Stadtteil Köln-Immendorf

Stadtteil 212 im Kölner Stadtbezirk 2 Rodenkirchen

Schlagwörter:
Fachsicht(en): Kulturlandschaftspflege, Landeskunde
Gemeinde(n): Köln, Wesseling
Kreis(e): Köln, Rhein-Erft-Kreis
Bundesland: Nordrhein-Westfalen
Koordinate WGS84 50° 51′ 37,09″ N: 6° 57′ 23,15″ O 50,8603°N: 6,95643°O
Koordinate UTM 32.356.179,58 m: 5.636.279,82 m
Koordinate Gauss/Krüger 2.567.383,57 m: 5.636.541,82 m
  • Ausschnitt eines Kupferstichs von Joan Blaeu (1596-1673), die auf 1663 datierte Karte "Descriptio Agri Civitatis Coloniensis" zeigt die Umgebung von Köln.

    Ausschnitt eines Kupferstichs von Joan Blaeu (1596-1673), die auf 1663 datierte Karte "Descriptio Agri Civitatis Coloniensis" zeigt die Umgebung von Köln.

    Copyright-Hinweis:
    Blaeu, Joan / Rheinisches Bildarchiv (gemeinfrei)
    Fotograf/Urheber:
    Joan Blaeu
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    Bild
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Der Kölner Stadtteil 212 Immendorf gehört zum Stadtbezirk 2 Rodenkirchen. In dem linksrheinischen Stadtteil leben heute etwa 2.000 Menschen auf einer Fläche von 5,20 Quadratkilometern (2.079 Einwohner*innen zum 31.12.2021, bzw. 2.078 zum 31.12.2019, 2.060 zum 31.12.2017 und 2.010 zum 31.12.2009, www.stadt-koeln.de). Der Erholungsflächenanteil betrug im Jahr 2021 0,9 %.

Ortsgeschichte
Darstellung auf historischen Karten
Heutiges Ortsbild
Verkehrsanbindung
Internet, Literatur

Ortsgeschichte
Das an der Uferböschung eines alten Rheinarms gelegene Immendorf war archäologischen Funden zufolge bereits während der römischen und fränkischen Zeit besiedelt. Auf der zu ihrem Umfeld um 13 Meter ansteigenden Anhöhe des so genannten „Heidenbergs“ (der 56 Meter über NN hohe, spätere Standort der Ortskirchen) befand sich wohl ein römischer Wachturm, in dessen Umfeld später fränkische Bauernfamilien siedelten.
Eine erste Kirche soll bereits während einer Brandschatzung durch die Normannen im Jahr 881 zerstört worden sein. Die dem Kölner Severinstift inkorporierte Pfarrei Immendorf, die im Mittelalter der kirchliche Mittelpunkt der Nachbarorte Godorf, Rondorf, Sürth und Weiß war, soll zudem deutlich älter sein, als ihre Nennung im Liber Valoris, dem um 1300 erstellten Eigentums- und Steuerverzeichnis der Diözese Köln (Groten u.a. 2006 und Wilhelm 2008).
Schriftlich wurde der Ort erstmals im Jahr 948 erwähnt - in einer Zehntüberschreibung unter Erzbischof Wichfrid (~900-953, amtierte ab 924) wurden Einkünfte des Orts Iminethorp und seiner Kirche Sankt Severin (später Servatius) „zur Linderung ihrer Armut“ an die Brüder des Kölner Severinstifts übertragen (Groten u.a. 2006). Die entsprechende Urkunde entpuppte sich zwar später als Fälschung des 11. Jahrhundert, der Schenkungsakt als solcher gilt jedoch über andere Belege als plausibel.
Ebenfalls in Immendorf begütert waren die Abteien Groß Sankt Martin und Altenberg (ebd.).

Während des im Mittelalters und bis in die Frühe Neuzeit hinein gehörte das Ortsgebiet zum ältesten Besitzstand des Kurkölnischen Erzstifts im linksrheinischen Amt Brühl. In den Erläuterungen zur Karte der politischen und administrativen Eintheilung der heutigen preussischen Rheinprovinz für das Jahr 1789 im Geschichtlichen Atlas der Rheinprovinz von Wilhelm Fabricius (1898) wird „Immendorf mit Rondorf RS. und Giesdorferhof (Köln-Stadt)“ mit einer Gemarkungsfläche von ca. 760 Hektar und 31 Häusern im Jahr 1670 angeführt (RS = Rittersitz; vgl. Fabricius 1898, S. 62, Nr. 116 und Janssen 2008, S. 30-31, Nr. 129).

