Diersfordt wurde ursprünglich als Wasserburg am Rande eines großen Waldgebietes nordöstlich von Wesel errichtet. 1334 wurde Diersfordt im Rahmen einer Erbpachtangelegenheit als „Dyrsvort“ erstmals erwähnt. 1401 wurde Adolf von Wylich von Graf Dietrich von der Mark mit „dat Huys en dat Guet ter Dyersfoert“ belehnt. Graf Adolf von Kleve übertrug Adolf von Wylich 1418 seinen Zehnten im Bislicher Wald. Das Adelsgeschlecht von Wylich gewann zunehmend an Bedeutung. 1446 wurde das klevische Erbhofmeisteramt Dietrich von Wylich übertragen. Dieses Amt blieb bis 1795 bei den von Wylichs. Schließlich erhob Herzog Johann Wilhelm von Kleve 1498 den Wylicher Besitz zur „Herrlichkeit Diersfordt“. Das Schloss Wylich fiel nach dem Tod des kinderlos gestorbenen Christoph Alexander von Wylich 1831 an die Verwandten seiner zweiten Ehefrau, die Grafen zu Stolberg-Wernigerode.
Während des Achtzigjährigen Krieges zwischen den Niederländischen Generalstaaten und Spanien - der sich auch auf den unteren Niederrhein auswirkte - und des Dreißigjährigen Krieges wurde Diersfordt zerstört und von Johann Hermann von Wylich wieder aufgebaut. 1646 ist in Hausnähe ein „Bungert“ und „Graden“ außerhalb des Burggrabens angelegt worden.
Das große, gemeinnützig genutzte Veen ließ er meliorieren, trockenlegen und planerisch kunstvoll als Garten gestalten. Eine Karte des Landmessers Holtingh zeigt 1680 den Beginn einer Gartenplanung mit Alleen, Teichen, kreuzförmigen Abzweigungen, Kanälen und einem Pavillon. Nach dem Tode von Johann Hermann 1681 wurde das von seinem Sohn Dietrich angekaufte Veen nicht mehr erwähnt. Dietrich von Wylich beschäftigte sich mehr mit der Gestaltung in der unmittelbaren Umgebung des Schlosses.
Von großer Bedeutung für die Entwicklung des Diersfordter Schlosses war Hermann Alexander von Wylich, der am 29.8.1698 als sechstes Kind des Dietrich von Wylich und der Florentine Anna von Wylich, geb. von Spaen (Ringenberg), geboren wurde. Im Alter von 53 Jahren übernahm er 1750 den Besitz Diersfordt von seiner Nichte, der Freifrau Luise Amelie Sophie von Grappendorf, geb. von Wylich, und wurde gemäß der Urkunde vom 23. April 1750 durch König Friedrich II. von Preußen nach dem Tode der Freifrau von Grappendorf mit Haus und Herrlichkeit Diersfordt, der Sahlstatt Flüren und dem Gut Biesenhorst belehnt.
Er widmete sich der Verwaltung seiner Güter, dem Haus Selhem bei Mehr (Kreis Kleve) und dem Gut und Schloss Diersfordt. An seinem Wohnsitz entfaltete er vor allem in seinen letzten Lebensjahren eine rege Bautätigkeit: Er errichtete die Oberförsterei, die alte Schule (mit der Jahreszahl 1776) und die Wohnungen am Schafstall (1773). Schließlich ließ er 1775/76 die Schlosskirche im späten Rokokostil errichten (Bambauer 1994). Die Kirche wurde 1780 von Christoph Herrmann von Wylich fertiggestellt
Christoph Hermann von Wylich widmete sich auch sehr intensiv der Botanik und ließ zahlreiche exotische Bäume pflanzen. Die heutigen überlieferten Garten- und Parkanlagen sind vor allem von ihm beeinflusst worden.
Nach dem Tode von Hermann Alexander von Wylich fand dieser zunächst in den Kellergewölben der Schlosskirche seine letzte Ruhestätte, bis sein Grabmal (das Steinerne Monument) von seinem Neffen und Nachfolger Christoph Alexander von Wylich (1753-1831) im Jahre 1777 auf dem Herrenberg errichtet wurde. Dieses Monument ist nicht nur für die Familiengeschichte der Herren auf Diersfordt wichtig, es zeugt auch von der bauhistorischen Entwicklung Diersfordts, so wie sie noch heute sichtbar ist.
Das Hauptgebäude wurde am 21. Dezember 1928 durch einen Brand bis auf die Grundmauern zerstört und zwischen 1929 und 1931 am gleichen Standort neugebaut. Das Haupthaus wurde allerdings kurz vor dem Ende des Zweiten Weltkrieg im März 1945 wiederum schwer beschädigt und nach dem Krieg wieder aufgebaut. Die zerstörte Schlosskirche wurde 1952 fertiggestellt und zwischen 1967 und 1974 umfassend saniert.
Siegfried Graf von Stolberg-Wernigerode verkaufte das Schloss und das zugehörige Areal 1996/97 an die Familie Beichert. Das Schloss wurde umfassend renoviert. Die Familie nutzt das Hauptgebäude heute als Wohnsitz und betreibt dort ein Hotel.
Bis heute ist die Schlossanlage Diersfordt mit Wirtschaftshof, Rokokokirche, Hauptgebäude, der Gartengestaltung, den Gräben und den Parkanlagen außerhalb des Schlosskomplexes strukturell gut erhalten.
(Peter Burggraaff, Universität Koblenz-Landau, 2012)
Literatur
Bambauer, Klaus (1993)
Aus der Baugeschichte von Schloß Diersfordt im 18. Jahrhundert. In: Mitteilungen aus dem Schloßarchiv Diersfordt und vom Niederrhein, 4, S. 21-34. Diersfordt.
Clemen, Paul (Hrsg.) (1892)
Die Kunstdenkmäler des Kreises Rees. (Die Kunstdenkmäler der Rheinprovinz, Band 2.1.) 17-19, Düsseldorf.
Historischer Arbeitskreis Wesel (Hrsg.) (2003)
Das Schloss zu Diersfordt. In: Mitteilungen aus dem Schloßarchiv Diersfordt und vom Niederrhein, Sonderheft Nr. 2, Wesel.
Quast, Renate / Heimatverein der Herrlichkeit Diersfordt e.V. (Hrsg.) (2006)
Streifzüge durch die Natur- und Kulturgeschichte der alten Herrlichkeit Diersfordt (Wesel). Kulturroute Diersfordter Schlosslandschaft. Wesel.
Willing, Anke (2000)
Entwicklungskonzept für eine Waldlandschaft am Beispiel Diersfordter Wald/Raum Wesel. Analyse und Bewertung des Untersuchungsraumes unter Berücksichtigung des Biotop- und Artenschutzes, der Kulturhistorie und des Landschaftserlebnisses. Entwicklungsziele, Nutzungsempfehlungen, Maßnahmen. ( (Unveröffentlichte Diplomarbeit der Universität / GHS Essen).) Essen.
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