Stadtteil Köln-Lindweiler

Stadtteil 605 im Kölner Stadtbezirk 6 Chorweiler

Schlagwörter:
Fachsicht(en): Kulturlandschaftspflege, Landeskunde
Gemeinde(n): Köln
Kreis(e): Köln
Bundesland: Nordrhein-Westfalen
Koordinate WGS84 51° 00′ 10,69″ N: 6° 53′ 23,35″ O 51,00297°N: 6,88982°O
Koordinate UTM 32.351.945,88 m: 5.652.274,57 m
Koordinate Gauss/Krüger 2.562.502,23 m: 5.652.354,12 m
  • Ausschnitt eines Kupferstichs von Joan Blaeu (1596-1673), die auf 1663 datierte Karte "Descriptio Agri Civitatis Coloniensis" zeigt die Umgebung von Köln.

    Ausschnitt eines Kupferstichs von Joan Blaeu (1596-1673), die auf 1663 datierte Karte "Descriptio Agri Civitatis Coloniensis" zeigt die Umgebung von Köln.

    Copyright-Hinweis:
    Blaeu, Joan / Rheinisches Bildarchiv (gemeinfrei)
    Fotograf/Urheber:
    Joan Blaeu
    Medientyp:
    Bild
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Der linksrheinische Kölner Stadtteil Nr. 605 Lindweiler gehört zum Stadtbezirk 6 Chorweiler. Hier leben heute etwa 3.400 Menschen auf einer Fläche von 1,16 Quadratkilometern; der Erholungsflächenanteil betrug im Jahr 2021 11,9% (www.stadt-koeln.de).
Zählte Lindweiler im Jahr 1990 noch 4.043 Einwohner*innen und 1995 3.946, verringerte sich die Einwohnerzahl seitdem bis heute stetig (de.wikipedia.org). Gezählt wurden 3.487 Einwohner*innen zum 31.12.2009, 3.442 zum 31.12.2017, 3.466 zum 31.12.2019 und zuletzt 3.412 zum 31.12.2021 (www.stadt-koeln.de).

Ortsgeschichte
Ortsbezeichungen und Lage auf historischen Karten
Ortsbild, Infrastruktur und Verkehr
Internet, Literatur

Ortsgeschichte
Der erstmals im Jahr 1276 erwähnte Lindweiler Hof gilt als Keimzelle des heutigen Stadtteils.
Landesherrlich-politisch gehörte das heutige Areal von Lindweiler seit dem Mittelalter über Longerich zum „Amt Hülchrath und Erprath“ des Niederen Kurkölnischen Erzstifts. In seinen Erläuterungen zu der Karte der politischen und administrativen Eintheilung der heutigen preussischen Rheinprovinz für das Jahr 1789 im Geschichtlichen Atlas der Rheinprovinz führt Wilhelm Fabricius die betreffenden Orte im Bereich der Erbvogtei Köln summarisch mit einer Gemarkungsgröße von „ca. 1020 (?)“ Hektar wie folgt auf: „Halbes Dorf Longerich mit d. Bergheimerhöfen, Heimersdorferhöfen, Heckhof, Nüssenbergerhof, Lindweiler (Köln-St.[adt])“. Für das Jahr 1670 wurden hier in Summe 17 Häuser gezählt (Fabricius 1898, S. 77, Nr. 345, vgl. Janssen 2008, S. 13 u. 32, Karte Nr. 121).

Während der Franzosenzeit im Rheinland zwischen 1794 und 1814/15 zählten große Teile der heutigen Stadtbezirke Chorweiler und Nippes zur 1802 begründeten Mairie de Longerich (= Bürgermeisterei), die dann 1815 unter Preußen zur Bürgermeisterei Longerich im damaligen Landkreis Köln wurde (Wilhelm 2008 u. Kisky u.a. 1966, S. 13).
In der Aufstellung der Bürgermeistereien vom 20. April 1816 werden die folgenden damals zur Bürgermeisterei Longerich mit insgesamt 2.229 Einwohnern gehörenden Ortschaften und Wohnplätze genannt: Longerich (mit 394 Bewohnern), Bergheim (40), Butzweiler (3), Heckhof (12), Heimershof (30), Lindweiler (15), Merheim (323), Mauenheim (45), Niehl (796), Nippes (275), Nüsselberg (12), Riehl (173), Volkshoven (101) und Weidenpesch mit 10 Einwohnern (Kisky u.a. 1966, S. 13).
Zusammen mit der Landgemeinde Longerich wurde Lindweiler im Rahmen der „zweiten Grenzveränderung der ersten Eingemeindungsaktion“ zum 1. April 1888 als Stadtteil nach Köln eingemeindet (ebd., S. 20).