Während der Zeit der französischen Besetzung ab 1794 gehörte Immendorf zu der nach ihrem zentralen Ort benannten Mairie (= Bürgermeisterei) Rondorf im Kanton Brühl des Arrondissement Cologne des Département de la Roer. Unter Preußen wurde Immendorf dann als Ort der Bürgermeisterei Rondorf dem zum 20. April 1816 gegründeten Landkreis Köln zugeordnet; zu diesem Datum werden 91 Einwohner angegeben (Kisky u.a. 1966, S. 14).
Zu der nach Ausgemeindungen im Jahr 1888 verbliebenen Landgemeinde Rondorf, deren namensgebender Hauptort ab 1961 Rodenkirchen war, gehörten zuletzt noch die Orte Godorf, Immendorf, Meschenich, Rodenkirchen, Rondorf, Sürth und Weiß. Diese Ortschaften wurden schließlich allesamt zum 1. Januar 1975 im Zuge der Gebietsreform des so genannten „Köln-Gesetzes“ (das Gesetz zur Neugliederung der Gemeinden und Kreise des Neugliederungsraumes Köln vom 5. November 1974) in die Domstadt eingemeindet, während gleichzeitig der Landkreis Köln aufgelöst wurde.
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Darstellung auf historischen Karten
In der auf 1663 datierten Karte Descriptio Agri Civitatis Coloniensis der Umgebung von Köln von Joan Blaeu (1596-1673) findet sich der Bereich des heutigen Stadtteils als kleine Siedlung Emendorff eingezeichnet.
Auf den historischen Karten der Topographischen Aufnahme der Rheinlande (1801-1828) findet sich der Ort mit einer Fläche von rund 6,5 Hektar als Immendorff und in der zwischen 1836 und 1850 erarbeiteten Preußischen Uraufnahme dann als Immendorf. Die heutige Schreibweise weisen nachfolgend auch die Preußische Neuaufnahme (1891-1912) und die topographischen Karten TK 1936-1945 aus (vgl. Kartenansichten).
Eine über den alten Kern des Orts hinausgehende Siedlungstätigkeit ist in den vorgenannten Karten bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts noch nicht erkennbar.

Heutiges Ortsbild
Das Ortsbild von Immendorf wird auch heute noch von den Gebäuden alter Guts- und Bauernhöfe geprägt, auch wenn diese mittlerweile meist nicht mehr landwirtschaftlich bewirtschaftet werden. Der Süden des Stadtteils wird wie auch die benachbarten Orte Godorf und Wesseling über das Kölner Raffineriezentrum mit den dort ansässigen Industriebetrieben geprägt.

„Bis ins frühe 19. Jahrhundert konzentrierte sich die Bebauung von Immendorf ausschließlich entlang der Immendorfer Hauptstraße zwischen Zaunhof und Giesdorfer Allee sowie den ‚Heidenberg'. Ab der Mitte des 19. Jahrhunderts erweitert sich der Ort dann in östlicher Richtung, besonders aber an der Giesdorfer Allee und Berzdorfer Straße. Die Neubaugebiete nach 1945 schließen sich ebenfalls in östlicher Richtung und südlich der Godorfer Straße an den alten Ortskern an.“ (www.stadt-koeln.de, Immendorf)

Nach Westen hin und dabei teils bereits in Meschenich gelegen, befinden sich - je nach Zählung - sieben bzw. acht auf den Kiesabbau zurückgehende Baggerseen, die bis zu fünf Meter tief sind und Wasserflächen von knapp 20 bis hin zu annähernd 200 Hektar einnehmen.
„Insbesondere die nördlichen Baggerseen weisen einen gesunden Bestand an unterschiedlichen Fischen und anderen tierischen Bewohnern auf ... Bis zum Jahr 2010 wurden die Baggerseen zum Teil von den Anwohnern zum Baden und ... für den Angelsport genutzt.“ (de.wikipedia.org)

