Der Königsdorfer Wald zeigt stellenweise stark vernässte Partien (2020).
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Nicole Schmitz / Landschaftsverband Rheinland
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Der Königsdorfer Wald weist einen hohen Altbaumbestand auf und ist durchzogen von Spazierwegen (2014).
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Der Königsdorfer Wald nimmt die nördlichen Ausläufer des Villerückens auf einer Höhe von 130 Metern über NN ein. Es handelt sich um einen Rest des Ville-Altwaldes mit wertvollem altem Baumbestand, weshalb er heute als Naturschutz- und FFH-Gebiet ausgewiesen ist. Nördlich wird er durch die künstlich aufgeschüttete Tagebauhalde „Glessener Höhe“, östlich durch die Bebauung von Königsdorf, südlich durch die Trasse der Alten Aachener Straße und westlich von der Nord-Süd-Kohlenbahn begrenzt.
Geschichte Die einst geschlossene Bewaldung des Villerückens wurde mit dem Beginn menschlicher Siedlungstätigkeit langsam aufgelöst. Neben dem Bau der Via Belgica zur Zeit des römischen Kaisers Augustus wurde im 9.-12. Jahrhundert durch Waldrodungen Platz für Siedlungen geschaffen (Wolter 2011, S. 278).
Ende des 10./ Anfang des 11. Jahrhunderts gehörte der Wald zu den Besitzungen der Abtei Brauweiler. Deren Mönche bewirtschafteten den Wald systematisch, indem sie die aufgrund des anstehenden Pseudogleys stark vernässten Waldbereiche durch die Anlage von Gräben im Abstand von vier Metern (Rabatten) entwässerten. Der Grabenaushub wurde mit Buchen bepflanzt. „Sie waren der Ursprung der heutigen wertvollen Bestände auf den plateauartigen Flächen“ (Wolter 2011, S. 278). Das in den Gräben gesammelte Wasser leiteten die Mönche in ihre Fischteiche. Auch die Benediktinerinnen des Königsdorfer Klosters besaßen am südlichen Waldrand Fischteiche. Zudem diente der Wald als kurfürstliches Jagdgebiet mit einem entsprechenden Wegenetz (Naturpark Rheinland 2013).
Nach der Säkularisation gelangte der Wald in den Besitz der französischen Forstkonservation und wurde nach dem Wiener Kongress Preußischer Staatswald – eine Voraussetzung für die Erhaltung seines geschlossenen Waldbestandes. Die Königsdorfer Bevölkerung erhielt jedoch Huderechte und durfte entlang der Wege Quarzsand abbauen (Wolter 2011, S. 280f). Diese Sandgruben sind bis heute im Wald nachvollziehbar. Ebenso entwickelte sich der Königsdorfer Wald um 1900 zu einem beliebten Ausflugsziel – so machte es die Bahnverbindung Köln-Aachen möglich, dass am Wochenende viele Kölner den Königsdorfer Wald zur Erholung aufsuchten und sich in zahlreichen Cafés und Restaurants stärkten (Schreiner 2011, S. 548).
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde der Wald Staatsforst des Landes NRW. Zwischen 1955 und 1970 wurde nördlich des Waldes die Glessener Höhe als Außendeponie aus Abraummassen der Tagebaue aufgeschüttet (Wolter 2011, S. 287). An ihrer rekultivierten Hangkante erleichtert die sogenannte „Himmelsleiter“ den Aufstieg auf das landwirtschaftlich genutzte Plateau der 85 m hohen Halde, die sogar über ein Gipfelkreuz verfügt.
Ökologische und kulturlandschaftliche Bedeutung Dank der geschlossenen Besitzerwechsel wurde der Königsdorfer Wald in seinem Zusammenhang erhalten und stellt heute den größten zusammenhängenden naturnahen Laubwald auf der Villehochfläche dar. Es handelt sich um „ein Relikt ehemals weitverbreiteter Waldgesellschaften in der Niederrheinischen Bucht“ (Schutzwürdige Biotope NRW). Aufgrund seines Bestandes an natürlichen, artenreichen Eichen- und Buchenwäldern mit Alt- und Totholzvorkommen sowie den ehemaligen Fischteichen mit temporärer Wasserführung ist er für Vogel-, Amphibien- und Säugetierarten ein wertvoller Lebensraum. Eine ca. 58 ha große Naturwaldzelle im Altbaumbestand wird seit einigen Jahren ihrer natürlichen Entwicklung überlassen, sodass „neue Lebensräume für darauf angewiesene, zumeist gefährdete Arten geschaffen“ werden (Naturpark Rheinland 2013). Heute steht der Wald unter Naturschutz (NSG Königsdorfer Forst) und ist ein FFH-Gebiet (Zenses 2014, S. 15; Schutzwürdige Biotope NRW: Königsdorfer Wald); auch die ehemaligen Fischteiche sind Naturschutzgebiet (Schutzwürdige Biotope NRW: NSG Klosterteiche bei Königsdorf).
Die kulturlandschaftliche Bedeutung des Königsdorfer Forstes liegt in seiner Geschichtlichkeit und den erhaltenen Spuren menschlicher Nutzung seit augusteischer Zeit. Neben der Trasse der Via Belgica und der mansio Heidenburg erzählt er von den Vorgängen der Besiedlung zur Zeit der Waldrodungen und zeigt mit den Relikten zur klösterlichen Holzwirtschaft, den Fischteichen, den Sandgruben sowie dem Quellbereich „Klingelpütz“, wie der Mensch sich den Wald zunutze gemacht hat. Neben seiner ökologischen und Erholungsfunktion ist er somit als wertvolles und hochrepräsentatives Zeugnis verschiedener Zeitschnitte einzustufen.
Hinweis Das Objekt „Königsdorfer Wald“ ist wertgebendes Merkmal des historischen Kulturlandschaftsbereiches Königsdorfer Klosterwald, Glessener Höhe (Kulturlandschaftsbereich Regionalplan Köln 082).
Großkönigsdorf wird Ziel Erholung suchender Kölner. In: Heeg, Egon; Kurth, Axel u. Schreiner, Peter (Hrsg.): Königsdorf im Rheinland. Beiträge zu seiner Geschichte, S. 533-551. Pulheim.
Wolter, Peter J. (2011)
Der Königsdorfer Wald von der Eiszeit bis zur Gegenwart. In: Heeg, Egon; Kurth, Axel u. Schreiner, Peter (Hrsg.): Königsdorf im Rheinland. Beiträge zu seiner Geschichte, S. 277-301. Pulheim.
Zenses, Elisabeth (2014)
Waldlandschaften des Villerückens. In: Erlebnis Kottenforst und Villewald, S. 9-24. Rheinbach.
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