und Zukauf konnten die Zisterzienser stets ihren Besitz erweitern und weitere Flächen arrondieren. Durch Rodung von Flächen für den Weinbau war das Kloster Eberbach maßgeblich an der Ausdehnung der Rebflächen im Rheingau beteiligt.

Entgegen des agrarwirtschaftlichen Gedankens der reinen Selbstversorgung der Mönche und Laienbrüder wurden bereits nach kurzer Zeit die ersten Erzeugnisse in den Stadthöfen verkauft. Der wichtigste Stadthof für den Verkauf von Wein in Köln wurde bereits im Jahr 1163 zum ersten Mal erwähnt. Des Weiteren wurden im Güterverzeichnis des Klosters Eberbach, im sogenannten Oculus memoriae von 1211, bereits 430 Weinlagennamen verzeichnet. Die verzeichneten Flurnamen mit –berg, -helde- oder –rod im Namen geben einen Hinweis auf den Landausbau und die Ausbreitung der Hang- und Steillagen. Auch der schwierigen Bewirtschaftung der Steillagenweinberge konnten die Zisterzienser trotzen. Da wo es Mangel an Stallmist als Dünger für die Weinberge gab, konnte Kloster Eberbach aufgrund seiner Viehwirtschaft genügend eigenen Dünger in den Steillagen ausbringen.

Um 1200 verteilte sich der etwa 25.000 Morgen große Grundbesitz auf 205 Ortschaften vom Westerwald bis Worms und von Boppard bis Hanau. Hinzu kommt der Weinstapelplatz in Köln. Im 12. und 13. Jahrhundert konnten Kirche und Adel Wein beziehen ohne ein eigenes Gut zu bewirtschaften. Davon profitierten die regionalen Klöster, darunter auch das Kloster Eberbach, das weiter in Besitz wertvollen Reblandes kam. Dies hatte die Ausweitung des überregionalen Weinhandels zur Folge.

Die andauernde Ausweitung des Weinbaus im Rheingau verdrängte zunehmend andere Landnutzungen, sodass die Kulturlandschaft wesentlich von den Weinbaustrukturen geprägt wurde. Der Weinbau bildete sich als wichtigster Wirtschaftszweig heraus, denn ein Großteil der Bevölkerung war von der Erzeugung und Verarbeitung von Wein abhängig. Das Pachtsystem wurde ausgeweitet und 1498 hatte Kloster Eberbach im Umkreis von Lorch weit über 400 Weinberge verpachtet. Mit genauer Anweisung und Überwachung der notwendigen Arbeiten, die in einem Pachtvertrag mit sechs bis vierzehn Arbeitsgängen vorgeschrieben waren, wurde das Pachtsystem betrieben.

Kloster Eberbach prägte neben dem Kloster Johannisberg den Weinbau im Mittelalter wesentlich. Dabei war Kloster Eberbach führend auf den Gebieten der Arrondierung, der Bodenbearbeitung, der Rebkultur, der Selektion der Rebbestände, der Kellerwirtschaft und dem Weinhandel. Die Zisterzienser erfüllten damit auch eine Vorbildfunktion für die weinbautreibende Bevölkerung. Mit der Säkularisation 1803 endete die Klosterwirtschaft. Heute ist der Weinbaubetrieb rund um Eberbach im Besitz der Hessischen Staatsweingüter.
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Bedeutende Weinlagen
Die im Güterverzeichnis Oculus memoriae von 1211 genannten Lagenamen dienten der Kenntlichmachung von Besitzverhältnissen. Erst im 19. Jahrhundert war es üblich die Weinlagennamen als Herkunftsbezeichnung für Wein zu verwenden. Auch hier bildet Kloster Eberbach eine Ausnahme. Bereits ab 1498 wurden besondere Gewächse (cescentia) mit „steynberg“ und „Eselsfuß“ gekennzeichnet, 1505 mit „greffenberg“ und 1506 mit „Steinberg“, „Eselsfuß“, „Dudelßborn“ und „Santgruben“.

Die Lage Marcobrunn bzw. Marcobrunner in Erbach wurde in Bezug auf die Herkunftsbezeichnung von Wein bereits 1390 genannt und stellt damit eine Besonderheit dar. Schon damals war die Lage mit qualitativ hochwertigen Weinen verbunden.

