Der auf die beiden namensgebenden Orte zurückgehende Kölner Stadtteil Nr. 611 Roggendorf/Thenhoven gehört zum Stadtbezirk 6 Chorweiler. In dem linksrheinischen Stadtteil leben heute etwa 4.500 Menschen auf einer Fläche von 13,76 Quadratkilometern (4.533 Einwohner*innen zum 31.12.2021, bzw. 4.550 zum 31.12.2019, 4.401 zum 31.12.2017 und 3.839 zum 31.12.2009, www.stadt-koeln.de). Der Erholungsflächenanteil betrug im Jahr 2021 5,6 %.
Lage und frühe Ortsgeschichte Der Name des heutigen Kölner Stadtteils geht auf die beiden Orte Roggendorf und Thenhoven zurück. Über viele, teils heute noch landwirtschaftlich betriebenen Höfe, hat der Stadtteil seine ländlich-dörfliche Prägung bewahrt. Seiner Fläche nach ist Roggendorf/Thenhoven heute der zweitgrößte Kölner Stadtteil, seiner Einwohnerzahl nach aber einer der kleineren. Die Siedlung grenzt unmittelbar westlich an den Worringer Bruch, einen schon in vorgeschichtlicher Zeit verlandeten Altarm des Rheins (Straßer 1989). Mitten durch den Ort fließt der Pletschbach, dessen weiterer Verlauf östlich des Stadtteils der hufeisenförmigen Schlinge des Bruchs folgt, bevor er bei Worringen in den Rhein mündet. Der Nordwesten des heutigen Roggendorf/Thenhoven wird vollständig von dem 2004/06 ausgewiesenen und 436 Hektar Fläche umfassenden Naturschutzgebiet „Chorbusch“ eingenommen.
Der Ortsteil Thenhoven geht möglicherweise auf ein im Jahr 948 erwähntes Stift Thiedinhove zurück (Wilhem 2008, S. 446). Über den Verkauf eines Grundstücks an das Kölner Domstift wird 1298 ein Gobelin von Tiedenhoven urkundlich genannt sowie 1306 ein Jakob von Thedinhoven. Roggendorf findet erstmals im 14. Jahrhundert urkundliche Erwähnung. Der Ortsname soll auf das althochdeutsche Wort rocko für die Getreideart Roggen zurückgehen (ebd., S. 379); als andere mögliche Herkunft wird ein Bezug auf den Personennamen Hrocco oder Rocco angeführt (Berger 1993, S. 225).
Roggendorf und Thenhoven auf historischen Karten In der auf 1663 datierten Karte Descriptio Agri Civitatis Coloniensis der Umgebung von Köln von Joan Blaeu (1596-1673) findet sich vor Ort einzig die kleine Siedlung Rockendorff verzeichnet. Die historischen Karten der Topographischen Aufnahme der Rheinlande (1801-1828) zeigen beide Orte am Bletschbach bereits in den heute üblichen Schreibungen: Roggendorf als typisches Straßendorf an der Sinnersdorfer Straße mit einer besiedelten Fläche von etwa 90 Hektar und das Straßendorf Thenhoven entlang der Berrischstraße mit rund 70 Hektar. Die Blätter der zwischen 1836 und 1850 erarbeiteten Preußischen Uraufnahme wie auch die der Preußischen Neuaufnahme (1891-1912) zeigen ein fast unverändertes Bild. Die topographischen Karten TK 1936-1945 lassen dann deutlich das allmähliche Zusammenwachsen beider Orte erkennen (vgl. Kartenansichten).
Beide Orte finden sich in Wilhelm Fabricius' Karte der politischen und administrativen Eintheilung der heutigen preussischen Rheinprovinz für das Jahr 1789 im Geschichtlichen Atlas der Rheinprovinz eingezeichnet. Die Siedlungen werden in den zugehörigen Erläuterungen unter der Herrlichkeit Worringen angeführt, die zum „Amt Hülchrath und Erprath“ des Niederen Kurkölnischen Erzstifts gehörte. Für das Jahr 1670 werden in Roggendorf (Köln-Land) 18 und in Thenhoven (Köln-Land) 19 Häuser gezählt. Die Gemarkungsfläche der Herrlichkeit mit den beiden Orten sowie Worringen, Haus Arff, Bergerhof, Piewipp (Köln-Land) mit weiteren 89 Häusern wird in der Summe mit „c. 2990“ Hektar angegeben (Fabricius 1898, S. 73 u. 78, Nrn. 351 [sic!, wohl 361] und 362; vgl. auch Janssen 2008, S. 32, Nr. 120).
Jüngere Ortsgeschichte Zur Franzosenzeit (1794-1815) war der Hauptort Worringen Sitz der im Arrondissement de Cologne im Département de la Roer eingerichteten Mairie (Bürgermeisterei) Worringen, die dann ab 1816 zusammen mit weiteren 19 ihr zugehörigen Orten zum neu gegründeten preußischen Landkreis Köln (1816-1974) gehörte. Das zunächst in Fühlingen befindliche Bürgermeisteramt wurde zum 23. Oktober 1867 nach Worringen verlegt. In der Aufstellung der Orte des neuen Landkreises Köln vom 20. April 1816 werden für Roggendorf 208 und für Thenhoven 160 Einwohner angeführt (Kisky u.a. 1966, S. 15 u. 18).