„Während der Wirtschaftskrise um 1930 wurde das Gelände zwischen Unnauer Weg, Pescher Weg, Kitschburger Weg und Stallagsweg in Grundstücksgrößen von etwa zwei bis vier Morgen Land aufgeteilt und vom städtischen Liegenschaftsamt an 70 bedürftige Kölner Familien verpachtet. Die Größe der Grundstücke war darauf ausgelegt, dass sich die Familien selbst versorgen konnten.
Das Baumaterial für die Holzhäuser stammte von abgerissenen Militärbaracken des nahegelegenen Flughafens Butzweiler Hof. Es wurde auf Handwagen nach Lindweiler befördert. Anschlüsse an die Strom- und Wasserversorgung waren lange Zeit nicht vorgesehen. …
Auf den verpachteten Grundstücken konnten die Familien bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges Trinkwasser aus eigenen Brunnen fördern. Die Straßen waren noch unbefestigt. Während des Krieges bekam Lindweiler Strom, so dass die Karbidlampen nicht mehr nötig waren. Nach dem Kriegsende erhielt Lindweiler auch einen Anschluss an die Wasserversorgung.
1945 baute die Stadt Köln Steinbaracken, die als Notunterkünfte dienten. Sie sind im Laufe der Jahrzehnte schmucken Wohnhäusern gewichen, welche sich um den Marienberger Hof, das Ortszentrum, gruppieren.“
(www.stadt-koeln.de, Stadtteilinformationen)
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Ortsbezeichungen und Lage auf historischen Karten
In der auf 1663 datierten Karte Descriptio Agri Civitatis Coloniensis der Umgebung von Köln von Joan Blaeu (1596-1673) findet sich im damals offenbar einzig landwirtschaftlich genutzten Areal des heutigen Stadtteils Lindweiler zwischen den Siedlungen „Folchoven“, „Wyler“ und „Esch“ noch nichts verzeichnet (heute Volkhoven/Weiler bzw. Esch/Ausweiler, vgl. Abb.).
In der vorab genannten Rheinprovinz-Karte für das Jahr 1789 von Wilhelm Fabricius (Blatt II, Elberfeld-Essen) findet sich Lindweiler als kleine Siedlung im Bezirk der Erbvogtei eingetragen.

Auf den historischen Karten der Topographischen Aufnahme der Rheinlande (1801-1828) finden sich im südlichen Bereich des heutigen Stadtteils einzig der kleine Weiler „Lingweilerhöfe“ (mit „g“ - der heute noch in Teilen erhaltene Lindweilerhof). Dieser findet sich dann in der zwischen 1836 und 1850 erarbeiteten Preußischen Uraufnahme als gut 8.000 m2 Fläche einnehmende Kleinsiedlung „Lingweiler“ (ebenfalls mit „g“) verzeichnet und dann in gleicher Flächenausdehnung, aber nun mit „d“, als „Lindweiler“ in der Preußischen Neuaufnahme (1891-1912).
Die topographischen Karten TK 1936-1945 zeigen Lindweiler als kreuzförmige Siedlung entlang einer heute nicht mehr vorhandenen Straßenkreuzung im Bereich Pescher Weg / Pingenweg (in West-Ost-Richtung) und Unnauer Weg / Lindweilerweg (in Nord-Süd-Richtung) sowie einer rund 18 Hektar Fläche einnehmenden „Laubenkolonie“ nach Norden hin zwischen den heutigen Straßen Marienburger Weg und Kirburger Weg (die vorab genannte provisorische Steinbaracken-Wohnkolonie aus den beiden Nachkriegszeiten, vgl. Kartenansichten).
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Ortsbild, Infrastruktur und Verkehr
Die Stadt Köln führt anhand der Beispiele des SC Lindweiler, des Bürgervereins Lindweiler e.V. und des Kleingärtnervereins Erbacher Weg an, dass Lindweiler für sein reges Vereinsleben bekannt ist.
„Durch den Generationenwechsel ziehen wieder junge Familien zu und die Bevölkerungszahlen[,] die seit den 1990er Jahren gesunken waren, sinken nicht mehr.“ (www.stadt-koeln.de, Stadtteilinformationen)

