Der Kölner Stadtteil 609 Chorweiler gehört zum gleichnamigen nördlichsten Kölner Außenstadtbezirk 6 (der einzige von neun Kölner Stadtbezirken, der nicht an die Innenstadt angrenzt). Im erst 1975 im Zuge der kommunalen Neugliederung entstandenen Stadtteil Chorweiler leben heute etwa 13.000 Menschen auf einer Fläche von 1,92 Quadratkilometern (12.986 Einwohner*innen zum 31.12.2009, 13.816 zum 31.12.2015, 13.229 zum 31.12.2017 und 12.841 zum 31.12.2019; nach www.stadt-koeln.de und de.wikipedia.org).
Lage Der von Wald- und Ackerflächen umgebene linksrheinische Stadtteil liegt rund 12 Kilometer vom Kölner Stadtzentrum entfernt. Im Osten wird Chorweiler zum Stadtteil Fühlingen hin durch die auf weiten Strecken römischen bzw. mittelalterlichen Altstraßen folgende Bundestraße B 9 begrenzt, die hier als Neusser Landstraße verläuft. Die weiteren Nachbarstadtteile sind Seeberg im Süden, Volkhoven/Weiler im Westen und im Norden Blumenberg, an das sich wiederum Worringen mit dem Worringer Bruch anschließt. In der auf 1663 datierten Karte Descriptio Agri Civitatis Coloniensis der Umgebung von Köln von Joan Blaeu (1596-1673) findet sich Chorweiler nicht verzeichnet (vgl. Abb.).
Ortsgeschichte Siedlungsspuren für den Bereich von Chorweiler liegen bereits für die germanische Zeit vor. Der Stadtteil als solcher wurde erst 1975 im Zuge der kommunalen Neugliederung gebildet. Der Ortsname Chorweiler entstand dabei aus den Namen des nordwestlich gelegenen Feuchtgebiets Chorbusch und des Ortes Weiler (heute ebenfalls ein Kölner Stadtteil).
Ein gutes halbes Jahrhundert zuvor wurden 1922 unter dem damaligen Oberbürgermeister Konrad Adenauer (1876-1967) im linksrheinischen Kölner Norden ausgedehnte Ländereien als „Landreserven“ nach Köln eingemeindet. Diese Eingemeindung umfasste vor allem die damalige Bürgermeisterei Worringen mit den Dörfern Feldkassel, Fühlingen, Kasselberg, Langel, Merkenich, Rheinkassel, Roggendorf, Thenhoven und Weiler. Die Bürgermeisterei Worringen, zu der der größte Teil des heutigen Stadtbezirks Chorweiler gehörte, ging wiederum auf eine Unterherrschaft im Kurkölnischen Amt Hülchrath zurück (Janssen 2008). Die 1891-1912 entstandenen Karten der Preußischen Neuaufnahme zeigen im Bereich des heutigen Chorweiler lediglich die beiden kleinen Örtchen Volkhoven und Weiler. An diesem Bild hatte sich im Jahrhundert zuvor nichts Wesentliches geändert, wie auch die nochmals älteren Kartenwerke der Topographischen Aufnahme der Rheinlande (Tranchot / von Müffling 1801-1828) und die zwischen 1836 und 1850 erarbeiteten Karten der Preußischen Uraufnahme aufzeigen (vgl. die historischen Karten in der Kartenansicht).
Die Planung einer „Neuen Stadt“ durch Fritz Schumacher Der seinerzeit eigentlich als Baudirektor und Leiter des Hochbauwesens der Freien und Hansestadt Hamburg tätige Architekt und Stadtplaner Friedrich Wilhelm „Fritz“ Schumacher (1869-1947) war auf Wunsch Adenauers ab 1920 für drei Jahre in Hamburg beurlaubt, um in Köln die Umsetzung des von ihm gewonnenen Wettbewerbs zur Umgestaltung der ehemaligen Festungswerke zur Anlage des Grüngürtels und der Lindenthaler Kanäle zu leiten. Als nunmehr Kölner Stadtbaumeister (von 1920 bis 1923) erhielt Schumacher zugleich den Auftrag, einen Generalsiedlungsplan für ganz Köln zu entwickeln. Hierbei entstand sein Entwurf einer „Neuen Stadt“ im Gebiet der kurz zuvor eingemeindeten „Landreserven“ im Kölner Norden. Fritz Schumachers Planungen einer Großwohnsiedlung wurden jedoch erst nach dem Zweiten Weltkrieg verwirklicht.