Im 19. Jahrhundert bildete die Quettinghofstraße noch die Grenze zwischen Thenhoven (mit ungeraden Hausnummern) und Roggendorf (gerade Nummern), während die beiden Straßendörfer bereits erkennbar zusammenwuchsen. Noch als Doppeldorf wurden Roggendorf und Thenhoven zusammen mit dem größten Teil der seinerzeitigen Landgemeinde Worringen gemeinsam mit den Dörfern Feldkassel, Fühlingen, Kasselberg, Langel, Merkenich, Rheinkassel und Weiler im Rahmen der Vierten Grenzveränderung der dritten Eingemeindungsaktion zum 1. April 1922 in die Domstadt eingemeindet (Kisky u.a. 1966, S. 23). Die beiden Orte erwiesen sich jedoch einzeln als zu klein, um eigene Stadtteile zu bilden, so dass sie zum 1. Januar 1975 im Zuge der kommunalen Gebietsreform des Gesetzes zur Neugliederung der Gemeinden und Kreise des Neugliederungsraumes Köln (so genanntes „Köln-Gesetz“ vom 5. November 1974, vgl. recht.nrw.de) zu einem Stadtteil namens Roggendorf/Thenhoven zusammengefasst wurden. „Eine Zeit lang sollte der Ort nur Thenhoven heißen, aber dagegen haben sich die Roggendorfer vehement gewehrt“, zitiert der Kölner Stadt-Anzeiger noch 2018 eine ältere Anwohnerin (ksta.de).
Heutiges Ortsbild und Verkehrsanbindung Prägend für das Ortsbild ist neben den zahlreichen alten Hofanlagen und einem heute zu Wohnzwecken genutzten ehemaligen Wasserturm aus dem 19. Jahrhundert vor allem die 1866/67 erbaute katholische Ortskirche St. Johann Baptist. Nordwestlich des Ortes befindet sich ein Golfplatz in städtischer Trägerschaft, auf dem die Ausübung des Sports auch ohne die Mitgliedschaft in einem Golfclub möglich ist. Das Barockschloss Arff mit seiner historischen Hofanlage samt großer Scheune und einem umgebenden Landschaftspark wird heute als exklusive Eventlocation betrieben. „Außerhalb des Ortskerns besteht der Stadtteil aus Feldern und dem Chorbusch, einem Waldgebiet an dessen Rand das 1750 bis 1755 erbaute Schloss Arff liegt. Der Stadtteil mit seinen vielen Höfen, die zum Teil heute noch für die Landwirtschaft genutzt werden, hat sich seinen ländlich-dörflichen Charme bewahrt.“ (www.stadt-koeln.de, Roggendorf/Thenhoven).
Erwähnenswert ist noch die Siedlung für Sinti am Pletschbach. Über den vom Rat der Stadt Köln befürworteten Leitgedanken, nicht-seßhafte Sinti-Familien dauerhaft in den Stadtteil zu integrieren, entstand 1974/75 im Fortuinweg eine kleine Siedlung mit 18 festen Wohnhäusern.
In Roggendorf/Thenhoven gibt es ein vielfältiges Vereinswesen, u.a. über mehrere Musik- und Sportvereine. In den Hochzeiten dieses Sports residierten hier zeitweise bis zu 60 Kegelvereine. Seit 1992 beheimatet der Stadtteil mit der als Dachverband gegründeten Schützenbruderschaft St. Johann Baptist den größten Schützenverein der Domstadt. Verkehrstechnisch ist Roggendorf/Thenhoven über mehrere Buslinien an sein Umland und das Kölner Stadtzentrum angebunden; ferner über die S-Bahnen der Linien S 6 und S 11, die den im Stadtteil liegenden „Bahnhof Köln-Worringen“ passieren. Der Straßenverkehr ist über die Auffahrt Worringen an die Bundesautobahnen A 57 angeschlossen.
Duden: Geographische Namen in Deutschland. Herkunft und Bedeutung der Namen von Ländern, Städten, Bergen und Gewässern. (Duden-Taschenbücher, 25.) Mannheim u.a..
Fabricius, Wilhelm (1898)
Erläuterungen zum geschichtlichen Atlas der Rheinprovinz. (2 Bände, Nachdruck 1965). Bonn.
Handbuch der Historischen Stätten Nordrhein-Westfalen. (HbHistSt NRW, Kröners Taschenausgabe, Band 273.) S. 616-617, Stuttgart (3. völlig neu bearbeitete Auflage).
Janssen, Wilhelm (2008)
Die Entwicklung des Territoriums Kurköln. Rheinisches Erzstift. (Geschichtlicher Atlas der Rheinlande, V. 14-15.) Köln.
Kisky, Hans; Köllen, Johann; Steimel, Robert (1966)
Siegel und Wappen, Burgen und Schlösser im Landkreis Köln. Festschrift zum 150jährigen Bestehen am 16. April 1966. Köln-Zollstock.
Straßer, Rudolf (1989)
Veränderungen des Rheinlaufes zwischen Wupper und Düsselmündung seit der Römerzeit. (Geschichtlicher Atlas der Rheinlande, I.6.) Köln.
Wilhelm, Jürgen (Hrsg.) (2008)
Das große Köln-Lexikon. S. 379-380 u. 446, Köln (2. Auflage).
Der hier präsentierte Inhalt steht unter der freien Lizenz CC BY 4.0 (Namensnennung). Die angezeigten Medien unterliegen möglicherweise zusätzlichen urheberrechtlichen Bedingungen, die an diesen ausgewiesen sind.
Möchten Sie dieses Objekt in der Kuladig-App öffnen?
Wir verwenden Cookies
Dies sind zum einen technisch notwendige Cookies,
um die Funktionsfähigkeit der Seiten sicherzustellen. Diesen können Sie nicht widersprechen, wenn
Sie die Seite nutzen möchten. Darüber hinaus verwenden wir Cookies für eine Webanalyse, um die
Nutzbarkeit unserer Seiten zu optimieren, sofern Sie einverstanden sind. Mit Anklicken des Buttons
erklären Sie Ihr Einverständnis. Weitere Informationen finden Sie auf unserer Datenschutzseite.