Als Akzente im Stadtteil werden von der Stadt Köln die beiden Kirchen angeführt - zum einen die zur katholischen Kirchengemeinde St. Dionysius Longerich gehörende Marienkirche der Schmerzhaften Mutter und zum anderen die zur Gemeinde Köln-Pesch gehörende evangelische Kirche mit der angeschlossenen Begegnungsstätte „Lindweiler Treff“.
Ferner werden genannt das Soziale Zentrum „Lino-Club e.V.“, drei Kindertagestätten, die Gemeinschaftsgrundschule und die seit November 2018 zum Andenken an die tapfere Lehrerin Gertrud Bollenrath (1902-1964) benannte Förderschule mit den Schwerpunkten Lernen sowie emotionale und soziale Entwicklung (beide in der Soldinger Straße), der Marienberger Hof sowie einzelne Geschäfte und Gaststätten.

Köln-Lindweiler ist heute über die S-Bahn-Linie 11 und die in den Nachbarstadtteilen liegenden Haltepunkte Longerich und Volkhovener Weg sowie über mehrere Buslinien an das regionale Nahverkehrsnetz und das Kölner Stadtzentrum angebunden. Nach Osten hin wird der Stadtteil durch die hier mehrgleisige Eisenbahnlinie Köln - Neuss - Krefeld begrenzt, deren von Lindweiler aus nächstgelegene Bahnhöfe sich in Longerich, Chorweiler bzw. Roggendorf befinden.
Der Straßenverkehr ist über die westlich des Stadtteils verlaufende Bundesautobahn A 57 (Auffahrten Chorweiler und Longerich) und das nahe Autobahnkreuz Köln-Nord A 57 / A 1 an die weitere Umgebung angeschlossen.
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(Franz-Josef Knöchel, Digitales Kulturerbe LVR, 2023)

Internet
www.stadt-koeln.de: Stadtteilinformationen Lindweiler (abgerufen 06.06.2023)
www.stadt-koeln.de: Kölner Stadtteilinformationen, Zahlen 2021 (PDF-Datei, 2 MB, abgerufen 06.06.2023)
www.stadt-koeln.de: Kölner Stadtteilinformationen, Zahlen 2019 (PDF-Datei, 2,7 MB, abgerufen 06.06.2023)
www.stadt-koeln.de: Kölner Stadtteilinformationen, Einwohnerzahlen 2017 (PDF-Datei; 1,8 MB, Stand 31.12.2017, abgerufen 06.06.2023)
www.stadt-koeln.de: Kölner Stadtteile in Zahlen, 2. Jahrgang 2010 (PDF-Datei, 1,7 MB, abgerufen 06.06.2023)
www.stadt-koeln.de: Suche in der Denkmalliste Köln (abgerufen 06.06.2023, Inhalt nicht mehr verfügbar 18.01.2024)
www.stadt-koeln.de: Interaktive Denkmalkarte Köln (abgerufen 18.01.2024)
de.wikipedia.org: Lindweiler (abgerufen 06.06.2023)
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Literatur

Fabricius, Wilhelm (1898)
Erläuterungen zum geschichtlichen Atlas der Rheinprovinz. (2 Bände, Nachdruck 1965). Bonn.
Holdt, Ulrike (2008)
Die Entwicklung des Territoriums Berg. (Geschichtlicher Atlas der Rheinlande, V.16.) Bonn.
Janssen, Wilhelm (2008)
Die Entwicklung des Territoriums Kurköln. Rheinisches Erzstift. (Geschichtlicher Atlas der Rheinlande, V.14-15.) Köln.
Kisky, Hans; Köllen, Johann; Steimel, Robert (1966)
Siegel und Wappen, Burgen und Schlösser im Landkreis Köln. Festschrift zum 150jährigen Bestehen am 16. April 1966. Köln-Zollstock.
Wilhelm, Jürgen (Hrsg.) (2008)
Das große Köln-Lexikon. Köln (2. Auflage).

Stadtteil Köln-Lindweiler

Schlagwörter
Ort
50767 Köln - Lindweiler
Fachsicht(en)
Kulturlandschaftspflege, Landeskunde
Erfassungsmaßstab
i.d.R. 1:25.000 (kleiner als 1:20.000)
Erfassungsmethode
Literaturauswertung
Historischer Zeitraum
Beginn vor 1276

Empfohlene Zitierweise

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Empfohlene Zitierweise
„Stadtteil Köln-Lindweiler”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/KLD-345462 (Abgerufen: 6. Mai 2024)
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