Siedlungsentwicklung Der ehemalige Wirtschaftshof des Klosters Eberbach wurde 1163 erstmalig als cellarium (Kellerei) erwähnt; wie Reichartshausen war er auch Stapelplatz für den Weintransport auf dem Rhein. Der Name soll sich von Triesch - wasserreiche Stelle - herleiten (andere Deutungen führten ihn wohl fälschlich auf den römischen Personennamen Drusus zurück). Das sumpfige Gelände, eine Schenkung des Mainzer Erzbischofs Markolf von 1141, wurde durch umfangreiche Erdarbeiten bebaubar gemacht und das Areal der Grangie durch Schenkungen und Ankäufe über den gesamten westlich von Eltville gelegenen Gemarkungsbereich erweitert.
Nach Zerstörung im Dreißigjährigen Krieg wurde der Hof neu erbaut. 1803 gelangte er als Schenkung des Fürsten Friedrich August von Nassau-Usingen an den Freiherrn von Gagern, durch den Verkauf 1815 ging der Draiser Hof an den Eltviller Amtskeller Herber. Ein Vertrag von 1818 belegt den Verkauf an den Freiherrn von Bodelschwingh-Plettenberg. Nach der Heirat von Alexander Moritz Freiherr zu Innhausen und Knyphausen mit der Gräfin Wilhelmine von Bodelschwingh-Plettenberg, der Urenkelin von Karl Graf von Bodelschwingh-Plettenberg, ging der Besitz an die Familie des Freiherrn zu Innhausen und Knyphausen über.
Baulichkeiten Der Draiser Hof liegt außerhalb von Eltville, am östlichen Rand von Erbach. Ehemals frei in der Landschaft gelegen, grenzt die Gutsanlage jetzt im Norden und Westen an Neubaugebiete.
Hauptgebäude Das Hofhaus innerhalb des weiträumigen, rechteckigen, von einer Mauer umgebenen Hofes und Gartenbereichs entstand 1727 nach Entwurf des aus Walluf stammenden Eberbacher Klosterarchitekten P. Bernardus Kirn. Es handelt sich um einen schlichten zweigeschossigen Massivbau mit nach einer Seite ganz, nach der anderen halb abgewalmtem Schieferdach mit kleinen Gauben. Zudem lassen sich eine regelmäßige Gliederung in elf Fensterachsen und ein leicht außermittiger Eingang erkennen. Im Inneren der Diele ist ein alter Bodenbelag aus roten und weißen Sandsteinplatten erhalten. Vor dem Haus befinden sich zwei barocke Sockel für Figuren, ehemals Allegorien der vier Jahreszeiten (kriegszerstört), eine davon ist teilweise erhalten und modern ergänzt.
Nebengebäude Westlich des Hauptgebäudes steht eine kleine quadratische Remise mit Walmdach, ein sogenanntes Kohlenhaus, massiv und ebenfalls aus dem 18. Jahrhundert stammend. An der Nordostecke des Grundstückes befindet sich das winkelförmige Kelterhaus aus dem Anfang des 19. Jahrhunderts; der Mittelrisalit war (nach Inventar 1965) früher durch ein Giebeldreieck abgeschlossen. Das Gebäude wurde kürzlich modern umgestaltet. Die übrigen Wirtschaftsgebäude sind jünger.
Grünanlage Das eingefriedete Gutsgelände ist teils parkartig angelegt und teils mit Weinstöcken besetzt. Ein Teich mit Wasserlauf soll noch auf die Ursprungszeit des Hofes zurückgehen.
Bedeutung für die Weinbaugeschichte des Rheingaus Der Draiser Hof ist als ehemalige Grangie des Klosters Eberbach ein historisch bedeutsamer Hof in der Kulturlandschaft des Rheingaus. Da dort schon früh die Flächen für den Weinbau urbar gemacht wurden und aufgrund der Stellung als wichtiger Weinlager- und Umschlagplatz bedingt durch die Lage am Rhein, ist die Weinbaulandschaft rund um den Draiser Hof von hohem Zeugniswert und von großer Bedeutung für die Entwicklung des Weinbaus in der Region. Neben den gängigen Rebsorten Riesling und Spätburgunder werden auf den Flächen des Draiser Hofes auch historische Rebensätze angepflanzt, welche die einstige Vielfalt an Rebsorten und das Anbauverfahren des Gemischten Satzes (mehrere Rebsorten auf einer Fläche, die zum gleichen Zeitpunkt gelesen und zu einem Wein verarbeitet werden) demonstrieren.
(Landesamt für Denkmalpflege Hessen, 2011 / Madeleine Weyand, Landesamt für Denkmalpflege Hessen, 2020)
Kulturlandschaftsschutz auf der kommunalen Ebene. Managementplan für die nachhaltige Entwicklung der Kulturlandschaft des Rheingau-Taunus-Kreises. (Arbeitsheft des Landesamtes für Denkmalpflege Hessen, 22.) Wiesbaden.
Söder, Dagmar (2010)
Klosterlandschaft Eberbach. Das Kloster Eberbach als Wirtschaftsbetrieb und seine Spuren in der Rheingauer Landschaft. In: Meier, Johannes (Hrsg.): Klöster und Landschaft. Das kulturräumliche Erbe der Orden, (Schriftenreihe des Westfälischen Heimatbundes.) S. 39-59. Münster.
Söder, Dagmar / Landesamt für Denkmalpflege Hessen (LfDH) (Hrsg.) (2013)
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland, Kulturdenkmäler in Hessen: Rheingau-Taunus-Kreis I. (Altkreis Rheingau). Wiesbaden.
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