Die Weinlage Steinberg gilt als „Lieblingsweinberg“ der Eberbacher Mönche. Der klosternahe Weinberg ist durch Arrondierung kleiner Parzellen, die durch Tausch oder Handel erworben wurden, entstanden. Auch Waldstücke und Ödland wurden mit einbezogen und für den Weinbau urbar gemacht. Bereits Anfang des 13. Jahrhunderts hatte der Steinberg seine bis heute erhaltene Ausdehnung erreicht und ist seitdem im Monopolbesitz. Eine Mauer, die 1766 fertiggestellt wurde, umschließt den Weinberg.
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Rebsorten
Über die Rebsorten des Eberbacher Weinbaus ist wenig bekannt. Ein Beleg für den Anbau der Rebsorte Klebrot (Spätburgunder) stammt aus dem Jahr 1476. Allgemein geht man davon aus, dass der ursprünglich aus Frankreich stammende Zisterzienserorden die dort typischen Burgundersorten im Rheingau etablierte. Vermehrt wurden im Rheingau immer schon weiße Rebsorten angebaut.

Im Klosterbezirk wurde ein Demonstrationsweinberg am Spitalberg angelegt. Dort werden eine Vielzahl historisch belegter Rebsorten unter Anwendung verschiedener Anbaumethoden gezeigt. Aktuell wird das Gelände in Zusammenarbeit mit der Universität Geisenheim und dem Verein für Historischen Weinbau im Rheingau neu gestaltet.
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Ehemalige Wirtschaftshöfe
Die als „Grangien“ (Getreidespeicher, Vorratsgebäude) bezeichneten Außenanlagen des Klosters entwickelten sich später zu großen Hofanlagen. Der Landbesitz wurde planmäßig durch Kauf oder Tausch erweitert und Flächen wurden zusammengelegt. Die Grangien wurden meist mit Zäunen, Mauern, Gräben und Torbauten gesichert. Im Oculus memoriae werden 1211 bereits zwölf Grangien genannt, darunter die klosternahen Grangien Neuhof, Draiser Hof, Reichartshäuser Hof, Steinheimer Hof und Mapper Hof. Die Verbindungen des Klosters haben die Kulturlandschaft des Rheingaus im Wesentlichen mitgestaltet.

Die Grangien sind ein Zeugnis der effizienten Bewirtschaftung der Zisterzienser. Sie zeigen eine optimale Hofnutzung auf, die sich durch eine gute Organisation und den kontrollierten Einsatz von verfügbaren Mitteln auszeichnet. Ländereien mit unfruchtbaren Böden wurden abgestoßen und durch den Kauf guter Flächen ersetzt. Zudem spezialisierte man sich bei den Grangien auf die Erzeugung bestimmter Produkte. Die Grangienwirtschaft wurde durch Zehnt-, Zoll- und Abgabeprivilegien bestimmt.
Die Abwicklung der Güter- und Geldbewegung funktionierte und die Versorgung der Außenstellen wurde begünstigt durch den Transport der Waren über den Rhein mit einer fast lückenlosen Zollbefreiung zwischen Worms und Koblenz. Die Stadthöfe dienten der Vermarktung von Erzeugnissen. Wein wurde über ein gut ausgebautes Vertriebsnetz gehandelt. Kloster Eberbach florierte schnell zu einem äußerst lukrativen Unternehmen.
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Wegeverbindungen
Auch der rege Warenverkehr zwischen dem Kloster und den Außenstellen hinterließ seine Spuren in der Kulturlandschaft. Dazu zählen nicht nur die Verbindungen zwischen dem Kloster und den nahegelegenen Grangien, sondern auch die Verbindungen der Höfe untereinander und der Warentransport über den Rhein in die Städte. Die Wegeverbindungen der ehemaligen Klosterlandschaft sind teilweise heute noch vorhanden und werden genutzt. Dabei handelt es sich nicht um Wege, die rein für den Weinbau genutzt wurden, sondern vielfältigen Zwecken dienten.
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(Madeleine Weyand, Landesamt für Denkmalpflege Hessen, 2020)

Literatur

Frenzel, Ralf (Hrsg.) (2017)
Kloster Eberbach. Wiesbaden.
Ministerium für Landwirtschaft, Forsten und Naturschutz Hessen (Hrsg.) (1986)
Eberbach im Rheingau. Zisterzienser - Kultur - Wein. Wiesbaden.
Söder, Dagmar (2007)
Klosterlandschaft Eberbach. Das Kloster Eberbach als Wirtschaftsbetrieb und seine Spuren in der Rheingauer Landschaft. In: Denkmalpflege & Kulturgeschichte 3/2007, S. 34-41. o. O.
Söder, Dagmar / Landesamt für Denkmalpflege Hessen (LfDH) (Hrsg.) (2013)
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland, Kulturdenkmäler in Hessen: Rheingau-Taunus-Kreis I. (Altkreis Rheingau). Wiesbaden.

Spuren des Weinbaus in der Klosterlandschaft Eberbach

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Fachsichten
Kulturlandschaftspflege, Landeskunde

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„Spuren des Weinbaus in der Klosterlandschaft Eberbach”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/SWB-308566 (Abgerufen: 12. Dezember 2024)
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