Die über ihre stattliche Größe das heutige Ortsbild prägende neoromanische Kirche Sankt Servatius mit ihrer dreischiffigen Stufenhalle wurde 1873/74 nach Plänen von August Carl Lange (1834-1882) erbaut. Diese katholische Kirche ersetzte die zuletzt 1841 erweiterte frühromanische Servatuiskirche auf dem eingangs genannten „Heidenberg“, von der Fundamente teils noch im aktuellen Gebäude sichtbar sind. Nach schweren Schäden im Zweiten Weltkrieg konnte die Pfarrkirche zunächst nur notdürftig instand gesetzt werden. Mehrere umfassende Renovierungen erfolgten seit den 1950er-Jahren bis in die 1970er sowie zuletzt nochmals 2005 bis 2006.
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Verkehrsanbindung
Aktuell verbindet die Buslinie 135 der Kölner Verkehrs-Betriebe KVB den Stadtteil Immendorf mit dem Kölner Stadtzentrum. Eine Anbindung an den an den Regionalverkehr der Bahn besteht über den rund 4 Kilometer entfernten Bahnhof Hürth-Kalscheuren der linken Rheinstrecke.
Östlich des Stadtteils verläuft die Bundesautobahn A 555, die von Immendorf über die Auffahrten Godorf und Rodenkirchen erreichbar ist.

(Franz-Josef Knöchel, Digitales Kulturerbe LVR, 2023)

Internet
www.stadt-koeln.de: Stadtteilinformationen Immendorf (abgerufen 20.03.2023)
www.stadt-koeln.de: Kölner Stadtteilinformationen, Zahlen 2021 (PDF-Datei, 2 MB, abgerufen 17.03.2023)
www.stadt-koeln.de: Kölner Stadtteilinformationen, Zahlen 2019 (PDF-Datei, 2,7 MB, abgerufen 17.03.2023)
www.stadt-koeln.de: Kölner Stadtteilinformationen, Einwohnerzahlen 2017 (PDF-Datei; 1,8 MB, Stand 31.12.2017, abgerufen 17.03.2023)
www.stadt-koeln.de: Kölner Stadtteile in Zahlen, 2. Jahrgang 2010 (PDF-Datei, 1,7 MB, abgerufen 17.03.2023)
www.stadt-koeln.de: Suche in der Denkmalliste Köln (abgerufen 17.03.2023, Inhalt nicht mehr verfügbar 18.01.2024)
www.stadt-koeln.de: Interaktive Denkmalkarte Köln (abgerufen 18.01.2024)
de.wikipedia.org: Immendorf (abgerufen 17.03.2023)
www.archinform.de: August Carl Lange (abgerufen 20.03.2023)
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Literatur

Clemen, Paul; Polazek, Ernst / Clemen, Paul (Hrsg.) (1897)
Die Kunstdenkmäler des Landkreises Köln. (Die Kunstdenkmäler der Rheinprovinz, Band 4.1.) S. 150, Düsseldorf.
Fabricius, Wilhelm (1898)
Erläuterungen zum geschichtlichen Atlas der Rheinprovinz. (2 Bände, Nachdruck 1965). Bonn.
Groten, Manfred; Johanek, Peter; Reininghaus, Wilfried; Wensky, Margret / Landschaftsverband Rheinland; Landschaftsverband Westfalen-Lippe (Hrsg.) (2006)
Handbuch der Historischen Stätten Nordrhein-Westfalen. (HbHistSt NRW, Kröners Taschenausgabe, Band 273.) S. 613 ff., Stuttgart (3. völlig neu bearbeitete Auflage).
Janssen, Wilhelm (2008)
Die Entwicklung des Territoriums Kurköln. Rheinisches Erzstift. (Geschichtlicher Atlas der Rheinlande, V.14-15.) Köln.
Kisky, Hans; Köllen, Johann; Steimel, Robert (1966)
Siegel und Wappen, Burgen und Schlösser im Landkreis Köln. Festschrift zum 150jährigen Bestehen am 16. April 1966. Köln-Zollstock.
Wilhelm, Jürgen (Hrsg.) (2008)
Das große Köln-Lexikon. S. 215, Köln (2. Auflage).

Stadtteil Köln-Immendorf

Schlagwörter
Ort
50997 Köln - Immendorf
Fachsicht(en)
Kulturlandschaftspflege, Landeskunde
Erfassungsmaßstab
i.d.R. 1:25.000 (kleiner als 1:20.000)
Erfassungsmethode
Literaturauswertung, Auswertung historischer Karten
Historischer Zeitraum
Beginn vor 948

Empfohlene Zitierweise

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Empfohlene Zitierweise
„Stadtteil Köln-Immendorf”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/KLD-345190 (Abgerufen: 5. Mai 2024)
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