„Für den Stadtteil Chorweiler waren Wohnhochhäuser und zentrale Einrichtungen geplant. Mit ihrem Bau wurde in der ersten Hälfte der 1960er Jahre begonnen. Um die Hochhäuser befinden sich mehrheitlich Ein-, Zwei- und Mehrfamilienhäuser. Ende der 1960er Jahre bis in die 1980er Jahre wurden in einem zweiten Bauabschnitt im Zentrum bis zu 24-geschossige Wohnblocks gebaut, welche die Skyline der ‚Neuen Stadt‘ prägen.“ (www.stadt-koeln.de) „Wesentliches Gestaltungsprinzip war die Anlage verdichteter Bezirke in Kontrast zu weiten Freiräumen sowie die Trennung von Funktionen und Verkehrsstraßen. … Verantwortlich hierfür waren das neue städtebauliche Leitbild ‚Urbanität durch Dichte‘ sowie Sachzwänge wie der Bau einer U-Bahn-Trasse und die Anlage von Versorgungseinrichtungen, für die eine hohe Einwohnerdichte Voraussetzung ist.“ (Wilhelm 2008)
Chorweiler heute als „Herz der Neuen Stadt“ Der Stadtbezirk Chorweiler wurde 1975 im Rahmen der kommunalen Neugliederung geschaffen. Der gleichzeitig begründete Stadtteil Chorweiler sollte als dessen Zentrum und gleichermaßen das „Herz der Neuen Stadt“ fungieren. Bereits in den 1970er-Jahren geriet Chorweiler jedoch durch Wohnungsleerstände und die Dominanz sozial schwächerer Einwohnergruppen in eine Krise. Diese konnte durch den verstärkten Zuzug ausländischer Arbeitnehmer und durch Strukturprogramme gemildert werden, welche die Wohn- und Verkehrssituation in dem sozialen Brennpunkt verbesserten. Seit den 1970er-Jahren entstanden in Chorweiler Schulen, Kindergärten, Jugendzentren, Spielplätze, Sporteinrichtungen sowie Alten- und Pflegeeinrichtungen. Ferner wurden verkehrsberuhigte Bereiche geschaffen und große Flächen für Freizeit, Erholung und Sport vorgesehen – darunter zahlreiche Kleingärten zwischen Chorweiler-Nord und Fühlingen oder auch der 6,5 Hektar umfassende und nach dem ermordeten schwedischen Ministerpräsidenten benannte Olof-Palme-Park (www.stadt-koeln.de). Chorweiler verfügt daneben über ein Hallenbad, ein Freizeitbad „Aqualand“ und zahlreiche Außensportstätten.
Verkehrstechnisch ist Chorweiler durch Bus, S-Bahn (Linien S 6 und S 11) und die Stadtbahnlinie 15 auf der linksniederrheinischen Strecke gut an das Kölner Stadtzentrum angebunden. Der Straßenverkehr ist über die hier kreuzenden Bundesautobahnen A 1 und A 57 an die weitere Umgebung angeschlossen. Das Zentrum des Stadtteils, in dem zahlreiche Straßen nach europäischen Städten benannt wurden, bildet der mit Hochhäusern umbaute Bereich rund um den Pariser Platz und den Liverpooler Platz. Hier befindet sich das mit über 28.000 Quadratmeter Verkaufsfläche ausgestattete Einkaufscenter „City-Center“ mit etwa 120 Ladenlokalen. Das Stadthaus am Athener Ring und das Bezirksrathaus beherbergen zahlreiche städtische Ämter und Einrichtungen. Seit 1988 befindet sich der Hauptsitz des Bundesamtes für Verfassungsschutz in Chorweiler.
Handbuch der Historischen Stätten Nordrhein-Westfalen. (HbHistSt NRW, Kröners Taschenausgabe, Band 273.) S. 590 ff., Stuttgart (3. völlig neu bearbeitete Auflage).
Janssen, Wilhelm (2008)
Die Entwicklung des Territoriums Kurköln. Rheinisches Erzstift. (Geschichtlicher Atlas der Rheinlande, V. 14-15.) S. 32 u. 48, Köln.
Klein-Meynen, Dieter; Meynen, Henriette; Kierdorf, Alexander (1996)
Kölner Wirtschafts-Architektur von der Gründerzeit bis zum Wiederaufbau. Köln.
Wilhelm, Jürgen (Hrsg.) (2008)
Das große Köln-Lexikon. S. 91-92, Köln (2. Auflage).
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